André Aciman - Call my by your name

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    Inhalt:

    Der jugendliche Professorensohn Elio verliebt sich rettungslos in den älteren Oliver, der einen Sommer als Gast im Haus seiner Familie in Italien verbringt.


    Meinung:

    Das war einer dieser Fälle, wo ich eigentlich den Film sehen wollte und mir dann, als ich das Buch gesehen habe, gedacht habe, OK, lesen wir das zuerst und dann suchen wir den Film. Und gut war das!

    Aciman gelingt es wunderschön, in den Kopf des 17jährigen Elio einzudringen, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, mit all den verrückten Gedanken, die man so hat, wenn man jung und heftig verliebt ist, aber noch nicht so genau weiß, ob die Gefühle erwidert werden. Wie man die absonderlichsten Zeichen deutet, Rituale durchführt und sich so wunderbar clever fühlt, wenn man das Objekt der Begierde scheinbar ignoriert, nur um später herauszufinden, dass der das längst wusste - und erwidert!

    Wobei sich der Teil aber auch ein bisschen gezogen hat, bis sich Elio endlich erklärt, das dann aber auf sehr schöne, subtile Weise. An den ersten 100 Seiten habe ich fast eine Woche gelesen, aber dann ging es relativ schnell.

    Was mir auch erstaunlich gut gefallen hat, war dass der Ton des Buches zwar relativ schön und poetisch war, aber immer wieder durchzogen von reichlich, na sagen wir mal, direkten Formulierungen. Ich sage nur, Pfirsich! Irgendwie hat es das Ganze ein bisschen aufgelockert, immer wenn ich befürchtet habe, jetzt wird Aciman langsam etwas zu prätentiös.


    Was mir auch etwas sauer aufgestoßen ist, war die Behandlung der Frauen hier, denn beide, Elio und Oliver, gehen reichlich schäbig um mit den jungen Frauen, die sich mit ihnen einlassen, was sie in meinen Augen Sympathiepunkte gekostet hat. Andererseits war es aber auch interessant, dass sich beide nicht in Schubladen packen lassen. Sind sie homosexuell? Bisexuell? Spielt es eine Rolle? Liebe kennt kein Geschlecht, das scheint hier klar zu sein.

    Zum Thema Sympathie, abgesehen davon war mir Elio durchaus sympathisch, Oliver blieb interessanterweise ein bisschen schattenhaft für mich.



    Anfangs hätte ich vielleicht etwas harscher geurteilt, aber letzten Endes verdient das Buch für mich doch mindestens


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Da kommt tatsächlich eine Fortsetzung als Buch? Oh!


    Ich muss sagen, dass mir der Film hier wirklich besser gefallen hat, als das Buch. Das Buch war eben doch sehr viel die Gedankenwelt eines heranreifenden Jungen, was sich manchmal etwas gezogen hat. Zum Beispiel das ganze Kapitel in Rom hätte ich nicht unbedingt gebraucht.


    Ich habe damals glaube ich 3ratten vergeben

  • Da kommt tatsächlich eine Fortsetzung als Buch? Oh!


    Ich muss sagen, dass mir der Film hier wirklich besser gefallen hat, als das Buch. Das Buch war eben doch sehr viel die Gedankenwelt eines heranreifenden Jungen, was sich manchmal etwas gezogen hat. Zum Beispiel das ganze Kapitel in Rom hätte ich nicht unbedingt gebraucht.


    Ich habe damals glaube ich 3ratten vergeben

    Den Film habe ich für heute abend eingeplant, ich bin sehr gespannt! Stimmt, der Part in Rom war auch ein bisschen überflüssig, also dieses mit verschiedenen Leuten abhängen und der erste Part hat sich etwas dahingeschleppt. Aber, wie gesagt, bei mir war es vor allem das Ende, das mich umgehauen hat und sowas kann ein Buch für mich extrem aufwerten.


    Hier, das ist die Fortsetzung:


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    Da scheint es dann vor allem um den Vater zu gehen.

  • Ja hab es dann auch entdeckt.

    Ich weiß ja nicht, ob die Fans vor allem der Vater interessiert ;)^^

    Zumindest laut dem Klappentext geht es offenbar um alle 3, wird dann interessant sein, ob es wieder aus einer Perspektive ist.


    Ich habe mir gestern plangemäß den Film angeschaut und der war wirklich sehr schön. Mit dem Buch frisch im Gedächtnis war es dann auch nett, so viele Szenen wieder zu finden. Und, auch wenn es ein bisschen anders, auch hier, die letzte Szene, wow! Superb gemacht, Chalamet. Der Film hatte auch den Vorteil, dass er ein bisschen von dem Überflüssigen weglassen konnte und tatsächlich wurde hier dem, was mich beim Buch irritiert hat, wie Elio Marzia behandelt, ein bisschen der Stachel genommen, weil sie hier versteht und verzeiht.

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    Titel: Call Me By Your Name. Ruf mich bei deinem Namen

    Autor: André Aciman


    Inhalt:

    Irgendwo in Italien, in den 1980er Jahren:

    Oliver scheint alles, was Elio nicht leiden kann und doch ersehnt... Der 24 Jährige ist zu Besuch bei Elios Eltern, die jedes Jahr im Sommer einem jungen Wissenschaftler die Möglichkeit geben als Asisstent von Elios Vater, vor allem in Ruhe an der eigenen Arbeit zu schreiben. Und wärend Elio überzeugt davon ist, das Oliver ihn nicht leiden kann, muss er sich nach und nach eingestehen, das er sich nichts sehnlicher wünscht als in Olivers nähe zu sein, sich nichts mehr wünscht als von ihm geküsst zu werden, mit ihm zu schlafen. Von den eigenen Gefühlen völlig überrollt, traut Elio sich zunächst nicht, seine Wünsche zu äußern, sicher das Oliver sowieso kein Interesse hätte. Doch Elio irrt sich...


    Bisher:

    Vor einer Weile habe ich endlich mal den Film angeschaut, den ich schon ewig auf meiner Wunschliste hatte. Ich war grade nicht in der Stimmung gewesen, das ganz selbst zu lesen, deshalb diese eher untypische Reihenfolge. Tatsächlich finde ich sogar, das manches im Film besser funktioniert und transportiert wird. Vor allem die Blicke, vieles Unausgesprochene, das kann der Film einfach anders transportieren.

    Dafür hat der Roman einen noch stärkeren Fokus auf Elio und seine Gefühle. Seine überdramatischen Gedanken (typisch Teenager *gg*) gepaart mit mehr oder weniger philosophischen Gedankengängen (oder das, was Elio dafür hält :lachen: ) seine überschwengliche aber auch verunsicherte Gefühlslage. Die sommerliche Atmosphäre, mit diesem Gefühl, das die Zeit stehen bleibt und gleichzeitig so rasend schnell weiter voran schreitet. Bis er auf einmal vorbei ist, dieser Sommer.


    Obwohl ich weiß, das Oliver erst 24 ist, bin ich darüber doch immer wieder überrascht. Im Film ist einfach ein Schauspieler besetzt worden, der eindeutig viel älter ist. (Ich habs gegoogelt, Armi Hammer ist sogar 32). Dadurch wirkt es im Film auch manchmal eher in die Richtung die alters technisch nicht unproblematisch ist, da Elio 17 ist.


    Das ist eigentlich auch das Einzige, das ich schwierig finde an der Geschichte im gesamten. Auch wenn Elio geistig ziemlich weit ist und intellektuell keines Falls unterlegen, sind eben trotzdem 7 Jahre Altersunterschied. Andererseits wird deutlich,das Elio immer wieder selbst entscheidet und ganz genau weiß, was er möchte. Auch wenn er gleichzeitig verunsichert ist.

    Ich finde das wird ganz gut dargestellt, vor allem weil er neben der Geschichte zwischen ihm und Oliver auch noch eine zweite Sache mit Marzia, einem Mädchen aus der Gegend am laufen hat. Ich muss sagen, das ich momentan kein Problem damit habe, wie er Marzia behandelt. Das kam für meinen Geschmack im Film etwas anders rüber. Also das er sie da meiner Meinung nach sehr schlecht behandelt, weil er ihr nicht sagt, das sie für ihn eigentlich eher ein Ablenkung zu sein scheint, von seinen eigentlichen Wünschen und Empfindungen. Irgendwie kommt es im Buch nicht so stark heraus bisher, auch wenn sie stärkeres Interesse an ihm zu haben scheint, als er an ihr. Gleichzeitig finde ich, das er selbst z.B. nicht wirklich unterscheidet.


    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Elio bisexuell ausgelegt ist, oder ob es wirklich eher seine Angst ist, sich seiner Sexualität zu stellen. Es ist auch eher so, das diese Unsicherheit gar nicht so das Thema ist. Es ist kein typischer Coming-Out Roman, bei dem dieses zentral behandelt wird, das "Problem" darstellt. Ich finde Elios Gefühle sind einerseits reflektiert, andererseits spürt man das er neugierig ist,ob es wirklich mehr ist, als ein abstraktes Interesse und Verlangen nach einem männlichen Körper.

  • Eigentlich fliege ich nur so durch die Seiten, das Buch hat nicht mal 300 Seiten. Aber ich lese mir selbst vor :lachen: deshalb brauche ich länger. Keine Ahnung weshalb, aber als ich damit gestern Abend begonnen habe, hatte ich das Gefühl, das Buch muss vorgelesen werden. Aber eben von mir :lachen:


    Mir gefällt vor allem die Stimmung des Romans. Dieses Wissen darum, das dieser Sommer bald zu Ende gehen wird. Das dann auch Elio und Oliver sich vermutlich nicht wieder sehen werden. Da ist eine Intensität zwischen den beiden, die wohl nicht wäre, wenn sie sich jederzeit wieder begegnen würden. Denn dann hätten sie viel mehr Zeit.

    Eigentlich mag ich am liebsten, das Elio so lange braucht um zu erkennen, das Oliver schon die ganze Zeit nur auf eine Chance gewartet hat. Gleichzeitig hat Oliver Elio wohl ein bisschen überschätzt. Da merkt man, das Oliver der Ältere ist und schon eher erkennt, das Elio durchaus Interesse hätte. Gleichzeitig sind sie beide unglaublich schüchtern. Im Grunde basiert die Handlung genau darauf, weil sie so wertvolle Zeit verschwendet haben. Statt mit einander zu reden. Das sie das nicht tun, hat sicher wiederum damit zu tun, das sie beide Männer sind und es nach wie vor die 80er sind. Obwohl z.B. Elios Eltern auch Schwule Freunde Gäste haben, scheint es dennoch ein Tabu. Niemand kommt etwa bei Oliver auf den Gedanken, das er an Elio Interesse haben könnte, er versteckt es dann doch zu gut. Wobei ich sagen würde, das Oliver selbst es eher wegen dem Altersunterschied versteckt und nicht weil Elio ein Junge ist. Ich finde man kann es in beide Richtungen lesen, also das es auch eine Mischung aus beidem sein könnte. Das lässt der Autor aber meiner Meinung nach offen.

  • Es ist ein so poetischer Tonfall. Ich genieße die sprachlichen Spielereien sehr, stelle aber auch fest, das es an ein paar Stellen ein paar merkwürdige Übersetzungen zu geben scheint. So sagt Oliver in der deutschen Übersetzung "Später!" wenn er sich verabschiedet. Ich vermute im Original sagt er eigentlich eine Art See you later? Im Film erscheint es mir jedenfalls so. Vermutlich werde ich mir den Roman so oder so im Original kaufen, dann kann ich es überprüfen :lachen: (Ich kenne mich, Lieblingsbücher brauche ich immer auch in anderen Ausgaben *gg*). Sicher kann ich an dann auch die sprachlichen Eigenheiten nochmal ganz anders genießen und muss mich nicht fragen, was davon der Übersetzung zum Opfer gefallen sein könnte.


    Ich bin fast schon am Ende der Handlung, möchte sie aber eigentlich noch nicht verlassen... Ehrlich gesagt bin ich froh, über meinen Einfall mir die Geschichte selbst vorzulesen, weil ich so das Ganze noch hinauszögern kann.

  • Obwohl es eigentlich so melancholisch und traurig ist, macht mich dieses Buch einfach glücklich. Es hat so eine ganz spezielle Atmosphäre die ich sehr liebe. Was wäre Elio ohne diese wunderbare erste große Liebe? Diese Erinnerungen kann ihm niemand nehmen, egal was sein Leben noch für ihn bereit hält.


    Es gibt kaum Bücher die mich zum weinen bringen. Bei diesem hier war ich sehr sehr nah dran...


    Ich weiß, es gibt eine Fortsetzung, die zum Teil ganz anders funktioniert und ich weiß auch, was in dieser Fortsetzung passieren wird. Ich weiß aber noch nicht, ob ich nicht dieses Ende, so wie es "Call Me Your Name" vorgibt, nicht perfekt ist. Und ob ich es nicht einfach dabei belasse um mir dieses ganz besondere Gefühl zu bewahren.

    Noch bin ich nicht zu einer Entscheidung gelangt :lachen:


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    Es gibt diese Bücher, die einen glücklich machen, gleichzeitig eine seltsame Melancholie hinterlassen, die aber dieses Glücksgefühl erst so vollkommen macht. "Call Me by Your Name" ist so ein Buch für mich.

    Acimans Spiel mit Sprache hat mich verzaubert. Poetisch und manchmal philosophisch. Manchmal dramatisch, weil Elio nun mal ein dramatischer Teenager ist, dessen Gefühle überschäumen. Intensiv, überwältigend. Ganz so, wie eben die erste große Liebe auch sein soll.

    Elio und Oliver las Paar haben eine ganze eigene Dynamik, die diese große erste Liebe zu etwas besonderem macht. Auch weil die erste große Liebe immer zu etwas besonderem wird, auch wenn sie lange vergangen ist. Die Erinnerung für diesen langen, kurzen Sommer bleibt ihnen und verbindet sie für immer.

    Ich frage mich gerade, wie soll ich nur wieder ein solches Buch finden?



    Von mir gibt es wenig überraschend ;)


    5ratten

  • Danke Holden - hab ich gleich auf meine Wunschliste gesetzt

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Der Film ist meiner Meinung nach ein guter Ersatz, er hat die Stimmung sehr gut eingefangen und ist ziemlich nah am Buch. Die Auslassungen sind zwar da, aber meiner Meinung nach an einer guten Stelle getroffen worden.

    James Ivory hat einfach run Gespür für gute Literaturverfilmungen. Es gab ja auch den Oscar fürs beste Drehbuch.

  • Ich mag Oscar-Filme in letzter Zeit irgendwie nicht so, deshalb war ich da skeptisch und habe ihn mir trotz des interessanten Themas nicht angeschaut. Aber wenn du ihn auch empfehlen kannst, gebe ich ihm vielleicht mal eine Chance (falls die Bibliothek irgendwann wieder öffnet).

  • Das hört sich toll an und bestärkt mich darin, dass ich das auch lesen muss :)


    Den Altersunterschied finde ich ehrlicherweise gar nicht so schlimm. Wäre einer 19 und der andere 26, wäre es juristisch gesehen egal ... und so groß ist der Unterschied zwischen 17 und 19 nun auch nicht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Ich denke ich hab mich da etwas vermischt ausgedrückt. Im Film fand ich das schon auffällig, weil das Alter nicht genannt wird und Oliver da niemals wie Anfang 20 wirkt. (Der Schauspieler ist 32.) Auch wenn es immer auf Augenhöhe passiert und nie ein Machtgefälle entsteht.


    Ich liebe den Film wirklich, aber gestern, als ich nachgeschaut habe, was Oliver im Original sagt (er sagt Later, statt See you later *gg* Später, ist also im deutschen wirklich seltsam übersetzt, weil das nie jemand so sagen würde im Deutschen) ist mir das schon noch mal extrem aufgefallen. Es ist halt so eine ganz bestimmte Ästhetik, die ein bisschen nach Porno aussieht :lachen: Ich finde der Film ist teilweise so intim gedreht, das man das Gefühl hat zu stören und irgendwie voyeuristisch vorkommt :lachen:

  • Im Film fand ich das schon auffällig, weil das Alter nicht genannt wird und Oliver da niemals wie Anfang 20 wirkt. (Der Schauspieler ist 32.)

    Ach so, Du meintest hauptsächlich den Film. 17 und 32 ist natürlich noch mal ne andere Hausnummer.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen