Volker Kutscher - Olympia

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 2.478 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Von den unangenehmen Veränderungen, die sich in den letzten Jahren zunehmend in Berlin ausgebreitet haben, ist plötzlich nicht mehr viel zu spüren, denn Deutschland will sich mit der Olympiade positiv in der Welt darstellen. Man befürchtet allerdings, dass die Kommunisten die Spiele sabotieren könnten. Daher muss der Todesfall im olympischen Dorf unbedingt ein natürlicher Tod sein, damit die Welt nur Positives sieht. Rath wird vom LKA abgezogen und soll für den SD in dieser Richtung unauffällig ermitteln, damit niemand die Todesursache anzweifeln kann. Aber Gereon Rath ist nun einmal wie er ist, er geht seine eigenen Wege, dabei muss er vorsichtig sein, denn Obersturmbannführer Sebastian Tornow wartet nur darauf, dass Rath einen Fehler macht. Während Gereon seine Ermittlungen führt, zieht Charly wieder zu ihrer Freundin Greta, denn sie ist wütend, weil Gereon gegen ihren Willen amerikanische Olympiatouristen aufgenommen hat. Ein Zeuge mit kommunistischer Vergangenheit wird festgenommen, obwohl Rath von seiner Unschuld überzeugt ist. Dann geschieht noch ein weiterer Mord und bald zeigt sich, dass der letzte Fall noch sein Nachspiel hat. Gereon befürchtet schon, dass Marlow wieder in der Stadt ist. Es wird immer enger für Rath. Wird er heil aus der Sache herauskommen?


    Ich hatte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung der Rath-Reihe gewartet und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Volker Kutscher geling es immer wieder mich zu packen. Beim Lesen konnte ich gut nachvollziehen, wie man sich fühlen muss, wenn man kein freund des Systems ist und immer ganz vorsichtig sein muss, weil man denunziert werden könnte. Rath hat immer versucht unter dem Radas der Nazis zu bleiben, doch dass ist nun nicht mehr möglich. Auch der Berliner Pflanze Charly fällt es immer schwerer, in diesem Deutschland zu leben, in dem Recht und Gesetz keine Bedeutung mehr haben. Obwohl die Raths in diesen Zeiten mehr den je zusammenhalten sollten, haben sie immer noch Geheimnisse voreinander. Mir aber hat Fritze leidgetan, der den Boden unter den Füßen verloren hat. Er, der Junge von der Straße, war stolz darauf, die weiße Uniform des Jugendehrendienstes zu tragen. Bei den Raths hat er sich wohl gefühlt, doch dann hat ihn das Jugendamt in die Familie von HJ-Führer Rademann gesteckt. Doch dann verliert er das Vertrauen in alles, was ihm wichtig war.


    Dieser Wechsel zwischen Olympia-Euphorie und den Machenschaften, die im Hintergrund laufen, war schon erschreckend. Aber es war auch spannend zu erleben, wie Rath in seinem Fall weiterermittelt, obwohl die Leine, an die man ihn hält, immer kürzer wird. Dann hat es auch noch jemand auf sein Leben abgesehen. Am Ende wird es sehr dramatisch und für mich bleiben eine Menge Fragen offen. Leider wird es wohl wieder lange zwei Jahre dauern, bis ich hierauf Antworten bekomme.


    Ein großartiger, gut recherchierter Kriminalroman, der mich wieder von Anfang an gefesselt hat.


    5ratten

  • Am Ende wird es sehr dramatisch und für mich bleiben eine Menge Fragen offen. Leider wird es wohl wieder lange zwei Jahre dauern, bis ich hierauf Antworten bekomme.

    Ich meine, Volker hat bei einer der letzten Leserunden erwähnt, dass Gereons Fall während der Olympia das letzte Buch der Reihe sein wird.


    Liebe Grüße

    Karin

  • Am Ende wird es sehr dramatisch und für mich bleiben eine Menge Fragen offen. Leider wird es wohl wieder lange zwei Jahre dauern, bis ich hierauf Antworten bekomme.

    Ich meine, Volker hat bei einer der letzten Leserunden erwähnt, dass Gereons Fall während der Olympia das letzte Buch der Reihe sein wird.


    Er will doch bis 1938 weitermachen.


    https://www.faz.net/aktuell/fe…ylon-berlin-17009539.html

  • Kann mir grade bei 1938 vorstellen, das es gerade für Gereon an der Stelle einen Bruch gibt, der für ihn zu weit geht. Bin aber auch erleichtert, das Olympia noch nicht der Schlusspunkt der Reihe ist. Ich hatte das nämlich etwas befürchtet, weil der Klappentext irgendwie so danach klang.

  • Bin aber auch erleichtert, das Olympia noch nicht der Schlusspunkt der Reihe ist. Ich hatte das nämlich etwas befürchtet, weil der Klappentext irgendwie so danach klang.

    So war es auch mal geplant, ein Glück, dass Volker sich umentschieden hat.


    Das Einzige, mit dem ich in "Olympia" nicht so ganz zufrieden bin, ist der Epilog, das ging alles dann etwas sehr schnell, jedenfalls der Anfang des Epilogs.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    REZENSION – Nach zweijähriger Pause erschien mit „Olympia“ der achte Band der historischen Krimireihe von Volker Kutscher (58) um den inzwischen zum Oberkommissar beförderten Gereon Rath, die vor 13 Jahren mit „Der nasse Fisch“ im Berlin des Jahres 1929 begann. Von Band zu Band, deren chronologische Lektüre zu empfehlen ist, zeigt Kutscher in atmosphärischer Dichte und zunehmend beängstigend die schleichende politische und damit einhergehende gesellschaftliche Veränderung durch die Nazis in der einst so lebensfrohen Reichshauptstadt. Der Autor macht an den Schicksalen seiner Figuren deutlich, wie der Einzelne, sofern er nicht dem Jubel der Massen erliegt, sich diesem Wandel nur schwer zu erwehren vermag, ohne in die innere Emigration oder in den stillen Widerstand zu gehen, anderenfalls er Schaden an Leib und Leben nehmen würde.

    In Kutschers achtem Band „Olympia“ sind wir im Jahr 1936 angelangt, dem Jahr der Sommerolympiade in Berlin. Die Stadt ist festlich geschmückt, alle Nazi-Parolen und Zeichen antisemitischer Hetze und Diskriminierung sind verschwunden. Die Stadt „täuschte eine Weltoffenheit vor, die [ihr] in den letzten Jahren abhandengekommen war“. Doch während die bunte Kulisse die Weltöffentlichkeit zu täuschen versucht, verfängt sich Gereon Rath, ein vom SS-Obersturmbannführer Sebastian Tornow erpresster „Kriminalbeamter vom alten Schlage“, immer tiefer in den Machenschaften der Staatspolizei. Um nicht behelligt zu werden und sich einen kläglichen Rest persönlicher Freiheit zu wahren, spielt Rath das gehorsame, sich in sein Schicksal fügendes Werkzeug des NS-Sicherheitsdienstes, während Ehefrau Charlotte, „die sturste Frau des Universums“, ohne Gereons Wissen Fluchtwilligen mit gefälschten Pässen zur Ausreise verhilft.

    Beide gelten als politisch unzuverlässig, weshalb sie ihren Pflegesohn, den 15-jährigen Fritze, an den SA-Funktionär Rademann abgeben mussten, um ihn dort zu einem „ordentlichen Deutschen“ erziehen zu lassen. Fritze, begeistert von der Hitlerjugend, ist als Mitglied des Jungehrendienstes im Olympischen Dorf zur Betreuung amerikanischer Sportler eingeteilt. Ausgerechnet dort muss nun Gereon Rath, zu dem Fritze keinen Kontakt aufnehmen darf, in einem Mordfall ermitteln: Der US-Funktionär Walter Morgan wurde vergiftet. SD und SS befürchten dahinter den Versuch von Kommunisten, die Spiele sabotieren zu wollen. Rath hat als erfahrener Mordermittler seine Zweifel. Doch dann findet sich tatsächlich im olympischen Dorf ein Zeuge mit kommunistischer Vergangenheit. Weitere Todesfälle geschehen, alle als Unfälle getarnt, deren Opfer sämtlich einen Bezug zu einem Fall aus 1935 haben, in dem Rath eine Schlüsselrolle spielte.

    Wieder ist es diese Authentizität seines Romans, die Volker Kutschers „Olympia“ von anderen Autoren spürbar abhebt. Als Leser wird man dadurch in die Handlung förmlich reingezogen und vermag man sich der beängstigenden und bedrohlichen Atmosphäre kaum zu entziehen. Man durchlebt mit den Protagonisten deren Alltag, fühlt und leidet mit ihnen, lernt Regime-Mitläufer zu verstehen, skrupellose Nazis zu verachten, fürchtet um das Leben Unschuldiger – und vergisst fast, dass diese Zeit zum Glück schon Jahrzehnte zurückliegt.

    In diesem achten Band lassen die Fanfaren zur Eröffnung der Spiele einen außerordentlichen Höhepunkt erwarten. Und „Olympia“ ist zweifellos – sowohl inhaltlich als auch in seiner Dramatik – ein Höhepunkt dieser ohnehin schon besonderen Krimireihe. Dieser Band könnte sogar – der überraschende Schluss trägt seinen Teil dazu bei – das ergreifende Finale dieser historischen Reihe sein. Doch Volker Kutscher hat uns zehn Bände versprochen. Da fragt man sich zwangsläufig, was denn jetzt noch kommen kann.

  • Ich habe das Buch gerade beendet und bin immer noch erschüttert. Bis eben wusste ich auch noch nicht, dass es zwei weitere Bände geben wird. Aber selbst da bin ich nicht sicher, ob ich mich freuen oder ängstigen soll. Volker Kutscher zieht mich aber auch immer sehr in die Geschichten, die Figuren und die damalige Zeit hinein, so authentisch die Atmosphäre immer wieder zu spüren ist.


    Natürlich freue ich mich auf das nächste Buch, auch wenn es mir gleichzeitig schon davor graut. Wir wissen ja, was am Ende auf alle zukommt...

  • Ich habe das Buch gerade beendet und bin immer noch erschüttert. Bis eben wusste ich auch noch nicht, dass es zwei weitere Bände geben wird. Aber selbst da bin ich nicht sicher, ob ich mich freuen oder ängstigen soll.

    Ich habe auch überhaupt keine Ahnung, wie das jetzt weitergehen wird.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ich hab jetzt echt Angst vor dem nächsten Band... Ich weiß grade ehrlich gesagt nicht, was das alles soll und wohin es nun führen wird... Und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht so richtig, ob ich diese Entwicklung gut finde... Einerseits finde ich "Olympia" als Roman top und lande definitiv bei der vollen Rattenzahl. Aber dieser plötzliche Bruch der hier entstanden ist, der gefällt mir immer weniger, je mehr ich darüber nach denke.

    Über alles andere muss ich jetzt erstmal noch ein bisschen nachdenken, damit ich eine ordentliche Meinung hinbekomme^^

  • Ich hab jetzt etwas mehr als die Hälfte gelesen und frage mich immer wieder, ob die


    Toten mir aus der Handlung der anderen Bücher etwas sagen müssen? Diese ganzen Nebenhandlungen der Vorgänger überfordern mein Gehirn etwas, da doch einige Bücher immer dazwischen liegen.

  • Fritze ist stolz wie Oskar - Berlin rüstet sich für Olympia 1936 und er ist ganz vorne mit dabei, als "Ehrendienstjunge" der amerikanischen Leichtathletikmannschaft zugeteilt und somit ganz nahe dran an Jesse Owens und anderen Sportidolen. Was für ein verlogenes Schauspiel diese Olympischen Spiele sind, wenn man genauer hinschaut, ist nichts, worüber er nachdenkt (oder nachdenken will?) Aber er lebt ja auch nicht mehr in einem Umfeld, in dem kritisches Denken gefördert wird, seit er von den Raths fort musste und bei stramm linientreuen Pflegeeltern lebt.


    Charly Rath hingegen ist das alles nur zuwider, diese demonstrativ zur Schau getragene Weltoffenheit, hinter deren dünner Fassade sich die ekelhafte Ideologie der braunen Machthaber für die Dauer der Spiele verstecken soll. Mit ihrer heimlichen Tätigkeit als Fluchthelferin für jüdische Mitbürger, die das Land verlassen wollen, lehnt sie sich ziemlich weit aus dem Fenster und nicht einmal Gereon weiß davon.


    Der wird seinerseits in die Polizeidienststelle beim Olympischen Dorf abkommandiert, wo er versteckt ermitteln soll, weil man fürchtet, dass es sich beim angeblichen Herztod eines US-Sportfunktionärs um einen Mordanschlag gehandelt haben könnte und die Kommunisten dahinterstecken. Dabei stößt Gereon auf viele Ungereimtheiten, alte Bekannte und einen jungen Zeugen des Todesfalls, den er nur zu gut kennt.


    "Olympia" ist wie seine Vorgängerbände gleichzeitig hochspannender, verzwickter Krimi und detailgetreues Abbild der Zeit, in der es spielt. Das Olympische Dorf und die Spiele bilden einen ganz besonderen Background für die Krimihandlung, man taucht richtig ein in die Mischung aus Event-Euphorie und dem Wissen, dass das alles nur Staffage ist und sich dahinter derselbe Nazisumpf verbirgt, der schon in den vorherigen Büchern für ein sehr beklemmendes Gefühl gesorgt hat.


    Fritze gefiel mir als Figur in diesem Buch sehr, Kutscher fängt sehr schön ein, wie seine so wohlgeordnet scheinende Welt ins Wanken gerät und er plötzlich gar nicht mehr weiß, was er noch glauben soll. Aber auch Charly und Rath stecken permanent in Zwickmühlen, wobei die Einquartierung von US-Olympiatouristen zum speziellen Zankapfel zwischen den Eheleuten wird, aber bei weitem nicht das schlimmste ihrer Probleme ist. Es sind ganz einfach bedrückende Zeiten, in denen nichts, aber auch gar nichts mehr einfach ist.


    Krimi, Zeitgeschichte und menschliche Schicksale sind hier wieder einmal auf das Allerbeste verquickt, so dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe - nur um am Ende einen wirklich hundsgemeinen Cliffhanger vorzufinden, der mich vermutlich vor Frustration hätte schreien lassen, wenn ich das Buch direkt bei Erscheinen gelesen hätte. Inzwischen gibt es ja bereits den Nachfolger, den ich sicherlich nicht lange warten lassen kann, weil ich so gespannt bin, wie es weitergeht.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • HoldenCaulfield

    Ich sehe schon, du hast genau dieselben Bedenken wie ich auch. Ich bin ebenfalls sehr gespannt, wie die weitere Entwicklung aussehen wird, ob ich begeistert oder enttäuscht sein werde.

    Ich bin auch äußerst gespannt, wie das weitergehen wird nach diesem Ende, damit hätte ich ja überhaupt nicht gerechnet.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen