Also ich bin da nicht unbedarft, ich zähle mich zu den "jungen Leuten".
Das sollte nicht negativ rüber kommen. Eigentlich ist es ja schön, wenn man noch keine schlimmen Dinge erlebt hat und noch an das Gute in der Welt glauben kann. Junge Menschen - ich sehe das an meinen Söhnen auch - fühlen sich unverwundbar. Ein tolles Gefühl und ich will ihnen das auch gar nicht nehmen.
Keine Sorge, habe das nicht als negativ wahrgenommen! Garnicht
Mich erinnert das ein wenig an ein Gespräch, dass ich hin und wieder mit meiner Oma hatte in der Vergangenheit. Wenn sie sagte, dass es schön ist, dass wir keinen Krieg haben. Ich habe immer verstanden was sie meinte - wir haben keinen Krieg vor der Haustür, und darüber bin ich sehr sehr froh. Aber seit ich denken kann habe ich immer von Krieg gehört, und grade mit dem Internet (dessen Entwicklung ich in meiner Kindheit und Jugend eben erlebt habe) und mit der Globalisierung fühlt es sich immer so an als wären die Kriege näher, als es tatsächlich ist. Heute "praying for Lebanon", morgen "praying for Syria", ich denke man versteht was ich meine.
Ich bin sehr sehr froh, nicht in Kriegszeiten zu leben, ich denke aber die Wahrnehmung von Krieg und internationalen schlimmen Dingen ist heute anders, gerade auch für die Generation nach mir (die eine Welt ohne Internet 2.0 garnicht kennen).
Jetzt nicht, dass das genau wie selbst Erleben ist, bewahre!
Darüber habe ich erst kürzlich gelesen.
Ich finde, man sollte solche positiven Handlungen von deutschen Soldaten viel mehr kommunizieren. Es kann nicht schaden, auch solche Beispiele zu haben, wie man sich verhalten sollte.
Ich sehne mich nach solchen Darlegungen sehr. Nicht, weil ich gerne das Bild dieser Zeit unscharf und weniger schlimm haben möchte, sondern weil ich fest daran glaube, dass es solche Einzelfälle gegeben haben muss.
Als ich während der Universität das KZ Buchwald besucht habe (Thema waren eigentlich Schiller und Goethe) wurde uns von einem der Mitarbeiter der Gedenkstätte ein Vortrag gehalten und von Einzelschicksalen erzählt - und eine Erzählung darunter war die eines SS-Menschen, der entgegen eines Befehls gehandelt hat. Er hat die persönlichen Gegenstände eines Gefangenen aus einem anderen KZ besorgt, obwohl dieser Gefangene ohnehin wohl bald sterben (= ermordet werden) würde. Ihm wurde das verboten - obwohl das scheinbar garnicht so unüblich war, dass die wenigen persönlichen Gegenstände bei manchen Gefangenen einfach mit transferiert wurden - aber er hat das trotzdem getan und die Gegenstände persönlich übergeben. Das stand wohl so in einem Journal, den der SS-Mensch geführt hat.
Ob das nun so stimmt oder dramatisiert / beschönigt wurde, weiß ich nicht, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich da das erste Mal über die Personen hinter der Bezeichnung "SS" bewusst nachgedacht habe, nicht an die Gruppe von Bösen. Eher so an die einzelnen Menschen mit ihren (schlechten) Entscheidungen oder zweifelhaften, bösen Motivationen, ihren Wegen die sie in diese Position geführt haben, was sie so angetrieben hat, dass es wohl sicher Unterschiede gegeben haben muss.
Ist schon länger her, seitdem habe ich einige Dokumentationen und Augenzeugenberichte gesehen. Das Thema ist einfach sehr sehr vielschichtig.