Ragnar Jonasson - Nebel

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  • Genial!


    Ragnar Jonasson - Nebel


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    Kommissarin Hulda Hermannsdottir von der Kriminalpolizei in Reykjavik wird kurz nach Weihnachten in ein abgelegen gelegenes Haus gerufen. Mehrere Tote, die möglicherweise schon Wochen dort liegen, wurden aufgefunden. Doch nicht nur die Arbeit fordert Hulda, auch ihre 13-jährige Tochter Dimma macht ihr Sorgen. Das Mädchen kapselt sich mehr und mehr ab und versinkt in ihre eigene Welt. Das kann doch nicht nur die Pubertät sein, wie Ehemann Jon vermutet? Es belastet Hulda noch zusätzlich, dass eine junge Frau, nicht viel älter als Dimma, spurlos verschwunden ist.


    Nach "Dunkel" und "Insel" ist dies der dritte und letzte Teil der Trilogie rund um Hulda Hermannsdottir. Durch den aussergewöhnlichen Aufbau wird in Teil eins das Ende behandelt und dann rückwärts erzählt. Man bekommt also in diesem dritten Teil den Beginn der Geschichte erzählt. Man kann sicher diesen dritten Teil einzeln lesen, allerdings fehlt da dann so manches Aha-Erlebnis. So hatte ich zum Beispiel mit dem Wissen aus Band eins und zwei einen ganz anderen Blick auf Huldas Familienleben und die Probleme mit ihrer Tochter Dimma. Immerzu habe ich darauf gewartet, dass Hulda herausfindet, was ich aus den ersten zwei Teilen schon weiss. Das war ungeheuer fesselnd, denn einmal mehr erkennt man, dass direkt Betroffene oft als letzte ahnen, was Sache ist.

    Doch nicht nur Huldas Privatleben ist spannend, auch die Tat in dem einsam gelegenen Haus hat mich atemlos durch die Seiten fliegen lassen. Durch den Prolog und den Klappentext weiss man, dass dort mehrere Tote liegen. Dann startet dieser Strang erst mal mit Kapitel eins in der Vergangenheit und man erfährt einiges über die Lebensbedingungen von Einar und Erla, einem älteren Ehepaar, das völlig abgeschieden lebt.

    Sehr atmosphärisch wird ein Schneesturm, Frost und Kälte und die Einsamkeit mitten im Nirgendwo im Hochland von Island beschrieben. Die Wintertage, an denen es konstant dämmert und man besser im Haus bleibt.

    Dann plötzlich die Bedrohung, die aus Hilfsbereitschaft entsteht und schlussendlich zu Vorsicht und Angst wechselt. Das Böse nicht nur im eigenen Daheim, sondern auch noch ohne jegliche Hilfe erwarten zu können, ist absolut gruselig. Das Setting ist geschickt gewählt und bildlich beschrieben und hat mir Gänsehaut beschert.

    Einmal mehr bin ich erstaunt, wie die Tatsache, dass ich schon wusste, was geschieht, ganz und kein Spannungskiller war.

    Im Gegenteil!

    Dadurch wird diese auf ein ganz besonderes und hohes Level gehoben!

    Dieser Island Thriller ist sehr düster und hat mich schaudern lassen. Für einmal eine Trilogie, die nicht mit dem ersten Teil überzeugt und dann immer schwächer wird. "Nebel", also Teil drei war meiner Meinung nach der beste der Reihe, obwohl sich "Dunkel" und "Insel" auch sehen lassen können. Die ganze Trilogie ist ein voller Erfolg und beschert fesselnde Lesestunden.

    Den Schreibstil von Ragnar Jonasson kann ich nur lobend erwähnen. Er schafft es mit einer Handvoll Figuren und geschicktem Wechseln zwischen den Strängen, einmal aus der Sicht von Hulda und dann wieder von Erla, eine hervorragend aufgebaute und logische Verbindung zu schaffen.


    5ratten

    :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Mein Biblioexpl. von Bd. 1 liegt abholbereit dort - freu mich drauf ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Sagota ich habe nun alle 3 Teile gelesen. Die Idee rückwärts zu erzählen ist genial. Teil 3 ( Nebel) fand ich am besten. Teil 2 der schwächste, wobei 4 Ratten auch noch gut ist.

  • Danke für die Rezi. Ich hab auch schon ein paar Mal mit diesen Büchern geliebäugelt, aber immer recht durchmischte Rezis gesehen und da ich ja sowieso nicht ganz so der Krimileser bin hab ich es gelassen (obwohl mich die Bücher trotzdem zumindest optisch jedesmal angelacht haben im Laden) . Nach dieser Rezi werd ich es diesen Winter doch mal mit Teil 1 probieren glaub ich.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Auch ich finde, das "Nebel" der beste Band der Reihe ist. Am Schwächsten fand ich auch "Insel".


    Meine Meinung zu Band 3 der Hulda-Trilogie:


    Ich war ja von Band 1 und 2 im Grunde schon eher enttäuscht, auch wenn ich Hulda als Figur insgesamt betrachte super finde. Dafür hatten mich aber die Kriminalfälle und auch die Aufteilung zwischen diesem und Huldas Privatleben nicht so überzeugt.


    Auch bei "Nebel" weicht Jónasson nicht von seinem bekannten Schema ab, aber ich finde, hier verknüpft er es einfach viel viel besser miteinander. Außerdem gefiel mir der gesamte Mordfall richtig gut.

    Der Autor baut eine tolle Atmosphäre auf, bei der immer wieder nicht klar ist, vor wem der Figuren man eigentlich Angst haben sollte. Der einsame Hof als Setting hat für mich richtig gut funktioniert. Die Gefahr baut sich langsam aber sicher auf und man fragte sich, wann die Situation eskalieren wird. Außerdem fand ich, das es Jónasson diesmal sehr gut gelungen ist, Hulda in die Handlung zu integrieren. Es fühlte sich nicht so erzwungen an, wie ich das bisher vor allem bei "Insel" empfunden hatte. Und alles wurde schlüssig mit einander verwoben. Ich fand, das diesmal beide Erzählstränge gleichberechtigt nebeneinander standen und keiner den anderen überlagert hat.


    Huldas eigene Geschichte ist ja in vielen Aspekten durchaus interessant, vor allem in Band 1 war da einiges an explosivem Material^^ und der Bezug zu diesem ist nun in "Nebel" auch sehr stark. An einer Stelle hätte ich mir aber noch ein paar mehr Informationen gewünscht, weil mir nicht ganz klar war, wie Hulda etwas bestimmtes herausgefunden hat. Ansonsten fand ich, das sehr glaubhaft beschrieben wurde, wie diese Ereignisse ihre Ermittlungen und ihr Verhalten bestimmen, auch wenn ich zugebe, das ich es etwas unglaubwürdig fand, das sie so früh wieder an ihre Arbeit zurück durfte. Aber es passt zu ihr als Figur, das sie Dinge lieber verdrängt. Der Mordfall sorgt dann aber dafür, das ihr bewusst wird, das sie ein paar Dinge in ihrem Leben ändern muss um wieder in die Zukunft blicken zu können.


    Ich finde die Rückwärtserzählweise hat durchaus ihren Reiz, mich beschlich aber oft das Gefühl das es auch als Ablenkung gedacht ist, das die Handlung an ein paar Stellen etwas mehr Substanz vertragen hätte. Frage mich ja, wie die Reihe auf jemanden wirkt, der/die die Bücher in der chronologischen Reihenfolge liest.


    Von mir gibt es für den Abschlussband: 4ratten (der ganzen Reihe würde ich 3,5 geben)