Dave Duncan - Die Stadt der Götter

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 605 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Der erste Zyklus der Pandemia-Reihe besteht aus vier Bänden:


    Band 1: Der Weg nach Kinvale

    Band 2: Die Insel der Elben

    Band 3: Das Meer der Leiden

    Band 4: Die Stadt der Götter


    Vor mittlerweile ungefähr 25 Jahren habe ich den Zyklus zum ersten Mal gelesen, nun habe ich mich an eine Wiederholung gewagt. Das kann mitunter riskant sein, da ja nicht alle Bücher, die mich früher begeistert haben, einem zweiten Lesen stand halten. Bei Dave Duncans Pandemia-Zyklus hatte ich Glück. Mittlerweile bin ich beim vierten Band gelandet und kann mit Fug und Recht behaupten, dass mich die Geschichte rund um den Stalljungen Rap und Prinzessin Inosolan noch immer fesseln kann.


    Zugegeben, die Geschichte könnte wahrscheinlich etwas gestrafft werden ohne an Substanz zu verlieren. Außerdem wirken vielen Handlungsstränge und die verschiedenen Rassen, die die Welt von Pandemie bevölkern, im Jahr 2020 nicht mehr sonderlich innovativ. Da die Reihe in den späten 1980ern und frühen 1990ern entstanden ist, kann das aber auch kaum erwartet werden. Wer zur Pandemia-Saga greift, erhält solide Fantasy. Vielleicht ist sie ein wenig angestaubt und in die Jahre gekommen, aber Dave Duncan verstand offensichtlich sein Handwerk und die Geschichte ist gut gealtert. Was will mensch mehr?

  • Wer die Reihe noch nicht kennt und überlegt, sie zu lesen, sollte mir ab hier nicht mehr folgen. Da die einzelnen Bände aufeinander aufbauen, kann ich kaum über den Inhalt des vierten Romans schreiben, ohne die anderen drei Teile zu Spoilern.


    Prinzessin Inosolan hatte sich vor ungefähr einem halben Jahr aufgemacht, um ihr kleines Königreich Krasnegar so unabhängig wie möglich zu erhalten. Leider war sie in ihrer Mission nicht sonderlich erfolgreich. Im Imperium gilt die Affäre um Krasnegar als abgeschlossen. Aus politischem Kalkül wurde der Jotunn Kalkor als der neue König anerkannt. Abgesehen davon hat das riesige Reich mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Beinahe unbemerkt wurde von innen eine feindliche Übernahme geplant und widerstandslos über die Bühne gebracht. Der alte Kaiser ist schwer krank, sein Erbe und Enkel wird systematisch missbraucht und in eine Sucht getrieben. Wen interessiert da noch ein unbedeutendes Königreich am Ende der Welt?


    Noch dazu hat sie sich in eine völlig ausweglose Situation hinein manövriert. Beeinflusst von einer Vision, in der sie ein unbekannter Gott aufforderte, auf die Liebe zu vertrauen, hat sie der stürmische Werbung des Sultans von Zark letztendlich nachgegeben und ihn geheiratet. Nun ist sie vom Regen in der Traufe gelandet. Nicht nur, dass sie Azak nicht liebt, stellt sie das Zusammenleben mit ihm vor große Herausforderungen. Ihre einstige Schönheit ist entstellt, da sie - zugegeben nicht absichtlich - von Azak schwer verbrannt wurde. Eine Zauberin hatte den stolzen Djinn mit einem Fluch belegt, sodass er jeder Frau Brandwunden zufügt, die er berührt. Eigentlich konnte die Zauberin davon überzeugt werden, den Fluch wieder aufzuheben. Gerade als sie den Bann wieder lockern wollte, ist sie gestorben - indem Moment versuchte allerdings der schwer verliebte Azak seine frischgetraute Braut zu küssen.


    Nun sind die beiden auf den Weg in die Hauptstadt Hub, um einen der vier Wächter von Pandemia zu überreden, sowohl Inosolan zu heilen als auch Azak von seiner Last zu befreien. Dabei gebärdet sich Azak immer herrschsüchtiger und unnahbarer. Er ist zwanghaft eifersüchtig und verlangt von Inosolan absoluten Gehorsam. Sobald sie einen eigenen Kopf beweist, bringt ihn das an den Rand der Selbstbeherrschung.


    Hier ist bereits einer der ersten Schwachstellen der Welt von Pandemia: die einzelnen Völker können nur allzu leicht verschiedenen Kulturen in unserer Welt zugeordnet werden. So sind die Djinns und ihr Sultanat Zark eindeutig der orientalischen Welt entlehnt. Angefangen vom Harem, der Verschleierung der Frauen und das männliche Selbstbild des grausamen, kriegerischen, aber auf seine Art doch gerechten Herrschers findet man so ziemlich alle Versatzstücke, die man in den Märchen aus 1000 und einer Nacht erwartet.


    Zum Glück kommen auch alle anderen Völker nicht besonders gut weg: die Jotunn kann man sich als rasend gewordene Wikinger vorstellen. Kampfmaschinen ohne Moral und Verstand, einzig darauf aus zu plündern und zu vergewaltigen.


    Die Imps wiederum entsprechen den europäischen Kaiserhäusern des neunzehnten Jahrhunderts mit einer Anlehnung an das römische Caesarentum. Aufgeblähte Beamtenapparate treffen auf hohle Rituale. Die handelnden Personen sind zu sehr mit ihren eigenen Intrigen beschäftigt, um die wahre Gefahr überhaupt erahnen, geschweige denn erkennen können. Garniert wird das impische Selbstverständnis von dem Bewusstsein, die Krone der Schöpfung und damit allen anderen Völkern von Pandemia überlegen zu sein.

  • Eigentlich wollte ich ganz brav, während dem Lesen hier berichten. Doch dann ist mir das echte Leben dazwischen gekommen. So hatte ich zwar abends ausreichend Zeit, um in meinem Bett vor dem Schlafengehen weiter zu lesen, aber keine Zeit am Morgen, um darüber zu berichten.


    Nur so viel: Rap findet schließlich auch auf mehr oder weniger verschlungenen Wegen in die Hauptstadt. Dort trifft er sich mit Inos wieder und auch einige andere bekannte Gesichter aus den Bänden 1-3 haben einen Auftritt. Interessanterweise findet der große Showdown nicht in Hub statt, sondern erst knapp 150 Seiten später in Krasnegar, Inos´gebeuteltem Königreich.


    Der vierte Teil ist größtenteils spannend, nur gegen Ende hin, hat es einen leichten Durchhänger. Hier wäre weniger wahrscheinlich mehr gewesen. So triftet die Handlung kurzfristig sogar ins extrem kitschige ab. Hier kriegte Dave Duncan gerade noch rechtzeitig die Kurve. Irgendwie entstand der Eindruck, dass er sich noch nicht von seinen Figuren trennen wollte und deswegen ein paar Seiten mehr dran gehängt hatte.


    Trotz leichter Mängel haben mich die Bücher rund um Inos und Rap sehr gut unterhalten. Die Pandemie-Saga ist eine gute Fantasy-Geschichte, bei der zumindest der erste Zyklus ein zweites Mal Lesen auch nach zwanzig Jahren noch stand hält.