H. W. Stoll
Die Sagen des klassischen Altertums
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Mit knapp 600 Seiten handelt es sich um eine umfangreiche Sammlung der Sagen rundum griechische Götter, Halbgötter und Helden.
Ödipus, Odysseus, Hercules, Hector, Hera, Achilles, Zeus, Atlas usw., alle treten in Erscheinung. Soviel zum Positiven, was ich über dieses Buch zu sagen habe.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier ein paar Stichpunkte zum Negativen:
Nicht nur optisch durch seinen Einband in Orange erinnert das Buch an einen Ziegelstein, es ist auch ähnlich schwer und eckig. Die Seiten sind dick und das Schriftbild relativ klein, es ist alles sehr kompakt. Die Illustrationen lockern das Ganze nur unwesentlich auf, all die nackten Muskelmänner mit einem lächerlichen kleinen Blättchen (Johannisbeerstrauch?) vor der Scham.
Die Sprache ist antiquiert, es wird reichlich frohlockt und gejauchzt. Die einzelnen Geschichten sind überladen mit Namen, gern wird auch noch erwähnt, die der Vater und der Großvater einer unwichtigen Nebenfigur hießen.
Die Figuren sind überwiegend Stereotype. Die Götter und Göttinnen kommen als trotzige Sturköpfe daher, die Helden sind blutrünstig und intrigant, die Frauen entweder wahre Monster oder so monogam und abgrundtief ergeben, dass sie im Falle des Ablebens ihres Herzallerliebsten sofort Selbstmord begehen. (Umgekehrt reichen die Helden ihre Frauen weiter wie Gebrauchtwagen.)
Die Lektüre war extrem zäh. Der Trojanische Krieg wurde über 120 Seiten zu Tode erzählt, so dass ich ausnahmsweise querlesen musste, um nicht ganz abzubrechen. 120 Seiten für 10 Jahre Krieg wäre natürlich bei einer Gablé oder einem King gerade mal genug für die Einleitung, aber bei diesen beiden wäre jede Seite ein Genuss. Hier bei Hector, Achilles, Agamemnon & Co. waren es seitenweise Aufzählungen im Sinne von:
X erschlug den A, dann den B, dessen Vater C. hieß, dann noch den D., Sohn des F. und der E., die wiederum eine Tochter von G im fernen H war. Danach erschlug X noch I, J und K, so dass das Blut gen Himmel spritzte. Athene frohlockte, und Hera wurde noch saurer.
Mein Fazit:
- Das Buch ist schon aussortiert und wird bei nächster Gelegenheit weggetauscht.
- Herkules war kein Held, sondern ein brutaler Totschläger.
- Zeus war ein notgeiler Sexualverbrecher.
- Hera hätte sich beizeiten von Zeus trennen sollen, statt sich die Ewigkeit mit Eifersucht, Zank und Rache zu versauen.
- Das Treiben der griechischen Götter ist ein gutes Argument für den Atheismus.