5. Kapitel 9–10: „Familie auf Gedeih und Verderb“ bis „James kauft ein Stück Fleisch“

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 3.789 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von RitaM.

  • Loons, ich meine nicht so was wie im Internet verabreden, um Menschenfleisch zu essen. dieses "Ritual" geschieht in unserer Moral und ist demzufolge nichts, was ich befürworten würde. Da geht es um den "kick". Ich meine, man muss es schaffen aus unserem Moralverständnis herauszugehen. Was unterscheidet Menschenfleisch von Rindfleisch? Unsere Moral. Das geht schon los bei Hundefleisch. Komischerweise regen sich die gleichen Leute darüber auf, die Kalbfleisch oder Lamm essen oder die Kaninchen, die sie selbst aufgezogen haben. Und was das Töten angeht, weil man Fleisch haben will, da dürfte man korrekterweise auch keinen Organspenderausweis ausfüllen. Weißt du wieviel Geschäfte mit Organen gemacht werden? Ich denke dafür wird auch gemordet. Also muss ich dir sagen, dass diese Stelle für mich kein Horror war. Die Menschen waren tot und hätten ansonsten den Aasfressern gehört. Da war das Pilze essen viel grusliger. Richtiger Horror war das Herauswachsen der Pilze aus Nase und Ohren.

  • Der Kannibalismus ist mir zwar aufgefallen, weil es nun einmal ein Thema ist, bei dem man eine Gänsehaut bekommt, aber ich habe ihn als einen Teil des Textes akzeptiert und habe nicht einmal gestockt beim Lesen.

    Da ist das mit dem Pilz schon echt gruseliger, wie Rhea schreibt.


    Habe ich das richtig verstanden, dass der Junge, der in den Riss gesprungen ist, von Ikarei als Fleischtier gehalten wurde? DAS wiedrum finde ich übel. Wenn man in der Driff einen Toten findet und ihn aufisst, ok. Aber extra Menschen in Verschlägen zu halten, um sie zu essen? Ich habe gerade an allen Körperstellen Gänsehaut.


    Rhea Viele Genesungswünsche an deine Tochter!


    ***
    Aeria

  • Loons, ich meine nicht so was wie im Internet verabreden, um Menschenfleisch zu essen.

    Nein, das meinte ich auch nicht. Da geht es, wie du sagst, um den Kick, um den Tabubruch und um abnormes Verhalten.

    Jetzt hab ich doch mal Teile des Wikipedia-Artikels zum Thema gelesen, war interessant. Einige der hier genannten Motive für den rituellen Verzehr von Menschenfleisch hatte ich noch nie gehört. Also, hier Zitat aus Wikipedia-Artikel "Kannibalismus":


    Christian Spiel unterscheidet in seinem Buch Menschen essen Menschen – Die Welt der Kannibalen[1] verschiedene Arten des Kannibalismus nach den Motiven und Anlässen:

    • mythisch begründeter Kannibalismus – in Weltschöpfungsmythen geschilderte Weltschöpfung durch Kannibalismus
    • religiöser Kannibalismus – Körperteil als direkte Opfergabe an die Götter (beispielsweise das Herz bei den Azteken für den Sonnengott, damit die Sonne jeden Tag neu ihren Lauf über den Himmel ausführen kann; der rohe Leichenrest für die Menschen als Omophagie)
    • ritueller Kannibalismus als „Bestattung im Menschen“ – den Geopferten oder den Verstorbenen in sich aufnehmen und so seine Wiederkehr verhindern
    • Pietätskannibalismus – den Verwandten, sei es ein Vorfahre oder ein eigenes Kind, aus Respekt, Liebe oder Trauer würdevoll ehren, aber auch sicher verwahren
    • Angst-Kannibalismus – den getöteten Feind am sichersten denkbaren Ort, in sich selbst, verwahren und so seine Wiederkehr verhindern
    • magischer Kannibalismus – Vorstellung, dass Eigenschaften wie Kraft und Mut vom Opfer durch Verzehren auf den Esser übergehen
    • justizieller oder Gerichts-Kannibalismus – das Verspeisen von Verurteilten oder das Trinken ihres Blutes
    • Kannibalismus zu Ernährungszwecken in extremen Notlagen
    • Kannibalismus als sexueller Fetischismus

    Nicht in den Blick genommen hat er den in Europa weit verbreitet gewesenen medizinischen Kannibalismus.(Zitat Ende)


    Also muss ich dir sagen, dass diese Stelle für mich kein Horror war. Die Menschen waren tot und hätten ansonsten den Aasfressern gehört. Da war das Pilze essen viel grusliger. Richtiger Horror war das Herauswachsen der Pilze aus Nase und Ohren.

    Das ist gut. Bei dieser Art Horror hab ich keine Hemmungen, deutlich zu werden!


    Habe ich das richtig verstanden, dass der Junge, der in den Riss gesprungen ist, von Ikarei als Fleischtier gehalten wurde? DAS wiedrum finde ich übel. Wenn man in der Driff einen Toten findet und ihn aufisst, ok. Aber extra Menschen in Verschlägen zu halten, um sie zu essen? Ich habe gerade an allen Körperstellen Gänsehaut.

    Ja, so war es gemeint. Und da muss ich auch schnell „wegdenken“. Andererseits ist das, wenn man einmal die Hemmung verloren hat, für die Leute von Ikarei nur eine logische Handlung: Allgemeiner Nahrungsmangel, ein Überangebot von Menschen plus der Wille, so viel Geld wie möglich zu machen. Wie sie damit Geschäfte machen, wird ja später noch angedeutet.

  • Ja, der Artikel zeigt doch deutlich, wie unterschiedliche Moral eben auch einen unterschiedlichen Blick auf die Singe hat.

    Pietätskannibalismus – den Verwandten, sei es ein Vorfahre oder ein eigenes Kind, aus Respekt, Liebe oder Trauer würdevoll ehren, aber auch sicher verwahren

    Das kannte ich auch noch nicht so, aber es ist das Konträrste zu unseren Auffassungen und ich frage mich, ob wir nicht die alten Mythen auch zu sehr unter unserer Lupe haben. Wie oft isst Zeus seine Kinder. Irgendwie interessant, dass dieses Thema doch oft auftaucht.

    Obowohl es dann in unsere Kultur gewachsen ist und die schlimmste Rache an jemandem war, ihm sein Kind vorzusetzen (mein als Kind schlimmstes Märchen hieß "Butterbauchsuppe")

  • Ein wirklich sehr interessanter Artikel! Ich kannte bisher nur den Kannibalismus zu rituellen Zwecken und den gestörter Persönlichkeiten. Mal von dem aus reinem Hunger abgesehen. Vielen Dank für die Info!