Ulrike Renk - Tage des Lichts

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.090 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sagota.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link





    Ein sehr gut recherchierter historischer Roman

    England 1939. Ruth hat es geschafft, denn sie hat die nötigen Papiere besorgen können, die ihrer Familie die Ausreise nach England ermöglichen. Sie wollen zusammen erreichen, dass die Verwandten auch noch kommen können, doch England erklärt Deutschland den Krieg. Ruth denkt, dass sie in Sicherheit ist. Aber was passiert, wenn die Deutschen England angreifen? Sie tut alles dafür, nach Amerika fliehen zu können. Doch da ist der Krieg, der ihre Pläne zunichte zu machen droht…


    Meine Meinung

    Dies ist der dritte Teil einer, auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte um Ruth Meyer und ihre Familie, einer Jüdin, die zum Glück noch rechtszeitig ausreisen konnte und ihre Familie nachzuholen versuchte. Es ist eine spannende Geschichte über die NS-Zeit und genau wie die Vorgängerbände war auch dieses Buch wieder spannend von Anfang bis zum Ende. Durch den angenehmen Schreibstil war es leicht und flüssig zu lesen und barg auch keine Unklarheiten im Text. Ich habe schnell wieder in die Geschichte hineingefunden, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Auch wenn ich selbst keinen Krieg erlebt habe. Ruths Angst, dass ihre Eltern und ihre Schwester nicht rechtzeitig ausreisen könnten, zumal ihr Vater in Dachau inhaftiert war und nur 24 Stunden Zeit für die Ausreise hatte kann ich sehr gut verstehen. Über ihre Arbeitsgeberin in England war ich wirklich manchmal erbost, denn sie halste Ruth alles auf, was sie selbst nicht machen wollte. Ruth schuftete. Sie tat mir sehr leid. In diesem Buch geht es in der Hauptsache um Ruth, ihre Eltern und ihre Schwester. Ein paarmal gab es auch Kapitel, die sich um den Rest der Familie in Krefeld sowie um die Familie Aretz drehten. Auch diese Kapitel waren sehr interessant und ich kann Herrn Aretz, den es ja wirklich gab, nur bewundern. Ich Nachwort kann man dies auch nachlesen, was mir auch wieder sehr gut gefallen hat. Und am Anfang des Buches gibt es ein Personenverzeichnis. Dies und die Informationen im Nachwort finde ich unbedingt notwendig für einen solchen (historischen) Roman. Dafür danke ich der Autorin, denn es wird nicht immer so gehandhabt. Mich hat dieses Buch gefesselt und mich regelrecht in seinen Bann gezogen. Es hat mir sehr gut gefallen und mich auch genauso gut unterhalten und zum Nachdenken gebracht. Ich bin sehr gespannt, wie es im vierten Band ‚Träume aus Samt‘ weitergehen wird. Von mir eine absolute Leseempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Ruth hat in England alles dafür getan, um ihre Familie zu holen. Sie hat sich um die nötigen Papiere gekümmert und kann nun nichts mehr tun, als abwarten. Obwohl die schwere Arbeit auf dem Hof der Sandersons ihr kaum Zeit lässt, sind ihre Gedanken doch immer bei ihrer Familie. Nur wenige Tage vor Kriegsbeginn kommen ihre Eltern und ihre Schwester Ilse an. Obwohl sie froh sind, dass die Überfahrt noch rechtzeitig geklappt hat, sind da natürlich auch die Sorgen um die anderen Familienmitglieder in Deutschland. Schon kurz darauf muss sich Ruth wieder von ihren Eltern verabschieden, die eine kleine Wohnung in Aussicht haben. Wiedergibt es eine Trennung, die Ruth sehr schwerfällt, aber sie muss ihren Vertrag erfüllen. Die Nachrichten werden immer bedrohlicher und die Angst vor einem Angriff der Deutschen immer stärker. Wird es den Meyers gelingen, eine Passage nach Amerika zu bekommen?

    Dieses Buch ist nun schon der dritte Band um die jüdische Familie Meyer, die mir mit jedem Band mehr ans Herz gewachsen ist. Es ist schrecklich, was ihnen passiert und noch erschreckender ist, wenn man bedenkt, dass die Autorin Ulrike Renk diese Geschichte nach den Tagebüchern der realen Ruth Meyer erzählt.

    Ruth ist siebzehn Jahre alt, als sie ihre Familie verlässt, um sich in England darum zu kümmern, dass ihre Familie auch ausreisen kann. Sie muss bei den Sandersons hart arbeiten. Olivia nutzt sie schamlos aus, aber Freddy ist freundlich und verständnisvoll. Obwohl Ruth Stärke beweist, hat sie auch Angst. Zum Glück gibt es die kleine Jill, die wirklich sonnig ist und Ruth manchmal ablenkt. Bei all dem Schlimmen, was Ruth erleben musste, hat sie aber auch immer wieder Glück und trifft freundliche und hilfsbereite Menschen, wie zum Beispiel die Nebels, die ihr immer wieder helfen, oder die herzliche Daisy, die sich für Ruth einsetzt. Aber Ruth muss leider auch feststellen, dass es Vorurteile und Rassismus überall gibt. Die Gedanken, die Ruth immer wieder durch den Kopf gehen, sollte eine junge Frau in ihrem Alter nicht haben müssen. Aber sie hat so viel Schlimmes erlebt, dass ihr Urvertrauen beschädigt wurde. Ich wünsche ihr, dass es irgendwann wieder zurückkommt, befürchte aber, dass es bei, was sie erlebt hat, kaum möglich ist.

    Zwischendurch gab es auch Einschübe, wie es den anderen in Deutschland ergeht. Da wissen wir mehr als Ruth und ihre Familie, die vergeblich auf Nachricht warten. Aretz ist immer noch für die Familie da. Er und seine Familie sind wirklich tolle mitfühlende Menschen, die aber auch sehr vorsichtig sein müssen.

    Die Geschichte über die Familie Meyer geht einem wirklich sehr nah. Sie haben Haus und Besitz verloren, man hat ihnen die Menschenrechte genommen und auch ihre Heimat. Werden sie sich jemals wieder irgendwo zu Hause fühlen?

    Man sollte meinen, dass die Menschen aus der Vergangenheit gelernt haben. Leider zeigt die Realität, dass es nicht so ist und das ist erschreckend. Umso wichtiger ist es, dass wir uns immer wieder erinnern.


    5ratten

  • Ruth ist vor den Nazis nach England geflohen. Doch das Leben dort auf dem Land ist hart für das Stadtkind. Dennoch lässt Ruth nichts unversucht, um sich einzufinden und auch noch ihre Eltern aus Nazi-Deutschland herzuholen...


    "Tage des Lichts" ist der dritte Band der vierteiligen Saga, um die jüdische Familie von Ruth Meyer, die unter Hitler verfolgt werden. Auch wenn die Autorin die wichtigsten Informationen der Vorbände wiedergibt, würde ich nicht empfehlen dieses Buch ohne Vorkenntnisse zu lesen.

    Doch ansonsten fand ich es spannend Ruth weiter folgen zu können. Das Buch ist weniger aktionsgeladen als die beiden Vorgänger. Ruth findet sich in das Leben auf dem Bauernhof ein. Das ist die eigentliche Geschichte. Für mich ein typischer Zwischenband. Ich kenne den vierten Teil noch nicht, aber ich habe mich beim Lesen teilweise gefragt, ob man die Handlung nicht auch hätte straffen können, um einen Band einzusparen. Ich bin gespannt, wie ich nach der Lektüre von Band 4 denke. Denn doch mancher Längen will ich doch unbedingt wissen, wie die Geschichte nun ausgeht.


    Wenn man nicht unbedingt einen Roman über die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung erwartet, ist es auch nicht uninteressant. Das Leben auf dem Lande und die Sicht auf die britische Außenpolitik ist gut beschrieben. Auch der Holocaust findet Platz, in dem vor allem über Vorurteile, Antisemitismus philosophiert wird, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Außerdem kehren wir auch zu Ruths weiterem Familienkreis zurück und erfahren etwas über das Schicksal der Menschen in Nazi-Deutschland. So gibt es immer mal wieder Abwechslung vom britischen Hofalltag.


    Doch zusammenfassend kam der dritte Band nicht an seine Vorgänger heran.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ulrike Renk: Tage des Lichts. Das Schicksal einer Familie. Seidenstadt-Saga, Band 3, Berlin 2020, Aufbau-Verlag, ISBN 978-3-7466-3566-8, Softcover, 560 Seiten, Format: 13,3 x 4,3 x 20,5 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch erhältlich.


    „Flüchtlinge waren wie Blätter auf einem Teich. Manchmal hatten sie Glück und erreichten das Ufer, manchmal nicht, dann gingen sie unter – sang- und klanglos. Niemand wollte sie haben, manche Staaten nahmen sie nur zähneknirschend auf, andere gar nicht. Dabei wollten sie, die Flüchtlinge, nur eines – leben. Irgendwie. Es sollte ein Grundrecht sein, aber das war es nicht.“ (Seite 514)


    Ich sage es auch beim dritten Band noch mal: Diese Familiengeschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Auch wenn die Autorin sich ein paar dichterische Freiheiten genommen hat: Im Wesentlichen ist das alles so passiert. Und manchmal ist das Leben ungerecht.


    Fürs Erste gerettet!

    Frinton-on-Sea/Essex, England, im Sommer 1939: Mit dem Mut der Verzweiflung, viel Glück und der Hilfe von Freunden und Verwandten hat es die siebzehnjährige jüdische Kaufmannstochter Ruth Meyer geschafft, aus Krefeld herauszukommen und in England eine Stellung als Dienstmagd auf einem Bauernhof zu ergattern. Niemand hat bemerkt, dass sie eigentlich zu jung ist für dieses Programm.


    So. Fürs Erste gerettet! Doch Ruth trägt nicht nur für sich allein die Verantwortung sondern auch für ihre nicht sonderlich praktisch veranlagte Familie in Deutschland: für Eltern, Großeltern, die jüngere Schwester, für die Tante, deren Mann sich schon vor geraumer Zeit nach Palästina abgesetzt hat, und für ihren Vetter Hans. Sie alle will Ruth nach England holen.


    Das klingt zunächst illusorisch, doch mit Hilfe der einflussreichen und gut vernetzten Londoner Politikergattin Edith könnte das tatsächlich gelingen. Die ist zwar ein bisschen undurchsichtig aber sehr verlässlich. In der Vergangenheit hat sie Ruth schon öfter geholfen – und nicht nur ihr.


    Ruths Abhängigkeit wird ausgenutzt

    Ruths Aufenthalt in England – und damit die mögliche Rettung ihrer Familie – ist an den Arbeitsvertrag bei der Familie Sanderson in Frinton-on-Sea gebunden. Wenn sie diesen Job innerhalb eines Jahres verliert, muss sie wieder zurück nach Deutschland. Und so wird aus der privilegierten Gymnasiastin, die selbst in einem Haushalt mit Dienstboten aufgewachsen ist und nur Grundkenntnisse in Haus- und Landwirtschaft hat, über Nacht ein demütiges und hart arbeitendes „Mädchen für alles“.


    Landwirt Freddy Sanderson ist freundlich und geduldig, sogar mit Ruths ausbaufähigen Englischkenntnissen. Töchterchen Jill ist ein Schatz – aber die Frau des Hauses, Olivia, ist eine Spinatwachtel sondergleichen: faul, eitel, launisch, anspruchsvoll und gehässig. Auch wenn sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, hat sie schnell kapiert, dass Ruth ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Sie lässt das Mädchen schuften bis zum Umfallen und lässt ihren Frust an ihr aus. Gut, Olivia, hat sich ein anderes Leben erträumt als das einer Bäuerin in Frinton-on-Sea, aber das dürfte eigentlich nicht zu Ruths Problem werden.


    Traumziel USA

    Ruth Meyer, die in ihrem alten Leben so eigensinnig und streitbar war, hat inzwischen jegliches Selbstvertrauen verloren und lässt sich alle erdenklichen Gemeinheiten bieten. Sie klammert sich an den Gedanken, dass der Spuk ohnehin bald vorüber ist: Wenn ihre Familie sicher in England angekommen ist und wenn sie endlich kündigen darf, dann ist sie hier schneller weg als Olivia gucken kann.


    England soll ohnehin nur eine Zwischenstation für die Meyers sein. Ihr Ziel sind die USA.


    Was wird aus Ruths Familie?

    Aber was ist, wenn England den Deutschen den Krieg erklärt und Ruths Familie gar nicht mehr ausreisen kann? Oder wenn sie’s mit Müh und Not ins Land schaffen und hier dann auch nicht sicher sind, weil die Nazis England angreifen?



    Beklemmende Szenen in Krefeld

    Die Szenen in Krefeld sind sehr beklemmend. Auch weil nun der eine oder andere aus dem Familienclan Entscheidungen bereut, die er aus Liebe, Naivität oder Gründen der Moral getroffen hat. Jetzt wird ihnen klar, dass es gescheiter gewesen wäre, das Land zu verlassen, als das noch relativ leicht möglich gewesen ist.


    Obwohl ich Ruth Meyer-Elcotts Lebensgeschichte in groben Zügen kenne, habe ich beim Lesen mitgefiebert als Ruth wie auf heißen Kohlen saß und um ihre Familie bangte: Werden es ihre Angehörigen rechtzeitig nach England schaffen oder kommt der Krieg dazwischen? Was wird aus Ruths Freunden und Verwandten in Deutschland – oder wohin auch immer sie es inzwischen verschlagen hat? Klappt das mit der Schiffspassage in die USA?



    Unterschwellige Angst

    Es gibt keine große Action in dem Roman. Hier geht es um die Angst und Sorge, die in Ruths hartem Alltag ständig präsent sind. Auch wenn es für Ruth phasenweise ganz gut läuft, brummt immer unterschwellig der Horror mit, ganz egal, was sie gerade macht. Und doch verliert sie nie die Hoffnung. Sie will leben, und sie will ihre Familie retten. Dafür ist sie bereit, so ziemlich alles zu tun.


    Immer wieder dachte ich, Leute, das ist ein Teenager! Das ist doch viel zu viel Verantwortung für so ein junges Mädchen. Jemand sollte sich um sie kümmern, nicht sie sich um den gesamten Familienclan. Aber so war es eben.


    Gruselig sind manche Parallelen zur Gegenwart, die man unweigerlich zieht. Ich frage mich, was Ruth Meyer wohl zu der einen oder anderen aktuellen Entwicklung auf der Welt gesagt hätte.


    Eine neue Heimat?

    Im vierten und letzten Band der Reihe wird Ruth noch einmal ihren Mut und ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen. Ob ihr Wunsch in Erfüllung gehen wird, den sie im vorliegenden Band so sehnsüchtig ausspricht? Ich möchte irgendwann ankommen. Ich möchte eine neue Heimat haben. Einen Ort, an dem ich mich sicher fühle.“ (Seite 400) Ich wünsche es ihr von Herzen.


    Die Autorin

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion. Mehr Informationen zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de.

  • Soweit ich weiß, soll im Herbst 2020 Band 4 erscheinen. Mir haben diese 3 Bände sehr gut gefallen; allerdings gefiel mir die "Ostpreußensaga" noch etwas besser.

    Ulrike Renk ist jedenfalls eine begnadete Schriftstellerin, die ich seit diesen 6 Romanen insgesamt auf dem "Leseradar" behalten werde. :daumen:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)