Jobst Schlennstedt - Hafenstraße 52

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    Hier kommen Erinnerungen hoch


    Der Brandanschlag auf ein Haus für Asylbewerber in Lübeck in der Nacht zum 18. Januar 1996, bei dem zehn Menschen zumeist aus Afrika starben,ist knapp 20 Jahre her. Nun gibt es erneut Brandanschläge auf bisher noch leer stehende Unterkünfte von Flüchtlingen. Bis sich eine Frau bei Privatermittler Simon Winter meldet und ihn anfleht, den Mann zu finden, der diese Anschläge verübt. Denn an dem Tag an dem sich der erste Anschlag zum 20. Mal jährt, wird es angeblich erneut Tote geben. Die Frau verschwindet im Nebel.

    Wird es Simon Winter gelingen diese äußerst knifflige Aufgabe zu meistern?



    Auch hier in München hat der damalige Anschlag in Lübeck hohe Wellen geschlagen. Daher kann ich mich noch heute recht gut an die Schlagzeilen erinnern, die damals in der Presse der Hauptaufmacher waren.

    Um so beängstigender empfand ich beim Lesen gerade die ersten Seiten, wo ich praktisch gleich neben dem Haus des Anschlags stehe und die Flammen aus dem Haus schlagen sehe, die Menschen schreien höre und miterlebe, wie eine Frau in den Tod springt.


    Jobst Schlennstedt schafft es ab der ersten Seite mich sofort in die Geschichte hinein zu ziehen. Er schafft es, einen spannenden Bogen vom Hafenstraße-Anschlag 1996 bis zu aktuellen Ereignissen 20 Jahre später zu schlagen. Und gerade heute, wo wir mehr Flüchtlinge den je in unseren Städten haben, ist dieses Thema hoch aktuell. Der Krimi setzt dieses heikle Thema sehr gut in Szene und macht gerade nach der Auflösung doch recht nachdenklich.


    Mit seinem Privatermittler Simon Winter hat der Autor einen Ermittler kreiert, der schon mehr als Ecken und Kanten hat. Winter ist anstrengend, unnachgiebig, größenwahnsinnig, gibt nie auf. Ein Einzelgänger, der aber auch ein guter Freund sein kann. Rast- und ruhelos zieht er aus seinem Campingbus vom Campingplatz am Pönitzer See zurück nach Lübeck. Im Lauf der Geschichte ist er zwar nicht mein Freund geworden, aber ich finde ihn doch recht sympathisch. Im Laufe dieses Falles macht er sich auch wieder an die Aufarbeitung seiner eigenen Vergangenheit, die gewiss nicht gradlinig verlaufen ist.


    Was bei mir sehr selten vorkommt – dass ich mit einem Täter im Nachhinein Mitleid habe. Warum, das werdet ihr beim Lesen selbst merken. Vielleicht geht es euch ja genau so und ihr könnt mich erstehen.


    Ich konnte auch bei diesem Fall gut mit ermitteln und meine eigenen Schlüsse ziehen. Leider haben die mich manchmal in die Irre geführt, weil ich den eingestreuten Hinweisen mehr Glauben geschenkt habe, als meinem Gefühl.

    Auch die Stadt Lübeck habe ein bisserl kennengelernt, und es hat mir dort gut gefallen.


    Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten, zum Nachdenken angeregt und vor allem tief bewegt. Und ich würde mich freuen, wenn es bald einen neuen Fall geben würde. Diesmal für das Ermittlerteam Winter und Hansen.