Emmanuel Lepage - Ar-Men: Die Hölle der Höllen/Ar-Men: L'enfer des enfers

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    Einsam steht er weit vor der bretonischen Küste im häufig stürmischen Meer, nur bei sehr gutem Wetter in Sichtweite des Festlandes, der Leuchtturm Ar-Men ("Der Felsen"), benannt nach dem kleinen Felsplateau unweit der Insel Sein, auf dem er im späten 19. Jahrhundert errichtet wurde. Germain ist einer der Leuchtturmwärter, die sich dort alle paar Wochen abwechseln, und einer der wenigen, die froh sind, sich an diesem einsamen und unwirtlichen Ort aufhalten zu können, wo es immer so viel zu tun gibt, dass er die Gedanken an die Vergangenheit zwar nicht hinter sich lassen, aber wenigstens zeitweise durch harte Arbeit übertünchen kann. Ständig muss etwas repariert, gestrichen oder gereinigt werden, es gilt regelmäßigen Funkkontakt mit der Zentrale auf dem Festland zu halten und dafür zu sorgen, dass das Leuchtfeuer zuverlässig über die fast immer rauhe See blinkt.


    In seinen stillen Stunden kommt aber doch die Erinnerung wieder, die Germain eigentlich verdrängen will, an seine Tochter und an die vielen Geschichten, die er ihr zu erzählen pflegte: die bretonischen Legenden um König Gradlon und die untergegangene Stadt Ys, die Entstehungsgeschichte des Leuchtturms an einer der gefährlichsten Stellen vor der Küste des Finistère und die legendäre Beteiligung der Bewohner von Sein am Aufruf Charles de Gaulles zum Widerstand gegen die Nazis und das Vichy-Regime.


    Thematisch rennt Lepage mit diesem großartigen Comic bei mir von A bis Z offene Türen ein. Leuchttürme und ihre Wärter faszinieren mich, und ich liebe die Bretagne mit ihrer interessanten Geschichte, reichen Legendenwelt und auf rauhe Weise wunderschönen Landschaft. Lepages Zeichenstil gefällt mir sehr, realistisch, detailreich und stimmungsvoll ohne Effekthascherei. Auch Menschen fängt er schön ein, und gänzlich hin und weg war ich von seiner Darstellung des Meeres. Die Farben schillern naturgetreu, und die Wellen scheinen schon fast aus den Seiten hervorrauschen zu wollen.


    Germains persönliche Geschichte kristallisiert sich erst nach und nach heraus, lange bleibt es bei Andeutungen, die immer wieder eingestreut werden, während wir das aktuelle Geschehen auf dem Leuchtturm erleben, der wieder einmal einen Sturm überstehen muss. Die Legenden und historischen Begebenheiten, die er dem kleinen Mädchen erzählt, sind immer wieder in die Haupthandlung eingeschoben, ohne den Lesefluss zu stören. Durch diesen Kniff entsteht, wenn man erst einmal die Zeitsprünge begriffen hat, ein rundes Ganzes, das nicht nur Germains Entwicklung zeigt, sondern auch eine liebevolle Hommage an den Ort des Geschehens ist. Sehr gelungen fand ich die optische Abgrenzung der einzelnen Komponenten, so stellt sich etwa die Gradlon-Legende stilistisch ganz anders dar als etwa die Episode aus dem Krieg.


    Bis zum berührenden Ende ein sehr schönes Comic-Kleinod, nicht nur für Liebhaber bretonischer Leuchttürme.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Seit 1990 ist der Leuchtturm „Ar-Men“ automatisiert, aber er blickt auf 14 Jahre Bauzeit und 110 Jahre Betrieb durch Leuchtturmwärter zurück. Aufgrund seiner isolierten Lage, weit draußen auf dem Atlantik war der Dienst auf diesem Leuchtturm eine besonders herausfordernde Aufgabe, das Wetter machte es oft unmöglich, den üblichen Ablösezyklus einzuhalten.


    Der Autor verwebt in diesem Comic bretonische Mythen mit der Geschichte der Erbauung des Leuchtturms und dem persönlichen Schicksal des aktuellen Leuchtturmwärters, der in den 1960er Jahren seinen Dienst versieht. Seine Geschichte interessierte mich am meisten, weil man sie nur aus Andeutungen nach und nach erfährt, aber auch die Geschichte rund um den Bau war faszinierend und machte die ganzen technischen Schwierigkeiten sehr deutlich.


    Stilistisch entspricht der Comic eigentlich nicht meine Vorlieben, ich mag das Weichgezeichnete meist weniger, deswegen ist es bei mir kein Sofortkauf gewesen. Jetzt wo ich ihn gelesen habe, gefiel er mir aber auch optisch sehr gut und die unterschiedlichen Zeichenstile für die verschiedenen Erzählstränge sind eine gelungene Technik.


    Ein Tipp für alle vom Meer faszinierten.


    :titanic::titanic::titanic::titanic::titanic: