Leon de Winter - Serenade

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Bei Anneke Weiss, 74, wird im Rahmen einer Operation ein unheilbarer Tumor entdeckt. Ihr Sohn Bennie erfährt davon, während sie noch in Narkose liegt, und beschließt, es seiner Mutter nicht zu sagen, um ihr nicht die Lebensfreude zu nehmen - unter anderem, weil sie vor kurzem erstmals seit dem Tod ihres Mannes vor langer Zeit eine neue Beziehung mit dem etwas älteren Fred angefangen hat.


    Das Verhältnis zwischen Bennie, einem Werbekomponisten um die 40, und seiner Mutter ist ein liebevoll-genervtes. An ihre täglichen Anrufe, bei denen sie stundenlang über Nichtigkeiten plaudern kann, hat er sich längst gewöhnt, auch wenn sie ihm auf den Wecker gehen, und so läuten gerade mit dem Wissen um ihre Erkrankung die Alarmglocken in seinem Kopf, als sich Anneke eines Tages weder bei ihm meldet noch an ihr Telefon geht. Doch als er ihre Wohnung aufsucht, ist diese gähnend leer.


    Gemeinsam mit Fred macht sich Bennie auf die Suche nach seiner Mutter und fördert dabei Erstaunliches zutage ...


    Innerhalb weniger Seiten hatte mich Leon de Winter in die Geschichte hineingezogen, die nach dem Auftakt mit der durchaus diskussionswürdigen Entscheidung Bennies, seine Mutter über ihren Gesundheitszustand zu täuschen, eher unspektakulär daherkommt, Szenen aus dem Leben eines Musikers, der seinen eigenen künstlerischen Ansprüchen bei seiner kommerziellen Arbeit nicht gerecht wird und eine dahinplätschernde Liebesbeziehung pflegt. Alles ziemlich durchschnittlich auf den ersten Blick, doch dahinter liegt, stets präsent, wenn auch nicht immer im Vordergrund, die Vergangenheit seiner Eltern, beide Holocaust-Überlebende mit traumatischen Erinnerungen.


    Darin liegt schließlich auch in gewisser Weise der Grund für Annekes Verschwinden - wobei mich der Zusammenhang nur teilweise überzeugen konnte. Dass dermaßen einschneidende Erlebnisse einen Menschen fürs Leben prägen und bis ins hohe Alter nachwirken, ist gut eingefangen (und ja auch ein Herzensthema von de Winter), aber wie das hier zum Tragen kommt, erschien mir doch ein bisschen arg überzeichnet, ja schon fast lächerlich, und nimmt der Message ein wenig die Ernsthaftigkeit. Das ist ziemlich schade, weil mir der kurze Roman ansonsten gut gefallen hat und auch ein schönes rundes Ende findet.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen