5: Kapitel 40 bis einschl. Kapitel 47

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  • Auch dieser Abschnitt ist abwechslungsreich und spannend!


    Dr Wehmeyer ist in der Zwischenzeit in Hamburg angekommen - Glück für Paul. Denn dieser Doktor gehört zu jenen Ärzten, die bereits Nasen rekonstruiert hatten. Auch interessant, dass die Chirurgie im allgemeinen, die rekonstruktive Chirurgie im besonderen durch Kriege weiterentwickelt wurde (bzw werden musste). Der Kontrast zu Bereichen der heutigen plastischen Chirurgie könnte nicht größer sein...


    Der Krieg geht weiter und tritt jetzt mit April 1917 in eine neue Phase ein: Amerika hat Deutschland den Krieg erklärt. Spätestens da war ja eigentlich klar, dass dieser Krieg für Deutschland wirklich bitter verlief und an einen Sieg eigentlich nur mehr die allergrößten Optimisten glauben konnten. Menschen leiden und sterben, im Land und an den Fronten und die Machthaber waren nicht in der Lage über ein Friedensabkommen zu diskutieren...
    Der Streik der Berliner Frauen beeindruckt mich sehr - denn das hätte auch ganz schlimm schief gehen können. Leider konnten aber auch die Frauen die Machthaber nicht wirklich beeinflussen.

    Aber die politische Macht war ja zwischen Kaiser, Oberster Heeresleitung und Reichskanzler ungleich geteilt. Waren Heer und Kaiser noch immer überzeugt, diesen Krieg gewinnen zu können? Und wann ist diese Deutsche Vaterlandspartei entstanden?


    Aber es gibt auch wirklich positive Nachrichten in Marthas Welt: Carola und Moritz wollen heiraten! Dass die beiden zueinander gefunden haben gefällt mir gut. Denn Moritz gehört zu meinen Lieblingen in diesem Buch und ich finde, er hat schon wirklich mehr als genug durchmachen müssen!

    Als Martha von der geplanten Verlobung erfährt, ist ihre Reaktion doch etwas seltsam: "Du willst ihn heiraten? Aber warum?" Ich versteh schon, dass Carolas Vater Bedenken wegen Moritz' Behinderung hat, aber Martha steht das irgendwie nicht zu. Carola und Moritz sind erwachsen und wissen was sie tun. Und es sind beides Marthas Freunde. Sie sollte sich lieber freuen!

    Und dass Carolas Vater als renommierter Anwalt jetzt plötzlich verwandt mit einer Unterweltgröße ist, ist ein witziger Seitenhieb des Schicksals...;)

    Die Verlobungsfeier war aber eine schöne Ablenkung in diesen harten Zeiten. Irgendwie irreal mitten in all dem Kriegsgeschehen so ein rauschendes Fest zu feiern. Und die Tanzszene von Li-Ming und Moritz ist ein schönes Symbol für die Hoffnung in die Zukunft!


    Li-Ming tut mir wirklich leid - ihre Füße werden immer und ewig so bleiben wie sie sind: deformiert im Namen eines dubiosen Schönheitsideals. Nicht einmal Dr. Liebknecht kann sie wieder heil machen.

    In ihrer Enttäuschung vertraut Li-Ming ihrer Schwägerin an, wie genau ihre Arbeit jetzt aussieht. Dass es wirklich kein Sekretärinnenjob ist.

    Li-Mings Gespräch mit Heinrich geht aber daneben: er reagiert keineswegs verständnisvoll und wertschätzend. Ganz im Gegenteil: verletzter Macho. Aber sein Vater rückt ihm die Realität doch etwas zurecht - glücklicherweise. Heinrich hätte viel verloren! Dabei zeigt Vater Westphal auch erstaunliches Feingefühl!

    Was mich dabei noch interessiert: war der Sittenkodex chinesischer Frauen so streng, dass Selbstmord oft der einzige "ehrenhafte" Ausweg war? Wurde das so praktiziert? Denn Li-Ming hat anscheinend keinen anderen Gedanken, bzw sieht für sich keine Alternative, falls Heinrich nicht zu einer Versöhnung bereit wäre.


    Ach ja, das mit den Kriegsküchen und den Kochkursen war auch interessant. Ich kannte bis jetzt nur Kochbücher, die Rezepte für "fast nix" beinhalten. Dass es tatsächlich Kochkurse gab, finde ich erstaunlich!


    Und als alles so richtig verfahren und traurig aussieht, streiken die Arbeiter der VulcanWerft. Und andere Werftmitarbeiter schließen sich an. Paul befürwortet diesen Ausstand, er ist sich aber gleichzeitig darüber im Klaren, dass die Konsequenzen für die einzelnen Arbeiter verheerend sein könnten: Kriegsdienst oder Kriegsgericht. Und somit nützt er sein Talent die Arbeiter zu beruhigen.

    Der Krieg hatte tatsächlich viele Fronten - auch im Inneren.

    Wenn man bedenkt, dass Hermann Blohm bereit war, seine Werft unter militärische Leitung zu stellen... auch das war Krieg, nur halt gegen die eigenen Arbeiter.

    ;(

    Dieser Abschnitt endet wirklich wenig optimistisch... dabei heißt das Buch doch "Als wir wieder Hoffnung hatten"...

    Vernunft, Vernunft...

  • Als Martha von der geplanten Verlobung erfährt, ist ihre Reaktion doch etwas seltsam: "Du willst ihn heiraten? Aber warum?" Ich versteh schon, dass Carolas Vater Bedenken wegen Moritz' Behinderung hat, aber Martha steht das irgendwie nicht zu.

    Martha meint das eher so, dass sie überrascht ist, dass Carola ihre "Freiheit" aufgeben will. Der Ehemann hatte damals ja für alles die Rechte - eine selbstständige Frau begibt sich sozusagen in eine Vormundschaft (auch wenn Moritz das nie ausnutzen würde), ohne dass Martha auf den ersten Blick den Vorteil für Carola erkennt - sie glaubt, die Freundin wäre ja schon mit über 40 über das Kinder-Bekomm-Alter hinaus.

    Was mich dabei noch interessiert: war der Sittenkodex chinesischer Frauen so streng, dass Selbstmord oft der einzige "ehrenhafte" Ausweg war? Wurde das so praktiziert? Denn Li-Ming hat anscheinend keinen anderen Gedanken, bzw sieht für sich keine Alternative, falls Heinrich nicht zu einer Versöhnung bereit wäre.

    Zumindest in der chinesischen Literatur wurde das immer so propagiert. Es galt als Ideal.

    Dieser Abschnitt endet wirklich wenig optimistisch... dabei heißt das Buch doch "Als wir wieder Hoffnung hatten"...

    Das haben sie erst am Ende des gesamten Buches ;)

  • Martha meint das eher so, dass sie überrascht ist, dass Carola ihre "Freiheit" aufgeben will. Der Ehemann hatte damals ja für alles die Rechte - eine selbstständige Frau begibt sich sozusagen in eine Vormundschaft (auch wenn Moritz das nie ausnutzen würde), ohne dass Martha auf den ersten Blick den Vorteil für Carola erkennt - sie glaubt, die Freundin wäre ja schon mit über 40 über das Kinder-Bekomm-Alter hinaus

    tut mir leid - das hab ich dann falsch interpretiert! Wahrscheinlich, weil es für mich schon so weit weg ist, dass mit Ehemann die Selbständigkeit verloren geht. Dabei ist es doch eigentlich noch gar nicht so lange her...

    Vernunft, Vernunft...

  • Nun war es endlich so so weit und Paul hatte seine Nasen OP. Und ich bin fasziniert wie gut die verlaufen ist. Bei seiner Oberlippe, bin ich zwiegespalten. Ich kann verstehen, dass Paul keine weitere OP möchte, zumal er dann lange ausfallen würde und dass könnten sie sich finanziell nicht leisten. Aber die Beschreibung, wie schwer ihm jetzt das Essen fällt, tat mir in der Seele weh. Ich stelle mir das so vor, als wäre einem da eine Wurst ohne jegliches Gefühl angenäht worden.

    Doch mit der Nase hat Dr. Wehmeyer ein Wunderwerk vollbracht. Ich hatte es schon im anderen Abschnitt geschrieben, wie schwer es für Martha sein muss, an den OP's von Paul teilzunehmen. Und so konnte ich sie verstehen als sie nun das erste Mal Angst hatte. Doch Martha hat auch diese Situation exzellent gemeistert. Ich weiß nicht wie sie es jedes Mal schafft sich dermaßen zur Ruhe zu bringen. Ich wäre ganz hippelig gewesen.

    Endlich konnten sie nun auch im Schrebergarten durchstarten, das hat mich so gefreut, weil auch die Kinder davon profitieren haben. Ich weiß wie schön es an der Natur ist und wie die Kinder wie in einer anderen Welt leben können.

    Paul ist das beste Beispiel, er fühlt sich endlich wieder als vollständiger Mensch.

    Sie haben sogar Saatgut bekommen und später hatten sie eine gute Ernte, dass hilft schon ein wenig. Ich merke das bei uns und unserem Garten, ich mache Marmeladen, Apfelmus, Holundersaft und so weiter selber. Alles andere wird eingefroren, Kartoffeln werden eingekellert, wie Birnen Äpfel, Ziebeln auch. Und ich bin so froh darum, obwohl wir heute den Luxus haben es kaufen zu können. Aber es schont den Geldbeutel. Bei Martha und Paul geht es darum die Kinder satt zu bekommen.


    Ich wusste es ja , dass sich auch Amerika an dem Krieg beteiligen wird, aber ganz besonders für Martha war diese Nachricht der absolute Schock. Gerade der Gedanke an Milli, nun verfeindet zu sein, muss für Martha unerträglich sein. Aber sie sind im Herzen immer beste geliebte Freundinnen, ich hoffe sie bewährt sich diesen Gedanken.


    Carola sollte vorsichtiger sein, wenn sie auf Arbeit über die politische Lage spricht. Es wäre wirklich schade, wenn sie deswegen ihre Arbeit verlieren würde. Die Demo war friedlich doch von kurzer Dauer. Ich hatte schon Befürchtungen, dass die Kinder mit ansehen müssen, wie die Polizei auf Frauen und Kinder einprügelt.

    Paul hingegen muss sehr vorsichtig sein, ob er sich an solchen Demos beteiligt. Und Wilhelmina ist total verzweifelt weil sie nicht mehr ausrichten kann. Obwohl sie in meinen Augen unglaubliches leistet, wie alle im Frauenverein. Das ist alles so falsch was geschehen ist. Man möchte das der Krieg endlich ein Ende hat und darf es nicht äußern, da man als Vaterlandsverräter gilt. Die andere Seite hingegen ist ganz verrückt nach dem Krieg. Am liebsten hätte ich geschriehen, dann geht an die Front und ihr werdet sehen wie toll ihr der Krieg ist. Ich kann das einfach nicht verstehen.


    Carola und Moritz werden ein Paar, ach wie ich mich darüber freue, vor allem das Moritz die Liebe gefunden hat. Bei all dem Schönen für die beiden hat mir sehr gut das Gespräch zwischen Carola und Martha gefallen, als Carola sich irgendwie nicht schlüssig ist was sie tun soll. Ich weiß nicht wie Martha es immer wieder schafft die richtigen Worte zu finden. Das kann doch nicht nur daran liegen, dass sie so früh ihre Mutter verloren hat und schnell erwachsen werden musste.


    Die Verlobungsfeier war , als würde die Welt überhaupt nicht bin Flammen stehen. Ich fand es ein wenig dekadent, da andere Menschen so viel Hunger und Leid ertragen mussten.


    Der absolute Schock für mich war Li-Ming. Da kullerten mir wirklich die Tränen als sie wollte, dass Dr. Liebknecht ihr die Füße abschneidet. Am liebsten hätte ich sie in die Arme genommen und ganz fest gedrückt. Eine so große Verzweiflung, die sie förmlich zum Äußersten getrieben hat.

    Und wieder ist es Martha die für Li-Ming die richtigen Worte findet und ihr rät es endlich Heinrich zu erzählen. Diesen Ratschlag hat sie beherzigt und somit hat sie alles Heinrich erzählt.

    Bei seiner Reaktion wäre ich zu erst am liebsten an die Decke gegangen und als er dann auch noch Arthur angeschriehen hat, dachte ich jetzt reicht es. Aber als er dann zu seinem Vater gegangen ist, um sich Rat zu holen, war mir klar, dass er in dem Moment mit der Situation völlig überfordert gewesen ist.


    Ach, wie Moritz und Li-Ming nach draussen gingen und sie dann auch noch tanzten, fand ich das so herzerweichend. Moritz ist und bleibt mein heimlicher Liebling ^^


    Die Lage in Hamburg, besonders auch im Gängeviertel, spitz sich immer weiter zu. Martha hat sogar auch da wieder ihre Tätigkeit aufgenommen. Ich habe mich schon gefragt wann es dazu kommt, dass wieder Krankheiten und Seuchen ausbrechen, die schon als besiegt galten. Das die Säuglingssterblichkeit gestiegen ist, ist da schon fast nachvollziehbar. Wie sollten denn die Mütter für ihren Kleinen sorgen wenn es an allem mangelt und die hygienischen Zustände immer katastrophaler werden.


    Die Spitzel der politischen Polizei haben mich irgendwie sofort an die Stasi erinnert.

    Spannend fand ich die Kriegskochvorführung und was Li-Ming da vollbrachte. Aber das es so etwas überhaupt gegeben hat, wusste ich gar nicht.


    Und da war noch dieser Wahnsinn, dass sich ausgerechnet Jugendliche auch noch jünger machten um in den Krieg zu ziehen und weil man Nachschub an Männern bräuchte, man auch nicht Mal so genau hingeschaut hat. Das gab es später glaube ich auch so im zweiten Weltkrieg.


    Dann kommt es zu, ich nenne es jetzt mal Aufstände, wo auch Paul mit Erich anzutreffen waren. Es ist ziemlich gefährlich für Paul, denn wer weiß, wie viele Spitzel unter den Demonstrierenden waren und sie verraten oder anzeigen.

    Hermann Blohm wird sofort tätig, dass war ja klar, nun hat er endlich die Möglichkeiten, die er damals bei dem Hafenarbeiter- Streiks nicht hatte.

    Die Verordnung die dann erlassen wurde ist der Hammer schlechthin. Gibt es da noch Dokumente in den Archiven?


    So, nun habe ich aber wieder ausgeholt. Ich schaffe es einfach nicht alles kompakt zu schreiben. Und ich habe bestimmt noch das ein oder andere vergessen.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Die Deutsche Vaterlandspartei wurde 1917 gegründet. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Vaterlandspartei


    Zu den Kriegskochkursen habe ich noch in einem Bildband die Original-Plakate gefunden. Leider sind die nicht im Netz zu finden, sonst hätte ich die auch verlinkt.

    Danke für den Link.


    Ich musste auch schmunzeln, als Martha meinte, dass Carola in einem Alter ist, wo sie keine Kinder mehr bekommen kann oder soll.

    Stimmt, alles was Carola an Freiheiten wichtig gewesen ist, gibt sie eigentlich komplett auf. Aber ich habe mir gedacht, wenn Moritz nicht der Richtige gewesen wäre, hatte sie diesen Schritt nicht gewagt. Es war ja keine Kurzschlussreaktion, sie hatte sogar, nach Marthas Gespräch, um eine kleine Bedenkzeit gebeten. Noch kann sie als Krankenschwester arbeiten, bei dem Arbeitermangel bleibt es wohl auch noch eine Weile so. Und kommt nicht auch irgendwann später sogar das Frauenwahlrecht?

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Bei seiner Reaktion wäre ich zu erst am liebsten an die Decke gegangen und als er dann auch noch Arthur angeschriehen hat, dachte ich jetzt reicht es. Aber als er dann zu seinem Vater gegangen ist, um sich Rat zu holen, war mir klar, dass er in dem Moment mit der Situation völlig überfordert gewesen ist.

    Ja, Heinrich war überfordert - er fühlte sich betrogen, weil Li-Ming ihm Märchen erzählt hat. Er dachte, wenn es so harmlos gewesen wäre, hätte sie es ihm ja gleich erzählen können und hätte ihn nicht belügen müssen. Zudem kennt er die chinesische Mentalität ja am besten.

    Ach, wie Moritz und Li-Ming nach draussen gingen und sie dann auch noch tanzten, fand ich das so herzerweichend. Moritz ist und bleibt mein heimlicher Liebling ^^

    Meiner auch ;)

    Die Spitzel der politischen Polizei haben mich irgendwie sofort an die Stasi erinnert.

    Ja, alle Monarchien und Diktaturen haben so etwas. Damit wird Martha ja noch ein paar Jahrzehnte zu tun haben.

    Spannend fand ich die Kriegskochvorführung und was Li-Ming da vollbrachte. Aber das es so etwas überhaupt gegeben hat, wusste ich gar nicht.

    Ja, das fand ich bei meinen Recherchen auch sehr spannend.

    Die Verordnung die dann erlassen wurde ist der Hammer schlechthin. Gibt es da noch Dokumente in den Archiven?

    https://agora.sub.uni-hamburg.…mng?type=pdf&did=c1:11265

    Da kannst du alles nachlesen

    Stimmt, alles was Carola an Freiheiten wichtig gewesen ist, gibt sie eigentlich komplett auf. Aber ich habe mir gedacht, wenn Moritz nicht der Richtige gewesen wäre, hatte sie diesen Schritt nicht gewagt. Es war ja keine Kurzschlussreaktion, sie hatte sogar, nach Marthas Gespräch, um eine kleine Bedenkzeit gebeten. Noch kann sie als Krankenschwester arbeiten, bei dem Arbeitermangel bleibt es wohl auch noch eine Weile so. Und kommt nicht auch irgendwann später sogar das Frauenwahlrecht?

    Am Ende kommt das Frauenwahlrecht - deshalb heißt der Untertitel trotz all dem bisherigen Elend "Als wir wieder Hoffnung hatten".

  • Ich finde die Wahl des Titels hervorragend, denn was bleibt denn noch, wenn auch das letzte bisschen Hoffnung stirbt.

    Hoffnung ist wahrscheinlich das, was vielen in schwierigen Zeiten ermöglicht durchzuhalten.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Es ist echt der Hammer, welche Wunder Dr. Wehmeyer zusammen mit Dr. Liebknecht an Pauls Gesicht bewirken konnten. Und wie viel Lebensqualität und alles, was damit zusammenhängt, Paul damit wieder zurückgeben. Und natürlich auch seiner Familie.


    Die Stimmung in der Bevölkerung kippt immer mehr, was kein Wunder ist, denn wenn es den Menschen an allem fehlt, was zum Leben notwendig ist, lässt die Begeisterung ganz schnell nach. Die Gewalt bzw. die Unterdrückung jeglichen Aufbegehrens, vor allem wenn es friedlich ist, macht es dann nicht besser. Kein Wunder, dass der Wunsch, seinen Unmut laut kundzutun, immer größer wird. Allerdings hatte ich ein kein so gutes Gefühl, als die Frauen ihre Kinder mitgenommen haben, denn ich traue den Ordnungskräften durchaus zu, dass sie, sollte die Situation eskalieren, auch ihnen gegenüber handgreiflich werden könnten, immerhin stehen sie von oben her auch ganz schön unter Druck.


    Dieser ganze vermaledeite Krieg macht so viel kaputt, für das Menschen wie Martha und Paul viele Jahre zuvor gekämpft haben.

    Und dann noch diese Deutsche Vaterlandspartei! Das war mir bisher vollkommen unbekannt, wie diese ihre Stellung ausgenutzt haben, um sich die Lebensmittel zu sichern. Das ist einfach nur empörend :cursing:


    Ja, es gibt einen Unterschied bei Martha und Paul, was ihre Einstellung zu Demonstrationen aktuell und vor 20 Jahre angeht, aber inzwischen steht tatsächlich viel mehr für sie auf dem Spiel, das gut abgewogen sein soll. Zumal es keine Garantie gibt, dass sich wirklich etwas bessert, wenn die Demonstranten sich in Gefahr begeben.

    Es ist aber auch wirklich so, dass man in jüngeren Jahren noch etwas entschlossener und weniger furchtsam ist wie in einem reiferen Alter ^^


    Moritz und Carola ... was freue ich mich für die beiden, vor allem, dass sich Carola gegen die Vorbehalte durch ihren Vater für Moritz entscheidet. Ich bin auch froh, dass Martha und Moritz Carolas Eifer, was die Demos angeht, ein wenig einbremsen.

    Die Warnung von Dr. Liebknecht muss man auch im Hinterkopf behalten, denn da ist was Wahres dran und könnte für den Kampf dafür, dass auch verheiratete Frauen weiterhin als Krankenschwester arbeiten dürfen, einen empfindlichen Dämpfer verpassen.

    Carola muss aufpassen, dass ihre Schuldgefühle, weil sie damals nicht zu Martha gestanden hat, sie nicht zu einer Dummheit verleiten.


    Li-Mings Zusammenbruch wegen ihrer Füße und der damit verbundenen Tätigkeit für Kellermann und deren Geheimhaltung vor ihrer Familie war sehr erschütternd. Und dann noch Heinrichs Reaktion, das hat mich gleich nochmal erschüttert. Was für ein Glück, dass sein Vater ihm ins Gewissen reden kann und die anschließende Aussprache mit Li-Ming dann doch noch mal alles ins Reine bringt. Ich hatte schon zu sehr die Befürchtung, dass zu viel gesagt worden ist, was nicht mehr zurückgenommen werden kann.


    Aber das Rührendste war mal wieder Moritz, als er Li-Ming auf der Terrasse um vorsichtigen Tanzen auffordert. Ich bin froh, dass Li-Ming erkennt, dass Moritz ganz anders als sein Bruder Joseph ist und sie ihm nicht misstrauen muss.


    Hoffentlich ist das eine gute Idee, dass Paul zu der Versammlung gehen will, um dort als mäßigende Stimme zu fungieren. Ich habe immer noch im Hinterkopf, was das letzte Mal dabei geschehen ist.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Als Martha von der geplanten Verlobung erfährt, ist ihre Reaktion doch etwas seltsam: "Du willst ihn heiraten? Aber warum?" Ich versteh schon, dass Carolas Vater Bedenken wegen Moritz' Behinderung hat, aber Martha steht das irgendwie nicht zu.

    So ging es mir auch. Aber ich bin auch froh, wenn Martha nicht immer so perfekt reagiert, das macht sie doch auch menschlich.


    Aber sein Vater rückt ihm die Realität doch etwas zurecht - glücklicherweise. Heinrich hätte viel verloren! Dabei zeigt Vater Westphal auch erstaunliches Feingefühl!

    Vielleicht war es ganz gut, dass Heinrich mit Karl und nicht mit Martha gesprochen hat, so von Mann zu Mann hat er sich vielleicht die Ratschläge seines Vaters eher zu Herzen genommen.


    Ach ja, das mit den Kriegsküchen und den Kochkursen war auch interessant.

    Das fand ich auch interessant, vor allem auch, weil Li-Ming mit ihren Kenntnissen aus der chinesischen Küche ihre Platz dort gefunden hat.


    Nicht einmal Dr. Liebknecht kann sie wieder heil machen.

    Ja, das fand ich auch sehr niederschmetternd, dass es für ihre Füße so gar keine Hoffnung gibt.


    Endlich konnten sie nun auch im Schrebergarten durchstarten, das hat mich so gefreut, weil auch die Kinder davon profitieren haben.

    Der Schrebergarten war ein voller Erfolg, zumal sie glücklicherweise an Saatgut gekommen sind.


    Gerade der Gedanke an Milli, nun verfeindet zu sein, muss für Martha unerträglich sein.

    Das stelle ich mir auch furchtbar vor. Heute greift man mal schnell zum Handy, schreibte eine Nachricht und kann jederzeit nachfragen, wie es bei dem anderen aussieht. Aber damals hatte man monate- oder jahrelang nichts von der Freundin gehört und wusste überhaupt nicht, was da los ist. Vor allem auch für Milli muss das schlimm sein, nicht zu wissen, was mit ihren Freunden in Hamburg los ist.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Und dann noch diese Deutsche Vaterlandspartei! Das war mir bisher vollkommen unbekannt, wie diese ihre Stellung ausgenutzt haben, um sich die Lebensmittel zu sichern. Das ist einfach nur empörend

    Auf die bin ich auch erst beim Recherchieren der Zeit gestoßen.

    Ja, es gibt einen Unterschied bei Martha und Paul, was ihre Einstellung zu Demonstrationen aktuell und vor 20 Jahre angeht, aber inzwischen steht tatsächlich viel mehr für sie auf dem Spiel, das gut abgewogen sein soll. Zumal es keine Garantie gibt, dass sich wirklich etwas bessert, wenn die Demonstranten sich in Gefahr begeben.

    Es ist aber auch wirklich so, dass man in jüngeren Jahren noch etwas entschlossener und weniger furchtsam ist wie in einem reiferen Alter ^^

    Diesen Kontrast fand ich auch sehr schön. Aber so geht es ja uns allen, nicht wahr? Mit 20 denkt man anders als mit 50.

    Aber das Rührendste war mal wieder Moritz, als er Li-Ming auf der Terrasse um vorsichtigen Tanzen auffordert. Ich bin froh, dass Li-Ming erkennt, dass Moritz ganz anders als sein Bruder Joseph ist und sie ihm nicht misstrauen muss.

    Eine meiner Lieblingsszenen.

    Hoffentlich ist das eine gute Idee, dass Paul zu der Versammlung gehen will, um dort als mäßigende Stimme zu fungieren. Ich habe immer noch im Hinterkopf, was das letzte Mal dabei geschehen ist.

    Ja, auch wenn er ruhiger und gesetzter geworden ist - ganz zurückhalten kann er sich nicht.

    Vielleicht war es ganz gut, dass Heinrich mit Karl und nicht mit Martha gesprochen hat, so von Mann zu Mann hat er sich vielleicht die Ratschläge seines Vaters eher zu Herzen genommen.

    Ja, Karl war ja - abgesehen von seiner Phase als Alkoholiker - immer ein guter Vater und die wichtigste Anlaufstelle für seine Kinder.

    Das stelle ich mir auch furchtbar vor. Heute greift man mal schnell zum Handy, schreibte eine Nachricht und kann jederzeit nachfragen, wie es bei dem anderen aussieht. Aber damals hatte man monate- oder jahrelang nichts von der Freundin gehört und wusste überhaupt nicht, was da los ist. Vor allem auch für Milli muss das schlimm sein, nicht zu wissen, was mit ihren Freunden in Hamburg los ist.

    Es wird im 2. WK noch schlimmer, zumal dann nicht nur Milli in USA ist, sondern noch ein weiteres enges Familienmitglied in die USA vor den Nazis geflohen ist.

  • Diesen Kontrast fand ich auch sehr schön. Aber so geht es ja uns allen, nicht wahr? Mit 20 denkt man anders als mit 50.

    Absolut!


    Eine meiner Lieblingsszenen.

    Das ist auch definitiv (bisher) eine meiner Lieblingsszenen in dem Buch.


    Es wird im 2. WK noch schlimmer, zumal dann nicht nur Milli in USA ist, sondern noch ein weiteres enges Familienmitglied in die USA vor den Nazis geflohen ist.

    Oha, da bin ich dann mal gespannt.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Über Dr. Wehmeyer und Dr. Liebknecht ihre Meisterleistung habe ich auch gestaunt. Wenn ich jetzt nicht gerade das Buch lesen würde, hätte ich nie vermutet, dass solche OP' s, zwar noch in den Anfängen, schon durchgeführt wurden.


    Die Idee, die Kinder mit zur Demo mitzunehmen, hat mich auch nicht begeistert. Zu groß war meine Angst, die Mütter würden von ihren Kindern weggerissen werden. Oder schlimmeres, die Polizei würde einfach in die Masse prügeln.


    Von der Vaterlandspartei hatte ich auch noch nicht gehört. Wobei ich bei dem Namen denken würde, dass sie sich positiv für das Vaterland eingesetzt haben.


    Mir hat es gefallen, dass Paul und Martha genau abgewägt haben, wie gefährlich es für sie werden könnte, wenn sie sich in die Demonstrationen schmeißen, ohne an die Konsequenzen zu denken. So wie du schreibst, es steht viel zu viel für sie auf dem Spiel.

    Da kam auch die Warnung, bezüglich Carola, genau im richtigen Moment.


    Li-Ming ihr Zusammenbruch und der Streit mit Heinrich hatte mich echt mitgenommen. Sie hat mir unendlich leid getan.


    Und wieder sind wir uns einig, Moritz unser heimlicher Liebling:)

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • So ging es mir auch. Aber ich bin auch froh, wenn Martha nicht immer so perfekt reagiert, das macht sie doch auch menschlich

    Melanie hat das dann ja richtig gestellt. Aber mir geht Marthas Perfektionismus nicht aus dem Kopf. Sicher - sie musste von klein auf für sich und andere sorgen, sie musste früh erwachsen sein.

    Ehrlicherweise ist es gerade dieser Perfektionismus, der sie für mich nicht nur sympathisch macht. Ich möchte keine Freundin, die so fehlerlos ist. (Ich hab auch keine, die so ist...:D) Das macht meine eigenen Fehler nur noch viel schlimmer. Klingt es jetzt komisch, wenn ich sage, dass es auch großartig von Carola ist, Martha diese Perfektion zu verzeihen?

    Meine Gedanken diesbezüglich sind noch recht unausgegoren...

    Vernunft, Vernunft...

  • Ehrlicherweise ist es gerade dieser Perfektionismus, der sie für mich nicht nur sympathisch macht. Ich möchte keine Freundin, die so fehlerlos ist. (Ich hab auch keine, die so ist... :D ) Das macht meine eigenen Fehler nur noch viel schlimmer. Klingt es jetzt komisch, wenn ich sage, dass es auch großartig von Carola ist, Martha diese Perfektion zu verzeihen?

    Interessant finde ich dazu übrigens ein paar Testlesermeinungen zu Band 3 - da gibt es Szenen, wo Martha diese Perfektion verliert und man ihr vorwerfen kann, sie eiert rum. Das ist, als ihre Kinder erwachsen werden und zum Teil sehr konträre Vorstellungen haben und es auch mal richtig knallt in der Familie. Der schlimmste Familienstreit führt sogar dazu, dass zu einem Familienmitglied eine Weile nur noch sehr sporadischer Kontakt besteht.


    Aber es stimmt schon - es ist auch großartig von Carola, Martha die Perfektion zu verzeihen - genauso, wie Martha Carola verzeiht, das Gegenteil von perfekt zu sein. Da ergänzen sie sich eben gut.

  • Das beruhigt mich jetzt doch - ich stelle es mir sehr anstrengend vor, immer so perfekt zu sein;)

    Ich bin schon sehr neugierig auf den letzten Teil!

    Aber es stimmt schon - es ist auch großartig von Carola, Martha die Perfektion zu verzeihen - genauso, wie Martha Carola verzeiht, das Gegenteil von perfekt zu sein. Da ergänzen sie sich eben gut.

    Es tut gut, verzeihen zu können - sich selbst genauso wie anderen!

    Vernunft, Vernunft...

  • Ich habe hier noch mal einen kleinen Spoiler für Band 3 - aber bis das Buch erscheint, ist das vermutlich eh wieder vergessen, also wage ich es mal. Da ist Martha überhaupt nicht souverän und perfekt.