Frauenverachtung in der Literaturkritik

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 4.868 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sagota.

  • Ich finde, jeder sollte heutzutage täglich daran arbeiten, jeden anderen als Menschen mit Gefühlen und eigenen Problemen zu sehen und es für sich normalisieren, niemanden zu beleidigen, provozieren, anzupöbeln.

    Das auf jedenfall. Allerdings bildet das Internet nur einen Ausschnitt ab und nicht jeder ist auf Twitter, Insta und Co. unterwegs. Und es gibt eben sehr viele Menschen die sich sehr wohl benehmen.

    Mein Appell wäre daher eher, das wir uns alle solidarisieren und nicht stumm mit lesen, sondern betreffende Beiträge melden, sich auch grade im Internet genauso schützens um eine Person gruppieren, auch um diesen zu Zeigen, Du bist nicht alleine, es gibt hier Menschen die Dich unterstützen.

  • Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie darüber nachgedacht, aber, angeregt durch einige Kommentare hier, wird mir gerade erst bewusst, dass ich bei all den Pflichtlektüren meiner Schulzeit, gerade nur zwei wüsste, die aus der Feder von Frauen stammen: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"/ Kerr und "Das Tagebuch der Anne Frank".

    Ansonsten ausschließlich männliche Autoren / Schriftseller, wie Brecht - Leben des Galilei , Schiller - Wilhelm Tell, Dürrenmatt - Der Verdacht / Der Besuch der alten Dame, Remarque - Im Westen nichts Neues, Keller - Kleider machen Leute,...

    Gut, man muss vielleicht dabei berücksichtigen, dass Frauen es auf dem Literaturmarkt insgesamt schwer hatten, Akzeptanz zu finden, weshalb es heute eher weniger der feinsinnigen Klassiker aus weiblicher Hand gibt.

    Aber doch schon ein Punkt, der nachdenklich macht. Vor allem, wenn sich einzelne Klischees teilweise bis heute halten.

    Liebe Grüße, Sylvia


    Tippfehler sind special-effects meiner Tastatur und dürfen mit "Aaaah!" und "Ooooh!" bestaunt werden!

  • Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie darüber nachgedacht, aber, angeregt durch einige Kommentare hier, wird mir gerade erst bewusst, dass ich bei all den Pflichtlektüren meiner Schulzeit, gerade nur zwei wüsste, die aus der Feder von Frauen stammen: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"/ Kerr und "Das Tagebuch der Anne Frank".

    Ansonsten ausschließlich männliche Autoren / Schriftseller, wie Brecht - Leben des Galilei , Schiller - Wilhelm Tell, Dürrenmatt - Der Verdacht / Der Besuch der alten Dame, Remarque - Im Westen nichts Neues, Keller - Kleider machen Leute,...

    Gut, man muss vielleicht dabei berücksichtigen, dass Frauen es auf dem Literaturmarkt insgesamt schwer hatten, Akzeptanz zu finden, weshalb es heute eher weniger der feinsinnigen Klassiker aus weiblicher Hand gibt.

    Aber doch schon ein Punkt, der nachdenklich macht. Vor allem, wenn sich einzelne Klischees teilweise bis heute halten.

    Wenn ich über meine Schulzeit nachdenke, ging es mir genauso - die einzigen Schullektüren von Frauen waren bei uns die Judenbuche von Annette Droste-Hülshoff und Kassandra von Christa Wolf. Bei Letzterem sagte unser Lehrer uns sogar noch vorab, dass es ein sehr schwieriges Buch sei, weil es von einer Frau geschrieben wurde.Und mir wird jetzt erst bewusst, dass das ein massives Bedienen von Klischees war. Ja, das Buch war für mich als Schüler nicht einfach, aber das lag doch nicht einzig und allein daran, dass es von einer Frau geschrieben wurde.

    Es wäre wirklich schön, wenn mehr Bücher von Frauen in den Katalog der Schullektüren aufgenommen würden.

    Aragorn: "Ihr habt schon gefrühstückt."

    Pippin: "Wir hatten das erste, ja. Aber was ist mit dem zweiten Frühstück?"

    Merry: "Ich glaube nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt."

    Pippin: "Und der Elf-Uhr-Imbiss? Mittagessen? Vier-Uhr-Tee? Abendessen, Nachtmahl? Das kennt er doch wohl, oder?"

    Merry: "Ich würde mich nicht darauf verlassen."

    Aus: "Der Herr der Ringe: Die Gefährten"

  • Susan E. Hinton haben wir in der Schule gelesen, aber das ist natürlich auch ein Jugendbuch gewesen und noch keine "richtige" Lektüre, sonst kann ich mich an keinerlei Autorinnen erinnern.

  • Bei Letzterem sagte unser Lehrer uns sogar noch vorab, dass es ein sehr schwieriges Buch sei, weil es von einer Frau geschrieben wurde.Und mir wird jetzt erst bewusst, dass das ein massives Bedienen von Klischees war. Ja, das Buch war für mich als Schüler nicht einfach, aber das lag doch nicht einzig und allein daran, dass es von einer Frau geschrieben wurde.

    Da kann ich versichern, dass ich so manches Werk von männlichen Schriftstellern in der Schule lesen musste, das ich auch absolut nicht als "leichte Kost" bezeichnen würde. Ganz im Gegenteil!

    Ich habe aber auch nicht immer verstanden, warum was genau Pflichtlektüre war. Bei einigen Themen war es nachvollziehbar. Wir sollten ja etwas lernen, uns vor Augen halten. Aber manche Bücher empfand ich dabei als nicht mehr zeitgenössisch, um daraus etwas für das heutige Miteinander zu lernen.

    Liebe Grüße, Sylvia


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  • Bei Letzterem sagte unser Lehrer uns sogar noch vorab, dass es ein sehr schwieriges Buch sei, weil es von einer Frau geschrieben wurde.

    Das ist ja ein super Argument :rollen:


    Ich überlege gerade, was wir in Deutsch und Englisch an "ernsthafter" Schullektüre (also keine Kinder-/Jugendbücher) aus der Feder von Autorinnen gelesen haben. Spontan fällt mir nur "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers ein, das für mich eine der interessanteren Lektüren war.

    Ansonsten waren es bei uns auch eher die üblichen Verdächtigen (Schiller, Goethe, Lessing, Büchner, Shakespeare, Arthur Miller ...)


    Eigentlich blöd, zumal ich auf einer Mädchenschule war und dort "Frauenpower" (sorry, blödes Wort, ich weiß) groß geschrieben wurde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Droste-Hülshoff könnte ich noch bieten, "Die Judenbuche". ansonsten auch bei mir sehr männerlastig.

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Als ich noch Germanistik studieert habe, gab es Pflichtlektüre, die man selbstständig, gelesen haben musste um das zb in einer mündlichen Prüfung anwenden zu können. Auf dieser Liste fanden sich auch sehr wenige Frauen. Nicht mal Ingeborg Bachmann...

  • Könnte man nicht auch einen Umkehrschluss ableiten: Scheint es nicht so, dass es unter den Kritikern einen deutlich höheren männlichen Anteil gibt?

    Ich muss ehrlich sein, mein Mann und ich lesen mittlerweile viele Bücher gleich gern, aber es gibt eben doch auch Unterschiede, wo man fast sagen könnte, das eine ist eher ein Buch für Männer, das andere eher für Frauen. Nicht, um Klischees zu setzen, sondern weil ich beispielsweise eben weniger die knallharten Bücher lesen mag, er dafür aber doch.

    Es scheint also noch immer auch oft ein sehr unterschiedlicher Anspruch zu herrschen, wann ein Buch gut ist - und das ist ja auch gut so.

    Aber wären die Kritiken, gäbe es mehr Frauen unter den Kritikern, nicht umgekehrt auch manchmal etwas härter gegenüber den von Männern geschriebenen Büchern?

    Damit will ich nicht sagen, dass männliche Kritiker primär nur Bücher von Frauen zerreißen und umgekehrt. Aber ich frage mich, wie man ein Buch objektiv bewerten will, wenn einem Thema und Gefühl dabei nicht liegt.

    Liebe Grüße, Sylvia


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  • Ich habe mich vor einigen Jahren SEHR geärgert, wie Elke Heidenreich aus dem zdf "komplimentiert" wurde. Ihre Sendung "Lesen!" und die Art und Weise, wie sie Literaturangebote, die sie vorstellte, vermittelte, fehlt mir heute noch.

    Und dafür (bzw. für sie) gibt es keinen Ersatz!

    Der Spiegel errettet uns:

    „Elke Heidenreich präsentiert alle zwei Wochen ihre Bücherempfehlungen im Video – direkt aus ihrer Kölner Bibliothek. Dabei holt sie jeweils ein aktuelles und ein älteres Werk aus ihrem Regal: Eine Neuerscheinung, die wenig beachtet wurde, und ein weiteres Buch, das sich erneut zu lesen lohnt.“

    Mehr Lesen mit Elke Heidenreich

    In der Ausgabe vom 5.9. setzt sie sich auch mit dem unsäglichen Denis Scheck auseinander und empfiehlt Christa Wolfs "Kein Ort. Nirgends", das ich jetzt, nach fast 40 Jahren, erneut lese.

    What do you read, my lord?

    Words, words, words.