Aurélie Valognes - Die Schwiegertöchter des Monsieur Le Guennec

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    Martine und Jacques sind seit fast 40 Jahren verheiratet und erwarten zu Weihnachten wie üblich die ganze Familie. Der Jüngste wird erstmals seine neue Freundin Jeanne mitbringen, und Martine fürchtet das Schlimmste - der ewig grummelige Jacques nimmt selten ein Blatt vor den Mund und hat schon mal eine potentielle Schwiegertochter mit seinen markigen Sprüchen vergrault. Und es kommt, wie es kommen muss, die Stimmung zum Fest ist tatsächlich ziemlich gereizt, alles wie immer eigentlich.


    Nur eins ist nicht wie immer, Martine beginnt nämlich zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft über einige Dinge nachzudenken, was zu einem Befreiungsschlag führt, als Jacques bei der Planung des Familienskiurlaubs mal wieder nur rumeiert. Kurzerhand teilt sie ihm mit, dass sie auf jeden Fall fahren wird, und zwar ohne ihn. Sie hat keine Lust mehr, sich zur Sklavin seiner Launen und Meinungen machen zu lassen und wird ab jetzt nach ihrem eigenen Gutdünken handeln, egal, was er davon hält.


    Jacques ist reichlich geschockt, doch es fällt ihm trotz allem schwer, sich zu ändern, er kann aus seiner Haut nicht so recht heraus, sowohl Martine gegenüber als auch im Umgang mit den Schwiegertöchtern, die er nach wie vor ständig vor den Kopf stößt. Doch als sich die ganze Familie für den Sommerurlaub bei ihnen in der Bretagne einquartiert, kommt etwas in Bewegung, wenn auch auf ziemlich unvorhergesehene Weise.


    Das Buch erinnert nicht nur vom Titel her an französische Familienkomödien wie "Monsieur Claude und seine Töchter". Ich hatte insbesondere beim grantigen Jacques immer Christian Clavier in eben dieser Rolle vorm geistigen Auge, und auch die Handlung geht in eine ähnliche Richtung mit dem unleidlichen Patriarchen, dessen Frau nach Jahrzehnten aus ihrer traditionellen Rolle ausbricht und der aus der jüngeren Generation immer wieder kräftigen Gegenwind bekommt.


    Der Roman wirkt allerdings vor allem in der ersten Hälfte ein bisschen zu sehr in diese Richtung konstruiert mit eher eindimensionalen Figuren und etwas hölzernen Dialogen (letzteres könnte aber auch an der Übersetzung liegen). Insbesondere Jacques' blöde Sprüche kommen auch ein bisschen sehr übergriffig-überzeichnet daher, das hätte mir subtiler besser gefallen.


    In jenem Sommerurlaub, der die Familie wieder in voller Besetzung zusammenführt, passieren dann aber einige Dinge, die die Charaktere ein bisschen an Tiefe gewinnen lassen und mich durchaus überraschen konnten. Das Ende ist zwar einigermaßen vorhersehbar, hat mich aber doch auch gerührt - wie das eben bei diesen netten französischen Komödien meistens der Fall ist. Als Film mit etwas spritzigeren Dialogen und guten Darstellern hätte mir die Geschichte, die als Roman über den Durchschnitt nicht hinauskommt, wahrscheinlich noch etwas besser gefallen.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nicht immer ganz rund!


    Jacques und Martine Le Guennec haben ihre drei Söhne und deren Partnerinnen zum Weihnachtsessen eingeladen. Jeanne, die neue Freundin von Nicolas, wird zum ersten Mal dabei sein und sie ist schon sehr nervös. Denn es hat sich schon herumgesprochen, wie bärbeissig Jacques mit den Partnerinnen seiner Söhne ist.

    Nach Weihnachten hat Martine genug von ihrem cholerischen Mann und fährt ohne ihn in den Skiurlaub mit den Kindern. Dort merkt sie, wie gut es der Familie geht ohne Jacques und wie harmonisch die Beziehung zu ihren Schwiegertöchtern sein kann. Zu Hause stellt sie Jacques ein Ultimatum...

    Als ich dieses Buch sah, hatte ich "Monsieur Claude und seine Töchter" im Kopf. Die ganze Thematik zeigt etliche Parallelen. Monsieur Claude muss sich mit seinen Schwiegersöhnen arrangieren, bei Monsieur Jacques sind es die Schwiegertöchter, die sein Leben beeinflussen.


    Beide sind zudem Franzosen, Jacques besticht allerdings nicht mit französischem Charme. Seine Launen sind stets sofort von Null auf Hundert und er ist oft zynisch und böse. Ich finde, die Figur ist etwas zu unausgeglichen charakterisiert, denn ich fand die Handlungen Jacques oft nicht rund. Er zeigt in seinem Verhalten überzeichnete Reaktionen. Wie als er zum Beispiel in derselben Minute, als seine Familie für die Weihnachtsfeier ankommt, will, dass seine beiden Enkel zu Bett gebracht werden. Bei Franzosen zwar üblich, dass kleine Kinder vor den Erwachsenen essen und dann schlafen...aber sofort nach der Ankunft und das an Weihnachten?

    Jacques steht kurz vor der Rente und kann nicht loslassen. Obwohl schon ein Jüngerer seinen Job als Bauingenieur macht, denkt er immer noch unentbehrlich zu sein. Dieses Klammern an den gewohnten Rythmus der Arbeit konnte ich verstehen. Leider haben Martine und Jacques einander irgendwo zwischen Kinder grossziehen und Arbeit verloren und ihnen passiert, was auch im realen Leben geschehen kann. Man muss sich organisieren und gemeinsame Aktivitäten finden, die ausfüllen und Spass machen.


    Weitaus grenzwertiger als Jacques fand ich aber seine Schwiegertöchter. Laura setzt voraus, dass ihr Hund (der laut der Familie stinkt) in Küche, auf dem Sofa und sogar im Bett beim Besuch bei ihren Schwiegereltern nächtigen darf. Stephanie reklamiert, da es im Kühlschrank der Schwiegereltern nichts hat, was Madame essen möchte. Und die "Neue", die als Sommelière arbeitet, macht sich über Schwiegervaters Wein lustig. Die drei Damen sind verwöhnt, egoistisch und mäkelig, lassen sich aber im Sommer, zu Ostern und in die Skiferien gerne von den Schwiegereltern einladen.

    Aurelie Valognes hat einen Familienroman geschaffen, der von Beziehungen lebt. Sympathie, Antipathie, Erziehung und die Tatsache, dass Eltern älter werden und Macken entwickeln. Die Handlung empfand ich nicht immer ganz rund und es gab etliche Stellen, an denen ich die Reaktionen der Figuren nicht immer ganz nachvollziehen konnte.


    3ratten