Alexandre Dumas Fils - Die Kameliendame

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 12.493 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von TheNightingale.

  • Ich schreib jetzt mal in diesem Thread weiter, weil ich davon ausgehe, dass der neue Thread hierher verlagert wird.


    Aldawen ist ziemlich deutlich :zwinker: und mir gings ähnlich bei der Lektüre. Mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass dieser übertriebende Liebeswahn von Armand (schon der Name gibt ja zu denken) durchaus ironische oder satirische Züge tragen könnte.


    Wenn man sich mal klein wenig mit den französischen Kurtisanen in der Literatur dieser Zeit beschäftigt, dann steht die Kameliendame ja nicht außer der Reihe allein. Verliebt haben sie sich ja alle irgendwie, nur basiert ihre Liebe auf ganz anderen Grundsätzen als die der jeweiligen Liebhaber. Ich denke, als Einstieg in die Welt der französischen Kurtisane kann Zola's "Nana" gut herhalten. Das Buch beschreibt ziemlich klar, wie es ablief und das für meine Begriffe gut vorstellbar und realistisch. Vielleicht ist die "Kameliendame" wirklich nur Dumas' jun. Antwort auf diese Art von Romanen. Schließlich schlägt ja die mehrfach im Buch erwähnte "Manon Lescaut" von Abbe Prevost einen gänzlich anderen Ton an.


    Mir jedenfalls kommt es so vor, als versucht der Autor, am Beispiel von Armand den pubertierenden Franzosen seiner Zeit darzustellen und ich denke weiter, mit einem Augenzwinkern liest sich die Kameliendame gänzlich anders ...

    Ein Leben lang lesen ist nicht genug!<br /><br />Top 3:<br />1. &quot;Die Brautprinzessin&quot; von William Goldman<br />2. &quot;Männer&quot; von Dietrich Schwanitz<br />3. &quot;1984&quot; von George Orwell

  • Ich denke, als Einstieg in die Welt der französischen Kurtisane kann Zola's "Nana" gut herhalten. Das Buch beschreibt ziemlich klar, wie es ablief und das für meine Begriffe gut vorstellbar und realistisch. Vielleicht ist die "Kameliendame" wirklich nur Dumas' jun. Antwort auf diese Art von Romanen. Schließlich schlägt ja die mehrfach im Buch erwähnte "Manon Lescaut" von Abbe Prevost einen gänzlich anderen Ton an.


    Zu Zolas Zeit war die Kurtisane, wie sie Dumas fils beschreibt, schon praktisch inexistent. Und eine Antwort auf Zola kann die Kameliendame auch nicht sein, die ist nämlich von 1848, Nana von 1880 ... naa.gif

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke fürs Zusammenhängen, unter "Dumas Kameliendame" fand ichs nicht, hab mir aber schon gedacht, dass es da schon einen Fred geben müsste.


    Ich fand die Geschichte spannend und irgendwie auch berührend. Die beiden sind in ihrer Liebe so dermaßen verzweifelt, dass sie echt alles füreinander tun würden - wo gibts denn sowas noch :heul:


  • Zu Zolas Zeit war die Kurtisane, wie sie Dumas fils beschreibt, schon praktisch inexistent. Und eine Antwort auf Zola kann die Kameliendame auch nicht sein, die ist nämlich von 1848, Nana von 1880 ... naa.gif


    Ich hab auch nicht geschrieben, dass die Kameliendame eine Antwort auf Zola ist, sondern dass ich Zola als EINSTIEG in die Kurtisanenzeit wählen würde. Einen literarischen Einstieg, wohlbemerkt. Auch ein Vergleich der beiden Bücher hinkt in jeder Weise, das ist mir schon klar ... was die beiden Werke verbindet, ist einfach das Thema "Kurtisane". Und die Kurtisane ist für mich eine Weiterführung und Erweiterung der noch früheren königlichen Mätressen. Nur dass sich eben Zeit, Ort und handelnde Personen geändert haben :zwinker:


    Leg mir nicht Gedanken in den Kopf, die ich so nicht gesponnen habe ... da kommt doch das falsche Garn bei raus :breitgrins:

    Ein Leben lang lesen ist nicht genug!<br /><br />Top 3:<br />1. &quot;Die Brautprinzessin&quot; von William Goldman<br />2. &quot;Männer&quot; von Dietrich Schwanitz<br />3. &quot;1984&quot; von George Orwell

  • Leg mir nicht Gedanken in den Kopf, die ich so nicht gesponnen habe ... da kommt doch das falsche Garn bei raus :breitgrins:


    In den Kopf lege ich Dir gar nichts ... aber, wenn Du sagst:


    Ich denke, als Einstieg in die Welt der französischen Kurtisane kann Zola's "Nana" gut herhalten. [...] Vielleicht ist die "Kameliendame" wirklich nur Dumas' jun. Antwort auf diese Art von Romanen.


    dann heisst das doch ganz klar, dass die Kameliendame eine Antwort auf Nana ist, oder? Und das ist übrigens nicht nur nicht möglich, weil Dumas schlicht und ergreifend zuerst war, sondern auch, weil es genau umgekehrt war: Zolas Naturalismus war im Gegenteil eine Antwort auf verklärende Romane wie sie eben z.B. die beiden Dumas verfasst haben. So etwas wie naturalistische Romane gab es zu der Zeit, als Dumas Fils schrieb, noch gar nicht, er konnte also auch nicht auf diese Art von Romanen antworten.


    Ob man Zola als Einstieg in die Kurtisanenliteratur wählen will, bleibt natürlich jedem selber überlassen. Meiner Meinung nach zäumt man damit das Pferd am Schwanz auf. wink.gif

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Achtung! Ich versuch jetzt wieder zu zitieren :zwinker:



    In den Kopf lege ich Dir gar nichts ... aber, wenn Du sagst:


    Nein! Denn die letzten Worte meines Satzes lauten: "... auf diese Art von Romanen." Ich werd jetzt nicht so tun als hätte ich mir Gedanken darüber gemacht, welches Buch eher da war. Das wäre gelogen. Aber ich habe definitiv die beiden Bücher rein inhaltlich und literarisch nicht miteinander verglichen. Die Wortgruppe "eine Antwort auf" wurde daher von dir nicht so gelesen wie sie von mir gemeint war. Das sollte aber wiederum nicht weiter verwundern ... meinem Mann geht es andauernd so :breitgrins:



    Und das ist übrigens nicht nur nicht möglich, weil Dumas schlicht und ergreifend zuerst war, sondern auch, weil es genau umgekehrt war: Zolas Naturalismus war im Gegenteil eine Antwort auf verklärende Romane wie sie eben z.B. die beiden Dumas verfasst haben. So etwas wie naturalistische Romane gab es zu der Zeit, als Dumas Fils schrieb, noch gar nicht, er konnte also auch nicht auf diese Art von Romanen antworten.


    Nochmal für mich zur Wiederholung: Dumas jun. = Romantiker, Zola = Naturalist. Okay! Der Romantiker verklärt die Welt und zeigt sie im romantischen Rosarot, der Naturalist kommt zurück zum Kern und bezieht seine Romane mehr auf die Realität? Kommt das so hin? Kunstformen sind nicht meine Stärke ... ich bin nur Leser. Nun erkenne ich aber in Nana durchaus auch romantische Züge, auch sie verliebt sich in einen mittellosen jungen Mann, nur siegt bei ihr am Ende der Verstand. Aber zwischendurch ist diese angegebene Liebe durchaus romantisch geschildert, ich find die Nana sogar ziemlich erotisch. Aber das ist Ansichtssache.


    Es gab keine naturalistischen Romane zu Dumas jun. Zeiten, aber realistische durchaus. "Glanz und Elend der Kurtisanen" von Balzac wäre dafür ein Beispiel, 1845 geschrieben (Quelle: wikipedia).



    Ob man Zola als Einstieg in die Kurtisanenliteratur wählen will, bleibt natürlich jedem selber überlassen. Meiner Meinung nach zäumt man damit das Pferd am Schwanz auf. wink.gif


    Kann man verkehrt rum zäumen, muss man aber nicht :breitgrins::engel:


    EDIT: Habe dein Zitat etwas "aufgeräumt". LG, Saltanah

    Ein Leben lang lesen ist nicht genug!<br /><br />Top 3:<br />1. &quot;Die Brautprinzessin&quot; von William Goldman<br />2. &quot;Männer&quot; von Dietrich Schwanitz<br />3. &quot;1984&quot; von George Orwell

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Balzac, ja *seufz* ... Wenn Du den allerdings als Realisten betrachtest ... ok ... wink.gif

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke, Saltanah - ich glaub, ich raff das nie *soifzs*


    sandhofer
    ICH betrachte Herrn Balzac nicht als Realisten (eher als armen Irren :breitgrins:), aber wikipedia meint, dass eine Menge Leute das tun. Ich selber kann nicht mal sagen, wo ich Balzac einordnen würde - er liest sich halt gut :zwinker: ... besser, als Dumas jun. mit seiner "Kameliendame", die auch ich einfach für ziemlich rührselig und wenig realistisch halte. Es sei denn, wie schon erwähnt, sie wurde mit einem Augenzwinkern geschrieben. Um das jedoch zu beurteilen, kenne ich den Junior zu wenig. Ich wüsste jetzt nicht mal, was er noch geschrieben hat ... beim Senior sähe die Sache schon anders aus. Der schreibt zwar auch rührselig, hat aber stellenweise einen bitterbösen Unterton ... und dieser widerum oder wiederum fehlt dem Junior (meiner Meinung nach).

    Ein Leben lang lesen ist nicht genug!<br /><br />Top 3:<br />1. &quot;Die Brautprinzessin&quot; von William Goldman<br />2. &quot;Männer&quot; von Dietrich Schwanitz<br />3. &quot;1984&quot; von George Orwell

  • Alexandre Dumas: Die Kameliendame




    Dieses Werk gehört ohne Frage nicht in unsere Zeit und daher wird es einem als Leser auch nicht immer leicht gemacht, am Ball zu bleiben.
    Die tragische Geschichte der Kurtisane Marguerite Gautier, die selbstlos ihre Liebe zu einem Mann dessen gesellschaftlichem Ansehen zuliebe aufgibt, ist an und für sich auch heutzutage noch ein brisantes Thema.
    Die Dramatik und das Sprachbild allerdings, mit welchem Dumas die Geschehnisse schildert, wirken weniger zeitgemäß. Es ist alles zu viel, zu viel Leidenschaft, zu viel Tragik, zu viel Leiden und zu viel Schmachten.


    Die Charaktere werden nicht langsam aufgebaut, sondern fallen mit der Tür ins Haus. Die Handlung wird von hinten aufgerollt: Man erfährt zuallererst, dass diese Liebe ein tragisches Ende nehmen wird, um anschließend von Armand Duval zu hören, wie er Marguerite kennen und lieben lernte. Dabei steht nun also schon die erste Begegnung der beiden unter keinem guten Stern und das Wissen um den tragischen Ausgang dieser Liebe gepaart mit der übermäßigen Leidenschaft, mit der sich die beiden einander hingeben, gibt dem Ganzen eine beachtenswerte Dramatik.
    Armand leidet und liebt wie ein Besessener, wie in einem Rausch bleibt im jede Vernunft versagt und diverse Eifersuchtsszenen treiben seine Qualen ins Unermeßliche und da der größte Teil des Romans aus seiner Sicht heraus geschildert wird, bleibt dem Schriftsteller Dumas uneingeschränkter Spielraum für die Darstellung intensivster Gefühlsschwankungen des Liebenden.
    Wie gesagt, der Roman ist mächtig und trotzdem will ich das dieser Geschichte nicht negativ anlasten. Unter Rücksichtnahme der Entstehungszeit und nach Überstehen der ersten Seiten habe ich mich doch wunderbar in diese Geschichte eingelesen und bin froh darüber, Marguerite und Armand kennen gelernt zu haben.


    Eine Liebe, die an gesellschaftlichen Konventionen scheitert, ist letztendlich eben doch so zeitlos wie die Liebe selbst.


    4ratten

  • Da ich gerade Der Graf von Monte Christo gelesen habe, lese ich gerade Die Kameliendame, auch wenns ein anderer Dumas ist.


    Bis jetzt gefällt es mir sprachlich sehr gut und ich bin mal wieder dankbar, in der heutigen Zeit zu leben. Die damalige Zeit war schon keine Einfache. Bereits bei Monte Christo waren die Figuren offen emotional (zB Maximilian Morel) deswegen empfinde ich das bei Armand jetzt nur natürlich für die Zeit. Traurig macht mich, wie wenig die meisten Menschen dieser nicht Herr ihres eigenen Glücks waren sondern alles von den gesellschaftlichen Konventionen bestimmt wurde.

    ~~ noli timere messorem ~~