Andreas Eschbach - Eines Menschen Flügel

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 788 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Firiath.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Die Geschichte spielt in einer Welt in der fernen Zukunft. Der Planet bietet den Menschen eigentlich alles, was sie brauchen. Nur im Boden lebt etwas Schreckliches, sobald man ihn berührt, wird man getötet. Daher haben die Ahnen den Menschen Flügel gegeben und sie leben auf sogenannten Nestbäumen in wohlstrukturierten Stämmwn. Die Ahnen haben ihnen auch Regeln hinterlassen und an diesen richtet sich das komplette Leben der Menschen aus. Eigentlich gibt es auch wenig Gründe, aus diesen Regeln auszubrechen, denn sie bieten doch recht viel Freiheit.

    Eines Tages kommt Owen, ein besonders guter Flieger, auf die Idee, die Sterne sehen zu wollen. Doch dafür müsste er den Himmel überwinden. Ist dies überhaupt möglich? Und wenn es möglich ist, sollte er es wirklich tun?

    Owens Traum ist der Anstoß für weitreichende Ereignisse in dieser und der nächsten Generation, die das Leben aller Menschen massiv verändern werden.


    1264 Seiten. Ich bin mir fast sicher, dass ein unbekannterer Autor nicht so viel Raum und Seiten für seine Geschichte erhalten hätte, sondern dass da kräftig gekürzt worden wäre, wenn nicht der Name Eschbach draufstehen würde.

    Und einige Straffungen hätten dieser Geschichte vielleicht auch gut getan. Die Handlung ist wirklich extrem ausufernd und weitschweifig. Dutzende von Personen, noch dazu alle mit ähnlichen Namen, da in jedem Nest alle Namen auf dieselbe Silbe enden. Ich habe es irgendwann aufgegeben, mir die ganzen Nebenfiguren einzuprägen und mich auf einige wenige Hauptpersonen konzentriert.

    Aber auch dann bleibt die Geschichte eine Herausforderung. Immer wieder endet ein Handlungsstrang unverhofft, Fragen werden aufgeworfen, Spannung geschürt... und dann geht es plötzlich an ganz anderer Stelle mit anderen Figuren weiter.

    Erst im letzten Viertel des Buches laufen dann viele Fäden zusammen, das Tempo erhöht sich. Aber auch hier gibt es dann immer wieder Brüche, auf einmal werden schon längst erledigte Handlungsstränge noch einmal aufgegriffen und aus anderer Perspektive erzählt - manchmal interessant, aber selten für das Gesamtverständnis notwendig.

    Und gegen Ende geht es dann richtig schnell, hier wird dann der Rest der Geschichte in einem Tempo abgehandelt, das für mich nicht so recht zum ganzen vorherigen Verlauf passte.


    Insgesamt fand ich das Buch interessant und es werden darin viele Fragen aufgeworfen, man findet hier so einiges zum Philosophieren.

    Aber ich habe auch immer wieder mal ein Dutzend Seiten nur überflogen und mich aufgrund ihrer Anzahl kaum auf die Figuren eingelassen. Dennoch habe ich mehrere Wochen an dem Buch gelesen. Mehr als einmal wollte ich es beiseite legen, aber irgendwie hat es mich dann doch zu sehr interessiert, worauf all das hinausläuft und am Ende war ich froh, durchgehalten zu haben.


    Kein Buch für zwischendurch, aber dennoch eine Empfehlung für alle, die sich auf so eine ausufernde Geschichte einlassen können und wollen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Vor einiger Zeit sah ich mir einen Blogbeitrag an, in dem es um Bücher ging, die keine Handlung haben. Ich dachte noch "Was es nicht alles gibt!". Die Titel habe ich mir nicht gemerkt, weil ich eh keines der erwähnten Bücher kannte. Dieses Buch, "Eines Menschen Flügel", passt ganz gut in diese Kategorie.

    Die Handlung - geflügelte Menschen kämpfen gegen das Ende ihrer Welt - ist eigentlich nebensächlich, vernachlässigbar. Sie spielt sich vor einem so gewaltigen Hintergrundgemälde ab, dass sie wie ein kleines darauf krabbelndes Insekt (mit Flügeln) egal ist.


    Eschbach hat seinen Roman als große Studie des Lebens auf einem fernen Planeten geschrieben. Die Details, die hier erwähnt werden, sind so zahlreich und so glaubwürdig, dass man wirklich meint, den Planeten selbst besucht zu haben. Z. B.: Die Sprüche: "Der hat nicht alle Federn am Flügel", "das muss margorisch wehtun!" (nach dem Margor, einer Kraft, die alles tötet, was den Boden berührt, weshalb die Menschen Flügel haben), sowie Details aus dem Alltag, beispielsweise, Stühle mit schmalen Rückenlehnen, damit die Flügel nicht gequetscht werden.

    Wahnsinn!


    Nach dem Lesen fällt es schwer, auf den Boden der Realität zu landen.


    5ratten


    ***

    Aeria

  • Gestern Abend hab ich das Buch beendet, das ich zunächst als Hörbuch begonnen hatte, dann aber irgendwann als Buch zur Hand genommen hatte und parallel, mal gelesen, mal gehört habe.


    Ein großartiger, bis ins allerkleinste Detail ausgearbeiteter, sehr glaubwürdiger und bildhafter Weltenentwurf einer Welt in der es geflügelte Menschen gibt, die in riesigen Bäumen leben und deren ganzes Leben natürlich auf ein Leben mit Flügeln eingestellt ist. Im Verlauf der ca. 1200 Seiten erfährt man viel über ihre Historie, ihre Philosphie und Lebensweise und wie es im Verlauf der Geschichte dazu kommt, daß ihre Welt in Gefahr gerät.


    Der gesamte Roman wird kapitelweise jeweils aus der Sicht einer Person auf diesem Planeten erzählt, in vielen dieser Kapitel gibt es zunächst einen zeitlichen Rückschritt, das Leben der jeweiligen Person wird aufgegriffen, in welcher Verbindung sie zu bereits bekannten Charakteren und Ereignissen steht. Meist mündet solch ein Charakterkapitel gegen Ende in den aktuellen Handlungszeitraum und in ein Fortschreiben der aktuellen Geschehnissen. Eine wirklich interessante Art dieses weitschweifende Epos zu erzählen, die es ermöglicht Stück für Stück ein großes Bild dieser Welt und ihrer Gesellschaft zu sehen.


    Ich hab schon recht viele Bücher von Andreas Eschbach gelesen, viele davon waren interessant und spannend, aber öfter mal gab es aus meiner Sicht Defizite in der Charakterdarstellung. Diesmal jedoch nicht, viele der (beinahe unübersichtlich vielen) Charaktere sind gut ausgearbeitet und vielschichtig dargestellt. Anfangs waren die vielen Namen und die spezielle Art der Namensgebung verwirrend, aber man liest sich rein.


    Es steckt, wenn man es so lesen mag, viel ehrliche Lebenserfahrung in dem Buch, es geht um das Heranwachsen und um Familie, um den Fortlauf der Generationen, um Alter und Tod, kurz um all die Erfahrungen die man in den verschiedenen Alterstufen des Lebens macht, Entscheidungen und deren Konsequenzen und das alles im Leben mehr als nur eine Seite hat.


    Beinahe nebenbei wird auch eine größere Geschichte erzählt in der es um das Schicksal dieser ganzen Welt geht, die vor allem im letzten Drittel dann auch Spannung aufbaut.


    Wenn man sich auf das ruhige Fließen dieser Geschichte einlassen kann wirklich ein :tipp:



    Die Hörbuchfassung gelesen von Matthias Koeberlin ist übrigens auch wirklich gelungen und empfehlenswert, sehr angenehm und entschleunigend zu hören.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    5 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()