Gusel Jachina - Wolgakinder

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    "Wolgakinder" von Gusel Jachina


    Handlung:


    Russland, Wolgagebiet, die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts

    Der Dorflehrer Jakob Bach lebt zufrieden in dem kleinen Ort Gnadental an der Wolga. Vormittags unterrichtet er, nachmittags streift er durch die Gegend. Er ist schrullig und schwächlich, spricht wenig, erfreut sich an Gewittern und beobachtet die Dorfbewohner.

    Sein Leben verläuft ohne große Zwischenfälle bis zu dem Tag, an dem ein Hofbesitzer vom anderen Ufer der Wolga Bach als Hauslehrer für seine Tochter Klara engagiert. Klara ist von seinem Wissen fasziniert, Bach von ihr.

    Von den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen "draußen" wenig berührt, führen die beiden ein beschauliches Leben auf dem Hof. Aber die Welt sucht sie schließlich doch heim.


    Meine Meinung:


    Nach den ersten Seiten wusste ich schon, dass ich das Buch lieben werde. Die Liebe hat nicht bis zu den letzen Seiten gereicht, aber das ist nebensächlich.

    Gusel Jachina hat mit ihrem Erzähltalent mein Leserinnenherz erobert. Egal, was sie künftig schreibt, ich werde es lesen. Bach, die Dorfbewohner, das Dorf selbst, Bachs Innenleben - all das ist perfekt beschrieben. Eine so faszinierende Schreibe ist mir schon sehr lange nicht mehr untergekommen.


    Über weite Stecken sieht man die Welt mit Bachs Augen. Da er nicht immer versteht, was er sieht, wirkt das Schreckliche, das in dem Land geschieht, abgeschwächt, nicht ganz real. Und es geschieht einiges. In den 20er Jahren hat der Sozialismus Russland fest im Griff. Die Sowjetunion breitet die blutigen Flügel aus. Grundbesitzer werden verjagt oder deportiert, die Hungerjahre kosten viele Leben und die kommunistische Ideologie kostet noch viele Leben mehr.


    Einige Kapitel befassen sich mit dem Großen Führer, dem "Vater der Völker", Josef Stalin. Sein Name wird nicht einmal genannt, doch ist natürlich klar, um wen es geht. Zwei dieser Kapitel habe ich gelesen, wobei meine erste Reaktion ein "Hä?" war. Ich wollte zurück zu Jakob Bach und seiner kleinen Tochter. Die anderen Kapitel mit Stalin habe ich bloß überflogen. Die reißen einen zu sehr aus der Handlung und wirken fehl am Platz. Dabei wird genau dort erklärt, wie es zu manchen politischen Entscheidungen und Entwicklungen gekommen ist. Über die Folgen dieser Entscheidungen muss ich nichts lesen, die kenne ich aus der eigenen Familiengeschichte, denn meine Großeltern stammen von der Wolga und sind nach Sibirien deportiert worden.


    Mit einigen wenigen Abstrichen ist "Wolgakinder" eine großartige Geschichte.


    4ratten


    ***

    Aeria