01 - Prolog, Teil 1 und Teil 2

Es gibt 88 Antworten in diesem Thema, welches 11.326 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von buchregal123.

  • Trotz Fluchtverbot macht sich Rosa mit ihren beiden Töchtern auf. Sie hat nur das Nötigste mit und dennoch ist es eine Strapaze. Hätte sie sich doch nur etwas früher auf den Weg gemacht. Ausgerechnet jetzt muss eines der Mädchen krank werden. Sie kommen bei der Bäuerin unter, die aber nicht einmal sich selbst genügend versorgen kann. Die gute Frau hat bereits mit ihrem Leben abgeschlossen, aber was dann kommt, ist dennoch gnadenlos. Rosa wollte nur eben mit Emma etwas zu Essen besorgen und muss dann mitansehen, wie die Russen wüten. Sie muss davon ausgehen, dass ihr Kind es nicht überlebt hat. Wie kann man damit fertig werden, praktisch daneben zu stehen und zusehen zu müssen. Es hätte allerdings auch nichts gebracht, wenn sie versucht hätte Alice zu retten.


    Wie einschneidend das Erlebte war, zeigt sich später, als Rosa und Emma ein „normales“ Leben führen. Die Mutter will nicht mehr darüber reden und Emma vermisst ihre Schwester so schmerzlich, dass sie nicht einmal ihren Geburtstag feiern möchte.


    Alice hat überlebt, gerettet von einem russischen Offizier, doch ihre Leben ist nicht einfach. Sie glaubt ihre Familie tot. Sergej verwöhnt sie zwar, wenn er sie besucht, aber sie muss immer wieder zurück in den harten Heimalltag. Sergejs angeblicher Freund hat herausbekommen, dass Alice Deutsche ist, damit hat er Sergej in der Hand.


    Die eisige Kälte in Ostpreußen ist zwar schlimm, aber die derzeitige Hitze ist ebenfalls schrecklich. Eine Mischung aus beiden Temperaturen würde mir jetzt gefallen. In meinem Office sind es über 30 Grad, ich mag schon gar nicht mehr an den Compi.

  • Rosa wollte nur eben mit Emma etwas zu Essen besorgen und muss dann mitansehen, wie die Russen wüten. Sie muss davon ausgehen, dass ihr Kind es nicht überlebt hat. Wie kann man damit fertig werden, praktisch daneben zu stehen und zusehen zu müssen.

    Wirklich eine andere Wahl hat sie nicht gehabt, oder? Hätte sie versucht Alice zu retten, dann wäre allen dreien etwas schreckliches passiert und so überleben ja zum Glück alle.


    Trotzdem hart zu glauben, dass die eigene Familie tot ist. Da ist es doch schön der Leser zu sein, der es schon besser als die Protagonisten weiß.


    Die eisige Kälte in Ostpreußen ist zwar schlimm, aber die derzeitige Hitze ist ebenfalls schrecklich.

    Mir fiel es bei der derzeitigen Hitzewelle tatsächlich schwer mir vorzustellen wie sich der eiskalte Winter anfühlt.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • buchregal123: Ich freue mich, dass Du auch dabei bist und den ersten Abschnitt gelesen hast ... :)

    Die gute Frau hat bereits mit ihrem Leben abgeschlossen, aber was dann kommt, ist dennoch gnadenlos.

    Ich finde, das ist so eine furchtbare Ungerechtigkeit des Krieges, dass oft die Menschen, die am unschuldigsten sind, am meisten darunter leiden müssen und Berta ist für genau so eine Frau, der alles genommen wird, ohne dass sie eine Chance hat, etwas dagegen zu tun.

    Wie kann man damit fertig werden, praktisch daneben zu stehen und zusehen zu müssen. Es hätte allerdings auch nichts gebracht, wenn sie versucht hätte Alice zu retten.

    Da hast du recht und das versucht sich Rosa auch vom Kopf her zu sagen, aber innerlich brechen sie dieses Erlebnis und der Verlust von Alice doch.

    Sergejs angeblicher Freund hat herausbekommen, dass Alice Deutsche ist, damit hat er Sergej in der Hand.

    Ja, und das wird auch Sergejs Leben verändern ...

    Trotzdem hart zu glauben, dass die eigene Familie tot ist. Da ist es doch schön der Leser zu sein, der es schon besser als die Protagonisten weiß.

    Ich freue mich, dass Du das schreibst, denn ganz am Anfang, als ich an der Konstruktion dieses Romans gearbeitet habe, hatte ich auch kurz einmal überlegt, den Leser im Glauben zu lassen, Alice sei wirklich gestorben ...

  • Ich freue mich, dass Du das schreibst, denn ganz am Anfang, als ich an der Konstruktion dieses Romans gearbeitet habe, hatte ich auch kurz einmal überlegt, den Leser im Glauben zu lassen, Alice sei wirklich gestorben ...

    Ich gestehe, ich bin auch froh, gewusst zu haben, dass Alice in Wirklichkeit überlebt hatte.

    Liebe Grüße

    Karin

  • So jetzt bin ich auch wieder da. Mein Sohn hatte Urlaub genommen und das bedeutet Arbeit. Unser Haus wird auf diese Weise zwar modernisiert, aber ich bin auch permanent als Helfer eingespannt. Bin froh, wenn er Montag wieder arbeiten geht.

    Mir war übrigens gar nicht bekannt, dass es ein Fluchtverbot gab. Schon schrecklich, dass die Erwartungshaltung war, dass die Menschen sich für Hitler und den Endsieg aufgeben, wo doch zu der Zeit bereits klar war, dass das nicht mehr zu schaffen ist.

    Das Mit dem Fluchtverbot wusste ich. Ich finde es tragisch, dass die Menschen sich oft bis zum letzten Moment daran hielten. Manchmal wäre ihn viel erspart geblieben, wenn sie sich über diese Anordnung hinweggesetzt hätten.

    tragisch die Trennung der Zwillinge und das Wissen als Leser, dass beide - wie auch die Mutter - denken, dass die andere Zwillingsschwester tot sein muss (die besondere Verbundenheit bei Zwillingen finde ich bis heute unglaublich interessant; da meine Mutter eine Zwillingsschwester hatte - und auch immer fühlte, wenn es dieser schlecht ging; umgekehrt war dies wohl auch so - damit will ich mich schon lange intensiver beschäftigen...)

    Meine Kinder sind Zwillinge - allerdings ein Pärchen. Sie haben diese enge Verbindung nicht, auch wenn sie gut miteinander auskommen. Das liegt vielleicht daran, dass sie von Anfang an getrennt wurden (Spielgruppe, Kindergarten, Schule). Sie sollten nicht immer zusammenkleben, sondern sich eigenständig entwickeln.

    Ich wusste nicht, dass es zwei Währungen gab und die West-Berliner in den Osten zum Einkaufen gingen 1950; ich habe die Stadt noch vor dem Mauerfall ein wenig kennengelernt und fand die Fahrt durch den Zonensektor (wir fuhren von Fulda aus) unheimlich.

    Auch ich war vor vielen, vielen Jahren einmal in Ostberlin und fand es ziemlich bedrückend. Uns wurde eingeimpft, mit niemandem zu reden. Bei einem Spaziergang in einem Park wurden wir verfolgt und beobachtet - solange bis wir wieder in unserem Bus saßen.


    Dass Rosa sich der Option verschließt, ihre Tochter Alice könnte noch am Leben sein, verstehe ich irgendwie

    Der Schmerz ist wohl zu groß.

    Was mir auch hierbei aufgefallen ist, dass über das Vergangene nie gesprochen wird. Das war in so vielen Familien so, wie auch bei meinen Großeltern, die aus dem Sudetenland geflohen sind.

    Das war auch in unserer Familie so. Ein bisschen weiß man, das was so jeder weiß. Aber geredet wurde nicht und man traute sich auch nicht so recht Fragen zu stellen, denn diese Versuche wurden abgebügelt. Dann irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem niemand mehr da ist, dem man Fragen stellen könnte. Da spüre ich inzwischen sehr häufig, weil ich so viele Fragen habe.

    Was mich immer wieder erschreckt, wie die Flüchtlinge noch nach dem Krieg beschimpft worden sind, wo doch alle so viel Leid erlebt haben.

    Mein Vater stammt aus Danzig, war in englischer Gefangenschaft und kam zum Wiederaufbau dann ins Rheinland. Meine Mutter stammte von hier. Wir kennen also die Beschimpfung "Flüchtling" zur Genüge.

    Meine Schwiegermutter hat imnmer behauptet, den Flüchtlingen wäre alles nachgeworfen worden, während sie Not gelitten hätten. Da zu argumentieren war zwecklos.

  • Ich hab das nur schnell bei Wikipedia nachgelesen, weil ich nicht mehr wußte, woher ich das weiß. Aber: ja, auch die Sowjetunion hat, wie die USA, viele westeuropäischen bzw deutschen Wissenschaftler für die eigenen Ziele eingesetzt. Wikipedia spricht hier von ung 300.

    Mir war das auch bekannt und ich weiß nicht genau woher. Aber ich denke, dass ich mal ein Buch darüber gelesen habe.

    Rosas hartnäckiger Husten hat mir Sorgen gemacht, aber nun scheint sie glücklicherweise auf dem Weg der Besserung zu sein.

    Ich befürchte, dass bei Rosa mehr dahinter steckt und dass sie es nicht wahrhaben will, dass sie ernsthaft krank ist.

    Die Begegnung mit dem unbekannten Russen hätte mir auch Angst eingejagt - inzwischen wissen wir, dass dieser Markov auch Sergej kennt, aber garantiert die Nachforschungen über Emma erstmal für sich behält.

    Ich vermute, dass Markov sein Wissen gegen Sergej einsetzt und dass Sergej Dinge tun muss, die ihm gegen den Strich gehen. Wie weit wird er gehen, um Alice zu schützen.

  • Das Mit dem Fluchtverbot wusste ich. Ich finde es tragisch, dass die Menschen sich oft bis zum letzten Moment daran hielten. Manchmal wäre ihn viel erspart geblieben, wenn sie sich über diese Anordnung hinweggesetzt hätten.

    Das ist auch total tragisch. Man mag gar nicht daran denken, wie viele Menschen das mit ihrem Leben bezahlen mussten.

    Mir fällt dazu übrigens gerade ein, dass es von Hitler auch den Befehl gab, die Stadt Paris im letzten Moment noch komplett zu zerstören und dass sich der deutsche Kommandant, General von Choltitz diesem Befehl glücklicherweise widersetzt hat. Das hat mich immer beeindruckt.

    Meine Kinder sind Zwillinge - allerdings ein Pärchen. Sie haben diese enge Verbindung nicht, auch wenn sie gut miteinander auskommen. Das liegt vielleicht daran, dass sie von Anfang an getrennt wurden (Spielgruppe, Kindergarten, Schule). Sie sollten nicht immer zusammenkleben, sondern sich eigenständig entwickeln.

    Ja, heute wird das ganz anders gehandhabt, oder? Für die Entwicklung ist das bestimmt auch richtig und sehr wichtig.

    Meine Schwiegermutter hat immer behauptet, den Flüchtlingen wäre alles nachgeworfen worden, während sie Not gelitten hätten. Da zu argumentieren war zwecklos.

    Das war bestimmt nicht einfach für Dich, damit umzugehen. Diese Flüchtlinge hatten doch alles verloren, was sie besaßen und man kann doch Leid ohnehin nicht aufrechnen ...

  • Mir fällt dazu übrigens gerade ein, dass es von Hitler auch den Befehl gab, die Stadt Paris im letzten Moment noch komplett zu zerstören und dass sich der deutsche Kommandant, General von Choltitz diesem Befehl glücklicherweise widersetzt hat. Das hat mich immer beeindruckt.

    Darüber habe ich erst kürzlich gelesen.

  • Meine Kinder sind Zwillinge - allerdings ein Pärchen. Sie haben diese enge Verbindung nicht, auch wenn sie gut miteinander auskommen. Das liegt vielleicht daran, dass sie von Anfang an getrennt wurden (Spielgruppe, Kindergarten, Schule). Sie sollten nicht immer zusammenkleben, sondern sich eigenständig entwickeln.

    Falls du die Frage beantworten magst: Es ist doch sicher unfassbar mehr anstrengend sich gleichzeitig um zwei kleine Mäuse zu kümmern, oder? Oder hast du dich schnell in die Rolle gefunden und Lösungen gefunden, dass es keinen Unetrschied gemacht hat? Man kann ja nicht beide gleichzeitig versorgen.


    Ich vermute, dass Markov sein Wissen gegen Sergej einsetzt und dass Sergej Dinge tun muss, die ihm gegen den Strich gehen. Wie weit wird er gehen, um Alice zu schützen.

    Da er in Alice einen Tochterersatz gefunden hat, wird er wohl alles für ihr Wohlergehen tun, auch wenn man oft den Eindruck hat, dass dem nicht so ist.


    Mir fällt dazu übrigens gerade ein, dass es von Hitler auch den Befehl gab, die Stadt Paris im letzten Moment noch komplett zu zerstören und dass sich der deutsche Kommandant, General von Choltitz diesem Befehl glücklicherweise widersetzt hat. Das hat mich immer beeindruckt.

    Was da nicht am Ende alles verloren gegangen wäre. Ich bewundere ja immer Städte, in denen noch viel Altstadt vorhanden ist. Bei uns in der Region gibt es so etwas eher selten. Deswegen liebe ich zum Beispiel Wien so sehr, weil es da so unglaublich schöne Jugendstil gibt.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Was da nicht am Ende alles verloren gegangen wäre. Ich bewundere ja immer Städte, in denen noch viel Altstadt vorhanden ist. Bei uns in der Region gibt es so etwas eher selten. Deswegen liebe ich zum Beispiel Wien so sehr, weil es da so unglaublich schöne Jugendstil gibt.

    Ja, schrecklich - daran denke ich jedes Mal, wenn ich in Paris bin. Ich bin ja ein großer Frankreich-Fan.

  • Sooo.

    Erstmal ein großes "Entschuldigung" für meine ultimativ späte Rückmeldung zu diesem Abschnitt. Erst das mit der Post, jetzt nochmal die Verspätung... ich habe letztes Wochende begeistert den Anfang genossen und hatte mich auf abendliches Lesen jeden Tag gefreut - die Woche lief dann leider turbulenter und "bleeh"-iger als geplant und ich war nie bereiter, in das Wochenende zu starten und das Buch weiterzulesen.


    Hier ist das was ich mir so während des Lesens notiert habe. Eure Beiträge habe ich noch nicht gelesen, das mache ich im Anschluss.


    Der Einstieg ist gleich spannend und toll. Winter - wie schön! Da hätte ich arge Lust drauf jetzt, so als Herbst-/Schneekind. Die Verzweiflung und Müdigkeit sind gut beschrieben, und ich habe mich auch anfangs ständig gefragt wann und wie die Mädchen wohl getrennt werden. Als dann Alice krank geworden ist, hatte ich schon großes Mitleid.


    Die alte Frau hätte ich ja gerne besser kennengelernt. Ich finde es toll, wenn selbst Nebencharaktere, die nur verhältnismäßig kurz auftauchen (egal wie wichtig sie jetzt sind oder nicht) eine gewisse Tiefe bekommen. Ihre Figur war toll gezeichnet, obwohl sie so schnell wieder weg war. Das finde ich großartig! Ich war quasi von einem Schicksal eingenommen, dass nur kurz aber vielschichtig gezeigt worden war.


    Aber dann passiert es, dass sie getrennt werden - man hat es ja kommen sehen, es gehört zur Prämisse des Buches. Leichter hat es das nicht gemacht. Ich bin zwar selbst keine Mutter, aber kann mir gut vorstellen wie sie sich fühlt, die Rosa. Und ich bin das älteste Geschwisterkind, ich kann Emmas Leid nachvollziehen. Es ist eine schlimme Entscheidung die Rosa da treffen muss. Ich weiß nicht wie ich mich entschieden hätte... zum Hof der alten Frau rennen, gemeinsam mit Emma, oder dafür sorgen, dass Emma zumindest auf jeden Fall so sicher wie möglich ist...schlimm!


    Kurz nach dem 5-Jahres-Sprung sind mir die Straßennamen positiv aufgefallen, die hier oft erwähnt wurden.. habe es mir so gut vorstellen können!

    Was mir auch durch den Kopf geschossen ist: Schön, dass diverse traurige Ansichten beibehalten wurden, um die damalige Einstellung zu verdeutlichen. Jungen müssen sich selbst wehren können, Mädchen nicht - ernüchternd, der arme Max!

    Max finde ich herzallerliebst und ich hätte fast geweint als er ihr die Kinokarten gegeben hat. Ich kann Emma gut verstehen, dass sie nicht mehr ihren Geburtstag zu feiern pflegt. Ich war hingegen freudig überrascht als klar wurde, dass Max über ihre ZwillingsschwesterBescheid weiß. Aus irgendeinem Grund hatte ich erwartet, dass sie das geheim hält. Warum, weiß ich nicht.

    Auch, dass Max ihr versichert sie müsste keine Freude vortäuschen fand ich so allerliebst, da wurde mir warm ums Herz.



    Zitat von S. 51


    "Emma blickte [Max] spöttisch an, weil er [...] in einem Tonfall sprach, als wäre er mindestens zehn Jahre älter als sie."


    Da musste ich grinsen und seitdem sieht Max aus wie jemand aus meiner Jugend, denn ich war mit einem Jungen befreundet der sich auch so verhalten bzw. geäußert hat. Ein Erwachsener im Körper eines Kindes, so wurde er gerne beschrieben. Das hat sich aber in den letzten Schuljahren und während des Studiums allerdings schlagartig gelegt XD

    Dass aus Max und ihr kein Paar werden soll laut der Aussage der beiden finde ich ganz gut. Mal sehen ob das so bleibt. ;)


    Ich finde den Perspektivwechsel nach dem Zeitsprung 5 Jahre im Übrigen sehr gelungen - denn Rosa wirkt passiv, sehr geplagt von den Erinnerungen. Da finde ich es passend, dass es aus der Sicht von Emma weitergeht. Ich finde den Wandel der Mutter sehr logisch und gut dargestellt. Also Rosa den Brief vom roten Kreuz allerdings zerrissen hat - muss ich zugegen - war ich echt frustriert und etwas wütend. Aber: ich kann sie auch verstehen... Ein cleverer Schachzug, dass es dann nicht mit Emma und Rosa weitergeht ab da ;)


    Der Teil mit Alice war unglaublich traurig und interessant. Ich habe mich an ein Buch erinnert gefühlt dass ich als Kind mal gelesen hab und das von einem Jungen in Kinderheimen gehandelt hat. Hatte ansonsten keine Ähnlichkeite. Es hieß "Tiere sperren sie nur nachts ein" oder so ähnlich.

    Die Dynamik zwischen Sergej und Alice finde ich spannend und schön, ich hoffe allerdings ihre Geschichte wird mir keine Sorge bereiten...

    Ich traue Grigorjew nicht.:D

  • Die Erwähnung von Kriegsheimkehrern durch Kais Vater fand ich ebenfalls sehr gelungen. Mir war direkt klar als sie den verwahrlosten Mann sieht, dass es jemand aus Kriegsgefangenschaft sein muss.


    Das ist interessant, denn daran habe ich überhaupt garnicht als erstes gedacht. Als das dann offenbart wurde habe ich mich irgendwie ertappt gefühlt. Ich habe dem Mann nun keine bestimmte Rolle zugewiesen, ich dachte er wäre eben ein Obdachloser oder aber jemand, der unterwegs überfallen worden war. Fand ich einen tollen Einblick in eine Nebengeschichte.



    Mir ist bei diesem Buch auch noch einmal völlig neu bewusst geworden, die Sowjetunion als Land mit seinen Bevölkerung sehr viel mehr als die anderen (die westlichen) Alliierten unter den Deutschen gelitten hatten. Die Blockade von Leningrad, bei der so viele Menschen zu Tode gehungert wurden, ist nur ein Beispiel dafür.


    Ich wusste das - wenn ich ehrlich sein soll - garnicht mehr und habe es aber gegoogelt während des Lesens. Sehr furchtbar.

    Gut finde ich aber, dass ich durch die Lektüre deines Werkes Dinge lerne oder einst gelernte Dinge wieder aktiviere.

    (Denn Erinnerungen an vergangenes wird es nicht wachrufen, da es diese nie gab)


    Aber mein erster Satz, den ich in Englisch hörte, kam von einem amerikanischen Soldaten (do you want a chewing-gum? ;) So etwas vergisst man nicht -


    Ich vergesse manchmal, dass ich Menschen kennen (jetzt auch im Alltag abseits der virtuellen Welt), die in dieser Zeit gelebt und derartige Erfahrungen gemacht haben. Für mich als Kind des 90-er Jahrgangs ein sehr seltsamer Gedanke - und das, obwohl es mir immer und immer wieder in der Schule unter die Augen gehalten wurde.


    (Bin ich eigentlich die jüngste in dieser Runde und bin weder ein Kinder der einen noch der anderen Seite? ;)


    Den "undurchsichtigen" Genossen Grigorjew ordne ich übrigens in die Welt der Agenten und Spione ein;


    Das war genau mein Gedanke!

    Ihr wisst diesbezüglich ja schon, was geschieht. Aber ich darf weiterhin gespannt bleiben.


    Ja, dass Sergej Alice rettet bringt sie beide in Gefahr - denn es war natürlich nicht erlaubt, einer Deutschen oder einem Deutschen zu helfen. Ohne dass ich hier zu viel verraten will, hat das langfristig auch Konsequenzen ...


    Oh nein! Ich mag tatsächlich Sergej gerne. Anfangs wollte ich ihn nicht mögen, aber nun respektiere ich ihn.



    Dass Rosa sich der Option verschließt, ihre Tochter Alice könnte noch am Leben sein, verstehe ich irgendwie: Viele Menschen haben damals derart unter der Ungewissheit gelitten, ob der/die Angehörige, nahe Familienmitglieder noch leben - oder nicht mehr, gar den Verstand verloren... Die Hoffnung Emma's hingegen finde ich ebenfalls nachvollziehbar


    Bin da ganz bei dir. Ich kann verstehen, dass Rosa für sich entscheidet, Alice ist tot. Und ich kann aber auch Emma sehr gut verstehen.

    Ich frage mich manchmal, wie ich in einem solchen Fall reagieren würde - wenn ich Fälle von vermissten Kindern folge beispielsweise (Der Fall Maggie oder so, oder Etan dessen Foto dann als erstes auf einer Milchtüte war). Ob ich niemals aufhören würde alle Hebel in Bewegung zu setzen oder ob es sich "richtiger" anfühlen würde, abzuschließen wenn die Polizei es einem empfiehlt.

    Aber gut, das kann man vielleicht auch nicht vergleichen, da ich an Rosas Stelle wohl auch von einem Tod Alices ausgegangen wäre, mit all dem Feuer und so.


    Das wäre für mich als Familientier das Schwerste überhaupt. Ich denke, ich würde viel schlucken, nur um NICHT gehen zu müssen. Die jungen Leute sind da vielleicht etwas unbedarfter, könnte ich mir denken


    Also ich bin da nicht unbedarft, ich zähle mich zu den "jungen Leuten". :D

    Ich bin ein absoluter Familienmensch und möchte mir sowas garnicht vorstellen :(


    Neben der spannenden Geschichte um Emma und Alice gefallen mir aber auch wieder die Beschreibungen der damaligen Zeit, wie z.B. die Tatsache, dass viele Westdeutsche regelmäßig nach Ostberlin fuhren, weil man dort mehr für die Westmark bekommen hat usw.


    Das hat mir auch soo gut gefallen!

    Ich sehe mir auch gerne alte Filme an, in denen man sieht wie die Leute von der einen Seite in die andere gehen, umherspazieren,...

    Das liegt, glaube ich, daran, dass ich als Kind und Jugendliche oft gedacht habe man durfe "da oben" nicht so wirklich das Haus verlassen, niemand hat den anderen getraut und man wurde ständig von seinen Nachbarn und Nachbarinnen bespitzelt. In meinem Kopf war das alles immer sehr triste, und es gab keine Bananen 8o:D Das war mein Bild von dieser Kugel da oben, als ich noch in der Grundschule war (meiner Meinung nach zu früh um über solche Dinge länger als nötig nachzugrübeln).

    Deswegen mag ich solche Alltagsbeschreibungen sehr gerne.

    Inzwischen weiß ich auch von Menschen die dort gelebt haben, dass mein Bild nicht ganz so krass der Wirklichkeit entsprach...;)

  • Kritty: Guten Morgen, ich freue mich, dass Du auch gleich gut in die Geschichte reingekommen bist und den Anfang spannend fandest. Vielen Dank! :)

    Die alte Frau hätte ich ja gerne besser kennengelernt. Ich finde es toll, wenn selbst Nebencharaktere, die nur verhältnismäßig kurz auftauchen (egal wie wichtig sie jetzt sind oder nicht) eine gewisse Tiefe bekommen. Ihre Figur war toll gezeichnet, obwohl sie so schnell wieder weg war. Das finde ich großartig! Ich war quasi von einem Schicksal eingenommen, dass nur kurz aber vielschichtig gezeigt worden war.

    Das freut mich sehr - vielen Dank. Ich bin selbst übrigens auch ein Fan von Nebenfiguren - als Autorin und auch Leserin - und für mich sind diese Figuren auch beim Schreiben sehr wichtig. Wie ich hier in einem anderen Abschnitt auch schon mal erzählt habe, entwickeln manche während des Schreibens auch ein regelrechtes Eigenleben. Das mag ich sehr.

    Ich bin zwar selbst keine Mutter, aber kann mir gut vorstellen wie sie sich fühlt, die Rosa. Und ich bin das älteste Geschwisterkind, ich kann Emmas Leid nachvollziehen. Es ist eine schlimme Entscheidung die Rosa da treffen muss.

    Ja, diese Entscheidung treffen zu müssen, bricht Rosa auch innerlich und Emma wiederum verliert mit Alice auch ein Stückchen von sich selbst, denn die Beziehung der Zwillinge ist ja sehr eng gewesen.

    Schön, dass diverse traurige Ansichten beibehalten wurden, um die damalige Einstellung zu verdeutlichen. Jungen müssen sich selbst wehren können, Mädchen nicht - ernüchternd, der arme Max!

    So war das ja damals wirklich. Da hat es Max leider nicht leicht ...;)

    Also Rosa den Brief vom roten Kreuz allerdings zerrissen hat - muss ich zugegen - war ich echt frustriert und etwas wütend. Aber: ich kann sie auch verstehen... Ein cleverer Schachzug, dass es dann nicht mit Emma und Rosa weitergeht ab da ;)

    Für Emma, die Hoffnung geschöpft hat, Alice könnte vielleicht doch noch leben, ist das auch wirklich schrecklich. Aber mit dieser Reaktion ihrer Mutter hat sie natürlich nicht gerechnet!

  • Ich vergesse manchmal, dass ich Menschen kennen (jetzt auch im Alltag abseits der virtuellen Welt), die in dieser Zeit gelebt und derartige Erfahrungen gemacht haben. Für mich als Kind des 90-er Jahrgangs ein sehr seltsamer Gedanke - und das, obwohl es mir immer und immer wieder in der Schule unter die Augen gehalten wurde.


    (Bin ich eigentlich die jüngste in dieser Runde und bin weder ein Kinder der einen noch der anderen Seite? ;)

    Also, ich weiß nicht, ob Du die Jüngste bist, aber jünger als ich auf jeden Fall, ich habe als Kind nämlich auch noch amerikanische Soldaten in Berlin erlebt. ;) Finde ich aber sehr interessant, was Du schreibst, weil wir alle natürlich immer von unserer eigenen Wahrnehmung und Lebenserfahrung ausgehen. Das merke ich immer, wenn ich mir Berichte von Zeitzeugen anhöre oder persönlich mit ihnen spreche.

    Oh nein! Ich mag tatsächlich Sergej gerne. Anfangs wollte ich ihn nicht mögen, aber nun respektiere ich ihn.

    Dann bin ich gespannt, wie Du ihn im weiteren Verlauf dieser Geschichte sieht ...:) :lesen:

  • Gut finde ich aber, dass ich durch die Lektüre deines Werkes Dinge lerne oder einst gelernte Dinge wieder aktiviere.

    (Denn Erinnerungen an vergangenes wird es nicht wachrufen, da es diese nie gab)

    Das freut mich sehr. Mir geht das beim Recherchieren übrigens ähnlich. Das ist eine Seite meiner Arbeit als Autorin, die ich auch unglaublich gerne mag, dass ich mich immer wieder mit neuen oder auch bekannten Dingen und Inhalten auseinandersetzen oder sie vertiefen kann.

  • Das freut mich sehr - vielen Dank. Ich bin selbst übrigens auch ein Fan von Nebenfiguren - als Autorin und auch Leserin - und für mich sind diese Figuren auch beim Schreiben sehr wichtig. Wie ich hier in einem anderen Abschnitt auch schon mal erzählt habe, entwickeln manche während des Schreibens auch ein regelrechtes Eigenleben. Das mag ich sehr.


    Das höre ich gerne :) Nebencharaktere füllen die Geschichte mit mehr Leben, das ist bei Büchern so aber auch in Computerspielen, Filmen, Serien,... von daher finde ich es gut, dass du das auch so siehst.



    Für Emma, die Hoffnung geschöpft hat, Alice könnte vielleicht doch noch leben, ist das auch wirklich schrecklich. Aber mit dieser Reaktion ihrer Mutter hat sie natürlich nicht gerechnet!


    Also ich hatte geahnt dass Rosa nicht gut reagiert, aber tatsächlich habe ich auch nicht damit gerechnet, dass sie den Brief zerreißt. Aber sie hat sicher Angst,...




    Also, ich weiß nicht, ob Du die Jüngste bist, aber jünger als ich auf jeden Fall, ich habe als Kind nämlich auch noch amerikanische Soldaten in Berlin erlebt. ;) Finde ich aber sehr interessant, was Du schreibst, weil wir alle natürlich immer von unserer eigenen Wahrnehmung und Lebenserfahrung ausgehen. Das merke ich immer, wenn ich mir Berichte von Zeitzeugen anhöre oder persönlich mit ihnen spreche.




    Dann bin ich gespannt, wie Du ihn im weiteren Verlauf dieser Geschichte sieht ...:) :lesen:


    Ich mag es sehr, aus dieser Zeit erzählt zu bekommen. Vom zweiten Weltkrieg habe ich schon so viel erzählt bekommen (von einem Luftangriff, ich nenne hier jetzt bewusst keine Stadt, der die Heimatstadt meiner Oma quasi dem Erdboden gleichgemacht hat - alle Erzählungen zu der Zeit und zu der danach drehen sich eigentlich nur um diesen Angriff) und da ist es ganz spannend, vom Leben danach erzählt zu bekommen. Für mich als jemand der knapp in ein wieder vereintes Deutschland hineingeboren wurde ist der Gedanke total abstrus, solche Situationen zu durchleben...



    Oh, dann bin ich nun auch gespannt wohin Sergejs Geschichte führt ;)

  • Also ich bin da nicht unbedarft, ich zähle mich zu den "jungen Leuten".

    Das sollte nicht negativ rüber kommen. Eigentlich ist es ja schön, wenn man noch keine schlimmen Dinge erlebt hat und noch an das Gute in der Welt glauben kann. Junge Menschen - ich sehe das an meinen Söhnen auch - fühlen sich unverwundbar. Ein tolles Gefühl und ich will ihnen das auch gar nicht nehmen. :)

    :lesen:





  • Mir fällt dazu übrigens gerade ein, dass es von Hitler auch den Befehl gab, die Stadt Paris im letzten Moment noch komplett zu zerstören und dass sich der deutsche Kommandant, General von Choltitz diesem Befehl glücklicherweise widersetzt hat. Das hat mich immer beeindruckt.

    Darüber habe ich erst kürzlich gelesen.

    Ich finde, man sollte solche positiven Handlungen von deutschen Soldaten viel mehr kommunizieren. Es kann nicht schaden, auch solche Beispiele zu haben, wie man sich verhalten sollte.

    :lesen: