Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Titel: Intrige
Autor: Robert Harris
Allgemein:
621 S., Heyne, 2020 (Neuauflage zur Verfilmung)
Inhalt:
Paris 1894: Gerade ist der bis dahin spektakulärste Fall von Hochverrat zu Ende gegangen. Oberst Alfres Dreyfus wurde für schuldig befunden und zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Die Strafe wird mit einer Verbannung verknüpft. Er hat keine Möglichkeit seine Familie jemals wieder zu sehen.
Der neue Geheimdienstchef Picquart, der sich auch um den Prozess gegen Dreyfus verdient gemacht hat, stößt bei neuen Ermittlungen auf eindeutige Beweise, die besagen das Dreyfus zu Unrecht verurteilt wurde und in Wahrheit jemand anderes der Täter war. Doch als er diese Tatsache Pflichtbewusst meldet, muss er feststellen, das niemand ein Interesse daran zu haben scheint, das der Fall noch einmal aufgerollt wird...
Gedanken und ein bisschen Wertung zum Buch
Ich bin ein bisschen gemischter Stimmung, denn eigentlich finde ich "Intrige" ziemlich gut, vor allem was die Recherche angeht. Aber auch der Darstellung einzelner bekannter Episoden. Etwa der großen Zeremonie in der Alfred Dreyfus vor der gesamten Armee nicht nur degradiert sondern zutiefst gedehmütig wurde. (Im wurden z.B der Degen zerrbrochen und die militärischen Abzeichen abgerissen).
Der Kniff den Roman nicht aus Dreyfus Sicht zu erzählen, sondern vielmehr den Geheimdienstchef Picquart die Geschichte erleben lassen, ist eine gute Idee. So spürt man gemeinsam mit diesem der Wahrheit hinterher. Immerhin hat Picquart tatsächlich die Wahrheit über die Ereignisse herausgefunden und tatsächlich aufgedeckt, das hinter dem Prozess eine Intrige steckte, die durch gezielten Einsatz von Fälschungen zum gewünschten Ergebnis führte.
Vor allem die erste Hälfte des Romans hat mir sehr gut gefallen. Die vielen politischen Verstrickungen sind manchmal schwer zu durchschauen.
Wer wann, was gewusst und getan hat, das ist durchaus kompliziert, da verschiedene Personen in die Intrige verstrickt sind. Das aufzudröseln und glaubwürdig in den Roman einzubauen gelingt Harris ziemlich gut.
Der Roman hat meiner Meinung aber trotzdem ein Problem... und das hängt mit seiner Länge zusammen. Meiner Meinung nach hätten dem Spannungsbogen 100 - 150 Seiten weniger ziemlich gut getan. Mehr als einmal fand ich das Ganze recht langatmig, vor allem so ab der Hälfte verliert sich Harris manchmal zu sehr in Details.
Insgesamt fand ich es vor allem gewinnbringend für mich, mal einen guten Überblick in die Ereignisse rund um diesen Justizskandal zu erhalten. Vor allem die vielen Verstrickungen der verschiedenen Akteure in die Umstände fand ich sehr interessant und erschreckend zugleich. Die Willkür der Dreyfus ausgesetzt war ist beängstigend. Es wird sehr deutlich das es nicht mehr darum ging, die Wahrheit noch aufzudecken, sondern das die Verantwortlichen vertuschen wollten, das sie sich geirrt hatten. Dabei war ihnen egal, das Alfred Dreyfus unschuldig war.
Alle Beteiligten in die Intrige wollten vor allem ihre Macht erhalten. Dabei half ihnen auch der Antisemitismus, mit dessen Argumenten sie den angeblichen Hochverrat von Dreyfus untermauern konnten, weil auch die Gesellschaft in der dieser angeklagt wurde, von genau diesem Antisemitismus durchdrungen war. Das belegen auch die zahlreichen Zeitungsartikel die den Prozess begleiteten. Dreyfus hatte dadurch keine Chance auf einen fairen Prozess, es bestand zu keiner Zeit ein Interesse daran, ihm eine Möglichkeit einzuräumen seine Unschuld zu beweisen. Wenn Picquart nicht hartnäckig geblieben wäre, die politischen Umstände sich nicht geändert hätten, Dreyfus wäre nie rehabilitiert worden.