Michael Cunningham - Die Stunden

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 9.347 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Die Stunden von Michael Cunningham


    Inhalt:
    Clarissa Vaughan spaziert in den späten Neunzigern an einem strahlenden Junimorgen durch die Straßen von New York, um Blumen für die Party zu besorgen, die sie an diesem Abend für ihren aidskranken Freund Richard geben will, der soeben einen bedeutenden Literaturpreis erhalten hat; sie kennen sich seit Jahrzehnten, für kurze Zeit waren sie auch einmal ein Paar. Richard gab ihr den Spitznamen Mrs. Dalloway, weil sie ihn an die Heldin aus Virginia Woolfs viertem Roman erinnert.


    Laura Brown ist mit einem Kriegsveteran verheiratet, der rührend um sie bemüht ist, ihr kleiner Sohn liebt sie abgöttisch, sie ist zum zweitenmal schwanger. Doch das Hausfrauenleben in einem Vorort von Los Angeles erdrückt sie. An einem Tag im Jahr 1949 flieht sie vor den alltäglichen Pflichten, mietet sich ein Zimmer in einem Hotel und liest fasziniert Mrs. Dalloway.


    Virginia Woolf ringt im Jahr 1923 um den Anfang ihres neuen Romans, dem sie den Arbeitstitel The Hours (Die Stunden) gegeben hat und der einmal Mrs. Dalloway heißen wird. Sie hat Kopfschmerzen und hört Stimmen, und sie vermißt die Großstadt, obwohl sie weiß, daß ihr der Rückzug aufs Land nach Richmond guttut. Fast steigt sie in den Zug nach London, nur fast, und sie schreibt den ersten Satz: "Mrs. Dalloway sagte, sie wolle die Blumen selber kaufen."



    Über den Autor:
    Michael Cunningham wurde 1952 in Cincinnati, Ohio, geboren und wuchs in Pasadena, Kalifornien, auf. Studium der englischen Literatur in Iowa und an der Stanford-Universität in Kalifornien. Danach arbeitete er als Barkeeper und Werbetexter und schrieb Beiträge für verschiedene Zeitschriften (Esquire, Paris Review). 1988 erschien die Kurzgeschichte "White Angel" in "New Yorker", die dann in die Anthologie "Best American Stories 1989" aufgenommen wurde. Neben zahlreichen Stipendien erhielt er für seinen dritten Roman "Die Stunden" den PEN/Faulkner Award und den Pulitzerpreis. Die Verfilmung The Hours mit Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman als Virginia Woolf bekam einen Oscar. Michael Cunningham lebt heute als freier Schriftsteller in New York City.



    Meine Meinung:
    Als allererstes kam bei mir die Verfilmung zu diesem Buch. Der Film "The Hours" hat mich so sehr beeindruckt, dass ich fast umgehend zu dem Buch "Mrs. Dalloway" gegriffen habe, was mich auch unglaublich beeindruckt hat. Und dann, fast 1 1/2 Jahre nach Film und dem Buch, habe ich mir endlich auch dieses Buch aus meinem Regal gegriffen. Und wieder bin ich... nach was wohl...? Beeindruckt! :zwinker:


    Aufgrund der Verfilmung hatte ich ein bisschen befürchtet, das Buch könnte undurchsichtig und mehr "Kunst" als Roman sein. Das hat sich aber zum Glück nicht bewahrheitet. Ich empfand das Buch sogar erheblich plastischer als den Film. Viele Dinge, die man versucht hat mit Bildern zu erklären, sind bei mir völlig falsch angekommen und haben sich erst jetzt für mich aufgelöst.


    Michael Cunningham ist es wirklich gelungen, die Geschichten um diese 3 Frauen so zu verweben, dass man überall kleine Stückchen der anderen in ihnen erkennt. Sie beeinflussen gegenseitig ihre Leben, obwohl sie sich werder kennen und sogar zum Teil zu völlig verschiedenen Zeiten leben. Alles greift so gut ineinander, dass man keinerlei Probleme mit den Sprüngen in der Geschichte hat. Und am Ende, wenn quasi alle Fäden zusammenlaufen, ist man erstmal ein wenig baff, weil man das so sicher nicht erwartet hätte.


    Das Buch bekommt von mir


    5ratten


    und ich würde es jedem empfehlen, der sich für Virgina Woolf und die Möglichkeiten der Literatur, Menschen und ihre Art zu leben zu beeinflussen, interessiert.


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    [size=9pt][font=Verdana][color=teal]&quot;Jedes einzelne Buch hat eine Seele. <br />Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer,<br />die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben.&quot;[/

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Dieses Buch ist für mich einfach eines meiner Absoluten Lieblinge überhaupt und für mich unheimlich inspirierend. Wunderbar wie der Autor es schafft die drei Frauenschiksale so mit einander zu verweben, den Roman Mrs. Dalloway in die Geschichte zu flechten und diesen wunderbaren erzählstil die ganze Zeit beizubehalten. Für mich ein Buch nach dessen Lesen ich erstmal Stundenlang in meinem Zimmer verschwinde um selbst zu schreiben.
    Einfach nur ein wahnsinns Buch!


    5ratten

  • Hm, vielleicht sollte ich dem Buch doch 'ne Chance geben? Der Film hat mich allerdings abgeschreckt: ich fand ihn nur platt, vorhersehbar und langweilig. Das einzige, was mir gefiel, war die Musik, und die fehlt im Buch ja garantiert :breitgrins: . Also lesen oder nicht-lesen - ich weiß nicht :schulterzuck: .

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah


    unbedingt lesen! Ich fand es auch sehr beeindruckend geschrieben. Allerdings kenne ich den Film nicht, habe also diesbezüglich keinen Vergleich. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Gedanken und Gefühle, wie sie im Buch beschrieben sind, in einem Film so gut rüberkommen können.


    Liebe Grüße
    Heimfinderin


  • Hm, vielleicht sollte ich dem Buch doch 'ne Chance geben? Der Film hat mich allerdings abgeschreckt: ich fand ihn nur platt, vorhersehbar und langweilig. Das einzige, was mir gefiel, war die Musik, und die fehlt im Buch ja garantiert :breitgrins: . Also lesen oder nicht-lesen - ich weiß nicht :schulterzuck: .


    Probier´s aus! Ich denke, man merkt grade bei dem Buch sehr schnell, ob es einem gefallen wird. Und die Umsetzung im Film ist wirklich ganz anders als man die Geschichte beim lesen empfindet. :smile:

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  • Echt? Also mir ging es mit dem Film total anders. Gut ich hab diesen auch vor dem Buch gesehen da ich von dem Buch vorher noch nie etwas gehört hatte. Der Film hat auf mich dieselbe Wirkung wie im Buch und ich persönlich finde das es hervoragend umgesetzt ist.

  • B-Hörnchen: Danke für die schöne Rezi! Das Buch hört sich toll an und ich werde es auf meine Wunschliste setzen.


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hm, mir hat das Buch nicht soooo gut gefallen, stilistisch hat es mir nicht so zugesagt, und die Auflösung bzw. die Verbindung zwischen den Frauen habe ich schon relativ früh vorausgesehen.


    Ich finde leider meine alte Rezension nicht mehr, habe das Buch damals mit 3 Ratten bewertet.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • :klatschen: Ich habe heute das Buch in unserer Bibiliothek unter den ausgeschiedenen Büchern gefunden und um nur 1 EUR erstanden.
    Nachdem ich den Film "The Hours" auf DVD habe und grundsätzlich - irrtümlich - angenommen hatte, dass Virginia Woolfs "Mrs. Dalloway" (ich habe es erst vor kurzem gelesen) die Vorlage für den Film ist, freue ich mich besonders, dass ich auch jetzt das "richtige" Buch mein eigen nennen kann!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Das Buch steht schon seit ewigen Zeiten auf meiner Wunschliste, eben seit ich den Film gesehen habe. Da ich aber auch Angst hatte, dass es etwas trocken geraten sein könnte, hab ich mich dann doch bisher nicht darum bemüht. Das ändert sich jetzt aber nach der begeisterten Rezi!

  • So, jetzt habe ich es doch noch gelesen. Hier ist meine Rezi im rahmen des SUB-Wettbewerbs.


    Inhalt:
    Ein Tag im Leben dreier Frauen. Mrs. Vaughn lebt im modernen New York, geht an diesem besonders schönen Sommertag Blumen kaufen für eine Party zu Ehren ihres längsten Freundes Richard, der sie andächtig Mrs. Dalloway nennt. Mrs. Brown lebt in einer spießbürgerlichen Vorstadt im Jahr 1949 und zerbricht fast an ihrem unerträglich gewöhnlichen Alltag. Und dann ist da Mr. Woolf, das heißt Mrs. Virginia Woolf, die 1923 die ersten Sätze ihres Romans „Mrs. Dalloway“ schreibt…


    Meine Meinung:
    Es fällt mir relativ schwer, meine Eindrücke zu beschreiben, sie sind noch sehr frisch und der Roman ist alles andere als leichte Kost. Leider habe ich auch Woolfs „Mrs. Dalloway“ bisher nicht gelesen, weswegen mir wahrscheinlich viel entgangen ist und ich nicht alle Zusammenhänge zu diesem Roman verstanden habe. Trotzdem – „Die Stunden“ hinterlässt schon einiges an Gefühlen. Es ist ein äußerst melancholisches, tiefgehendes Buch, das man eher fühlt als begreift.
    Die drei Frauen mühen sich mit ihrem Tag, mit den Stunden und den anfallenden Aufgaben unheimlich. Eine Schwere lastet auf allen von ihnen, die Gründe dafür werden nur angedeutet, nicht ausführlich dargestellt, aber genau das hat mir gut gefallen. Auch auf die Gefahr hin, das Buch missverstanden zu haben, geht es für mich persönlich hier um die Schwere und die Melancholie, die einfach da sein kann, ohne dass man sie erklären könnte oder müsste. Jede der drei Frauen hat Sehnsüchte, die nicht erfüllt werden, Erwartungen an das Leben, die sich nicht bewahrheitet haben und suchen das Glück im Augenblick, das aber scheinbar immer nur genügend, nicht erfüllend sein kann.


    Zitat:
    „Und es gibt nur diesen einen Trost: eine Stunde hie und da, in der es uns wider alle Wahrscheinlichkeit Erwartung so vorkommt, als schäume unser Leben über und schenke uns alles, was wir uns je vorgestellt haben, obgleich jeder, Kinder ausgenommen (und vielleicht sogar die), weiß, dass auf diese Stunden unausweichlich andere folgen werden, die weitaus dunkler sind und schwerer.“


    Ein schönes, aber nicht leicht verdauliches Buch, dem ich vier Ratten gebe.
    Leider habe ich den Film schon zu oft gesehen, was mir (mal wieder!) etwas die Lust am Lesen genommen hat, daher der Punktabzug.


    4ratten

  • Hallo zusammen,


    also ihr macht mich ja alle sehr neugierig.
    Nun mal eine kleine Frage vorab, an alle welche es schon gelesen haben:
    "Sollte man Mrs. Dalloway zuvor gelesen haben ? Oder geht das auch ohne vorheriges
    Lesen besagten Buches ?"


    Danke schonmal für eure Antworten.


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Also ich habe den Roman gelesen bevor ich Mrs. Dalloway gelesen habe. Die ein oder andere Anspielung versteht man zwar besser wenn man Mrs. Dalloway gelesen hat aber im Großen und Ganzen braucht man ihn nicht zu kennen wie ich finde.

  • Dann steht es zumindest schonmal auf meiner imaginären Wunschliste.
    Und danke für den Tip.


    Grüssle
    Marion :zwinker:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Ich lese das Buch gerade und möchte schon einmal ein kleines Zwischenfazit abgeben:


    Ich habe nun über die Hälfte von "Die Stunden" gelesen und bin sehr angetan. Es ist ein Buch, das ich langsam lesen möchte und das ich häppchenweise genieße. Zwischendurch halte ich immer wieder inne, um das Gelesene erst einmal in mir nachwirken zu lassen und nochmals zu überdenken.
    Die drei Handlungsfäden sind sehr kunstvoll ineinander verwoben und die Sprache wunderschön.


    Wenn ich das Buch beendet habe, werde ich mir sicherlich auch den Film ansehen und natürlich auch die Werke von Virginia Woolf lesen, allen voran Mrs Dalloway.
    Wenn das Buch beendet ist, gibt es natürlich noch eine Rezi von mir, zumal es ein SLW-Buch ist. Eine Perle, wieder einmal. :smile:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • So, hier nun also meine Rezension:


    Der Inhalt wurde ja weiter oben schon beschrieben, deshalb lasse ich diesen außer Acht.


    Meine Meinung:

    Für diesen Roman habe ich mir viel Zeit gelassen. Warum? Weil jedes Kapitel so dicht, so nachdenklich und melancholisch ist, dass ich es erst einmal in mir nachwirken lassen wollte, bevor ich mit dem nächsten Kapitel begann.


    Das Buch besteht aus drei unterschiedlichen Handlungssträngen, doch immer wieder erkennt man Parallelen zwischen ihnen und auch Bezüge auf "Mrs. Dalloway", die mir allerdings sicherlich zum Teil entgangen sind, da ich Virginia Woolfs Roman bisher noch nicht gelesen habe (was nach diesem Buch aber ganz bestimmt geschehen wird).


    Sehr gelungen fand ich auch die Sprache dieses Buches, die in den drei Handlungssträngen je nach Protagonistin variiert, von sehr elegant und stilvoll bei Virginia Woolf bis hin zur oftmals saloppen Sprache, die bei Clarissa in dem in den Neunzigern spielenden Kapiteln verwendet wird.


    Die Atmosphäre des Buches bleibt jedoch immer gleich bedrückend und melancholisch, mit hoffnungsvollen Augenblicken. Die drei Hauptfiguren sind allesamt faszinierende Frauen, die der Leser einen Tag lang verfolgt und dabei in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintaucht. Alle drei sind in gewisser Weise unzufrieden mit ihrem Leben und sich doch bewusst, dass es auch schöne Seiten besitzt. Und sie alle sind in gewisser Weise auf der Suche. Auf der Suche nach den Dingen, nach welchen sich jeder Mensch sehnt - Liebe und das persönliche Glück.


    Das Ende hat mich erschüttert und sehr überrascht, denn ich hätte diese Wendung nun absolut nicht erwartet. Die dichte Atmosphäre des Buches wirkt noch immer in mir nach und wird mich wohl auch so schnell nicht los lassen.
    Wahrscheinlich werde ich das Buch in ein paar Jahren noch einmal lesen, um den Zusammenhang mit Mrs. Dalloway zu sehen und einen Vergleich mit dem Film, den ich auch noch nicht gesehen habe, zu haben.


    Von mir gibt es für das Buch 5ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Cunningham beschreibt in diesem Buch jeweils einen Tag im Leben von 3 Frauen in den Jahren 1923, 1949 und am Ende des 20. Jahrhunderts, die alle durch Virginia Woolfs „Mrs. Dalloway“ miteinander verbunden sind.


    1923 in Richmond, einem Vorort von London: Virginia Woolf schreibt den ersten Satz ihres Buches – das später „Mrs. Dalloway“ heißen wird – nieder: „Mrs Dalloway sagte, sie wolle die Blumen selber kaufen.“ Die Schriftstellerin ist auf der ständigen Flucht vor ihren Kopfschmerzen und vor dem Hören von Stimmen, die sie allmählich um den Verstand bringen. Aus diesem Grund überredete sie ihr Mann Leonard, die pulsierende Hauptstadt London zu verlassen um in Richmond zu mehr Ruhe und Erholung zu kommen. Doch Virginia ist unglücklich in Richmond, sie sehnt sich nach London zurück. Während sie die Vorbereitungen für den Besuch ihrer Schwester trifft, kreisen ihre Gedanken ständig um ihre Protagonistin Clarissa Dalloway und feilt sie den ganzen Tag am Konzept dieses neuen Werkes.


    Laura Brown ist mit dem liebevoll-biederen Kriegsveteranen Dan verheiratet und lebt mit ihrem sehr anhänglichen 3jährigen Sohn Ritchie im Los Angeles des Jahre 1949 und erwartet ihr zweites Kind. Nach außen hin muss sie sich zwingen, die von ihr erwartete Rolle als treusorgende Mutter und pflichtbewusste Hausfrau zu spielen. Doch nur sich selber gesteht sie ein, wie unbefriedigend dieses Leben für sie ist. Ihre Liebe gilt den Büchern und nimmt sie die Unpässlichkeiten ihrer Schwangerschaft zum Vorwand, um noch ein wenig länger als normal im Bett zu bleiben und Virginia Woolfs „Mrs. Dalloway“ zu lesen, der sie sich innerlich sehr verbunden fühlt. Eine enorme Todessehnsucht prägt Laura Brown und spielt sie immer öfter mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen.


    Clarissa Vaughn kauft Blumen, denn sie hat sich bereit erklärt für ihren aidskranken Freund und ehemaligen Geliebten, dem Schriftsteller Richard, der sie liebevoll „Mrs. Dalloway“ nennt, anlässlich einer Literatur-Preisverleihung eine Party auszurichten. Aufgrund der Besucherliste werden immer wieder Erinnerungen wach und lässt sie so Phasen ihres Lebens Revue passieren.


    In jeweils abwechselnden Kapiteln erzählt Cunningham vom Innenleben der Protagonistinnen, aber auch der Personen in deren Umkreis, von Liebe, Glück und Freundschaft. Ruhig, kunstvoll, formvollendet und durchdacht verwebt er die Parallelen, die sich aus den ähnlichen Situationen und Gefühlslagen der drei Frauen ergeben. Jede möchte für sich ausbrechen, fühlt sich überfordert, kann oder will das Glück nicht erkennen. Eine latente Todessehnsucht und Melancholie sowie die bekannten und wiederkehrenden Namen (Clarissa, Mrs. Dalloway, Richard) runden dieses Bild ab. Eine gekonnte Wendung zum Schluss verbindet das Schicksal der Frauen überraschend.


    Virginia Woolfs „Mrs. Dalloway“ habe ich vor längerer Zeit gelesen. Es ist sicher nicht Voraussetzung zum Verständnis für „Die Stunden“ doch jedenfalls förderlich, um in Cunninghams Buch versinken zu können. Ganz große Literatur, von mir eine echte Empfehlung!


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich frage mich gerade, ob ich dasselbe Buch gelesen habe wie ihr. Stilistisch trifft es meinen Geschmack in etwa, doch inhaltlich sagt es mir nicht viel. Zuerst fand ich es nervig, abwechselnd in kurzen Kapiteln von den Frauen zu lesen, die möglicherweise nichts miteinander zu tun haben, mittendrin herausgerissen zu werden aus dem jeweiligen Schicksal, und als sich endlich eine Verbindung abzeichnete, hatte ich die Geduld schon halbwegs verloren, mich darauf einzulassen. Streckenweise war es mitreißend, interessant und auch aufwühlend, Gedanken und Empfindungen wunderschön formuliert. Zum großen Teil hat es mich jedoch kaum bei der Stange gehalten, auch wenn ich mir im Nachhinein immer noch Gedanken über alle drei mache, die auf der Suche nach etwas oder auf der Flucht vor sich selbst sind.


    Vielleicht muss ich den Inhalt noch etwas sacken lassen oder es war einfach die falsche Zeit für diese Geschichte.


    3ratten.

  • Habe erst neulich die Verfilmung dieses Buches gesehen und war hin und weg... :klatschen:

  • [size=13pt]Michael Cunningham – Die Stunden[/size]

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    OT: The Hours
    OA: 1998
    295 Seiten
    ISBN: 978-3442726295


    Klappentext:


    In diesem preisgekrönten literarischen Meisterwerk sind drei ganz verschiedenen Frauen verbunden durch Virginia Woolfs Roman „Mrs. Dalloway“. Clarissa Vaughan in New York der Neunziger, die einst von ihrem Jugendfreund den Spitznamen Mrs. Dalloway bekommen hat. Laura Brown, Hausfrau in Los Angeles im Jahre 1949, die Mrs. Dalloway liest. Virginia Woolf in Richmond im Jahre 1923, die mit dem ersten Satz von Mrs. Dalloway kämpft.


    Eigene Meinung:

    Ich habe mit dem Lesen dieses Buches gewartet, bis ich den Roman Mrs. Dalloway gelesen hatte, aber ich habe festgestellt, dass man dieses Buch auch gut ohne diese Vorinformation lesen kann.
    Dies ist definitiv ein Frauenbuch, aber von einem Mann geschrieben. Umso faszinierender sind die Beschreibungen der emotionalen Seiten dieser drei Frauen. Diese emotionalen Bereiche betreffen die intimsten Gedanken und Wünsche dieser Frauen. Sehr oft hat man das Gefühl, der Autor habe die eigenen Gedanken hier zu Papier gebracht und wieder einmal zeigt sich, dass es irrelevant ist, in welcher Zeit Frauen leben. In ihrem Innersten hat sich seit Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrhunderten nicht viel verändert.
    Bei diesen Frauen dreht sich sehr viel um Beziehungen und zwar Beziehungen jeglicher Art. Beziehungen zu Freundinnen, Ehemännern, Kindern, erwachsenen Töchtern, Eltern und der damit verbundenen Lebensqualität. Die Gedanken der drei Frauen kreisen um Liebe, Emanzipation, Freiheit, Selbstbestimmung und den Tod. Sie alle spüren das Recht, ihre ganz eigenen Wünsche zu haben und den Drang einem Rollenbild zu entfliehen, welches nicht das ihre ist.
    Es ist ein sehr schönes, ernstes Buch und man erhält einen kleinen Einblick in das Leben von Virginia Woolf, als sie ihren wohl berühmtesten Roman verfasste. Auch das Wechseln zwischen den drei verschiedenen Protagonistinnen ist nicht störend, denn alle Erlebnisse sind in irgendeiner Weise miteinander verknüpft und der Wechsel ist harmonisch gestaltet.
    Dies ist eines der Bücher welche mich sehr berührt haben und die es wert sind gelesen zu werden.


    5ratten


    Tina