Marie-Sabine Roger - Wenn das Schicksal anklopft, mach auf

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    Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

    Verlag: Atlantik (4. Februar 2020)

    ISBN-13: 978-3455008432

    Originaltitel: Les Bracassées

    Übersetzung: Claudia Kalscheuer

    Preis: 22,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Äußerst unterhaltsam, aber auch tiefgründig


    Inhalt:

    Fleur, 76 Jahre alt, ist eine hochgradige Soziophobikerin. Am liebsten würde sie sich nur noch mit ihrem geliebten Mops Mylord in ihrer Wohnung verkriechen.


    Die 29-jährige Harmonie leidet am Tourette-Syndrom. Schräge Blicke und Ablehnung seitens ihrer Mitmenschen sind ihr bei allen Unternehmungen sicher.


    Wie zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen eine grandiose Freundschaft entsteht, die beide ein Stück weit aus ihrer Isolation holt, erzählt dieser Roman.


    Meine Meinung:

    Marie-Sabine Roger erzählt einfach wunderbar warmherzig, und zwar abwechselnd aus der Sicht von Harmonie und Fleur, was sich auch im Schreibstil bemerkbar macht. In Harmonies Passagen tauchen immer wieder unvermittelt Schimpfwörter und sinnlose Laute auf, oft gibt es eine Aneinanderreihung von Gedankenfetzen ohne Kommata. Dadurch kommt recht deutlich zutage, wie die junge Frau empfindet, wie gehetzt sie sich oft fühlt.


    Die Teile aus Fleurs Perspektive sind ihrem Tagebuch entnommen. Naturgemäß drückt sie sich dabei viel gewählter aus als Harmonie, schreibt zuweilen aber etwas abschweifend, wie es eben ihrem Alter entspricht.


    Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, mit Harmonie und Fleur über Grenzen hinweg zu gehen und sie beim Knüpfen ihrer wunderbaren Freundschaft zu begleiten. Über viele Sätze musste ich einfach schmunzeln, aber nicht weil sie lächerlich sind, sondern weil ich viele von den Eigenheiten, die diesen „Außenseitern“ zugeschrieben werden, auch bei mir erkenne. Dabei leide ich weder an Tourette noch an Soziophobie ;) Und genau darum geht es hier: Man sollte Menschen nicht in irgendwelche Schubladen einsortieren, sondern sie einfach so akzeptieren, wie sie sind. Das ist für alle bereichernd.


    „Die Unterschiede nicht leugnen, was bringt das schon, Karos werden nie wie Streifen aussehen. Man sollte daraus seine Signatur, seine Originalität machen.“ (S. 159)


    Fazit:

    Ein warmherziger, tiefgründiger und lehrreicher Roman über das Anderssein und die Freundschaft.


    ★★★★★