06 - Teil 8 und 9 (bis Ende)

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  • Hier könnt Ihr zum sechsten Abschnitt (Teil 8 und Teil 9) schreiben.


    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    :lesen:





  • Die Zeitschiene (kein Wunder, dass sich jetzt die Ereignisse überschlagen) - ist hier Mai 1960 bis Ende August 1961:

    Dazwischen: Die Teilung Berlins durch die Mauer (13.08.1961 - einem "Sonntag" - hatte die SED Respekt vor Krawallen? - mit Sicherheit und - nicht ohne Grund!)


    Lisa wurde geboren - und ich kann mir gut vorstellen, was dieses kleine Mädchen ihr bedeutete: Alles...

    (interessant trotz allem - Kindererziehung und Unterschiede DDR und BRD in den 60ern: DDR >volles Elternrecht als Mutter; BRD> Amtsvormundschaft.)

    Dennoch, meine Ansichten habe ich ja bereits erwähnt.


    Julius hat seinen Vater verloren; er händigt dem CIA Material aus, das er heimlich beim Institutsleiter filmt: Sein Gesinnungswandel war also eine Tarnung und er ist derjenige, vor dem sich KGB und SED fürchten: Er wurde 'umgedreht'.... (es blieb ihm wohl keine Wahl; die Art, wie hier Spione rekrutiert wurden, waren auf beiden Seiten haarsträubend und menschenverachtend, da sehe ich keinen Unterschied)

    Julius möchte Haushofer helfen, das Schuldgefühl lässt ihn einknicken...

    Schrecklich finde ich es, sich selbst verleugnen zu müssen, der Brief, das Ende der Beziehung zu Emma...


    Der KGB ist ihm auf den Fersen: Nun wird es gefährlich für Julius! Bei Alice wirft die Entdeckung, dass es Julius ist, der Spionage betreibt, in tiefe innere Konflikte - dennoch warnt sie ihn noch rechtzeitig und er kann in letzter Minute entkommen, das spricht sehr für Alice!


    Doch die Schikanen gehen weiter, das Entkommen hat Folgen für Alice: Man entzieht ihr das eigene Kind, das sie fortan nur 4 Std./Woche sehen darf und droht ihr (Grigorjew) bei weiteren Vergehen damit, dass sie die Tochter endgültig verlieren wird. In welcher Angst muss sie gewesen sein, als Emma auftauchte...


    Während ich mich noch frage, wer die Dokumente nach Wedding schmuggelte, ist Emma in Wien beim Gipfeltreffen Chruschtschow/Kennedy, um dort u.a. auch die Berlinfrage zu klären. Der untergetauchte Julius erkennt sie in der Zeitung und reist ihr nach: Obwohl er sie offensichtlich bedroht, glaubt sie ihm - und versteckt ihn vor den CIA-Agenten, die ebenfalls nach ihm fahnden.


    Ausser der unglaublichen Spannung finde ich hier die Hintergründe zum Mauerbau und der Abriegelung Ost-Berlins sehr interessant!


    Einen sehr traurigen (aber wahren) Satz stammt für mich hier von Emma, die sieht, dass Alice innerlich gebrochen ist: "sie konnte nie wie Emma über ihr Leben bestimmen".


    Der Plot und das Romanende sind wirklich fulminant und gingen mir sehr zu Herzen: Genau zum Zeitpunkt des Mauerbaus, des Ausrollens von Stacheldraht und Grenzsperrungen tauschen die Schwestern die Rollen, um Lisa zu holen: Einen besseren Zeitpunkt hätte es nicht geben können (Sarkasmus aus)


    Einen strahlenden Max und ein aufatmender Julius; ein mit dem Leben nochmal davongekommenes Zwillingspaar und Lisa, aber ein Opfer, das ich auch beweinte: Sergej....


    Am Ende half er "der Tochter einer Deutschen", die wie seine eigene für ihn war, zu entkommen. Ohne seine Hilfe hätten sie es mit Sicherheit NICHT geschafft, noch in den Westen zu kommen. Ich hätte mir für Sergej sehr gewünscht, dass er mit dem Leben davonkommt - und in den Westen folgt; eine tragische Figur.


    Ja, liebe Claire: Es ist Dir wieder mal gelungen, sehr gut gelungen, wie ich finde, ein Stück deutsch-deutscher Geschichte zum Leben zu erwecken. Mir persönlich sind die Geschicke der "Kinder ihrer Zeit" sehr unter die Haut gegangen, vielleicht besonders, weil so viel Ungerechtigkeit - Unfreiheit und politischer Willkür darin enthalten ist. Spannung natürlich durch die Figuren Markov, Sergej, Schröder, Weber, Brooks und Konsorten: Zeitweise erinnerte der Roman mich wirklich auch an einen Agententhriller (z.B. Hotel in Wien ;)


    Auf jeden Fall ein spannendes, lohnens- und lesenswertes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann! Vielen Dank für Deine Recherchen und Beiträge, es war und ist mir eine Freude, dabei sein zu können in der Leserunde!


    Ich bleibe natürlich auch, da ich gesehen habe, dass ich bei den letzten Beiträgen die Erste war, die ihre Leseeindrücke schilderte. Bis bald also - und jetzt :schon mal euch allen ein schönes Wochenende gewünscht! (Ich muss jetzt was "Entspannendes" lesen ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ja, liebe Claire: Es ist Dir wieder mal gelungen, sehr gut gelungen, wie ich finde, ein Stück deutsch-deutscher Geschichte zum Leben zu erwecken. Mir persönlich sind die Geschicke der "Kinder ihrer Zeit" sehr unter die Haut gegangen, vielleicht besonders, weil so viel Ungerechtigkeit - Unfreiheit und politischer Willkür darin enthalten ist. Spannung natürlich durch die Figuren Markov, Sergej, Schröder, Weber, Brooks und Konsorten: Zeitweise erinnerte der Roman mich wirklich auch an einen Agententhriller (z.B. Hotel in Wien ;)

    Vielen lieben Dank, liebe Sagota! Ich freue mich wirklich sehr, dass Dir der Roman "unter die Haut" gegangen ist und er für Dich nicht nur ein Stück deutsch-deutscher Geschichte zum Leben erweckt hat, sondern dabei auch so spannend war. Was für tolle und schöne Komplimente!! :):)

    Ausser der unglaublichen Spannung finde ich hier die Hintergründe zum Mauerbau und der Abriegelung Ost-Berlins sehr interessant!

    Diese Hintergründe fand ich auch bei meinen Recherchen extrem spannend.

    Einen sehr traurigen (aber wahren) Satz stammt für mich hier von Emma, die sieht, dass Alice innerlich gebrochen ist: "sie konnte nie wie Emma über ihr Leben bestimmen".

    Ja, genau aus diesem Grund hat sich Alice auch als Mensch so anders entwickelt und musste lernen, ihre Gefühle und Gedanken nicht nach außen zu zeigen ...

    Ohne seine Hilfe hätten sie es mit Sicherheit NICHT geschafft, noch in den Westen zu kommen. Ich hätte mir für Sergej sehr gewünscht, dass er mit dem Leben davonkommt - und in den Westen folgt; eine tragische Figur.

    Damit hast Du recht - ohne Sergejs Hilfe hätten sie nie entkommen können. Es fiel mir übrigens, ähnlich wie bei Rosa, nicht leicht, dieses Kapitel zu schreiben. Auf einer übergeordneten Ebene habe ich es aber immer so gesehen, dass Sergej Tod auch eine Konsequenz seiner eigenen moralischen Entwicklung ist. Als er Alice aus dem brennendem Haus rettet, folgt er seinen Empfindungen als Mensch und nicht dem Glauben ans System und am Ende des Romans, als er Alice zur Flucht verhilft, handelt er erneut so. Eine Zukunft in der DDR oder Sowjetunion gibt es für ihn danach nicht mehr, aber ein Leben im Westen wäre für Sergej sicher trotz allem auch nicht vorstellbar gewesen ...

    Vielen Dank für Deine Recherchen und Beiträge, es war und ist mir eine Freude, dabei sein zu können in der Leserunde!

    Gerne und ich kann das Kompliment nur zurückgeben. Es hat mir auch wieder sehr viel Spaß gemacht ...:):)

  • Claire Winter

    Noch kurz zu Sergej: Das sah ich auch so - beides wäre nicht möglich gewesen für ihn. Gefreut hat mich aber sehr, dass er auch Markov getroffen hat: Diese "ausgleichende Gerechtigkeit" hat mir richtig gut gefallen - einer weniger, der andere zu seinem Werkzeug macht! (Auch wenn es vermutlich natürlich viele andere Markovs gab)....

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ich bin noch nicht komplett durch mit dem Abschnitt, aber einiges muss ich jetzt doch schon mal los werden.


    Ich war total bestürzt, dass nun nahezu alle bis auf Max bei einem Geheimdienst sind. Alice beim KGB, was ja nahezu klar war und Julius bei der CIA. So ist etwas besser verständlich warum er Emma verlassen hat, aber ich muss gestehen, dass die große Liebe etwas mehr Bedeutung für mich hätte als die Freundschaft zu jemanden. Ich sag mal so Sigmund hat sich ja selbst zur Flucht entschlossen und die Konsequenzen daraus muss er dann auch leider tragen.


    Kann mir jemand erklären was es mit der Amtsvormundschaft in der BRD auf sich hat? Kann dann eine fremde Person bestimmen, was mit dem Kind geschieht, anstatt der Mutter selber? Wahrscheinlich im besten Fall noch ein Mann? Mir war das völlig unbekannt, da es so etwas in der DDR nie gegeben hat. Da war es auch keine Schande sich scheiden zu lassen, da das nicht teuer war und auch Männer hatten kein Problem das Kind ihres Vorgängers mit groß zu ziehen, da ihm da auch keine großartigen Nachteile entstanden sind. Zum Glück kann jede Mutter heute frei mitbestimmen, egal ob verheiratet oder nicht.


    Ich kenne das nur aus Österreich. Meine Tante hat einen Österreicher kennengelernt und hat nach zig Anträgen die DDR mit ihm verlassen dürfen (natürlich nur als Ehepaar). Sie hat dann von ihm ein Kind bekommen, er ist jedoch ein Jahr nach der Geburt bei einem Arbeitsunfall gestorben. In Österreich hat dann der nächste männliche Verwandte das Sorgerecht über das Kind und der Onkel meiner Cousine wollte nicht, dass sie in die DDR kommt, weshalb meine Tante ohne viele Kontakte dort bis an ihr Lebensende in Linz geblieben ist, obwohl sie gern zurück gewollt hätte. Aber es ist verständlich, dass man das nicht ohne sein Kind macht. Ich habe davon erst auf der Beerdigung meiner Tante erfahren und dass sie nur 3 gemeinsame Jahre mit der Liebe ihres Lebens hatte. Danach hatte sie nie wieder jemanden an ihrer Seite. Schon traurig irgendwie.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Gestern Abend habe ich die letzten 50 Seiten gelesen. Oder besser inhaliert, weil es so dramatisch war. Beim Lesen hatte ich ja alle möglichen Befürchtungen. Dass jemand von der Stasi verhaftet wird, dass Emma nicht mehr raus kommt, dass die Tochter von Alice zurückbleiben muss, dass Markov allen noch einen Strich durch die Rechnung macht. Ich hab immer nur im Hinterkopf gedacht: Nein, so was tut Claire uns nicht an. 8o Nein, das geht einfach nicht.


    Das Ende war sehr spannend und hatte genau die richtige Dosis glückliche Momente.


    Emma und Julius haben sich wieder. Das er da mit Waffe in Wien vor der Hoteltüre stand, das war schon ein Schock für Emma. Aber endlich kann alles gesagt, alles geklärt werden. Und dann ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt dazu, dass sie sich ihre Liebe gestehen. Nein, das war gar nicht kitschig und sehr schön. :love:


    Mein Highlight war ja Max mit seiner kleinen Tochter. Da ist mir das Herz übergegangen, wie er sie sofort um den Finger wickelt. Gut finde ich, dass offen gelassen wird, ober er und Alice doch noch zusammen kommen. Ich weiß nicht, ob ich mir das wünsche. Aber auf jeden Fall wünsche ich Max eine tolle Frau die ihn mit Haut und Haaren glücklich macht. Und bis dahin hat er ja erst mal ein kleines Mädel. Ich frage mich, ob es besser wäre, wenn Alice Berlin verlässt? Sie ist ja doch in den Stasiakten als Informantin. Oder war nur bei den Russen? Auf jeden Fall könnte ich mir denken, dass sie nicht so ganz sicher sein könnte.


    Im Nachwort erwähnst Du, wie sehr Dich das Schicksal der Wolfskinder berührt hat, liebe Claire. Könnte das ein neues Thema für Dich werden? Ich erwähne es auch noch mal, dass ich es sehr genossen habe, dass wir in einer Zeitlinie geblieben sind. Ich fand diese Geschichte war auch deshalb so intensiv, weil sie sich Schritt für Schritt entwickelt hat ohne Ausblicke in die Zukunft. ;)

    :lesen:





  • Ich war total bestürzt, dass nun nahezu alle bis auf Max bei einem Geheimdienst sind

    Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass hier so viel Spionage vorkam. Aber ich fand, es passte gut. Einzig das Feuergefecht zwischen Markov und Sergej das war schon ziemlich viel Showdown-Feeling. 8) Aber immerhin hat Sergej hier wirklich Stellung bezogen und gezeigt, was in ihm steckte. Für Alice war es sicherlich dadurch noch schwerer den Verlust zu ertragen.

    Der Plot und das Romanende sind wirklich fulminant und gingen mir sehr zu Herzen: Genau zum Zeitpunkt des Mauerbaus, des Ausrollens von Stacheldraht und Grenzsperrungen tauschen die Schwestern die Rollen, um Lisa zu holen: Einen besseren Zeitpunkt hätte es nicht geben können (Sarkasmus aus)

    Das war ja wirklich auf die Spitze getrieben mit der Dramatik. :bang: Ich fand es Klasse, dass man hier nochmal lesen konnte, wie es wirklich war an diesem Tag. Mittendrin waren wir. Toll gemacht, liebe Claire.



    Julius möchte Haushofer helfen,

    Das fand ich auch sehr versöhnlich, das Haushofer wohl ausgetauscht wird. Da war Julius' Einsatz nicht umsonst.

    :lesen:





  • So ist etwas besser verständlich warum er Emma verlassen hat, aber ich muss gestehen, dass die große Liebe etwas mehr Bedeutung für mich hätte als die Freundschaft zu jemanden. Ich sag mal so Sigmund hat sich ja selbst zur Flucht entschlossen und die Konsequenzen daraus muss er dann auch leider tragen.

    Das war für Julius ja auch eine schwierige, wenn nicht die schwierigste Entscheidung überhaupt. Aber andererseits hat er eben auch gewusst, dass er nicht damit hätte leben können, zu wissen, dass er vielleicht etwas für Sigmund hätte tun können, ohne dass er diese Möglichkeit genutzt hat. Sigmund war ja ein sehr enger Freund, der ihm beinah so nahe stand wie ein Bruder. Und dann ist da ja nicht nur Sigmund, sondern auch Martha und die Kinder, an die Julius gedacht hat. In meinem Empfinden war es so, dass Julius immer bewusst war, dass er - wenn er sich für Emma entschieden hätte - trotzdem so nie glücklich geworden wäre ...

    Kann mir jemand erklären was es mit der Amtsvormundschaft in der BRD auf sich hat? Kann dann eine fremde Person bestimmen, was mit dem Kind geschieht, anstatt der Mutter selber?

    Also, in der BRD war es so, dass eine uneheliche Mutter keine juristischen Entscheidungen für ihr Kind fällen konnte, weil das Kind einer Amtsvormundschaft des Jugendamts unterstellt wurde. Hatte das Kind zum Beispiel ein Sparbuch, musste die Mutter diese dem Amtsvormund aushändigen etc. Hintergrund war wohl die Überzeugung, dass es einer Frau, die unehelich schwanger wurde, nicht zuzutrauen war, dass sie fähig sei, Entscheidungen für ein Kind in moralisch richtiger Weise allein zu fällen. Es war damals übrigens auch so, dass ein uneheliches Kind als nicht verwandt mit dem leiblichen Vater galt. Erst 1970 gab es eine Reform dieses Unehelichen-Rechts. Unglaublich, oder?

  • Also, in der BRD war es so, dass eine uneheliche Mutter keine juristischen Entscheidungen für ihr Kind fällen konnte, weil das Kind einer Amtsvormundschaft des Jugendamts unterstellt wurde. Hatte das Kind zum Beispiel ein Sparbuch, musste die Mutter diese dem Amtsvormund aushändigen etc. Hintergrund war wohl die Überzeugung, dass es einer Frau, die unehelich schwanger wurde, nicht zuzutrauen war, dass sie fähig sei, Entscheidungen für ein Kind in moralisch richtiger Weise allein zu fällen. Es war damals übrigens auch so, dass ein uneheliches Kind als nicht verwandt mit dem leiblichen Vater galt. Erst 1970 gab es eine Reform dieses Unehelichen-Rechts. Unglaublich, oder?

    Wirklich unglaublich. Aber muss man nicht heute auch die Vaterschaft anerkennen? Ich glaube, das ist aus rechtlicher Sicht immer noch so.

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  • Also, in der BRD war es so, dass eine uneheliche Mutter keine juristischen Entscheidungen für ihr Kind fällen konnte, weil das Kind einer Amtsvormundschaft des Jugendamts unterstellt wurde. Hatte das Kind zum Beispiel ein Sparbuch, musste die Mutter diese dem Amtsvormund aushändigen etc. Hintergrund war wohl die Überzeugung, dass es einer Frau, die unehelich schwanger wurde, nicht zuzutrauen war, dass sie fähig sei, Entscheidungen für ein Kind in moralisch richtiger Weise allein zu fällen. Es war damals übrigens auch so, dass ein uneheliches Kind als nicht verwandt mit dem leiblichen Vater galt. Erst 1970 gab es eine Reform dieses Unehelichen-Rechts. Unglaublich, oder?

    Danke für die Aufklärung. Ich bin aber ehrlich gesagt auch mega geschockt. Ähm es gehört ja auch immer ein männlicher Part dazu, der das Kind in die Frau gebracht hat.

    Wirklich unglaublich. Aber muss man nicht heute auch die Vaterschaft anerkennen? Ich glaube, das ist aus rechtlicher Sicht immer noch so.

    Heute sind wir auch noch recht hinterwäldlerisch. Wenn man während der Scheidung von einem anderen Mann schwanger wird und das Kind vor Vollzug der Scheidung geboren wird, dann heißt das Kind wie der Ehemann und er wird auch erstmal als Vater geführt. Ich kenn mich da so gut aus, weil mein Exmann die Frau seines besten Freundes geschwängert hat, weshalb der dann ganz schnell die Scheidung durch haben wollte, damit er nicht zu allem Ärger auch noch unfreiwillig Vater wird. Schon verrückt.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Ich kenn mich da so gut aus, weil mein Exmann die Frau seines besten Freundes geschwängert hat, weshalb der dann ganz schnell die Scheidung durch haben wollte, damit er nicht zu allem Ärger auch noch unfreiwillig Vater wird. Schon verrückt.

    =O Männer :evil:

    :lesen:





  • Gestern Abend habe ich die letzten 50 Seiten gelesen. Oder besser inhaliert, weil es so dramatisch war. Beim Lesen hatte ich ja alle möglichen Befürchtungen. Dass jemand von der Stasi verhaftet wird, dass Emma nicht mehr raus kommt, dass die Tochter von Alice zurückbleiben muss, dass Markov allen noch einen Strich durch die Rechnung macht. Ich hab immer nur im Hinterkopf gedacht: Nein, so was tut Claire uns nicht an. 8o Nein, das geht einfach nicht.

    Also, ich freue mich natürlich, dass Du alle diese Befürchtungen hattest, denn es sollte ja spannend sein! Aber nein, das hätte ich Euch tatsächlich nicht angetan ...:):)

    Aber endlich kann alles gesagt, alles geklärt werden. Und dann ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt dazu, dass sie sich ihre Liebe gestehen. Nein, das war gar nicht kitschig und sehr schön. :love:

    Das freut mich, denn ich habe diese Beziehung zwischen Emma und Julius - trotz aller Widrigkeiten zwischendurch - auch immer als sehr "gegeben" und "wahrhaftig" empfunden. Ihre Gefühle zueinander entstehen von ihrem ersten Zusammentreffen an wie von selbst. Sie sind einfach da und so ist es auch, als sie sich wiedersehen.

    Mein Highlight war ja Max mit seiner kleinen Tochter. Da ist mir das Herz übergegangen, wie er sie sofort um den Finger wickelt.

    Ich habe mir Max auch immer als einen ganz tollen Vater vorgestellt!:)

    Ich frage mich, ob es besser wäre, wenn Alice Berlin verlässt? Sie ist ja doch in den Stasiakten als Informantin. Oder war nur bei den Russen? Auf jeden Fall könnte ich mir denken, dass sie nicht so ganz sicher sein könnte.

    Ich bin ja mit dem Epilog schon ein wenig in die Zukunft gegangen, stelle mir beim Schreiben aber auch immer vor, wie das Leben der Protagonisten in der weiteren Zukunft aussehen wird. Das geht mir am Ende eines Buchs immer so und kann ich gar nicht abschalten. Und deshalb ja, ich denke dass Alice auf jeden Fall aus Berlin weggehen muss, weil sie sonst zu sehr in Gefahr wäre. Wobei die Mauer natürlich - so tragisch es ist - jetzt auch ein Schutz für sie ist ...

    Im Nachwort erwähnst Du, wie sehr Dich das Schicksal der Wolfskinder berührt hat, liebe Claire. Könnte das ein neues Thema für Dich werden? Ich erwähne es auch noch mal, dass ich es sehr genossen habe, dass wir in einer Zeitlinie geblieben sind. Ich fand diese Geschichte war auch deshalb so intensiv, weil sie sich Schritt für Schritt entwickelt hat ohne Ausblicke in die Zukunft.

    Ich hatte mich mit dem Thema ja sehr intensiv beschäftigt, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich die Schicksale dieser "Wolfskinder" so mitgenommen haben, dass ich mich darin zumindest zurzeit nicht weiter vertiefen würde. Das sind so viele schreckliche Geschichten ... Vielleicht wird mir das mit etwas Abstand wieder etwas anders gehen ...

    Momentan liebäugle ich eher mit der Zeit, die sich an die von "Kinder ihrer Zeit" anschließt, also die 60er und der Beginn der 70er-Jahre. Aber ich bin insgesamt noch in der "Findungsphase" ...;):)


    Ich freue mich sehr, dass Du es genossen hast, dass der Roman in einer Zeitlinie geblieben ist! Ich fand die Geschichte deshalb auch beim Schreiben sehr intensiv und ich glaube, ich hätte sie niemals so erzählen können, wenn ich verschiedenen Zeitstränge hätte folgen müssen.

  • Aber immerhin hat Sergej hier wirklich Stellung bezogen und gezeigt, was in ihm steckte. Für Alice war es sicherlich dadurch noch schwerer den Verlust zu ertragen.

    Für mich war dieses Ende von Sergej auch eine logische Konsequenz seiner menschlichen Entwicklung. In dem Augenblick, in dem er Alice damals aus dem brennenden Haus gerettet hat, hat er einen Weg beschritten, der zu einer zunehmenden Konfrontation mit dem System und Grundsätzen führen musste - für die Markov in gewisser Weise stellvertretend steht - an die Sergej bis dahin geglaubt hat ...

    Das war ja wirklich auf die Spitze getrieben mit der Dramatik. :bang: Ich fand es Klasse, dass man hier nochmal lesen konnte, wie es wirklich war an diesem Tag. Mittendrin waren wir. Toll gemacht, liebe Claire.

    Danke für die tollen Komplimente!!! :) Und es war ja leider auch in der Realität ein furchtbar dramatischer Tag, der sich den Leuten, die ihn erlebt habe, für immer ins Gedächtnis gebrannt hat.

  • Wirklich unglaublich. Aber muss man nicht heute auch die Vaterschaft anerkennen? Ich glaube, das ist aus rechtlicher Sicht immer noch so.

    Ja, das denke ich auch, aber damals galt das Kind juristisch, selbst wenn die Vaterschaft anerkannt wurde, nicht als verwandt. Das hatte wohl vor allem Auswirkungen auf das Unterhaltsrecht und Erbrecht für uneheliche Kinder, wenn der Vater das nicht wollte.

  • Heute sind wir auch noch recht hinterwäldlerisch. Wenn man während der Scheidung von einem anderen Mann schwanger wird und das Kind vor Vollzug der Scheidung geboren wird, dann heißt das Kind wie der Ehemann und er wird auch erstmal als Vater geführt.

    Das fand ich auch schon immer etwas absurd ...

  • Also, in der BRD war es so, dass eine uneheliche Mutter keine juristischen Entscheidungen für ihr Kind fällen konnte, weil das Kind einer Amtsvormundschaft des Jugendamts unterstellt wurde. Hatte das Kind zum Beispiel ein Sparbuch, musste die Mutter diese dem Amtsvormund aushändigen etc. Hintergrund war wohl die Überzeugung, dass es einer Frau, die unehelich schwanger wurde, nicht zuzutrauen war, dass sie fähig sei, Entscheidungen für ein Kind in moralisch richtiger Weise allein zu fällen. Es war damals übrigens auch so, dass ein uneheliches Kind als nicht verwandt mit dem leiblichen Vater galt. Erst 1970 gab es eine Reform dieses Unehelichen-Rechts. Unglaublich, oder?

    Wirklich unglaublich. Aber muss man nicht heute auch die Vaterschaft anerkennen? Ich glaube, das ist aus rechtlicher Sicht immer noch so.

    Ich glaube auch, dass die Vaterschaft anerkannt werden muss heute. Ich weiß aber auch, dass es zuweilen auch für einen Vater schwer sein kann, einen Teil des Sorgerechts zu erwirken. Da gab es einen unschönen Fall in meiner Familie, ist noch gar nicht so lange her. Mutter und Oma des Kindes (meiner Großnichte) gerieten darüber ziemlich in Streit, da die Oma auf Seiten des Kindesvaters stand (und das auch zurecht).

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Das Ende war sehr spannend und hatte genau die richtige Dosis glückliche Momente.

    Der unglücklichste Moment (von denen gab es ja auch welche), war zweifellos für mich der Tod von Sergej. Ich mochte ihn irgendwie und war überzeugt, dass er wirklich nur das Beste für Alice und Lisa will. Das hat er zum Schluss auch bewiesen - und tragischerweise mit seinem Leben bezahlt.

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Der unglücklichste Moment (von denen gab es ja auch welche), war zweifellos für mich der Tod von Sergej. Ich mochte ihn irgendwie und war überzeugt, dass er wirklich nur das Beste für Alice und Lisa will. Das hat er zum Schluss auch bewiesen - und tragischerweise mit seinem Leben bezahlt.

    Das kann ich gut verstehen. Mir fiel das beim Schreiben auch wirklich schwer ...

  • Ich glaube auch, dass die Vaterschaft anerkannt werden muss heute. Ich weiß aber auch, dass es zuweilen auch für einen Vater schwer sein kann, einen Teil des Sorgerechts zu erwirken. Da gab es einen unschönen Fall in meiner Familie, ist noch gar nicht so lange her. Mutter und Oma des Kindes (meiner Großnichte) gerieten darüber ziemlich in Streit, da die Oma auf Seiten des Kindesvaters stand (und das auch zurecht).

    Ja, das stimmt natürlich. Ich finde das ja generell immer schrecklich, wenn sich die Eltern nicht im Interesse des Kindes gemeinsam einigen können, aber manchmal gibt es einfach schwierige Situationen ...