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Stanisics Buch schildert Teile seiner Autobiografie, allerdings im Narrativ, also nicht mit Anspruch auf Wahrheit, denn nach der sucht er die ganze Zeit.
Wie der Titel schon sagt, geht es ihm darum, was Herkunft und im speziellen Falle seine eigene, eigentlich ist oder eben auch nicht.
Am Beispiel der Kriegsjahre im Jugoslawienkrieg sowie der Flucht und dem Großwerden sowie der zunehmenden Demenz seiner Großmutter väterlicherseits schildert er die Relativität alles Gewordenen. Herkunft ist nichts Verlässliches, Objektives, sondern es ist das, was die Familie durch Erzählungen tradiert und sie schillert in den buntesten Farben, auch in den fahlen des Rassismus und Chauvinismus. Letztlich sollte Herkunft nur so stark sein, wie der Einzelne es für sich zulässt, dort eingebunden zu sein und macht uns nicht oder nur zum kleinen Teil als Menschen aus, und dennoch musste der Autor am eigenen Leib genau diese menschenverachtende Einstellung mehrfach erfahren.
So verstand der junge Saša nicht, warum er plötzlich seine Heimatstadt Visegrad in Ostbosnien verlassen musste, weil die Serben die Muslime aus ihrer Heimat vertrieben und seine Mutter auch nominell dem islamischen Glauben angehörte.
Und genauso führt er uns die unreflektierten Äußerungen im Aufnahmeland Deutschland vor und die Grausamkeit, mit der Familien nach dem Krieg wieder getrennt wurden, weil die Aufenthaltserlaubnis der Eltern erlosch.
So sind seine Eltern heute in den USA, die Oma bis zu ihrem Tod in Visegrad, und Saša Stanišić, der in Deutschland aufgewachsen und ausgebildet wurde, durfte bleiben., weil eine freundliche Sachbearbeiterin ihn richtig beriet und seinen Antrag wohlwollend prüfte.
Ein schönes Buch und gut zu lesen, keineswegs anklägerisch oder larmoyant, wie man vielleicht jetzt denken könnte. Oft ist Stanisic sogar richtig witzig, und die verschachtelte Erzählstruktur des letzten Fünftels macht großen Spaß, wobei sie nebenher ganz locker beweist, was wohl der Hauptgedanke des Romans ist. Unsere Individualität und Herkunft ist das Narrativ der Familie und der eigenen Vorstellungen.