Martha Wells - Tagebuch eines Killerbots

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    "Tagebuch eines Killerbots" von Martha Wells



    Die Menschheit hat sich über die Galaxis ausgebreitet. Die einzelnen Planeten sind durch Wurmlöcher erreichbar, Raumschiffe fliegen umher. Es gibt künstliche Intelligenzen in verschiedene Ausführungen, geldgierige Konzerne und Abenteuer.


    In diesem Buch lernen wir einen Roboter kennen, der zum Teil aus organischem Gewebe besteht, und als SecUnit, also Sicherheitsroboter, für einen Konzern arbeitet. Er hat keinen Namen. Nach einem systembedingten Amoklauf nennt er sich "Killerbot". Und er hat ein Geheimnis: Er hat sein ChefModul abgeschaltet, das für unbedingten Gehorsam gegenüber seinem Auftraggeber sorgt.


    Der/die SecUnit geht trotz seines nicht mehr funktionierenden ChefModuls gewissenhaft seiner Aufgabe nach, nämlich seine Klienten zu schützen. Die Geschichte startet auf einem unbewohnten Planeten, und Killerbot passt auf ein Team von Wissenschaftlern auf, das nach Rohstoffen sucht. Als die Station angegriffen wird und Killerbots Geheimnis herauskommt, bekommt er eine Chance auf ein neues Leben. Er geht auf Reisen.


    Der Roman wird aus der Sicht des Roboters erzählt, in der Ich-Form. Wer dabei an eine trockene Berichterstattung über den nächsten Ölwechsel denkt, liegt hier komplett falsch. Dieser Roboter hat Stärken und Schwächen, er hat Gefühle und ist süchtig nach Unterhaltungsmedien. Er trifft seine eigenen Entscheidungen, macht Fehler, hat auch mal Angst, sucht nach seinem Platz in der Welt. Das Ganze ist in einem herrlichen Stil erzählt, denn Killerbot hat einen trockenen Humor, den man so von einem Roboter gar nicht erwarten würde.


    Ich habe das Hörbuch gehört, was vielleicht nicht die beste Wahl für dieses Buch war. Charles Rettinghaus macht seine Sache als Sprecher sehr gut, doch lässt sich in einem Hörbuch nicht mal eben eine Seite zurückblättern, um ein paar Dinge zu eruieren. In dem Roman gibt es eine Fülle von englischen Abkürzungen und Konzernnamen, bei denen man schnell durcheinander kommt. Ich hatte oft das Verlangen, nachzusehen, wer denn wer oder was ist. Abgesehen von dieser Verwirrung hat mir das Buch wirklich ganz ausgezeichnet gefallen und ich freue mich schon sehr auf die Folgebände.


    Fazit: Roboter :herz:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    ***

    Aeria

  • „Tagebuch eines Killerbots“ von Martha Wells umfasst in dieser deutschen Erstausgabe ihre vier Novellen der „Murderbot Diaries“:

    • All Systems Red
    • Artificial Condition
    • Rogue Protocol
    • Exit Strategy

    In meinen Augen hat Martha Wells mit diesen Novellen zu Recht alle Preise abgeräumt, die im Bereich der Science Fiction Literatur vergeben werden. Die „Murderbot Diaries“ sind erfrischend anders, geprägt von einem trockenen Humor und viel social awkwardness.


    Leider kommt im deutschen der trockene und sarkastische Stil nicht so sehr zu tragen wie im englischen Original, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut.


    Die Handlung dreht sich um SecUnit, ein Android-Konstrukt mit organischen Anteilen, das dafür geschaffen ist, als Sicherheitsdienst zu arbeiten und Menschen zu beschützen. Damit sie unter Kontrolle bleibt, wird jede SecUnit von einem Chef-Modul gesteuert, nur dass SecUnit, unsere Protagonistin, ihr Chef-Modul gehackt hat und nur so tut als ob. Ihre grundlegende Programmierung, Menschen zu beschützen, hat sich nicht geändert, nur ihre Vorlieben sind halt ganz andere. Am liebsten nämlich will SecUnit in Ruhe gelassen werden, damit sie ihre Lieblingsserien anschauen kann. Entsprechend schräg sind die ersten sozialen Interaktionen mit dem Menschenteam, das sie auf diesem Einsatz beschützen soll, und das schnell dahinterkommt, dass SecUnit nicht unter Kontrolle eines Chef-Moduls steht.


    Den Gedanken und Gefühlen von SecUnit zu verfolgen ist eine wahre Freude. Am Anfang dreht sie sich einfach zur Wand, wenn das Thema auf Gefühle kommt, frei nach dem Motto ‚wenn man mein Gesicht nicht sieht, wird man mich in Ruhe lassen‘.


    Es begeistert mich, dass in den „Murderbot Diaries“ das Klischee durchbrochen wird, dass alle Androiden, die sich ihrer selbst bewusst werden, unbedingt menschlich sein wollen. SecUnit will wirklich nur seine Ruhe. Als sie dann nach dem letzten Einsatz von ihrem aktuellen Team von der Firma abgekauft wird, kann sie damit gar nicht umgehen und haut einfach ab. Dabei landet sie in allen möglichen Abenteuern, lernt ein botgesteuertes Forschungsschiff kennen, das seine Menschen liebt und SecUnit immer wieder mit Gesprächen über Gefühle nervt. Wenn FiFo (kurz für fieses Forschungsschiff) und SecUnit gemeinsam Serien schauen, ist das echt herzerwärmend und FiFo schafft es auch, die Fragen richtig zu stellen, damit SecUnit sich emotional doch weiterentwickelt. Es hat mich einfach wahnsinnig amüsiert zu beobachten, wie SecUnit sich immer wieder zähneknirschend eingestehen muss, dass Fifo recht hat.


    In den ganzen Abenteuern lernt SecUnit immer mehr, was sie eigentlich will, also, außer Serien anzukucken und in Ruhe gelassen zu werden. Sie will keine Killermaschine sein. Sie vermutet immer finstere Absichten und Motive hinter allem, was Menschen ihr gutes tun. Und sie will kein Sexbot sein und schon gar nicht ein Spielroboter. So einen hat sie nämlich auch kennengelernt und das war neben Fifo eine weitere sehr voranbringende Erfahrung für SecUnit.


    Ich will wirklich nicht zuviel verraten. Wer des englischen gut mächtig ist, sollte wirklich die englischsprachigen Novellen lesen – und das Buch hier vielleicht trotzdem kaufen, damit Martha Wells auch in der Zukunft auf dem deutschen Buchmarkt zu finden ist. Aber auch die deutsche Übersetzung ist sehr unterhaltsam.


    Fazit:

    „Tagebuch eines Killerbots“ ist in meinen Augen einfach herzerfrischend anders, voll von Humor und vielen Emotionen. Klare Leseempfehlung meinerseits.



    5ratten

    ~~ noli timere messorem ~~