Hiltrud Baier - Tage mit Ida

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    Hiltrud Baier - Tage mit Ida

    Krüger Verlag, August 2020

    320 Seiten; EUR 16,- (broschiert)

    ISBN 978-3-8105-3070-7


    Susanne Landauer lebt seit ihrer Kindheit in Kirchheim/Teck. Nur ihr jüngster Sohn, der kurz vor dem Abitur steht, wohnt noch daheim und ihr Ehemann kann dank eines neuen, sehr fordernden Jobs nur am Wochenende zuhause sein. Susanne hat - im Gegensatz zu ihrem Bruder Martin - keine Geldsorgen, aber sie fühlt sich zunehmend alleine - da hilft es auch nicht, dass sie Martin in dessen Café, das seit beinahe 80 Jahren in Familienbesitz ist, aushilft. Hinzu kommt, dass ihre Mutter, zu der sie ein äußerst schwieriges Verhältnis hat, seit einigen Monaten im Altersheim und ihre Demenz inzwischen sehr weit fortgeschritten ist.

    Doch dann ändert sich einiges in Susannes Leben - und alles beginnt mit Ida, einer älteren Dame mit einem langen weißen Zopf und einem ungewöhnlichen Schultertuch, die plötzlich im Café auftaucht und aufmerksam die alten Fotos an den Wänden betrachtet.


    Ida behauptet, die Halbschwester von Susannes Mutter zu sein. Wie kann das sein? Wurde Susanne und ihrem Bruder etwa ihr ganzes Leben lang ein Teil der Familie vorenthalten? Susanne erkundigt sich bei einer alten Freundin ihrer Mutter und macht sich dann gemeinsam mit Ida auf Spurensuche…


    Hiltrud Baier hat mit „Tage mit Ida“ einen wundervollen Roman vorgelegt, der in einer leisen und sehr nachvollziehbaren Art und Weise von Verletzungen, Verrat, Trauer und Einsamkeit erzählt - aber auch von den unterschiedlichen Wegen einzelner Menschen, sich diesen Gefühlen zu stellen und sie zu überwinden. Im Kern geht es um Ida, die als Mädchen alles verloren hat und dennoch ihren Weg gegangen ist, auch wenn all die Jahre etwas mehr oder weniger in ihr schwelt. Aber es geht auch um Susanne, die - ohne es selbst zu wissen - auf der Suche ist und schlussendlich einiges findet, wenngleich sie anfangs nichts davon vermutet hätte.


    „Tage mit Ida“ ist eine spannende und zugleich vertrackte Familiengeschichte mit der die Autorin zeigt, was einzelne Entscheidungen, Wut, Eifersucht und Missverständnisse in einer Familie anrichten können. Viel öfter sollte man sich bewusst machen, dass Unausgesprochenes und Verdrängtes Schaden anrichten kann und dass es meist besser wäre, sich mitzuteilen - auch wenn es anfangs noch so schwer scheint.


    Die Autorin hat eine ruhige Sprache gewählt, schildert die Verletzungen verschiedener Personen in leisen, aber umso klareren Tönen, was sie meines Erachtens sehr realistisch macht. Mich hat die Geschichte um Ida sehr berührt, aber ich fand auch die familiäre Auswirkung wirklich interessant, ebenso wie die Erkenntnisse, die schlussendlich Susannes eigenes Leben betreffen.


    Richtig gute, einfühlsame und intelligente Unterhaltung!


    5ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Dann wird das mal umgehend auf die Leseliste gesetzt; auf dem Radarschirm war es schon aufgetaucht: "Helle Tage, helle Nächte" entspricht nämlich auch Deinem letzten Satz ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)