Dara Horn - Vor allen Nächten

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    Originaltitel: All Other Nights


    Die USA zu Beginn des Bürgerkriegs: Jacob ist der gehorsame Sohn eines erfolgreichen jüdischen Mittelstandshändlers in New York. Aber als er die geistig behinderte Tochter eines Geschäftsfreundes seines Vaters heiraten soll, flüchtet er zur Armee. Dort bemerkt man, dass seine Familie auch Verbindungen in die Südstaaten hat und befiehlt ihm sich dort einzuschleusen und als Agent für den Norden zu agieren.


    Doch dann verliebt er sich wirklich in die Frau, die er zum Schein ehelichen soll und ist fortan zwischen Vaterlandspflicht und Liebe hin- und hergerissen.


    Jacobs oft simpel wirkende Sichtweise (im Sinne von naiv, Gedanken über sein Leben hat er sich früher nie machen müssen) lässt mich an einen Schelmenroman denken, auch wenn die Handlung nicht lustig und durchaus mit diversen Bürgerkriegsgräueln gespickt ist. Interessant wird die Geschichte auch durch die eingeflochtenen jüdischen Alltagsbetrachtungen, jüdisches Leben in den USA des 19. Jahrhunderts ist mir literarisch noch nicht begegnet. Der schwerfällig wirkende Titel ist übrigens ein Teil der rituellen Frage “Was zeichnet diese Nacht vor allen anderen Nächten aus?“ am Sederabend zu Beginn des Pessachfests. Das Fest, mit dem Juden ausgerechnet das Ende der Sklaverei feiern, spielt in diesem Buch dann auch immer wieder eine Rolle.


    Ein interessanter Roman, der das bekannte Bürgerkriegsthema mit neuen Perspektiven anreichert.


    4ratten

  • Danke für den Anschubser, mir das Buch endlich mal zu besorgen!


    Vor langer Zeit mochte ich "Die kommende Welt" von ihr wahnsinnig gerne, nicht nur, aber auch wegen des Bezugs zu den Bildern von Marc Chagall.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • New York zur Zeit des US-Bürgerkriegs: Jacob Rappaport ist entsetzt, als sein Vater ihm bei der Pessachfeier mit Familie und Freunden urplötzlich eröffnet, dass er die geistig behinderte Tochter eines wohlhabenden Geschäftsfreundes heiraten soll. Dass der Vater ein Einsehen hat, ist nicht zu erwarten, also bleibt Jacob nur die Flucht. Er meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst in der Nordstaaten-Army und findet sich eines Tages in einem Fass versteckt auf einem Schiff nach Süden wieder, denn seine Vorgesetzten haben Wind von seinem Onkel in den Südstaaten bekommen, der enge Verbindungen zu den Konföderierten hat, und sehen in Jacob nun den idealen Spion.


    Jacob selbst ist innerlich zerrissen - kann er wirklich seinen Onkel ans Messer liefern oder gar umbringen? Und die nächste Mission im Süden ist fast noch heikler: er soll das Herz der jungen Spionin Eugenia "Jeannie" Levy gewinnen und aus nächster Nähe ihre Familie bespitzeln, die in Rebellenaktivitäten verwickelt ist. Doch unvorhergesehenerweise kommt ihm dabei die Liebe in die Quere, denn Jeannie ist eine freimütige, attraktive und auf ihre ganz eigene Art bezaubernde junge Frau, und Jacob sitzt endgültig zwischen allen Stühlen und weiß bald gar nicht mehr, wo eigentlich seine Loyalitäten liegen.


    "Die kommende Welt" von Dara Horn hat mich seinerzeit enorm begeistert, "Vor allen Nächten" konnte mich jedoch nicht so sehr fesseln. Zum einen mag das daran gelegen haben, dass so viele Personen und verschiedene Parteien mit unterschiedlichen Interessen im Spiel sind, dass ich irgendwann gar nicht mehr richtig durchgeblickt habe, wer jetzt eigentlich wen ausspioniert und warum, zum anderen empfand ich Teile der Handlung als konstruiert und ein paar besonders schräge Charakterzüge der Figuren als arg gewollt.


    Jacobs innerer Konflikt, der sich noch zuspitzt, als er sich wirklich in Jeannie verliebt, ist eine interessante Ausgangslage, die auch gut beleuchtet wird; spannend fand ich auch die Rolle diverser weiblicher Spioninnen, die Einblicke ins jüdische Leben in den USA zu jener Zeit und die kleinen Ausflüge in die Welt des Theaters (in der man auch einem gewissen Edwin Booth begegnet, dessen Bruder als Mörder von Abraham Lincoln traurige Berühmtheit erlangen sollte). Aber leider wurde es zwischendurch für meine Begriffe immer wieder etwas wirr, Jacobs Beweggründe konnte ich häufig schwer nachvollziehen, und teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass Dinge angerissen und nicht ganz zu Ende gebracht wurden. So bleibt am Ende ein eher durchwachsener Eindruck zurück.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen