Amity Gaige - Unter uns das Meer

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  • Auszeit!


    Amity Gaige - Unter uns das Meer


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    Juliet ist nicht begeistert, als ihr Mann Michael ein Jahr Auszeit nehmen will. Er möchte mit ihr und den Kindern ein Segeltörn in der Karibik zu machen. Die Kinder Sybil und George sind erst 7 und 2.5 Jahre alt und da will Michael ein Jahr auf einer Yacht verbringen? Unvorstellbar für Juliet.

    Zudem leidet Juliet an einer Depression und in der Ehe der beiden kriselt es gewaltig.

    Juliet lässt sich überzeugen und das Abenteuer kann beginnen!


    Der Einstieg in diese Geschichte fiel mir erstaunlicherweise schwer. Ich empfand es, als eine grosse Herausforderung, mich einzufinden. Denn die Perspektivwechsel, sowie die Zeitebenen wechseln oft abschnittweise. Wenn ich dachte, nun endlich flüssig lesen zu können, wurde ich vom Leben auf dem Meer zurück in die Vergangenheit vor dem grossen Abenteuer befördert. Diese Übergänge geschehen oft sehr abrupt. Wenigstens sind die Perspektiven von Juliet und von Michael in zwei verschiedenen Schriftstärken gedruckt. Michaels Sicht, die als Logbucheinträge einem Tagebuch ähneln sind, wurden auch vom Schreibstil her differenziert. Seine Sicht ist abgehackter und kürzer als die Sicht von Juliet, die melodischer ist und längere Sätze enthält.

    Nach etwa 100 Seiten hatte ich den Bogen raus und die Geschichte fing an Spass zu machen.

    Ich muss gestehen, dass Schiffe, das Meer und die Gezeiten nicht mein Ding sind. Da hier in dieser Story rund um die Familie, die ein Jahr lang eine Yacht ihr Zuhause nennt, nautische Details dezent eingeflochten sind, spielte das überhaupt keine Rolle. Der Fokus liegt mehr auf dem Zusammenleben und den Bekanntschaften, die sich unterwegs ergeben. Je länger die Familie auf dem Schiff ist, je mehr kristallisiert sich heraus, dass es in der Ehe von Juliet und Michael kriselt.

    Sehr gespannt war ich, ob die Nähe sie wieder zueinander finden lässt oder genau das Gegenteil, der endgültige Bruch geschieht. Sehr eindrücklich ist beschrieben, wie Michael seine Kinder richtig kennenlernt. Und wie Sybil und George ihren Vater von einer völlig neuen Seite erleben.

    Hervorragend und bildlich beschrieben ist ein Sturm, der der Familie alles abverlangt. Da habe ich förmlich den Wind gespürt, die Regentropfen gehört und mit der Familie gezittert.

    Einige Passagen von Juliet behandeln das Leben der Familie vor der Entscheidung auf die Reise zu gehen. Juliet leidet unter einer Depression, verbringt ganze Tage im Kleiderschrank und fühlt sich unzulänglich als Mutter und Ehefrau. Gefallen hat mir, dass auch die Sicht von Michael auf die Krankheit seiner Frau beschrieben wird.

    100 Seiten vor Schluss wird die Story richtig dramatisch. Denn eine überraschende Wendung facht die Spannung an. Von da an erfährt man, wie sich das Leben der Familie nach der Rückkehr gestaltet.

    Mir hat das Buch richtig gut gefallen, auch wenn der Schreibstil nicht der einfachste ist. Oft sind Gedanken und Handlungen durcheinander geworfen und man muss gedanklich die Sätze sortieren.


    4ratten

    2 Mal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Die Ehe von Juliet und Michael dümpelt vor sich hin und ist eigentlich nicht mehr zu retten. Juliet fühlt sich von und dem Alltag überfordert und leidet immer wieder unter Phasen von Depression. Michael ist in seinem Job unzufrieden und will ein selbstbestimmtes Leben ohne Reglementierung durch die Obrigkeiten haben. Als er eine Yacht sieht, will er sich seinen großen Traum erfüllen und mit der Familie auf große Fahrt gehen. Juliet lässt sich überreden und dann sind sie unterwegs. Wie wird eine Familie mit zwei noch recht jungen Kindern eine solche Reise bewältigen? Werden sich die Ehepartner wieder näherkommen, wenn sie beständig zusammen sind? Und wie werden sie die Schwierigkeiten meistern, die auf sie zukommen?


    Amity Gaige erzählt die Geschichte aus der Sicht von Juliet, die sich auf dieser Reise ihren Ängsten stellen muss. Zwischendurch gibt es immer wieder Logbucheinträge von Micheal. Er benutzt das Logbuch als eine Art Tagebuch. Die Tochter Sybil kommt hin und wieder auch zu Wort. Durch diese Erzählweise konnte ich viel über die Gedanken der Protagonisten erfahren.


    Der Erzählstil der Autorin ist sehr packend und dabei doch auch einfühlsam.


    Michael und Juliet könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie haben sich längst verloren. Nun soll also dieser Segeltrip der Erfüllung von Träumen und der Rettung einer Ehe dienen. Das muss doch schiefgehen. Michael hat sein Ding durchgezogen, ohne Rücksicht auf Juliet zu nehmen. Juliet hat das Trauma ihrer Kindheit noch nicht verwunden. So wie Wind und Wellen das Boot durchschaukeln, so wird Juliets Leben durchgerüttelt. Für die Kinder ist es ein großes Abenteuer, so dass sie eine besondere Entwicklung durchmachen. Aber auch die Erwachsenen müssen sich mit sich selbst und ihren Erwartungen und Wünschen auseinandersetzen. Dabei entfernen sie sich noch weiter voneinander weg.


    Es ist ein sehr tiefgründiger Roman mit einem überraschenden Ende, der einen so schnell nicht loslässt.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Meine Meinung

    Einfach eine Auszeit zu nehmen ist mutig, gerade wenn die Bedingungen so sind wie bei Juliet und Michael. Dadurch dass sie beide erzählen, konnte ich zumindest teilweise einen Blick in ihr Inneres werfen.


    Dass sich Juliet auf das Abenteuer einlässt, hat mich mehr und mehr überrascht, je weiter ich gelesen habe. Juliet fühlt sich in ihrer Ehe gefangen. Sie ist weit von der Person entfernt, die sie sein will. Das liegt meiner Meinung nach nicht nur an ihrer Depression, sondern auch daran, dass sie von Michael keine wirkliche Unterstützung erfährt. Er lässt sie in seiner Hilflosigkeit alleine, statt sie zu unterstützen.


    Anfangs dachte ich, dass Michael seinen Traum lebt, aber auch hier ist er überfordert. Mehr als einmal habe ich aus seinen Aufzeichnungen entnommen, dass Juliet eigentlich die Stärkere ist. Wenn sie allerdings über die gleiche Situation spricht, klingt das ganz anders. Was wäre wohl passiert, wenn die beiden offen über ihre Gefühle geredet hätten? Hätten sie ihre Reise vielleicht abgebrochen?


    Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, was ich von Unter uns das Meer wirklich halte. Das Buch hat mich gut unterhalten und die Charaktere waren interessant. Aber sie haben sich gegen Ende hin in eine Richtung entwickelt, die ich nicht ganz stimmig fand.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Bei dem Buch bin ich ziemlich hin- und hergerissen, ob ich es nun lesen möchte oder nicht. Die Ausgangssituation klingt sehr interessant, aber so eine richtig begeisterte Meinung habe ich bisher noch nirgends gelesen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Unbegeistert war ich aber auch nicht ;) Ich finde es interessant, wie sich Juliet und Michael unter Druck verhalten. Von daher kann ich es schon empfehlen, wenn auch nicht so begeistert wie andere Bücher.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.