Marie Lamballe - Café Engel: Schicksalhafte Jahre

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    1951 stehen in Wiesbaden zwar noch zahlreiche Kriegsruinen, aber so langsam rappelt sich die Stadt aus den Trümmern auf. Hilde Perrier möchte das traditionelle Café Engel, das ihre Eltern seit Jahrzehnten in der Stadtmitte führen, gerne modernisieren, doch Else und Heinz Koch von Neuerungen zu überzeugen, ist schon schwierig genug, wenn es um eine neue Kuchentheke geht. Und auch zwischen Hilde und ihrem französischen Ehemann geht es hoch her, vor allem, als ihre Pläne für das Café mit Jean-Jacques' Traum vom eigenen Weingut im Rheingau kollidieren.


    Hildes Bruder August ist endlich aus russischer Gefangenschaft zurück und hat ein Jurastudium begonnen, doch das Erlebte macht ihm noch schwer zu schaffen und es kostet ihn viel Kraft, den ganz normalen Alltag zu bewältigen. Wilhelm, der zweite Bruder, spielt am Wiesbadener Staatstheater, strebt aber nach Höherem und hofft auf ein Engagement in München.


    Die junge Russin Swetlana flieht mit ihrem Sohn, der aus einer flüchtigen Liaison mit einem deutschen Soldaten stammt, aus der Sowjetunion nach Deutschland, weil sie dort auf eine bessere Zukunft für sich und Mischa hofft. Mit mehreren Putzstellen versucht sie sich und den Jungen über Wasser zu halten und stößt immer wieder auf Ressentiments wegen ihrer Herkunft.


    Bücher über Familien in der Nachkriegszeit liegen gerade ziemlich im Trend, wie mir scheint. Mit ihrer Café-Engel-Trilogie ist auch Marie Lamballe auf diesen Zug aufgesprungen und legt mit diesem Mittelteil genau das vor, was zu erwarten war: leichte, ein bisschen seichte, aber doch unterhaltsame Lektüre, bei der die Seiten nur so dahinfliegen. Ihre Charaktere sind oft ein wenig flach gezeichnet, alle scheinen die ganz großen theatralischen Gesten zu lieben, statt einfach mal miteinander Tacheles zu reden, der Klischeealarm schlägt auch gelegentlich an und die teils anachronistische Namensgebung hat mich ein bisschen genervt, aber trotzdem hat es mir Spaß gemacht, die Kochs und ihre Verwandten, Nachbarn und Freunde durch das Jahr 1951 zu begleiten, zuzuschauen, wie Hilde das Café umkrempelt, eine Freundin der Familie ein Modestudio eröffnet und die Liebe nicht nur für Glückshormone, sondern auch für reichlich Zündstoff sorgt.


    Wiesbaden als Schauplatz war außerdem eine nette Abwechslung zu den sonst in dem Genre üblichen Großstädten (und noch dazu gar nicht so weit weg von mir).


    Dass ich den ersten Band nicht gelesen habe, tat dem Verständnis im übrigen keinen Abbruch, weil die wichtigsten Geschehnisse aus dem Vorgänger oft erwähnt oder kurz zusammengefasst werden. Wahrscheinlich hätte ich das dann sogar als redundant empfunden.


    Fazit: anspruchsarme, aber nette Unterhaltung mit zeittypischem Flair.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Marie Lamballe - Café Engel: Schicksalhafte Zeiten“ zu „Marie Lamballe - Café Engel: Schicksalhafte Jahre“ geändert.
  • Den ersten Roman der Autorin fand ich gut; beim zweiten grauste es mir etwas: Zusammenfassend habe ich ihn so wie Dein Fazit in Erinnerung :/ :boahnee:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)