Bram Stoker - Dracula

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    Wer kennt ihn nicht, den transsylvanischen Grafen, der mit Vorliebe schönen Frauen an die Gurgel geht? Eine Unzahl von Filmen bürgt für seinen Bekanntheitsgrad. Weniger bekannt hingegen ist das Original, der "wirkliche" Graf Dracula aus der Feder Bram Stokers, vor gut 100 Jahren, nämlich 1897 zum ersten Mal erschienen.


    Das Buch, dessen Handlung mit Hilfe von Tagebuchauszügen, Briefen und Zeitungsausschnitten erzählt wird, beginnt in den Karpaten, wo ein junger Rechtsanwalt, Jonathan Harker, auf dem Weg zum Schloss des Grafen Dracula ist. Harkers Chef hat für Dracula in London ein Gebäude gekauft und Harker soll jetzt die Geschäfte zu Ende bringen. Schon auf dem Weg zum Schloss wird ihm mulmig; die Wirtin des Hotels "Goldene Krone" bittet ihn, seine Pläne zu ändern, Dorfbewohner bekreuzigen sich, als sie von seinem Reiseziel hören, er hört sonderbare Worte, die sein Wörterbuch mit "Hölle", "Satan", "Vampir" und "Hexe" übersetzt, und schlimmer soll es kommen. Der Kutscher des Grafen, übermenschlich stark, erweist sich als sonderbare Gestalt, die die Fähigkeit besitzt, ein Rudel die Kutsche umzingelnder Wölfe zu verjagen, und auch der Graf selbst ist kein Durchschnittsmensch. Nur des Nächtens auftauchend scheint er der einzige Bewohner des Schlosses zu sein, nicht einmal Dienstboten scheint es zu geben. Nach einigen Tagen allerdings begegnet Harker drei sonderbaren Frauen, jedoch weiß er hinterher nicht sicher, ob das Ganze vielleicht doch nur ein (Alp-)Traum war. Während der Graf selbst die letzten Vorbereitungen für seine Übersiedlung nach London vornimmt, wird Harker klar, dass der Graf für ihn eine ganz andere Zukunft vorgesehen hat, als er selbst, der nach seiner Heimkehr doch Mina Murray ehelichen wollte. Daraus, so stellt sich nach und nach heraus, wird wohl nichts werden...
    In England besucht besagte Miss Murray, auf die Rückkehr ihres Verlobten wartend, währenddessen ihre beste Freundin, die ebenfalls frisch verlobte Lucy Westenra in einer kleinen Hafenstadt. Dort landet während eines schrecklichen Unwetters ein mannschaftsloses Schiff; das Logbuch des Kapitäns erzählt von dem mysteriösen Verschwinden eines Matrosen nach dem anderen. Geladen hat das Schiff 50 mit Erde gefüllte Holzkisten, die an eine Londoner Adresse geliefert werden.
    So weit, so gut, wenn nur Harker nicht verschwunden und eine Hauptperson an unerklärlicher Blutarmut leiden würde. Trotz größter Anstrengungen des behandelnden Arztes Dr Seward (eigentlich Chef eines Irrenhauses), seines Lehrers und Mentors Abraham Van Helsing und weiterer Freunde verstirbt die erkrankte Person. Aber damit nicht genug: Kinder werden des nachts entführt und tauchen am nächsten Morgen zwar lebend aber entkräftet wieder auf. Van Helsings Verdacht erhärtet sich: hier ist ein Vampir am Werk, und so macht sich eine 5-köpfige Gruppe auf, um das Übel auszurotten.


    Auch ich hatte das Buch bisher nicht gelesen, kannte nur verschiedene Filme sowie die ersten 4 Kapitel des Buches, die unter dem Titel "Draculas Gast" erschienen waren und den Aufenthalt Harkers in Transsylvanien umfassen.
    Das Buch überraschte mich nicht nur dadurch, dass es sich doch sehr von den meisten Verfilmungen unterscheidet, sondern auch durch die atemlose Spannung, in die es mich von Anfang an versetzte. Sehr gut und lebhaft geschrieben (ich habe es auf englisch gelesen), lässt es auch an Humor nicht fehlen. Abwechslung bringen die verschiedenen Erzählperspektiven mit sich, und besonders die Wiedergabe verschiedener englischer Dialekte und Akzente hat mir gut gefallen. Dadurch, dass die LeserIn mehr weiß als die handelnden Figuren - wobei ich mich frage, ob das auch den ersten Lesern so erging, oder ob das an unser aller "Vorwissen" liegt - kann es allerdings manchmal zu Momenten der Irritation kommen, wenn sich die Protagonisten etwas dumm anstellen, oder für uns offensichtliche Tatsachen nur langsam begreifen. Im Mittelteil habe ich auch eine gewisse Behäbigkeit im Handlungsfortschritt zu bemängeln, die aber immer wieder schnell von nahezu unerträglich spannenden Szenen abgelöst wird. Diese Behäbigkeit, sowie die leider doch sehr "traditionelle" Haltung der männlichen Protagonisten ihrem weiblichen Gegenpart gegenüber sind Zeichen der Zeit, in der der Roman erschienen ist. Andere Zeitzeichen habe mir besser gefallen: besonders die offene Haltung der Helden, die auf ihrer Vampirjagd alle Errungenschaften des technischen Fortschritts nutzen (mehrmals stutzte ich verwundert: nanu, das gab es schon vor 100 Jahren?), ist mir aufgefallen. Das Buch spielt nicht in einer finsteren Vergangenheit, sondern hier und jetzt - von Stoker aus gesehen, natürlich.
    Wieder vollauf begeistern konnte mich das Ende, das schnell und effektiv erzählt, einen letzten, atemberaubenden Höhepunkt darstellt, an dem ich persönlich nichts auszusetzen habe, der anderen allerdings als zu kurz erscheinen kann.


    Ich empfehle allen Gruselfans, sich dieses Buches anzunehmen und vergebe
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Mir hat Dracula eigentlich ganz gut gefallen wenn ich mir auch etwas mehr Grusel gewünscht hätte. Aber ich glaube das liegt auch daran das man durch Filme und andre Gruselschocker der heutigen Zeit etwas abgebrühter ist als es damals der Fall war. Mir gefällt diese Viktorianische Athmosphäre und das eben nicht alles so glatt läuft wie sich die Protagonisten das gern gewünscht hätten finde ich genau richtig. Alles andre wäre kitschig gewesen.

  • Wie im Leserundenthread schon geschrieben, fand ich, dass es in der Mitte des Buches einen Durchhänger gab und dass es dann ewig gedauert hat, bis die Handlung wieder in Gang kam.
    Zum Ende hin wurde es dann zugegebenermaßen wieder etwas spannender, aber der eigentliche Showdown wurde mir zu schnell abgehandelt.
    Er wurde ewig vorbereitet, und dann hätte man die entscheidende Szene verpasst, hätte man zur falschen Zeit geblinzelt. Irgendwie nicht stimmig konstruiert.


    Was mich auch sehr genervt hat, war der Akzent Van Helsings. Was war er nun eigentlich, Deutscher? Dafür würde sprechen, dass er ab und zu "mein Gott!" ruft. Holländer? Er kommt aus Amsterdam.
    Jedenfalls spricht er (zumindest im Original) nur sehr gebrochen englisch, und da ein Großteil des Romans aus seiner Sicht erzählt wird, kann einem das schonmal gehörig auf die Nerven gehen. Ging zumindest mir so.



    3ratten


    für ein solides, aber durchschnittliches Leseerlebnis.

  • also ich fand des buch eigentlich auch recht gut zumindest die deutsche ver. davon.... der schreibstil hat irgendwie einfach gefesselt

  • Mir hat Dracula eigentlich ganz gut gefallen. Genaueres kann man im Leserundenthread dazu durchlesen.


    Absolut unbegeistert war ich vom Schluss. Das letzte Kapitel war viel zu schnell aus. Da wird alles penibel vorbereitet und dann ist es plötzlich vorbei. Wenn man nicht ganz genau liest, überliest man die Hälfte. Mir ist es so vorgekommen, wie wenn der Verlag gesagt hätte, "Wir wollen aber nur 300 Seiten haben" und der Autor hat bemerkt "Oh, ich bin schon 330 und muss schnell zu einem Schluss kommen".
    Dieses Gefühl hatte ich.


    Ansonsten fand ich die Kapitel 15-22 die besten des Buches. Auch das erste Kapitel ist sehr interessant, dafür sind die weiteren etwas lähmend.


    Der Stil, alles in Tagbuchform oder Briefen zu schreiben fand ich originell. So weiß man immer was die einzelnen Akteure alles wissen.


    Alles in allem ein gutes Buch, dass man gelesen haben sollte um mal den "wahren" Dracula zu kennen und nicht immer nur die Hollywoodverschnitte.


    Von mir bekommt das Buch wegen des schlechten Endes daher nur 4ratten


    Katrin

  • Hier meine Rezension


    Jonathan Harker, ein englischer Anwaltsgehilfe, muss in das ferne Transsilvanien reisen, um sich dort mit Graf Dracula auf dessen Schloss zu treffen. Harker soll mit dem Grafen alle nötigen Formalitäten abwickeln, die für den Kauf eines neuen Anwesens für Dracula in London nötig sind. Schon bei seiner Ankunft in Transsilvanien bemerkt der Brite den starken Aberglauben der Bevölkerung, die größtenteils aus einfachen Bauern besteht. Die Menschen bekreuzigen sich, sobald er den Namen "Dracula" erwähnt, schenken ihm Kruzifixe und geben ihm wilden Knoblauch mit auf die Reise zum Schloss des Grafen. Harker, ein Mann von Welt, belächelt die netten Bauern und begibt sich furchtlos auf das Schloss.


    Schon bald jedoch bemerkt er einige Seltsamkeiten. So scheint der Graf beispielsweise kein Spiegelbild zu haben, er isst nicht, ist tagsüber nicht anwesend, riecht unangenehm und kriecht des Nachts eidechsenähnlich an den Mauern des Schlosses hinab. Harker will sich natürlich aus dem Staub machen, bemerkt allerdings, mittlerweile zum Gefangenen des Grafen geworden zu sein, der sich aber als liebenswürdiger Gastgeber erweist und ein anregender Gesprächspartner ist. Als Dracula jedoch nach London abreist, lässt er Harker im Schloss alleine mit drei seltsamen untoten Frauen, die sich seiner annehmen sollen. Harker entkommt und landet erst einmal in einem rumänischen Krankenhaus, bevor er nach Hause nach London in die Arme seiner Verlobten Mina entlassen wird, die er bald darauf ehelicht. Über die Zeit auf Schloss Dracula schweigt er.


    Zur gleichen Zeit beginnt Lucy Westenra, eine enge Freundin von Mina, nachts schlafzuwandeln. Eines Morgens findet ihr treuer Freund Dr. Seward merkwürdige Male an Lucys Hals vor. Weil sie außerdem immer schwächer und blasser wird, schickt er nach seinem ehemaligen Lehrer, Professor Van Helsing, der in allen Bereichen der Wissenschaft mehr als nur bewandert ist. Van Helsing erkennt die Zeichen und erfährt zufällig von Harkers Aufenthalt auf Schloss Dracula. Van Helsing schart Seward, Quincy Morris und Lord Goldalming um sich, um Lucy von ihren Qualen mittels Pfählen zu erlösen. Später stoßen auch noch die Harkers zu den Männern und gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach Graf Dracula. Diese Suche ist umso dringlicher, da auch Mina gebissen wurde und kurz davor steht, sich in einen Vampir zu verwandeln.


    Stoker hat einen faszinierenden Roman geschaffen, der für seine Zeit ungewöhnlich war. Damals war die Literaturszene vom Realismus geprägt, Stokers Werk ist jedoch der Schwarzen Romantik zuzuordnen. Ungewöhnlich ist nicht nur die Thematik, sondern auch die Erzählweise des Werks. Der Leser liest abwechselnd in den Tagebüchern von John Harker, Mina Harker, Lucy Westenra und Doktor Seward, er bekommt also seinen Gesamteindruck aus verschiedenen Perspektiven. Dies ist sehr interessant, da Stoker es versteht, zwischen den Sichtweisen der Personen einen Schalter umzulegen, so dass jeder Bericht nach seiner erzählenden Person klingt. Durch das Fehlen eines zentralen Erzählers verschafft Stoker seinem Werk eine gewisse Seriosität, es klingt wie ein Tatsachenbericht.


    Natürlich muss auch dieser Roman als das betrachtet werden, was er ist: Ein Kind seiner Zeit. Nicht nur die etwas antiquierte Sprache, sondern auch die Haltung gegenüber Ehre und Tapferkeit, sowie Frauen sind geprägt vom damaligen Weltbild. Nicht zu leugnen ist die unterdrückte Erotik, die durch die Zeilen dieser ach so prüden Zeit schimmert.
    "Dracula" war nicht der erste Vampirroman - einige Geschichten rund um Blutsauger reichen bis ins frühe Mittelalter - allerdings einer, der es zu Weltruhm brachte und so oft verfilmt wurde, dass "Dracula" das wohl bekannteste ungelesene Buch aller Zeiten ist. Als Vorlage für Stokers Grafen diente angeblich Vlad III. Drăculea, Fürst der Walachei, der durch seine Grausamkeiten bekannt wurde und um dessen Figur sich bis heute zahlreiche Mythen und Legenden ranken. Stoker hat sich mit der Schilderung der Topografie und des Schlosses nicht an exakte Tatsachen gehalten, dennoch lebt ein Großteil des Tourismus in Rumänien heute vom Vampirglauben.


    Alles in allem ist "Dracula" ein spannender Vampirroman, den man durchaus gelesen haben sollte. Er weckt das Interesse an der realen Person des Vlad Tepes und am Vampirglauben allgemein. Außerdem vermittelt er einen sehr guten Eindruck des damals herrschenden Weltbildes und ist eine interessante Mischung aus Abenteuer-, Liebes- und Horrorroman. Ein paar Längen kann man dadurch leicht verzeichen.


    5ratten

  • Seit einem Jahr les ich jetzt schon an die englische Ausgabe hin :rollen:
    Bis zur Hälfte etwa hat es mir sehr gut gefallen, aber momentan überwiegen die Längen und ich kann mich nicht dazu aufraffen, es einfach mal fertig zu lesen. Mir ist in diesem Teil irgendwie zu wenig Vampir, wenn ihr wisst, was ich meine.


    Eure positiven Rezis haben mich jetzt aber doch dazu ermuntert, den Vampir endlich plattzumachen. :breitgrins:

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    Der junge Rechtsanwalt Jonathan Harker wird von Graf Dracula auf sein Schloss in Transsylvanien gebeten, um mit ihm Angelegenheiten des Ankaufs eines Grundstückes in England zu besprechen. Dracula, seit rund 400 Jahren ein Un-Toter, kann seinen Sarg nur zwischen Sonnenuntergang und -aufgang verlassen. Des Nachts verschwindet er von Zeit zu Zeit, indem er ähnlich einem Tier die Mauer des Schlosses hinunterklettert. Dracula hat weder einen Schatten, noch ein Spiegelbild und gerät beim Anblick von Blut außer Kontrolle. Er hält Jonathan Harker unnötig lange auf seinem Schloss fest und zwingt ihm seinen Wach- und Schlafrhythmus auf: Bei Nacht reden beide sehr lange, bei Tage schlafen sie. Dieses Nachtleben beginnt Jonathan langsam aber sicher zu zermürben, er fühlt sich gefangen und isoliert. Ehrliche Briefe an seine Braut oder Freunde kann er nicht schreiben, denn Dracula entgeht nichts. Schließlich kommt Jonathan hinter das schreckliche Geheimnis des Grafen und kann entfliehen. Er leidet daraufhin an einem Nervenfieber, doch nach seiner Genesung kann er nach London zurückkehren. Er ahnt nicht, dass sich Graf Dracula bereits nach London eingeschifft hat, um dort Opfer für seinen Vampirismus zu rekrutieren - wie die junge Lucy Westenraa, die Freundin von Mina Harker, Jonathans Frau. Jonathan holt seinen Freund Dr. Seward zur Hilfe, der angesichts der fortschreitenden Blutarmut Lucys machtlos scheint. Professor Van Helsing aus den Niederlanden wird ins Vertrauen gezogen; auf ihn ruht alle Hoffnung, zunächst Lucy und schließlich Graf Dracula zu erlösen, die als blutsaugende Un-Tote London in Angst und Schrecken versetzen.


    Der Roman ist eine Mischung aus Reise-, Abenteuer- und Gruselgeschichte, wobei der Gruselpart für meinen Geschmack zu kurz kommt. Man erwartet eigentlich etwas ganz anderes vom "Klassiker der Vampirgeschichte", und doch hat mir der Roman recht gut gefallen. Stilistisch ist der Roman eine Collage aus Tagebucheinträgen, Zeitungsausschnitten, Briefen, Telegrammen und Memoranda. Das ist interessant, da man dadurch verschiedene Sichtweisen auf das Vorgehen gewinnt und Spannung aufgebaut wird, andererseits fehlt es dem Buch dadurch eindeutig an persönlicher Note. Die Charaktere waren mir allzu flach und schwarz-weiß. Gerade das Frauenbild lässt einen mehr schaudern als der Graf höchstpersönlich. Angesichts der Zeit, in der es geschrieben wird, kann man das aber verschmerzen. Genervt hat mich das gestelzte Miteinander der zentralen Figuren. Jeder hat jeden lieb und alle sind ach so perfekte Menschen, die gegen den bösen Dracula ankämpfen wollen. Ein wenig bigott - wegen jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrechen, aber nicht zögern, wenn es darum geht, einer untoten Freundin den Kopf abzuschneiden und einen Pfahl ins Herz zu bohren.


    Faszinierend fand ich die Stimmung, die Stoker besonders in den ersten Kapiteln erschafft. Jonathan gefangen im Schloss, hinter verriegelten Türen, und der unheimliche Graf, der des Nachts sein Unwesen in den Dörfern treibt und selbst über Wölfe gebietet. Das ist subtiler Horror. Im weiteren Verlauf der Geschichte tritt Dracula selten auf, aber wenn, dann erschrickt man sich als Leser schon öfter vor den vor Wahnsinn rotglühenden Augen, der fahlen Haut und der Hakennase.


    Dracula ist einfach ein Kultbuch und Klassiker und schon allein deshalb lesenswert. Vom Hocker gerissen hat es mich jedoch nicht.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:




    Noch kurz zu meiner Ausgabe:
    Gelesen habe ich die Fischer Klassiker Ausgabe (siehe Link oben). Die Aufmachung gefällt mir ausgesprochen gut, sehr passendes Cover, edles Papier. Dennoch sind mir gehäuft Druck-, Rechtschreib- und Grammatikfehler aufgefallen, die mich oft haben stutzen lassen. Ob einige "Fehler" bewusst belassen wurden, da es sich hier um eine Erstübersetzung handelt, kann ich nicht sagen. Ich mag Rechtschreibfehler in Büchern nunmal nicht. :smile:

    Einmal editiert, zuletzt von Ophelia ()

  • Hallo adia,



    Was mich auch sehr genervt hat, war der Akzent Van Helsings. Was war er nun eigentlich, Deutscher? Dafür würde sprechen, dass er ab und zu "mein Gott!" ruft. Holländer? Er kommt aus Amsterdam.
    Jedenfalls spricht er (zumindest im Original) nur sehr gebrochen englisch, und da ein Großteil des Romans aus seiner Sicht erzählt wird, kann einem das schonmal gehörig auf die Nerven gehen. Ging zumindest mir so.


    Der Roman ist doch gar nicht zu einem großen Teil aus der Sicht Van Helsings erzählt. Er ist lediglich "Erzähler" in Kapitel 24, in dem Seward einen Audiomitschnitt vorspielt, gesprochen von Van Helsing. "Dr Seward's Diary" und "Jonathan Harker's Journal" sind die beiden wichtigsten Quellen. :smile:


    Liebe Grüße,
    mohan

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    Mir persönlich hat Dracula sehr gut gefallen. Ich hätte nicht erwartet, dass das Buch so gut sein würde und war daher eigentlich angenehm überrascht. Wenn man all die Vampirromane sieht, die in letzer Zeit auf den Markt kommen, so muss ich doch sagen, dass sich Dracula sehr lohnt und sich doch bedeutend von all den anderen Vampirbüchern abhebt. Ich hätte zwar etwas mehr Gruselspannung erwartet und manchmal war die Tagebuchform, in welcher das Buch gehalten ist, auch ziemlich ermüdend, aber es gab dann immer wieder Stellen an denen man aufs Neue überrascht wurde, was das Lesen spannend sein liess.


    Was mich nicht so überzeugen konnte, war das Ende. Die letzten 100 Seiten habe ich als eher schwerfällig empfunden und das Ende

    kam viel zu abrupt und wurde zu kurz beschrieben. Es ist schade, dass sich Stoker mehr Mühe gegeben hat Seitenlange Ehrerbietungen an Madame Mina und langwierige Gespräche zwischen den Herren zu beschreiben, als die letzte, entscheidende Kampfszene. Das hat mich etwas enttäuscht...


    Ansonsten muss ich noch einmal sagen, dass ich das Buch mochte. Die Tagebuchform war, wenn auch manchmal anstrengend, doch einmal etwas neues für einen Vampirroman. Dracula ist und bleibt der Klassiker und hat mich überzeugt.
    Ich vergebe aufgrund des Endes:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Die ersten 80 Seiten oder so habe ich mal hinter mir. Nicht uninteressant, diese Schauerromane des 19. Jahrhunderts. Wenn allerdings der Ich-Erzähler am Abend sinngemäss in sein Tagebuch schreibt: "Wenn ich sie [= die Dorfbewohner] verstanden hätte, hätte ich noch viel mehr Grund zur Furcht gehabt." - obwohl er zu der Zeit noch praktisch nichts über Dracula weiss und es lange bevor er zum Gefangenen von Dracula wird, stattfindet, dann, ja dann merkt der geneigte Leser hat doch wieder, dass es Trivialliteratur war, die halt oft ohne Rücksicht auf logische Korrektheit rein auf den Aufbau von Spannung zielt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich darf nicht zu viel aufs Mal lesen - weil ich mich dann doch wieder über typische Trivialliteraturelemente ärgere. So, wenn der gute Prof. van Helsing zwar offenbar genauestens weiss, was da abgeht, es aber ums Verr....en nicht den übrigen Protagonisten verraten will. So unterlaufen denen immer wieder Fehler und die Rettung der Heldin verzögert sich Seite um Seite ... :grmpf:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich sehe gerade, dass ich noch keine abschliessende Bemerkung hinterlassen habe. "Weltliteratur"? Ja - in dem Sinne, dass Dracula tatsächlich um die Welt gegangen ist, nicht aber in dem Sinne, dass hier qualitativ hochstehende Schreibe vorläge. (Gut, im Vergleich zu anderem aus jener Zeit - von dem, was heute so als "gute, spannende etc." phantastische Literatur durchgeht, mal ganz zu schweigen - ist Stoker sicher besseres Mittelmass, dennoch ...)


    Klassiker? Ein Klassiker der Trivial- oder Trashliteratur, stimmt. Sicher, heute könnte Stoker damit keinen Blumentopf mehr gewinnen - zu viel Gerede, zu wenig "Action". Aber die fürs Genre typischen Verzögerungs- und Verhinderungstaktiken des Autors sind voll entwickelt. Vielleicht am interessantesten für den heutigen Leser: Der Ire Stoker setz es offenbar als selbstverständlich voraus, dass solche Dinge wie ein Kreuz oder eine geweihte Hostie eine teuflische Bestie wie den Grafen Dracula von seinen Untaten abhalten können.


    Über Stokers Frauenbild reden wir mal lieber nicht.


    Aber: Es ist eine nicht unamüsante Lektüre, die ich nicht bereue.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Vermutlich könnte er heute keinen Blumentopf mehr gewinnen. Das ist - leider (?) - das Los vieler Klassiker.


    Weshalb ich Dracula jedoch besonders erwähnenswert finde - und im doppelten Sinne erhaltenswert :zwinker: - ist seine kulturelle Bedeutung. Durch ihn - ja, es gab ein paar gute Vorläufer - wurde der Vampir erst zu einer der drei archetypischen Figuren des Genres; er ist Ursache für die Vampirliteratur und den Vampirfilm, wie wir beide heute kennen, er ist eine das Genre bestimmende Größe wodurch alleine sich aus meiner Sicht schon rechtfertigt, Stokers Buch zu lesen.


    Und: Spaß macht das Teil auch heute noch.


    Wieso über das Frauenbild schweigen? Es ist doch hochinteressant, auch für die Diskussion.


    Grüße, mohan :winken:

  • Von den Gothic Novels ist er noch einer der besseren, von den Romanen Stokers anscheinend auch. Doch, ich würde ihn - wie die ganze Gattung der Gothic Novel - der Weltliteratur zurechnen, schon weil sie als kulturprägend anzusehen ist. Stoker hat es m. E. verstanden, Mythen, Gerüchte und Aberglauben in eine gut lesbare, einigermaßen fesselnde Handlung zu fassen. Trivialität will ich zugeben, aber Dickens oder Balzac haben mit nicht weniger trivialen Mitteln gearbeitet und dabei auch nicht immer den Höhepunkt ihres Könnens erreicht. Ich persönlich finde das Genre der Gothic Novel immer dann wirklich spannend, wenn mit dem Übernatürlichen nur gespielt wird, es aber im Roman nicht wirklich existiert - so wie bei "The Italian" von Ann Radcliffe. Auch Charles Brockden Brown fand ich teilweise spannend, eine frühe Loslösung der amerikanischen von der britischen (europäischen) Literatur. Stoker sollte man übrigens zugute halten, daß er mit "Dracula" auch einige der einprägsamsten Figuren - neben dem Grafen selbst - in die Welt gesetzt hat : der Fliegen fressende Renfield (nachdem sogar eine psychiatrische Erkrankung benannt wurde, Mina und Lucy, Jonathan Harker und natürlich van Helsing. Aufzunehmen wäre hier sicherlich auch - wie schon in anderen Beiträgen - die unterschiedliche Rezeption im Wandel der Zeiten. Was heute eher behäbig erscheint - auch, aber nicht nur durch den direkten Vergleich mit dem Film gefördert, wird zur Entstehungszeit vermutlich eher als schnell und handlungslastig empfunden worden sein. Konversation und ein gerüttelt Maß an Orts - und Personenbeschreibungen gehörten damals zum Roman dazu, vielleicht nicht so sehr, wie es Balzac mit seinen äußerst minutiösen Beschreibungen dann auf die Spitze getrieben hat. Die Gothic Novels stehen zudem in der Tradition der (Schwarzen) Romantik und sind damit weitmehr auf das Atmosphärische, das Unheimliche ausgerichtet als auf die Action (allerdings beweist "Der Mönch" von Monk Lewis, daß es auch in diesen Romanen recht drastisch zur Sache gehen kann (aber vermutlich von heutigen, jüngeren Lesern immer noch als eher zahm und fast langweilig empfunden würde).

  • Ich bin mit allem einverstanden, mohan und tinius. Dennoch ist die Grundlage des ganzen Romans, die zugrundeliegende Geisteshaltung m.M.n. absolut indiskutabel. Eigentlich - auch da typisch für die Trivialliteratur jeder Zeit - schon im Verhältnis zu Zeitgenossen völlig anachronistisch, veraltet - ob's nun das Frauenbild ist oder das Bild von der christlichen Religion, das uns Stoker präsentiert.


    [size=1](OT und nur nebenbei, @tinius: Ich halte weder Dickens noch Balzac gerade für den Gipfel der Romankunst. Selbst in seinem Spätwerk hat Dickens Momente, wo er unterträglich sentimental wird, von seinem frühen und mittleren schweige des Sängers Höflichkeit. Balzac wiederum ist der beste aller Trivialautoren - schon fast ein guter Romancier ... ;) )[/size]

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Dennoch gehören beide ganz unzweifelhaft zur Weltliteratur.... Sonst sind wir uns ja vollkommen einig. ;)



    [size=1](OT und nur nebenbei, @tinius: Ich halte weder Dickens noch Balzac gerade für den Gipfel der Romankunst. Selbst in seinem Spätwerk hat Dickens Momente, wo er unterträglich sentimental wird, von seinem frühen und mittleren schweige des Sängers Höflichkeit. Balzac wiederum ist der beste aller Trivialautoren - schon fast ein guter Romancier ... ;) )[/size]

  • Da ich noch keine Dracula-Verfilmung gesehen hatte und auch sonst nichts genaueres über die Handlung wusste, war mir gar nicht klar, auf was ich mich bei dem Buch einlasse. Dass es einen Graf Dracula gibt, der ein Vampir ist, war auch alles, was mir vorher bekannt war.


    Am Anfang ging es auch richtig gut los, das Buch war spannend, ich fühlte mich sofort mitten in der Geschichte. Leider hat die Spannung sehr schnell nachgelassen, endlose Tagebucheinträge und das Gefühl, dass gar nichts vorangeht haben meine Freude an dem Buch schnell reduziert.


    Van Helsing war mir zwar als Figur nicht unsympathisch, aber sein schlechtes Englisch war anstrengend zu lesen. Auch die "einfache" Bevölkerung mit ihren schrecklichen Dialekten waren teilweise kaum zu verstehen. Das mag zwar alles zur Authentizität des Buches beitragen, aber sicher nicht zur Lesefreundlichkeit. Dass Mina auf einmal zur Superfrau wird und dann am Ende doch in Naivität nicht zu übertreffen ist, fand ich auch sehr albern.


    Und auch wenn das Buch schon vor über hundert Jahren geschrieben wurde kann ich nicht über Logikfehler und nicht nachvollziehbare plötzliche Charakteränderungen von Personen hinwegsehen. Für mich war es spätestens ab der zweiten Hälfte eine Qual das Buch zu lesen und ich bin froh, dass ich es jetzt hinter mich gebracht habe.


    Natürlich war es interessant, den ersten Vampirroman überhaupt zu lesen und zu sehen, wo diese ganzen Vampir-Klischees etc. herkommen und es gab durchaus Passagen, die ich gerne gelesen habe. Insgesamt hat das Buch meiner Meinung nach aber nicht mehr als 3ratten verdient.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Als Neueinsteiger in diesem Forum und als bekennder Stoker-Fan möchte ich meinen ersten Beitrag zu seinem sicher wichtigsten Buch leisten.


    Zum einen ist es nicht unerheblich, welche Übersetzung man liest, denn es gibt mehrere ungekürzte Ausgaben, die sich im Stil natürlich unterscheiden, und das ziemlich deutlich. Die beste Übertragung stammt zweifelsohne von Stasi Kull und wurde 1967 geleistet. Sie wird auch bei neueren Auflagen noch oft herangezogen, und das zu recht.


    Gerade die hier angesprochenen "Dialekte" wurden bei Kull soweit minimiert daß sie fast nicht existent sind und er umging damit die Problematik von vornherein. Wer einmal jene Übertragung gelesen hat in der der alte Fischer auf dem Kliff von Whitby in einer Art "rheinischem Slang" über den armen Jungen räsoniert, der sich mit einer Vogelflinte das Licht ausgeschossen hat damit seine Mutter seine Lebensversicherung nicht kassieren konnte, der sieht sofort was ich meine.


    Die Geschichte wird in der Art eines Briefromans geschildert und setzt sich aus Phonographen-Augnahmen, Zeitungsartikeln und Tagebucheinträgen zusammen, was ihm den Anschein von Authentizität verleihen soll. Die ersten Kapitel, die Harkers Reise nach Transsylvanien und seinen Aufenthalt im Schloss schildern sind ohne Zweifel die stärksten des Buches.


    Dracula gehört zweifelsohne zu den Klassikern der Weltliteratur insofern, als er nicht zu unrecht als letzter gotischer Roman angesehen werden kann. Er ist deshalb der letzte, weil in ihm letztlich das Gute wieder zu seinem Recht kommt und er damit den Schlusspunkt eines Genres setzt, das bis dahin fast grundsätzlich andere - schlimmere - Enden vorsah (Lewis - Der Mönch; Maturin - Melmoth der Wanderer, etc. etc.)


    Mike

    Einmal editiert, zuletzt von Drotops ()

  • Ich kannte die Geschichte bereits und habe das Buch schon einmal gelesen, jedenfalls Teile davon. Die damalige Ausgabe war eine Jugendbuchausgabe, und von daher habe ich keine Ahnung mehr, wie ausführlich diese war. Dieses Mal las ich eine Übersetzung von Stasi Kull und war eigentlich ganz glücklich damit, da praktisch kein Dialekt drin vorgekommen ist.


    Die Geschichte um den blutrünstigen Grafen hat mich ziemlich schnell wieder in ihren Bann gezogen. Jonathans Briefe an Mina waren spannend zu lesen, allerdings war mir sein akribisch genauer Wortlaut irgendwann fast zu viel. Es gab da und dort Stellen im Buch, wo meiner Meinung nach zu ausschmückend erzählt wurde. Am liebsten hätte ich den Protagonisten zugerufen:"Kommt auf den Punkt!"


    Die meisten der Figuren waren nett geschildert, aber richtig warm wurde ich mit keinem von ihnen. Besonders Van Helsing mit seinen Aussagen und ausschweifenden Reden setzte mir zu und ich konnte nicht anders, als bei manchen Aussagen einfach nur die Augen zu verdrehen. Die Personen untereinander waren mir auch irgendwie zu unecht, alle waren lieb und gute Freunde. Lucy war so süss und lieb, Mina das Superweib.


    Die Geschichte plätscherte dahin, kam nicht richtig in Fahrt. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat ist die düstere Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zog. Diese verursachte bei mir mehr Gänsehaut als Dracula selbst. Gewisse Passagen waren richtig schön gruselig. Der allgegenwärtige Tod wirkte sehr bedrückend und half mit, diese dichte Atmosphäre zu schaffen.


    Von mir gibt es : 3ratten

    Liebe Grüsse Hanni 8)