John Marrs - The Passengers

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    London in einer nicht allzu fernen Zukunft. Es gibt nur noch autonome Autos. Während die Unfalluntersuchungskommission, die aus vier von der Regierung berufenen Personen plus einer nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Person aus der Bevölkerung besteht und die über die Schuldfrage bei Unfällen mit Todesfolge entscheidet und deren Aufenthaltsort jeden Monat an einem anderen Ort ist, tagt, schaltet sich ein Hacker ins System. Libby, die autonome Autos hasst und ihre Berufung in die Kommission gern verhindert hätte, sieht nun acht Fahrzeuge, die entführt wurden und an einem nicht genau definierten Punkt kollidieren werden – und soll mit den anderen aus der Kommission darüber entscheiden, wer überleben darf und wer als nächstes sterben soll. Schnell erleben die Fünf – und die ganze Welt – dass der Hacker keinen Scherz macht. Machen die Kommissionsmitglieder nicht, was er sagt, lässt er ein Auto nach dem anderen explodieren. Nach und nach deckt er die dunklen Geheimnisse dieser Passagiere auf. Libby kennt einen der Passagiere …



    Anfangs lernt man die Passagiere einen nach dem anderen recht harmlos kennen – und erlebt, wie sie erfahren, dass sie gekidnappt wurden. Das ist zunächst interessant, nutzt sich aber leider auch bald ab. Gerade noch rechtzeitig beginnt der zweite Teil des Buches. Hier erfährt man mehr über die Kommission und ihre Arbeit. Schnell wird der Leser auf die Seite von Libby gezogen, denn der Rest der Mitglieder ist, gelinde gesagt, unsympathisch. Das geht so weit, dass mir zwischendurch der Hacker sympathischer war, als der eine oder andere aus der Kommission. Das Katz-und-Maus-Spiel ist sehr spannend und immer klarer erkennt man, dass die Kommission selbst eine Farce ist. Das soll die Welt sehen, und nicht nur das. Erstaunlicher Weise ändert sich der Stil und das „Lesegefühl“ im dritten, vergleichsweise sehr kurzen, Teil des Buches erneut. Dennoch ist das ein guter Kniff, denn so bekommt der Leser ein gutes, rundes Bild von den Ereignissen vor, während und nach der Entführung. Dem ganzen setzt der letzte, sehr kurze Teil dann die Krone auf. Eine Achterbahnfahrt vom Feinsten!



    Bisher ist mir noch nie ein Buch in dieser Art untergekommen, aber ich muss sagen, es ist genial gemacht. Im Nachhinein weiß ich, dass diese Spur Langeweile am Anfang absichtlich aufgebaut wurde, denn dadurch sitzen die dann kommenden Schläge nur umso besser. Mir gefällt der Stil von John Marrs sehr. Zwar habe ich zu keiner Figur eine wirklich enge Bindung aufgebaut, noch nicht einmal zu Libby, obwohl ich sie mochte, dennoch hat mich die Story gefesselt und das Geschehen schockiert. Dem Autor ist es gelungen, quasi nebenbei ein paar äußerst heiße Themen einzubauen und damit den Finger in die eine oder andere Wunde zu stecken, ohne dass man das Gefühl hat, er hält eine Moralpredigt. Dennoch bringt er den Leser zum Nachdenken.



    Ein nettes Detail ist die Optik des Buches. Ganz in Schwarz mit einem blauen Power-Knopf und blauem Buchschnitt fällt es definitiv auf. Für Liebhaber ausgefallener Aufmachungen ist dies ein Leckerbissen.



    Auch wenn es ein paar Längen gab – die ich, wie bereits erwähnt, im Nachhinein als absichtlich eingebaut erachte – wurde ich extrem gut unterhalten. Für die vollen fünf Sterne reicht es nicht ganz, aber ein vier-Sterne-Buch ist es auf alle Fälle und damit absolut lesenswert!


    4ratten

  • Ich bin so froh, das der Roman für mich bisher total an The One herankommt. Der Roman war schon ein Jahreshighlight für mich. Und hier hab ich beim Lesen gerade auch wieder so viel Spaß. Ich finde die Idee so spannend und interessant. Vor allem auch die moralische Seite dahinter. Hi und da könnte es mir da ein klein wenig mehr Tiefe geben, aber so im Großen und Ganzen konnte ich heute kaum aufhören zu lesen. Ich hab schon die Hälfte in einem Rutsch durch, meine Leseflaute ist grade erst so langsam weg und da ist so ein Buch absolut perfekt!

  • Zum Schluss:

    Und was soll ich sagen? Das war wieder super!! Spannende Prämissen und eine sehr relevante Diskussion um die Frage von künstlicher Intelligenz. Dazu kommen einige andere ethische Fragen, die man sich beim Lesen immer wieder selbst stellen kann. Gleichzeitig war es einfach locker zu lesen, man fliegt trotz der kontroversen Thematik nur so durch die Geschichte. Hi und da fand ich eine bestimmte Entwicklung etwas vorhersehbar, aber ansonsten haben mich einige Wendungen schon überrascht und mir sehr viel Spaß gemacht.

    Im Vergleich zu "The One" fand ich die Figuren zum Teil aber nicht ganz so interessant. Hi und da hätte ich mir vielleicht noch ein paar mehr grau-Stufen gewünscht. Besonders eine der Figuren war mir etwas zu eindimensional. Aber für mich ist das jammern auf hohem Niveau, das Buch ist einfach ein echte Page-turner für mich gewesen und daher gibts den Abzug hauptsächlich im Vergleich zu The One, das ich ein bisschen innovativer fand.

    Ich will jedenfalls von John Marrs jetzt alles lesen! (es gibt einige Bücher die er über amazon veröffentlicht hat, bevor ein großer Verlag ihn unter Vertrag genommen hat. Ein weiterer Roman ist auf englisch inzwischen auch schon angekündigt und ich gehe schwer davon aus, das auch dieser auf deutsch übersetzt wird. Freu mich schon!!)


    4ratten

  • John Marrs nimmt in seinem Thriller ein Thema auf, das uns immer mehr beschäftigt: wie sehr wollen wir uns auf eine künstliche Intelligenz verlassen oder uns von ihr abhängig machen? Seine Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt. Die Art, wie für die Passagiere aus einem ganz normalen Tag plötzlich ein Albtraum wird, baut von Anfang an Spannung auf. Warum wurden ausgerechnet sie ausgesucht? Wie kann die Kommission ihr Schicksal noch abwenden?


    Die Arbeit der Kommission habe ich als Farce empfunden. Es geht nicht darum, den wahren Schuldigen zu finden, sondern darum, finanziellen Schaden von den Herstellern abzuwenden. Dabei zählt nicht, wer die besten Argumente hat, sondern wer die anderen am besten einschüchtern kann. Das ist auch die erste Reaktion mancher Mitglieder, als sich die Hacker endlich melden, aber bei denen kommen sie nicht weiter. Wahrscheinlich bin ich als Leserin nicht die Einzige, die hier ein bisschen Schadenfreude empfunden hat.


    Jeder Passagier sitzt aus einem vermeintlich guten Grund in seinem Fahrzeug, aber wer kann sich als Richter über sie aufspielen? Die gleichen Personen, die ständig über die Schuld von Passagieren autonomer Fahrzeuge entscheiden? Oder die Menschen vor den Bildschirmen? Hier zeigt der Autor deutlich, wie sehr man die Meinung anderer beeinflussen kann, wenn man nicht alle Details preisgibt.


    So spannend ich die Geschichte fand, so flach fand ich teilweise die Charaktere. Sie haben sich nicht weiterentwickelt, sondern bleiben genau so, wie ich sie kennen gelernt habe. Es gab keine großen Überraschungen mehr. Dieses Ungleichgewicht fand ich schade, trotzdem hat mich John Marrs mit meinem ersten Buch von ihm mehr als überzeugen können.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.