Madeline Miller - Das Lied des Achill/The Song of Achilles

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.237 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Achill wiird ein schon als kleinem Junge eine große Zukunft vorher bestimmt. Als Halbgott soll er der beste Krieger aller Zeiten werden. Nur darauf konzentriert sich sein Leben. Alle Jungen und Mädchen umgarnen ihn, doch er interessiert sich vor allem für Patroklos, einem in Ungnade gefallenen Prinzen, einem Außenseiter.


    Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber auf jeden Fall nicht einen solchen einfühlsamen Roman. Wahrscheinlich bin ich von einer Art historischen Roman, der im antiken Griechenland spielt, ausgegangen. Doch auch wenn der Roman das Leben des Achills zum Thema hat, ist dieses Buch für mich vor allem eins: eine wunderschöne Liebesgeschichte. Durch die Annahme, dass es die alten griechischen Götter tatsächlich gibt und diese auch in das Geschehen auf der Erde eingreifen, war für mich auch schnell ein historischer Roman mehr oder weniger ausgeschlossen.


    Die Autorin erschafft uns zwei konträre Charaktere: Achill, der wendige Kämpfer, ein Halbgott, von allen verehrt. Und Patroklos, ein Denker, tollpatschig, ein Außenseiter. Dennoch nähern die beiden sich an und aus Freundschaft wird bald mehr, so dass der Roman nicht nur irgendein Liebesroman zwischen Mann und Frau ist, sondern zur queeren Literatur gezählt werden kann. Wie natürlich die beiden miteinander umgehen, wie vertraut sie sich begegnen, liebevoll und ohne Spielchen, Intrigen, Unklarheiten etc. ist sehr schön zu lesen. Trotzdem wartet das Buch mit einer großen Spannung auf, die nur am Anfang darauf baut, wie sich die Beziehung zwischen den Beiden entwickelt. Vielmehr schafft die Autorin einen Plot, indem die Liebenden gemeinsam durch dick und dünn gehen müssen. Wie sie dabei immer zueinanderstehen und füreinander einstehen... so stelle ich mir einen lesenswerten Liebesroman vor!

    Der "historische" Plott, die Saga rund um Achill und die Schlacht von Troja waren dabei für mich das Sahnehäubchen. Ich habe eine Schwäche für solche Themen und diese Geschichte wurde schön und plastisch erzählt. Es war keine x-beliebige Nacherzählung, die schlecht umgesetzt war. Miller hat einen wunderbaren Schreibstil.


    Somit war das Buch für mich ein Lesevergnügen durch und durch!

  • Ich habe jetzt eine Rezension gelesen, die nicht so begeistert war, weil die ganze Historie mit Troja und so der Liebesgeschichte untergeordnet wird. Aber auch sie hat zugegeben, dass es ansonsten eine sehr romantische, schön geschriebene Liebesgeschichte ist. Also ich glaube, der Aspekt unter dem man das Buch liest, ist recht wesentlich. Aber ich bin gespannt, wie du es finden wirst.

  • Danke für deine Einschätzung! Das ist ja immer so eine Sache mit der Erwartungshaltung. Ich mag einfach den Stoff rund um Achilles. Deshalb wurde ich neugierig auf das Buch. Außerdem muss ich zugeben, das mich Circe z.B üüüberhaupt nicht interessiert, ich aber trotzdem neugierig auf die Autorin war.

  • Ich habe das Buch erst vor zwei Wochen gelesen und darauf gewartet, dass es auf Deutsch erscheint, damit ich mich darüber austauschen kann. Gelesen habe ich die russische Übersetzung. Das Buch ist ein echtes HC-Schmuckstück, Beweisfoto.


    Vorsicht, HoldenCaulfield , mir hat es sehr gut gefallen! :teufel:

    Es ist eine wirklich schöne und wunderbar erzählte Geschichte von Liebe und Krieg und Erwachsenwerden. Ich hätte es nicht unter "Liebesromane" eingeordnet, sondern eher unter Fantasy wegen der Götter. Aber eigentlich passt es in keine Kategorie so richtig.


    Die Geschichte des Trojanischen Krieges kenne ich überwiegend aus Dan Simmons' "Ilium" und hatte daher ständig den simmons'schen Achilles vor Augen, fussschnell, aufbrausend und hohlköpfig. Es war einige Anstrengung nötig, um die beiden Bilder im Kopf voneinander zu trennen.

    Besonders gut getroffen fand ich Thetis, die Mutter von Achilles, und die einzige Figur im Buch, bei deren Auftauchen man immer eine Gänsehaut bekommt.


    5ratten


    ***

    Aeria

  • Hm, der Verlag hat es u.a. in Liebesroman einsortiert. Und Belletristik. Daran habe ich mich orientiert. Aber ja, das Buch in eine Schublade zu stecken, finde ich auch schwierig.


    Thetis war wirklich ein spannender Charakter. Auch ein wenig undurchsichtig. Sowas mag ich.

  • Mich hat der Roman ja eher enttäuscht. Der Anfang hat mir noch gut gefallen und man muss der Autorin zugute halten, dass sie etwas neues geschaffen hat und keine plumpe Nacherzählung.

    Mit der Zeit war ich aber zunehmend genervt von Patroclus, der für meinen Geschmack viel zu viel Zeit damit verbringt, sich auszumalen wie perfekt Achill nicht ist.

    Auch fand ich die Charaktere etwas flach; ich habe da nichts zwischen den beiden gespürt, außer dass immer wieder betont wurde, welch große Liebe das sein soll. Achill als Charakter blieb mir ziemlich fremd, Patroclus war für mich fast ein unreliable narrator, der sein Objekt der Begierde durch eine jahrelange rosarote Brille betrachtet.


    Thetis hat mir als Charakter auch gefallen, aber der große Fokus auf die Liebesgeschichte, die ich persönlich viel zu rührselig fand, hat mir irgendwann das Interesse genommen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Mich hat das Buch gefesselt. Es war vor allem der Erzählstil. Die sehr persönliche Perspektive des Patroklos, aus der es erzählt wird, und die Sprache, die so ganz unspektakulär und unaufgeregt ist. Es geht um den Menschen Achill, nicht um den Götter-Sohn und nicht um den Helden. Es geht um den liebenden Achill, den Lautenspieler, den, der gerne manchmal ein anderer wäre.

    Die Autorin erschafft uns zwei konträre Charaktere: Achill, der wendige Kämpfer, ein Halbgott, von allen verehrt. Und Patroklos, ein Denker, tollpatschig, ein Außenseiter.

    Ich empfand ja beide als Außenseiter. Achill benimmt sich nie, als würde er irgendwo dazu gehören. Alle verehren ihn. Aber dennoch ist er alleine. Bis Patroklos kommt. Mir hat gefallen, wie die Autorin eine Geschichte vom Heranwachsen zweier Jungen und vom Wachsen einer Liebe beschreibt. Gefühlvoll ohne ein Gramm Kitsch.


    Die Geschichte des Trojanischen Krieges kenne ich überwiegend aus Dan Simmons' "Ilium" und hatte daher ständig den simmons'schen Achilles vor Augen, fussschnell, aufbrausend und hohlköpfig. Es war einige Anstrengung nötig, um die beiden Bilder im Kopf voneinander zu trennen.

    Ich empfehle noch die Trilogie von David Gemmell über Troja. Da werden auch ein paar Helden-Bilder auf Vordermann gebracht bzw. durcheinander gewirbelt. Gerade das war es auch an dieser Geschichte, was mich gereizt hat - auch an Circe. (Und gerade auch an der Arthus-Trilogie von Cornwell.) Das hier ausgetretene Pfade verlassen wurden, um den mythischen Figuren eine realistische Vita zu geben.



    P.S Noch eine Empfehlung, wer Heldensagas mal neu erzählt schätzt. "Die Nebel des Morgens" von Viola Alvarez. Eines meiner Lieblingsbücher.

    :lesen:





  • Nach seiner Verbannung lebt Patroklos am Hof von König Peleus, wo er auf dessen Sohn Achill trifft, der sofort eine gewisse Faszination auf ihn ausübt. Doch für einen Verbannten ist der Prinz unerreichbar. Patroklos fasziniert alles an Achill, sein Aussehen, sein Wesen und sogar seine Art zu kämpfen und auch Patroklos ist Achill nicht ganz gleichgültig.


    Die Autorin zeichnet das Bild eines jungen unbeschwerten Mannes, den seine Bestimmung in die Rolle einer tödlichen Waffe zwingt, was ihm allerdings lieber ist als ein langes Leben als Niemand. Heute sind die Likes und Follower auf Instagram wichtig und damals zählte der Ruhm, der im Krieg gewonnen wurde, der dich in den Augen der Menschen zu etwas Besonderem macht. Achill erfüllt seine Bestimmung und wird im Kampf ein göttlicher Held. Doch bei Patroklos ist er einfach nur ein junger Mann.


    Die Grundidee, Patroklos und Achill als Liebespaar anzulegen hat mir sehr gut gefallen. Doch leider plätschert die Geschichte vor sich hin und es kam selten richtige Lesefreude auf.


    Ich hatte vielleicht einfach zu viel erwartet, denn die sprachliche Finesse von „Ich bin Circe“ konnte ich hier nicht finden.


    Nachdem mich „Ich bin Circe“ begeistert hat, wollte ich natürlich auch dieses Buch von Madeline Miller gerne lesen. Man merkt jedoch deutlich, dass die Geschichte rund um Achill einige Jahre vorher geschrieben wurde und die Autorin seitdem eine enorme Weiterentwicklung gemacht hat.


    Fazit: Vor sich hinplätschernde Geschichte, die in der griechischen Sagenwelt angesiedelt ist.


    3ratten

  • Die Grundidee, Patroklos und Achill als Liebespaar anzulegen hat mir sehr gut gefallen. Doch leider plätschert die Geschichte vor sich hin und es kam selten richtige Lesefreude auf.


    Ich hatte vielleicht einfach zu viel erwartet, denn die sprachliche Finesse von „Ich bin Circe“ konnte ich hier nicht finden.

    Ich habe ja um Circe bisher einen Bogen gemacht, eben weil ich von Achilles eher enttäuscht war. Aber wenn ich das lese, frage ich mich, ob ich der Autorin nicht noch eine Chance geben soll.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • tári

    Vielleicht einfach mal in eine Leseprobe schauen? Ich finde grade in so einer Situation, hilft das gerne mal sich einen Eindruck zu verschaffen.


    Ich habe das Buch übrigens schon mehrmals begonnen, bin aber jedes mal nicht richtig in die Geschichte gekommen. Bisher hatte ich den Eindruck, das es eher am Zeitpunkt lag. Aber mal schauen, wenn es beim nächsten Mal wieder so ist, kann es halt dann auch an der Geschichte liegen. Ich höre da immer auf mein Bauchgefühl. Meistens kann ich schon einschätzen, ob es eher am falschen Zeitpunkt oder meinem Geschmack hängt. Bisher hatte ich aber noch keine große Lust auf einen weiteren Versuch.

  • Meine Meinung:

    Das Lied des Achill hat mich nicht hundertprozentig überzeugen können.

    Ich mochte vor allem der Erzählstil der Autorin überhaupt nicht. Gerade zu Beginn ist die Handlung viel zu Episodenhaft erzählt. Das bessert sich zwar nach einer Weile, als es dann nach Troja geht. Ich hatte den Eindruck, die Autorin hat sich nun warm geschrieben. Das war aber eben erst bei etwa der Hälfte der Handlung.

    Madeleine Miller versucht das ganze auch immer wieder in die restliche Griechische Mythologie einzubauen. Dadurch wird man aber mit allerlei Namen regelrecht überflutet und für mich hat sie damit eher Langeweile bewirkt. Zumal ich mir die ganzen Namen sowieso nicht merken konnte, dazu tauchen sie zum Teil viel zu schnell auf und sind ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwunden.


    Die Geschichte als solche fand ich schon gut, vor allem auch, weil die Handlung gerade dann ihre Stärken hat, wenn es um Achill und Pratroklos als Freunde und Liebespaar geht. Ich finde das Problem ist, das die Autorin immer viel zu verkrampft versucht, ihre Kenntnisse über die Griechischen Sagen, Mythen und die Ilias einzubinden. Mich persönlich hat das schnell ermüdet. Dafür war die Liebesgeschichte wirklich traurig schön und das hat mir sehr gefallen. Mich hat nur zu Beginn die Annäherung der beiden nicht so richtig überzeugt, ich finde die Autorin hätte an der Stelle dem Ganzen mehr Zeit geben sollen, sich zu entfalten. Aber auf jedenfall ist die Liebesgeschichte insgesamt wirklich gelungen, gleichzeitig hätte ich mir manchmal zwei Perspektiven gewünscht. Es wäre einfach interessant gewesen, auch mehr über Achills Innenleben zu erfahren und nicht nur die Außensicht. Denn durch seine Liebe überhöht auch Pratroklos ihn, auch wenn es ihm das nicht so bewusst ist.
    Hektors tod, wird in der Literatur auch öfter so interpretiert, wie die Autorin es macht, ist da vielleicht der Einzige Hinweis darauf, wie stark Achills Gefühle wirklich sind.


    Als Teenagerin hätte ich den Roman vermutlich noch mal anders bewertet, weil ich mich damals stärker für griechische Mythologie und auch die Ilias begeistern konnte. Damals habe ich auch die Ilias und die Odyssee gelesen. Heute reizt mich dieser Stoff nicht mehr so sehr, auch das mag dazu beigetragen haben, das mich der Roman nicht in allen Punkten begeistern konnte. Da hätte sich Miller mehr anstrengend müssen^^


    Insgesamt hat mich aber vor allem der stärkere zweite Teil der Handlung überzeugt und ich lande daher bei:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Madeline Miller - Das Lied des Achill“ zu „Madeline Miller - Das Lied des Achill/The Song of Achilles“ geändert.
  • Patroklos ist ein unscheinbarer Junge, zum Leidwesen seines Vater wenig talentiert in allem, worin sich Jungs im alten Griechenland hervortun sollen, insbesondere bei sportlichen Aktivitäten. Als es zu einem tragischen Vorfall kommt, bei dem ein anderer Junge getötet wird, fällt Patroklos bei seinem Erzeuger endgültig in Ungnade und wird vom väterlichen Hof verbannt.


    Wie der Zufall es will, kreuzen sich wieder seine Wege mit denen von Achilles, der nicht nur göttliche Vorfahren besitzt, sondern alles hat und alles zu sein scheint, was Patroklos fehlt. Eigentlich müsste er ihn hassen - doch das Gegenteil ist der Fall, die beiden kommen sich nicht nur als Freunde näher, während sie beide in ländlicher Abgeschiedenheit den Unterricht des klugen Zentauren Chiron genießen. Zum ersten Mal im Leben fühlt sich Patroklos glücklich, wenn da nur nicht Achilles' eifersüchtige Mutter aus den Tiefen des Meeres wäre ... und wenn die Realität von Politik und Krieg die beiden nicht einholen würde und sie sich, der sagenhaften schönen Helena wegen, nicht in einem jahrelangen zähen Kampf um Troja wiederfänden.


    Madeline Miller betrachtet die altbekannte Sage um Achill und Troja von einer sehr menschlichen Seite und fühlt sich großartig in ihren Hauptdarsteller und Ich-Erzähler Patroklos ein - seine liebesarme Kindheit, seine Minderwertigkeitsgefühle und dann das schier unfassbare Glück, ausgerechnet in Achilles einen Freund, Gefährten und schließlich auch Geliebten zu finden. Die Eigenschaften und Wesen aus den Legenden treten als Beiwerk in den Hintergrund und es geht vor allem in der ersten Hälfte des Buches hauptsächlich um das Zwischenmenschliche und Patroklos' persönliche Entwicklung.


    Später nehmen die Greuel der Schlachtfelder mehr Raum ein, die wiederholten vergeblichen Versuche, endlich den Feind zu besiegen, die Rivalitäten der hochkarätigen Befehlshaber und Kämpfer untereinander, und wir müssen mit Patroklos auch das Bild von Achilles neu überdenken, als es zu einer fatalen Enthüllung kommt und Patroklos wider Willen an seinem Geliebten zu zweifeln beginnt. Diesen Part des Buches fand ich dann ein wenig anstrengend zu lesen, es war mir ein bisschen zu viel des Schlachtengetümmels und der Brutalitäten und die emotionale Seite des Ganzen wurde zwar nicht gänzlich vernachlässigt, kam aber auch weniger gut zur Geltung als zu Beginn.


    Im direkten Vergleich hat mir die Nacherzählung einer klassischen Sage aus der weiblichen Perspektive in "Circe" etwas besser gefallen als die Geschichte von Patroklos und Achilles mit all dem antiken Männlichkeitskram - obwohl Miller das schon sehr gut konterkariert, indem sie vor allem im ersten Teil der Handlung stark auf die Beziehung der beiden Männer und die damit verbundenen Emotionen abhebt. Die letzten Kapitel haben die (von mir empfundenen) leichten Mängel aber durchaus wieder wettmachen können, den Schluss fand ich gelungen und passend.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zum einen sicherlich das, zum anderen hat mich bei "Circe" der Stoff mehr angesprochen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen