Jasmin Schreiber - Marianengraben

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.213 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yanni.

  • Jasmin Schreiber - Marianengraben


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Gebundene Ausgabe: 253 Seiten

    Verlag: Eichborn (28. Februar 2020)

    ISBN-13: 978-3847900429

    Preis: 20,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Wunderbare Gratwanderung zwischen Weinen und Lachen


    Inhalt:

    Paula hat der Tod ihres kleinen Bruders Tim vollkommen aus der Bahn geworfen. Bei einer skurrilen Begegnung auf dem Friedhof lernt sie den viel älteren Helmut kennen, der mit dem Tod und seiner Trauer ganz anders umgeht als Paula. Unversehens finden sich die beiden auf einem Roadtrip wieder, der manche Überraschung für Paula bereithält.


    Meine Meinung:

    Der Marianengraben steht für die tiefe Depression, in der die Protagonistin Paula steckt. Er ist über 11.000 Meter tief. Das erste Kapitel trägt die Überschrift „11000“, jedes weitere eine kleinere Zahl, bis zum Kapitel „0“ - gleichbedeutend mit dem Auftauchen aus der Tiefe und Wiedereintritt ins Leben. Dieses Bild fand ich einfach genial und besonders.


    Wir erleben die Geschichte aus Paulas Ich-Perspektive. So kann man sich perfekt in diese tieftraurige junge Frau hineinversetzen und ihre Gefühle nachempfinden. In Zwiegesprächen mit ihrem toten Bruder erinnert Paula sich an viele besondere Szenen in ihrer beider Leben, Szenen, die sie nie wieder mit Tim erleben kann. Trotzdem schafft Jasmin Schreiber es durch einen herrlich leichten Schreibstil, dass man von all diesen traurigen Gedanken nicht heruntergezogen wird.


    Auch die Figur des Helmut trägt ihren Teil dazu bei, dass dieser Roman nicht nur traurig, sondern auch witzig ist. Dieser schrullige alte Herr ist schon ein Phänomen. Er hat seine ganz eigenen Ansichten und seinen Pragmatismus, womit Paula sich arrangieren muss. Nach anfänglicher Ablehnung auf beiden Seiten entsteht schließlich eine erstaunlich enge Beziehung zwischen ihnen, von der sowohl Paula als auch Helmut profitieren.


    „Marianengraben“ hat mich sehr stark berührt, aber auch gut unterhalten. Ich habe jede einzelne Seite des Romans genossen, schwankte ständig zwischen Weinen und Lachen und war stets gespannt, was weiter passieren würde. Am Ende konnte ich das Buch mit einem zufriedenen Lächeln zuklappen.


    ACHTUNG TRIGGERWARNUNG (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):


    dizius, sberk


    ★★★★★

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Wenn dich ein Roman wie ein Bus überfährt...


    Eher zufällig bin ich über dieses Buch gestolpert und ich bin froh, dass es diesen Zufall gab, denn ich bin regelrecht überwältigt.


    In der Geschichte geht es um Paula, die ihren Bruder Tim verloren hat und damit so gar nicht umgehen kann. Sie steckt tief in ihrer Depression fest und ein Ausweg scheint nicht in Sicht. Doch dann trifft sie zufällig auf Helmut und vielleicht ist da doch noch etwas Hoffnung...


    Die Hauptakteurin Paula fungiert als Ich- Erzählerin, weshalb man ihre Gedanken und Gefühle sehr intensiv zu spüren bekommt, was ich sehr mochte. Paula ist eine Figur mit Ecken und Kanten, was sie sehr real erscheinen lässt. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen, da ich vor einigen Jahren ebenfalls einen Verlust durchstehen musste und dadurch auch abgerutscht bin. Ihr vieles Weinen empfand ich als tröstlich, denn oft kann man das in den schweren Phasen ja gar nicht. Die Darstellung der Depressionssymptome spiegelten genau das wieder was ich durchlebt habe und es hat mich sehr aufgemuntert und beruhigt, dass man nicht die Einzige ist, der es so geht.


    Helmut als schrulliger alter Herr hat mich ein ums andere Mal schmunzeln lassen. Trotz seiner grimmigen Art muss man ihn einfach gern haben, denn letztendlich steckt auch in ihm ein weicher Kern.

    Richtig magisch fand ich, dass die beiden Hauptfiguren so viel gemeinsam haben und sich deswegen dann so gut verstehen und sich aus diesem Grund gegenseitig Halt geben können.


    Als tierlieber Mensch konnten mich natürlich auch Judy und Lutz direkt für sich einnehmen.

    Der Road- Trip ist amüsant und spannend dargestellt. Auch hier geht eben nicht alles immer glatt.


    Ich mochte, dass die Kapitelüberschriften die Entfernung vom Marianengraben sind, denn erst steckt Paula richtig tief drin und kommt nur langsam aus dem Schlamassel raus.


    Die Schreibe der Autorin hat sich so angenehm lesen lassen, dass ich den Roman regelrecht inhaliert habe. Ehrlich gesagt hätte ich noch ewig weiterlesen können.


    Das Ende war dann eine kleine Überraschung und hat mich sehr glücklich zurückgelassen.


    Fazit: Selten habe ich so ein perfektes Buch gelesen, dessen Lektüre mich so begeistert und mitgenommen hat. Für mich ein Lesehighlight 2020. Must- Read!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Trauer um einen geliebten Menschen kann so tief sein wie der Marianengraben. Auch Paula ist sehr deprimiert, weil ihr Bruder Tim bei einem Schwimmunfall gestorben ist und sie gibt sich die Schuld daran. Ihre Gedanken kreisen seit zwei Jahren ständig um das Vorgefallene. Sie kann das Grab von Tim tagsüber einfach nicht besuchen, weil sie niemandem begegnen will, daher versucht sie es auf Anraten ihres Therapeuten nachts. Dabei begegnet sie dem alten schrulligen Helmut, der die Urne seiner Gefährtin aus dem Grab holen will. Durch Helmut fasst Paula wieder Lebenswillen und dann machen sich die beiden auf eine Reise in die Alpen. Die Gespräche mit Helmut verändern Paulas Leben.


    Es ist eine sehr emotionale Geschichte. Sie ist traurig und mutmachend; sie bringt einen zum Weinen, aber auch zum Lachen.


    Die Charaktere sind wirklich liebevoll und glaubhaft gezeichnet. Man kann gut mit Paula und Helmut mitfühlen. Ihre Reise läuft nicht immer glatt. Obwohl die beiden vom Alter her sehr unterschiedlich sind, haben sie auch Gemeinsamkeiten. Die beiden tun einander gut.


    Ich habe diese berührende Geschichte sehr gerne gelesen.


    5ratten

  • DNF bei Kapitel 88 von 134.


    Es war einfach nicht meine Tasse Tee. Ich verstand nicht, warum die beiden sich überhaupt miteinander abgeben oder warum sie auf einem Roadtrip sind, oder warum ich ihnen dabei zulesen muss. Das war mal komplett nichtssagend.

  • Mich hat dieses Erstlingswerk der Autorin auch begeistert, wenn auch mit einem kleinen Abzug, da mir Helmuts Part manchmal doch etwas zu skurril gezeichnet war.


    Für eine nicht betroffene Person, empfand ich den depressiven Zustand von Paula gut beschrieben. Sie schien vor dem Tod des kleinen, wesentlich jüngeren Bruders, bereits etwas introvertiert zu sein. Zu ihm hatte sie einen heißen Draht und sein Tod stürzte sie eine bodenlose Tiefe, die sie mit dem Marianengraben assoziierte. Sie fühlte sich schuldig an seinem Tod, obwohl sie nicht einem anwesend war oder eben gerade deswegen.


    Bei einem nächtlichen Besuch auf dem Friedhof lernt sie Helmut kennen. Der will die Urne einer Freundin ausgraben, was mit Paulas Hilfe auch gelingt. Ein Zwischenfall auf der Flucht vor den Friedhofsgärtnern nötigt Helmut Paula mit nach Hause zu nehmen. Innerhalb kurzer Zeit wird aus den beiden unterschiedlichen Menschen, die so viele Gemeinsamkeiten haben, und einem eigenwilligen Hund eine Reisegruppe auf den Weg in die Alpen.


    Die Dialoge von Paula und ihrem Bruder, die immer wieder aus der Erinnerung auftauchen, sind so voller Liebe und Verbundenheit. Während die Gespräche mit Helmut manchmal eher schroff sind, an die Substanz gehen, Paula fordern.

    Man schwankt zwischen lachen und traurig sein. Allerdings hatte ich nie das Gefühl in der traurigen Stimmung zu verharren.


    Die Kapitel beginnen am Grund des Marianengrabens, bei 11000 Meter, und tauchen von Kapitel zu Kapitel höher, zurück aus den Tiefen.


    Eine sehr schöne und positive Geschichte.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: