Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt:
David Lurie, Literaturprofessor in mittleren Jahren und zweimal geschieden, ist in Ungnade gefallen: eine Affäre mit einer seiner Studentinnen, die er ohne große Leidenschaft und ohne sonderliche Bedenken unterhielt, ist an die Öffentlichkeit gedrungen. Der peinlichen Befragung durch eine Untersuchungskommission entzieht er sich durch ein Schuldbekenntnis. Er quittiert seinen Dienst und verlässt Kapstadt, um sich für eine Weile zu seiner Tochter aufs Land zurückzuziehen.
Lucy, die keinerlei Ambitionen in der Welt ihres Vaters hat, versucht auf einem entlegenen Stück Land eine kleine Farm aufzubauen. Zunächst scheint es, als könnten der Einfluss Lucys und der natürliche Rhythmus des Farmlebens Davids aus den Fugen geratenem Leben neuen Halt geben, doch dann werden Vater und Tochter Opfer eines brutalen Überfalls, in dessen Folge der grundlegende existentielle Konflikt zwischen Vater und Tochter offen zutage tritt. Während David mit seinen absoluten, eher philosophischen Begriffen von Recht und Würde die Bestrafung der Täter mit allen Mitteln des Gesetzes betreiben will, kommt Lucy zu realistisch-nüchternen Schlüssen und nimmt den Kampf auf ihre Weise auf: sie akzeptiert die Gesetze der Lebenswirklichkeit, für die sie sich nun einmal entschieden hat. David muss seine eine Rettung finden.
Meine Meinung:
Warum dieses Buch manchmal als extrem zäh und langatmig bezeichnet wird, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. An manchen Stellen zieht es sich vielleicht ein wenig, aber insgesamt finde ich es äußerst vielschichtig und ungewöhnlich.
Alles wird vollkommen wertfrei beschrieben – die unterschiedliche Mentalität von Schwarzen und Weißen, die verschiedenen Lebenseinstellungen von Vater und Tochter … der Autor schildert alles distanziert genug, um es völlig dem Leser zu überlassen, worüber er sich empören möchte. Ich selbst habe mich an einigen Stellen dazu verleiten lassen - zum Beispiel als die (Hinter-)Gründe für den Überfall nach und nach zutage treten. Und besonders zum Ende hin hat mich schockiert, wie weit Lucy zu gehen bereit ist, um an ihrem gewählten Lebensweg festzuhalten.
Auf alle Fälle liefert „Schande“ viel Stoff zum Grübeln. Es zeigt sowohl den Verfall zweier Menschen und ihrer Beziehung zueinander, als auch verschiedene Blickwinkel auf teils typisch südafrikanische, teils allgemein menschliche Problematiken. Man lernt, sich mit Urteilen zurückzuhalten und gegebenenfalls auch einmal etwas einfach hinzunehmen, das man beim besten Willen nicht versteht. Darin liegt wohl das Wesen wahrer Toleranz.