Ulrike Renk - Träume aus Samt

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    Ein tolles Finale

    Es ist August 1940. Ruth Meyer hat es endlich geschafft, mit ihren Eltern und Schwester Ilse nach Amerika zu auszureisen. Ob man sie als Juden in der Fremde willkommen heißen wird? Zunächst sieht es nicht so gut aus, denn Ruths Vater fällt auf einen Betrüger herein. Sie wollen nach Chicago, denn dort wohnen inzwischen Freund von ihnen. Ruth versucht sich einzurichten doch sie brauchen auch eine Arbeit. Und immer muss sie an die in Deutschland Zurückgebliebenen denken. Doch dann hat sie bald andere sorgen, denn ein junger Mann macht ihr den Hof. Doch leider ist er Soldat und muss in den Krieg ziehen.


    Meine Meinung

    Auch bei diesem vierten Band betone ich, dass er zum einem großen Teil auf Wahrheit beruht. Natürlich ist auch Fiktion dabei, das geht gar nicht anders, wenn der Protagonist das Buch nicht selbst schreibt bzw. geschrieben hat. Ulrike Renk kann sich auf die Tagebücher der Protagonistin Ruth Meyer berufen. Ich war auch hier wieder sehr schnell in der Geschichte drinnen und konnte mich gut in die Protagonistin hineinversetzen. Zwar habe ich in dieser Zeit noch nicht gelebt, weiß also nicht, wie es ist, wenn Bomben fallen, wie es ist, wenn um einen herum Krieg ist und man mittendrin. Aber trotzdem kann ich es mir doch ein bisschen vorstellen. Dass Ruth froh ist, endlich in Amerika angekommen zu sein, kann ich sehr gut verstehen. Leider ist Ruths Vater auf diesen Betrüger hereingefallen, inwiefern, das soll der geneigte Leser selbst lesen. Das Buch war spannend vom Anfang bis zum Ende, auch wenn es zeitweise nur um Alltagsdinge ging. Doch auch das ist wichtig um den Weitergang der Geschichte zu verstehen. Ruth fand Freundinnen, eine besonders. Und sie fand den Mann fürs Leben, wie der Klappentext schon sagt. Das Buch war durch den angenehm unkomplizierten Schreibstil der Autorin auch leicht und flüssig zu lesen. Es gab keinerelei Unklarheiten im Text. Ganz am Anfang konnte ich das Buch noch einmal zur Seite legen, aber plötzlich wurde es so fesselnd, dass ich den ‚Rest‘ in einem Rutsch gelesen habe, ich wollte wissen, wie es ausgeht. Am Ende gab es einen Epilog, was ich sehr befürworte. Denn ein Ende, ohne zu wissen, was letztendlich noch passiert ist, das mag ich gar nicht. Und hier erfahren wir ja sogar die Wahrheit, wenn auch in Ulrike Renks Worten. Mir hat dieses Buch super gefallen, es hat mich wahrlich in seinen Bann gezogen, ich habe es mit Begeisterung gelesen und es hat mich supergut unterhalten. Daher empfehle ich es jedem weiter, vor allem noch denjenigen, die noch nicht so viel über den zweiten Weltkrieg gelesen haben. Aber auch die, die denken, hier schon alles zu wissen, werden mit dieser überwiegend wahren Geschichte überrascht werden. Denn es ist die wahre Geschichte von Ruth Meyer aus Krefeld in Deutschland, ausgeschmückt mit etwas Fiktion. Ich bedanke mich bei der Autorin für dieses Buch und vergebe dafür die volle Bewertungszahl..:tipp:


    5ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Das mit dem Cover einstellen klappt mal wieder nicht, genau wie gestern, da hatte ich auch kein Glück. Vielleicht könnt ihr das nachholen?

    Liebe Grüße

    Lerchie

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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • nach den ersten drei Teilen steht der 4. Teil natürlich auch noch auf meiner Leseliste (Winter 2020/21) - danke für Deine Rezi, liebe Lerchie!

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ruth und ihre Familie können England Anfang der 1940er Jahre endlich verlassen und hoffen auf ein friedliches Leben, ohne Verfolgung durch die Nazis in den USA. Doch wird ihr Leben dort wirklich so, wie sie es sich erhofft haben?


    Der vierte und letzte Band der Geschichte rund um die jüdische Familie Meyer erzählt die letzte Etappe. Schon die Überfahrt von England nach Amerika bringt einige Tücken mit sich und auch so muss die Familie Meyer noch ein wenig kämpfen, bis sie wirklich ankommen können. Nach dem doch recht tristen dritten Teil merkt man aber deutlich, wie es hier wieder fröhlicher wird. Auch wenn es nicht mehr die unbeschwerte Fröhlichkeit des ersten Teils ist und Ulrike Renk auch nicht die zurückgebliebene Familie in Deutschland vergisst und ihr im Laufe der Geschichte auch noch ein Kapitel widmet.


    Das Besondere an dieser Reihe ist und bleibt der Wahrheitskern, der mehr als nur ein Kern ist. Auch wenn Ulrike Renk sich einiges ausgedacht hat, so ist der Großteil keine Geschichte sondern Realität gewesen.


    Der vierte Band liest sich gut weg und ist unterhaltsam aber recht wenig spannend. Ich habe schon nach dem Lesen des dritten Bandes gedacht, dass man eventuell Band 3 + 4 etwas hätte straffen und zusammenlegen können. Dieser Meinung bin ich immer noch. Auch wenn ich verstehen kann, dass es verlockend ist, so viel wie möglich erzählen zu wollen, haben diese beiden Bänden ihre Längen, die nicht nötig gewesen wären.

    Dennoch würde ich die Reihe jedem empfehlen, der sich für die Thematik interessiert!

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    Ulrike Renk: Träume aus Samt. Das Schicksal einer Familie, Seidenstadt-Saga Band 4, Berlin 2020, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-3698-6, Softcover, 575 Seiten, Format: 13,6 x 4,3 x 21 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    August 1940 – Die 19-jährige Krefelder Jüdin Ruth Meyer hat es geschafft: Sie hat nicht nur ihre Eltern und ihre jüngere Schwester Ilse zu sich nach England holen können, sie sind jetzt tatsächlich an Bord der Scythia, die sie von Liverpool in die USA bringen wird! In Chicago warten schon Freunde auf sie – und eine kleine Wohnung. Der Hausrat, den sie haben retten können, wird ihnen aus England nachgeschickt. Das Organisatorische läuft also. Nicht zuletzt deshalb, weil Ruth sich um alles gekümmert hat. Wer hätte es auch sonst tun sollen? Ilse ist erst 15 und die Eltern, Karl und Martha, sind mit Alltagsangelegenheiten ziemlich überfordert. Vielleicht haben sie sich daheim in Krefeld zu sehr auf ihre Bediensteten verlassen und dabei verlernt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.


    Meyers müssen wieder bei Null anfangen

    Jetzt ist alles weg: das Personal, das Vermögen, das Haus und der gute Name. In den Staaten sind sie niemand und müssen bei Null anfangen. Wie soll das gehen? Der Vater ist über 50, sehbehindert und spricht viel zu schlecht Englisch, als dass er noch einmal in seinem Beruf als Handelsvertreter durchstarten könnte. Mutter Martha ist ein zartes Luxusgeschöpf mit einem Hang zu Oper, Drama und Depressionen. Teenager Ruth ist seit Jahren de facto das Familienoberhaupt.


    Einen Schulabschluss hat Ruth in Deutschland nicht mehr machen dürfen. Den Traum vom Medizinstudium kann sie also knicken. Sie wird Geld verdienen, die Familie über Wasser halten und dafür sorgen müssen, dass wenigstens Ilse die Schule abschließt und studieren kann. Dass sich der Vater im neuen Land schwertun wird, zeigt sich schon daran, dass er gleich zweimal auf Betrüger hereinfällt, noch ehe die Familie überhaupt in Chicago angekommen ist.


    Neue Welt und neue Sorgen

    Doch das erhoffte Gefühl von Erleichterung, jetzt, da sie in Sicherheit sind, will sich bei Ruth nicht einstellen. Zu fremd und ungewohnt ist alles. Werden sie überhaupt Arbeit finden? Gibt’s auch in Amerika Antisemitismus? Werden sie am Ende doppelt angefeindet werden, als Juden und als Deutsche? Und mit Ihrem Englisch aus Essex kommt sie in Chicago auch nicht sehr weit.



    Eddie wirbt um Ruth

    Halt finden Meyers hauptsächlich bei den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde. Die nahezu gleichaltrige Rachel Schwartz wird Ruths engste Freundin. Über Rachel lernt Ruth im Frühjahr 1942 den Elektroingenieur Eddie Elcott kennen. Er umwirbt sie, aber sie will zunächst nichts von ihm wissen. Weil er aber ein Freund von Rachels Verlobtem ist, laufen sie sich immer wieder über den Weg, und Ruth stellt bald fest, dass er gar nicht so übel ist. Ein bisschen extrovertiert vielleicht, aber klug, humorvoll und immer ein Gentleman. Warum er nie über seine Familie spricht, wird ihr erst klar, als er ihre kennenlernt: Eddie stammt aus einfachsten, um nicht zu sagen prekären Verhältnissen. Ruth ist längst in ihn verliebt, für sie spielt das keine Rolle, wohl aber für ihn und für ihre Eltern.


    Ruth hat mit ihrer Liebe zu Eddie ein ganz anderes Problem: Er ist Soldat und kann jeden Moment eingezogen werden. Sie weiß, was Krieg bedeutet. Was, wenn er nicht wiederkommt? Einen weiteren Verlust könnte sie nicht ertragen! Nur scheint das niemand zu verstehen. Immer wieder muss Ruth sich für ihre Gefühle, Beweggründe und ihr Handeln rechtfertigen. Den Freunden und Verwandten, die bereits vor dem Krieg in die USA gegangen oder schon dort geboren sind, kommt sie manchmal vor wie eine Frau von einem anderen Stern. Sie können sich nicht ansatzweise vorstellen, was sie erlebt und was sie geprägt hat.


    Ihre Vergangenheit wird Ruth nie wieder los. Wird sie es trotzdem schaffen, die „normale Amerikanerin“ zu werden, die sie so gerne sein möchte?


    Trotz Trauma weitermachen

    Auch ohne die permanente Gefahr für Leib und Leben, wie sie in den ersten drei Bänden für Ruth und ihre Familie bestand, ist dieses Buch mitreißend. Aus dem Kriegs- wird ein Auswandererdrama. Wie schafft man es, mit diesen traumatisierenden Erfahrungen im Gepäck, in der Fremde noch einmal ganz von vorn anzufangen? Die zielstrebige Ruth krempelt die Ärmel hoch und packt die Sache an wie alles im Leben: mit Mut, Energie und Engagement.


    Und jetzt noch ein Kulturschock

    Ich hatte die ganze Zeit über den cleanen Schick aus den amerikanischen Filmen der frühen 50er-Jahre vor Augen und stellte mir vor, wie die Meyers, die ja direkt aus der Hölle kommen, staunend und überwältigt durch diese neue Welt stolpern und wissen, dass sie sich jetzt ganz schnell anpassen müssen, weil der Zug sonst ohne sie abfährt. Zu allem, was sie schon durchgemacht haben, kommt nun auch noch ein Kulturschock. Der aber ist zu verkraften.


    Ein wirklicher Schock für die Leser ist der harte Schnitt zum Leben der Freunde und Angehörigen, die in Krefeld geblieben sind. Deren Schicksal ist so furchtbar, wie es zu erwarten war.


    Eine großartige Frau

    Über Ruth, ihre Familie und ihr Engagement – dass die schrecklichen Ereignisse der N a z i z e i t nie in Vergessenheit geraten mögen, war ihr Zeit ihres Lebens ein wichtiges Anliegen – hätte es bestimmt noch unendlich viel zu erzählen gegeben. Aber irgendwann ist auch die packendste und berührendste Buchreihe zu Ende. Ich unterschreibe auf jeden Fall das, was auf Innenseite des Buchcovers steht: „Ruth war eine großartige Frau, mutig und liebevoll“. Dies ist ihre Geschichte.


    Die Autorin

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

  • Ich freue mich auch schon sehr auf diesen 4. Band - sollten das aber nicht ursprünglich auch nur 3 Bände werden?

    Ja das war ursprünglich geplant, aber dann hatte die Autorin so viel Stoff, den sie erzählen wollte, um Ruths Geschichte gerecht zu werden. Na ja, kann das zwar verstehen, aber dennoch hat die Erzählung für mich da ein wenig gelitten. Auch wenn das natürlich nicht einfach ist, wenn man im intensiven Austausch mit der Familie steht.

  • Als die Lage in Deutschland für die jüdischen Familien immer schlimmer wurde, haben die Meyers so darauf gehofft, dass sie nach Amerika reisen dürfen. Aber Karl hatte zu lange gezögert und dann hing alles von Ruth ab. Nach einem kurzen Aufenthalt in England, sind die Meyers nun auf dem Weg nach Amerika. Die Hoffnung, dass sie dort zur Ruhe kommen können, war groß, doch schon bald stellt sich Ernüchterung ein. Auf der Überfahrt hat sich Karl übers Ohr hauen lassen und es ist auch nicht leicht, in Chicago Fuß zu fassen, obwohl die Freunde der Meyers alles vorbereitet haben. Aber Ruth und Karl finden sehr schnell eine Arbeit, trotzdem müssen sie den Gürtel enger schnallen. Außerdem machen sie sich Sorgen um die Zurückgebliebenen in Deutschland. Zudem kommt auch in Amerika der Krieg wieder näher. Ruth lernt Eddie kennen, der Soldat ist und schon bald eingezogen wird. Werden Ruth und Eddie eine gemeinsame Zukunft haben?


    Seit dem ersten Band habe ich die Familie Meyer begleitet und sie sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe mich mit ihnen gesorgt und mit ihnen gehofft. Besonders nahe geht einem diese Geschichte, da sie auf Tatsachen beruht. Im Nachwort erfahren wir, was Realität und was Fiktion ist. Der Epilog verrät zudem, wie es mit den verschiedenen Personen weitergegangen ist. Auch dieses Mal wurde ich wieder von der Geschichte gefesselt.


    Ruth hat so viele Ängste, aber immer wieder muss sie Stärke zeigen, weil ihre Familie so viele Hoffnungen in sie setzt. Ich hätte ihr gewünscht, dass sie ihren Schulabschluss machen kann und ein etwas unbeschwertes Leben in Amerika hat. Doch sie muss Geld verdienen, damit die Familie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann, denn Karls Verdienst reicht nicht. Karl trifft zwar viele Entscheidungen, aber er ist kein starker Mann und das belastet ihn. Martha dagegen macht eine unerwartete Entwicklung durch. Von ihrer Depression ist nichts mehr zu spüren. Als Ruth Eddie trifft, ist sie gar nicht so von ihm begeistert. Doch Eddie lässt sich nicht abschütteln. Er kann ganz schön penetrant sein, da bekommen auch Karl und Martha zu spüren. Aber das ist gut, denn Ruth und Eddie sind wohl füreinander bestimmt.


    In Deutschland kümmert sich Aretz weiter um die zurückgebliebenen Familienmitglieder, obwohl es wirklich gefährlich für ihn werden könnte. Er und seine Familie sind wirklich liebe mitfühlende Menschen.


    Dieser Roman um die Familie Meyer ist spannend und sehr emotional. Man kann gar nicht anders, als mitzufühlen bei all dem Schrecklichen, dass der Familie widerfahren ist. Leider müssen wir heute miterleben, dass die Menschen aus der Vergangenheit nichts gelernt haben, denn es gibt einiges, dass ich zurzeit sehr erschreckend finde.


    Nicht nur für dieses Buch, sondern für die komplette Reihe kann ich nur meine absolute Leseempfehlung aussprechen.


    5ratten

  • Das Buch steht aufjedenfall auf meiner Leseliste, ich hoffe ich komme bald dazu es zu lesen. Der Klappentext klingt schon sehr interessant.

    Wenn du die anderen Bücher der Reihe noch nicht kennst, würde ich dir empfehlen bei Band 1 anzufangen. :)

  • Mit großem Interesse habe ich dem letzten Teil der "Seidenstadt-Saga" von Ulrike Renk entgegengesehen und ihn nun beendet: "Träume aus Samt" hat mich jedoch leider nicht in der Weise überzeugen können wie die Vorgänger (Jahre aus Seide, Zeit aus Glas und Tage des Lichts).


    Hier begegnen wir Ruth und ihrer Familie in Chicago (1940), wo sich die jüdische Familie, gerade mit dem Leben Nazideutschland entflohen, eine neue Existenz aufbauen muss. Ruths Eltern schafften es durch den enormen Willen und die Couragiertheit der ältesten Tochter, mit der jüngeren Schwester Ilse nach England auszureisen, wo Ruth als jüdische Emigrantin auf einem Hof bei den Sandersons arbeitete, bis die geliebten Eltern nachkommen konnten. Auch die Ausreise nach Amerika war ein Glücksfall, da sie normalerweise erst Tickets für das Jahr 1941 hatten (was mit Sicherheit ihre Ermordung bedeutet hätte). Man begleitet die Familie zu Beginn des letzten Teils im Zug von New York nach Chicago, eine beschwerliche Bahnreise, da ihnen ein Mann Tickets für den Bummelzug zum doppelten Preis bereits auf dem Schiff verkaufte...


    Der Start ins neue Leben ist beschwerlich, Sprachbarrieren sind zu überwinden und die kulturellen Unterschiede sind ebenfalls vorhanden. Dennoch gelingt es Vater Karl, Martha, seiner Frau und Ruths Mutter, der eher introvertierten Ilse und besonders Ruth, sich einzuleben. Besonders authentisch sind die oftmals vorhandenen Gedanken der Meyers, die einerseits dankbar sind, in Sicherheit zu sein, sich jedoch auch jeden Tag Sorgen über die in Deutschland zurückgebliebene Familie machen.... Wir erleben verschiedene Lebensstationen mit Ruth, die nach wie vor die Hauptprotagonistin ist; wie sie zum Unterhalt der Familie beiträgt, erst in einer Kleiderfabrik, dann in einer Schuhfabrik arbeitet und schließlich (obwohl sie die schwere Aufnahmeprüfung fürs College schaffte, der Vater sich jedoch dagegen ausspricht, dass sie studiert) mit Rachel, ihrer Freundin, sich zur Kosmetikerin ausbilden lässt - und eine besser bezahlte Arbeit findet. Während der Tanztees, zu denen sie Rachel ab und an begleitet, lernt sie Eddie Elcott kennen, der sie nach und nach für sich gewinnen kann. Doch wird ihre Liebe Bestand haben, obwohl sie verschiedenen Welten entstammen?


    Ich fand den letzten Teil der auf einer wahren Begebenheit beruhenden Familiengeschichte der jüdischen Familie Meyer, die knapp dem Tode im Holocaust entkommen konnte, teils etwas langatmig. Es wurden viele Nebensächlichkeiten angesprochen, die ich als nicht sehr wichtig betrachte. Auch hatte ich in diesem Roman den Eindruck, dass die verwendete Sprache sehr einfach gestrickt ist, dies war bei den Vorbänden nicht der Fall. Der Beginn sparte leider die Zeit in England aus, nachdem die Eltern ebenfalls dort ankamen (Band 3) und startet in Amerika; wo es zu dieser Zeit sicher viele jüdische Familien gab, deren neuer Anfang und die Neuorientierung nicht einfach war. Ruth zeigt sich auch hier als mutig und intelligent, gerät jedoch auch an die Grenzen der eigenen Kultur, von der sich die Eltern nicht lösen können. Die letzten Seiten des Romans waren - was in krassem Widerspruch zum sonstigem Schreibstil der Autorin steht - für mich in gewissem "Zeitraffertempo" angesiedelt, was ich als Stilbruch empfand.


    Fazit:


    Das Buch basiert wie seine Vorgänger auf der wahren Lebens- und Familiengeschichte der Meyers aus Krefeld, die über England in den Vereinigten Staaten Zuflucht vor der Verfolgung im Holocaust Nazideutschlands fand. Diese Familie steht auch exemplarisch für viele andere jüdische Familien, die kurz vor - oder zu Beginn des 2. Weltkrieges gezwungen waren, zu emigrieren.

    Die ersten 3 Bände der Seidenstadt-Saga habe ich gerne gelesen und kann sie nur empfehlen; bei diesem letzten Teil war vieles für mich stilistisch nicht stimmig; dennoch kann ich den im Nachwort der Autorin beschriebenen Grund dieser Geschichte nur unterschreiben: Ausgrenzung, Abwertung, Antisemitismus, Gräueltaten und Ermordung von Menschen, die einem anderen Glauben angehören, wie sie in der Diktatur des Nationalsozialismus begangen wurden, darf es niemals wieder geben! Meiner Meinung nach hätte es Ulrike Renk bei der Trilogie belassen sollen: Der letzte Band kann mit den Vorgängern leider nicht (ganz) mithalten. 3*3ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Schade, dass der Band so offensichtlich nicht mit den Vorgängern mit halten kann!


    Er rückt jetzt auf dem SUB erst mal ein bisschen nach hinten...

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Schade, dass der Band so offensichtlich nicht mit den Vorgängern mit halten kann!


    Er rückt jetzt auf dem SUB erst mal ein bisschen nach hinten...

    Wichtig finde ich ihn trotzdem. Und mir hat er auch super gefallen. Siehe Rezi.

    Liebe Grüße

    Lerchie

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    nur wer aufgibt, hat schon verloren