Charlotte Roth - Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit​​: Michael Ende - Roman eines Lebens

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    Titel: Charlotte Roth - Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit: Michael Ende - Roman eines Lebens

    Autorin: Charlotte Roth


    Allgemein:

    432 S., Eisele Verlag, 2019

    Zitat von Inhaltsangabe Amazon

    Inhaltlich kuratiert von Roman Hocke, langjährigem Freund und Nachbarn Endes

    »Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.« Michael Ende (Momo)

    Michael Ende war eine faszinierende Persönlichkeit, die Welt kaum vorstellbar ohne seine Fantasie. Einzutauchen in diese Vorstellungswelt des Menschen Michael Ende ist das Ziel dieses Romans, der bewusst keine faktenorientierte Biografie sein will, sondern der Versuch, sich den Geheimnissen, die Michael Ende nicht preisgab, ebenso respektvoll wie poetisch zu nähern. Sein Leben, das ein knappes Jahrhundert umfasste, wird mit seinem ganz speziellen Blick auf die Welt beleuchtet, der hinter dem Sichtbaren das Unsichtbare zu erspüren suchte. Geschrieben von Charlotte Roth und inhaltlich kuratiert von Michael-Ende-Kenner Roman Hocke wird dem Innenleben des beliebten Autors auf besondere Weise nachgespürt – in einer Fülle von Bildern, Schauplätzen und Begegnungen, aus der sich das Mosaik seiner ganz eigenen Geschichte zusammenfügt



    Meine Meinung:

    Schon komisch, bevor ich diesen Roman gelesen habe, hatte ich mich noch nie mit Michael Endes Leben beschäftigt. Obwohl mich seine Bücher durch meine Kindheit begleiten und mir sehr viel bedeuten, wusste ich daher praktisch nichts von ihm persönlich.

    Eigentlich lese ich auch eher selten Romanbiografien, da ich im Normalfall eher sachliche Informationen bevorzuge mit klarer Literaturliste. Doch hier erschien mir diese Art der Annäherung passend. Vielleicht auch, weil mir klar

    war, das durch Roths Recherche und ihre Zusammenarbeit mit Endes engem Freund Roman Hocke keine objektive Herangehensweise möglich war. Es ist klar, das hier schon ein ganz bewusster Blickwinkel auf den Autor eingenommen wird. Aber vielleicht auch gerade deshalb. Es geht nicht nur um harte Fakten, sondern auch um eine Gefühlsebene, die sich in Romanform doch sehr viel anders vermitteln lässt. Ein Roman gibt von vorneherein zu, einfach nur ein Blickwinkel zu sein und auch nicht den Anspruch zu haben, die ganze Wahrheit abzubilden.

    Außerdem hatte Roth so einen einzigartigen Tonfall in dem sie Endes Leben langsam nach und nach erzählt. Verschiedene Blickwinkel ergeben sich zu einem Bild. Verschiedene Personen die für ihn eine wichtige Rolle spielten, vor allem seine Eltern, aber auch seine Ehefrauen bilden eines der Puzzleteilchen um sich ihm zu nähern. Und natürlich auch Michael Ende selbst.

    Dieser Tonfall ist manchmal fast so märchenhaft wie Endes Romane (zumindest die, die ich kenne). Es ist der Versuch auch zu vermitteln, wie Endes Kindheit unter Künstlern und voller Geschichten, seinen Blick auf die Welt formten.

    Für mich besonders spannend war aber auch, zu erfahren, welche Schwierigkeiten der Autor zunächst hatte. Mit einem Kinderbuch in den 70er Jahren ernst genommen zu werden, war alles andere als leicht. Im Grunde wurde Literatur für Kinder belächelt. Und obwohl sein Jim Knopf veröffentlicht wurde, zeigt seine Teilung in 2 Bände auch, was man von Kindern als Leser*innen dachte. - Zu dicke Bücher sind nichts für Kinder, sie lesen sowas nicht z.B. Und gleichzeitig nahm er Kinder als Leser*innen ernst, fragte sich ob man Kinder als eben solche nicht unterschätzt.

    Seine innere Unsicherheiten spiegeln sich dabei genauso wieder, wie eine Bindung zu seiner Mutter, die manches mal als recht einengend wirkt. Ich kann mir vorstellen, das es sicher nicht immer einfach war, mit der Familiären Situation umzugehen und gleichzeitig eine eigene Identität als Autor und Mensch zu finden. Sehr spannend fand ich, mit welchen Literarischen Größen (und auch Theatergrößen) er so bekannt war. Das war mir vorher nie klar gewesen. Und auch welche künstlerische Bedeutung Endes Vater hatte, wusste ich bis dahin gar nicht.


    Für mich war dieser Zugang genau das Richtige, denn irgendwie passte dieser manchmal träumerische und eher märchenhafte Zugang zu Werk und Autor gleichermaßen. Gleichzeitig kann ich mir aber gut vorstellen, das er für seine Mitmenschen sicher auch nicht gerade der einfachste Mensch war. Dieser Aspekt bleibt etwas im

    Verborgenen. Man merkt manchmal schon, das hier jemand im Hintergrund (aka Endes Freund Hocke) die Finger mit mit im Spiel hatte. Es ist klar, das damit ein bestimmtes Bild gezeichnet wird und auch so gezeigt werden sollte. Einem Roman kann ich das eher verzeihen (bis zu einem bestimmten Punkt natürlich) als ich das bei einem sachlichen Buch könnte.

    Ich persönlich fand diesen ersten Zugang zu Endes Leben wirklich sehr schön und hätte mir nur hi und da weniger Glättungen gewünscht.


    Von mir gibt es:

    4ratten

  • Das hört sich schön an und wandert direkt auf meine Wunschliste. Ich weiß auch erschreckend wenig über den Mann, der zwei meiner absoluten Lieblingsbücher geschrieben hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Auf meine Wunschliste hatte ich das Buch gleich nach deiner Erwähnung gesetzt, HoldenCaulfield, aber nach der tollen Rezi möchte ich es am Liebsten sofort lesen. Klingt nach einer passenden Umsetzung.

    Deine Aussage, Valentine kann ich übrigens zu 100% unterschreiben, obwohl ich seine Bücher liebe, weiß ich so gut wie gar nichts über Michael Ende.

  • Man merkt manchmal schon, das hier jemand im Hintergrund (aka Endes Freund Hocke) die Finger mit mit im Spiel hatte. Es ist klar, das damit ein bestimmtes Bild gezeichnet wird und auch so gezeigt werden sollte. Einem Roman kann ich das eher verzeihen (bis zu einem bestimmten Punkt natürlich) als ich das bei einem sachlichen Buch könnte.

    Ich persönlich fand diesen ersten Zugang zu Endes Leben wirklich sehr schön und hätte mir nur hi und da weniger Glättungen gewünscht.

    Wenn man das schon mal von vorne herein weiß, kann man solche Glättungen vielleicht zwischen den Zeilen noch besser rauslesen. Danke für die Rezi, das Buch interessiert mich auf jeden Fall auch. Ich hab über Michael Ende schon ab und an ein bisschen recherchiert, meistens im Zusammenhang mit seinen weniger bekannten Büchern, aber was man dann aus solchen Internetseiten rausliest ist ja auch immer nur recht bruchstückhaft.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Firiath

    Ja auf jedenfall. Zu Mal ich gut finde, das es eben auch so kommunizier wird. Also der Roman hat auch gar nicht den Anspruch die absolute Wahrheit zu erzählen und sie werben ja auch damit, das Hocke seine Finger im Spiel hatte. (Um natürlich andererseits wiederum das Buch zu legitimieren *gg*). Von daher find ich das echt ok so.

  • Wandert auch mal auf meinen Leseradarschirm ;)

    Die Autorin mag ich gerne; sie hat sich durch ihre zahlreichen historischen Romane in viele Herzen der Histo-Couchler "eingenistet" - und ihr "Die zwölfte Nacht" muss ich unbedingt noch lesen! Sie ist sehr vielseitig; gerade ist wieder ein neuer Roman von ihr erschienen - viele spielen in Berlin, ihrem Geburtsort (sie lebt in London).

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Sagota

    Ja ich hatte sie auch eher mit ganz andren Romane auf dem Schirm. Und kenne sie noch aus eine Zeit, als sie noch nicht so bekannt war (sie war mal in einem kleinren Forum angemeldet in dem ich früher auch war).

    Aber im Nachwort schreibt Roman Hocke, das er wohl mit Charlotte Roth schon öfter gemeinsame Projekte hatte. Klingt so als ob sie sich also schon länger kennen und es keine reine Auftragsarbeit oder so war.

  • P.S: Holden:

    Falls Du mal wieder in London bist, Charlie (so nannte sie sich selbst auf der HC) ist eine total nette Autorin. Bei Londonbesuchen wäre sogar ein Gläschen Wein drin (wenn sie Zeit hat). Hier ist der Link zu ihrer HP https://charlotte-lyne.com/ ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Die Autorin Charlotte Roth hat sich mit ihrem Werk „Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit“ in ein eher untypisches Genre gewagt. In diesem Buch wird das Leben des bekannten Autors Micheal Ende beleuchtet, wobei Roth von Roman Hocke begleitet wurde, welcher ein Freund von Michael Ende war.



    Klappentext:


    Michael Ende war eine faszinierende Persönlichkeit, die Welt kaum vorstellbar ohne seine Fantasie. Einzutauchen in diese Vorstellungswelt des Menschen Michael Ende ist das Ziel dieses Romans, der bewusst keine faktenorientierte Biografie sein will, sondern der Versuch, sich den Geheimnissen, die Michael Ende nicht preisgab, ebenso respektvoll wie poetisch zu nähern. Sein Leben, das ein knappes Jahrhundert umfasste, wird mit seinem ganz speziellen Blick auf die Welt beleuchtet, der hinter dem Sichtbaren das Unsichtbare zu erspüren suchte. Geschrieben von Charlotte Roth und inhaltlich kuratiert von Michael-Ende-Kenner Roman Hocke wird dem Innenleben des beliebten Autors auf besondere Weise nachgespürt – in einer Fülle von Bildern, Schauplätzen und Begegnungen, aus der sich das Mosaik seiner ganz eigenen Geschichte zusammenfügt.



    Charlotte Roth ist mir vor allem von ihren historischen Romanen unter dem Namen Charlotte Lyne bekannt. Als ich gesehen habe, dass sie ein Buch über Michael Ende geschrieben hat, war ich sofort interessiert. Ich persönlich liebe seine „Die unendliche Geschichte“ und war sehr gespannt, welche Person hinter diesen Büchern steht.


    Die meisten kennen Werke, vor allem Kinderbücher, aus der Feder von Michael Ende. Dennoch habe ich mich nie mit der Person hinter diesen Büchern beschäftigt. Ich habe mich noch nie mit seinem Leben auseinandergesetzt, was ihn geprägt hat oder welche Hürden er meistern musste, wie er zu seinen Ideen gekommen ist. Daher war ich sehr auf diesen Roman gespannt. Ich habe, nachdem ich dieses Buch gelesen habe, auf jeden Fall ein besseres Verständnis für die Person hinter den Büchern bekommen, habe auch besser verstehen können, wie seine Geschichten zu ihm gefunden haben.


    „Die ganze Welt ist eine Geschichte und wir spielen darin mit“ ist keine reine Biographie, dies ist ein Roman über den Autor Michael Ende. Roth versucht in diesem auch, in die Gefühls- und Gedankenwelt von Ende einzutauchen und haucht ihm erneut Leben ein. Es ist eine fiktive Geschichte, in diese auch reale Gegebenheiten eingeflochten werden. Geholfen hat hier ein langjähriger Freund von Ende, sodass man glauben kann, dass manche späteren Gegebenheiten sich auch so abgespielt haben. Man bekommt in diesem Roman einen gelungenen Einblick in das Leben des Autors und lernt auf interessante Weise mehr über sein Schaffen.


    Wie ich es bereits von anderen Büchern aus der Feder von Charlotte Roth gewohnt bin, ist auch dieses Mal der Schreibstil sehr bildgewaltig und lässt sich flüssig lesen. Detailreich wird das Leben von Ende erzählt, teilweise werden viele Details umfangreich beleuchtet. Es gibt ein paar zähe Passagen, durch die ich mich ein wenig hindurch kämpfen musste. Gekonnt lässt die Autorin Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen, sodass ich Michael Ende quasi über die Schulter schauen konnte und ihn auf seinem Lebenswerk begleiten konnte. Zunächst lernt man seinen Vater Edgar Ende kennen, dieser ist Maler und sitzt zu Beginn in einem Zug und hofft an seinem Ziel ein junges Mädchen zu finden. Doch natürlich kommt alles anders als erwartet. In Garmisch lernt er Luise kennen, die beiden finden zueinander. Die beiden haben nicht viel, aber dennoch ist das Leben des jungen Michaels reich an anderen Sachen, sein frühes Leben ist geprägt von fantastischen Geschichten und ein eigensinniges Miteinander. Dieser Roman umfasst die komplette Lebensspanne von Ende – man erfährt einiges über seine Kindheit und Jugend, aber auch als erwachsener Mann. Es ist informativ und ich habe einiges über die Person Michael Ende gelernt. Man begleitet ihn durch diverse Höhen und Tiefen, einige negative Erfahrungen haben ihn geprägt. Besonders der Auszug aus dem bunten Haus in Garmisch hat ihn stark beeinflusst. Er hat sich mit den neuen Gegebenheiten schwer getan. Mir erging es da leider nicht anders. Ich habe mich mit dieser Episode seiner Kindheit ein bisschen meine Schwierigkeiten, hier fehlte mir ein bisschen die Spannung. Dies hätte man meiner Meinung nach vielleicht ein wenig straffen können. Man merkt, dass es bei den Eltern kriselt, dass sie ganz schön aneinander ecken und auch Michael tut sich mit den Gegebenheiten seines Lebens schwer, er findet keinen richtigen Zugang zu anderen Kindern. In seiner Jugend verliert er auch Freunde und muss einige Hürden meistern. Auch wird er durch die Kriegszeit geprägt, sein Vater Edgar wird eingezogen und zusammen mit seiner Mutter müssen sie um ihr überleben kämpfen und für sich selber sorgen.


    Mir hat es auch gefallen, dass Michael Ende in diesem Roman nicht in den Himmel gelobt wird, man lernt auch seine Schattenseiten kennen, als Erwachsener war er bestimmt nicht immer einfach – manche Ansichten zu seinem Leben oder auch zu seinen Werken sind nicht immer komplett nachvollziehbar. Aber dadurch wirkte dieses Buch recht authentisch auf mich.



    Insgesamt hat die Autorin Charlotte Roth mit ihrem Roman „Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit“ ein vielseitiges Werk geschaffen, indem ich viel über das Leben und Schaffen von Michael Ende kennen gelernt habe. Mein Interesse an weiteren Werken aus seiner Feder wurde geweckt. Größtenteils habe ich dieses Buch wirklich genossen, aber es gab ein paar zähe Passagen. Daher möchte ich für diesen Roman 4 Sterne vergeben.


    4ratten