Es gibt 52 Antworten in diesem Thema, welches 12.262 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von finsbury.

  • Auf jeden Fall. Ich habe sie regelrecht verschlungen. Ich werde mal schauen, was Auguste Lechner noch so verfasst hat. Die Suche hier im Forum hat schon mal ergeben, dass auch noch andere Bücher von ihr auf einigen unserer SUBs liegen...

  • Ich hab von ihr noch den Parzival herumliegen, den ich ursprünglich ererbt habe. Ich kann dazu nichts Näheres sagen, weil ich nur die ersten paar Seiten gelesen habe (wie wohl bei all meinen Büchern *g*), aber es hat schon mal einfacher begonnen als das mittelhochdeutsche Versepos! :lachen:


    Die Ilias klingt jedenfalls von Auguste Lechner bedeutend spannender... :rollen: Die Voß-Übersetzung fällt für mich jedenfalls schon mal raus, so scharf bin ich dann auch nicht auf die Hexameter.

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631

  • Das hörte sich jetzt so interessant für mich an, dass ich mir soeben ein gebrauchtes Exemplar bestellt habe. So wat Gerafftes ist ja echt ne gute Möglichkeit sich solche "Schinken" anzutun. Tolle Idee!

    Gruß suray

  • Also für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne, die schon immer wissen wollten, was die Ilias ausmacht, ist die Nacherzählung von Auguste Lechner bestens geeignet. :breitgrins:


    So, MacOss trifft hier genau den Kern der Sache! Ich habe das Buch jetzt durchgelesen und finde mich in diesem Satz komplett wieder. Und mehr ist das Buch für mich aber auch nicht. Weder von der Aufmachung noch vom Inhalt. Ich habe es halt gelesen, da ich mal wissen wollte, was die Ilias ist. So, das weiss ich jetzt. Und ich fand es relativ langweilig. Immer nur dieses Gekämpfe und das Gerangel der Götter. Vor vielen Jahren hab ich mal "Die Feuer von Troia" von Marion Zimmer Bradley gelesen und das Buch war sehr spannend und hat mir die Ilias - wie ich jetzt weiss - auch sehr nahe gebracht.


    Von mir daher nur
    3ratten

    Gruß suray

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    Es wird angenommen, dass die Ilias im siebten bzw. achten Jahrhundert vor Christus entstanden ist. Derzeit wird laut Wikipedia in dem Artikel "Homerische Frage" angenommen, dass Homer als Einzelperson den bereits vorhandenen Sagenstoff in schriftliche Form gegossen hat, während früher davon ausgegangen wurde, dass viele verschiedene Dichter am Entstehen des Epos beteiligt gewesen sind, die im Lauf der Überlieferung in die Person Homer verschmolzen wurden.


    Ich lese die Übersetzung von Johann Heinrich Voß nach der ersten Ausgabe aus dem Jahr 1793. Wie von finsbury prophezeit, ist das Epos sehr spannend erzählt und lädt durch die packende Erzählung zum Weiterlesen ein. Mittlerweile habe ich die ersten drei Gesänge gelesen. Homer taucht ohne lange Einleitung sofort mitten ins Geschehen ein. Dabei setzt er voraus, dass seine Leser- beziehungsweise Zuhörerschaft den Inhalt bereits kennt und es keiner langen Erklärungen bedarf.


    Mittlerweile tobt der Krieg vor Trojas Toren seit neun Jahren, als der Sonnengott Apollon das griechische Heerlager mit der Pest bestraft. Agamemnon verweigerte die Herausgabe seiner Sklavin Chrysëis an ihrem Vater, den Apollonpriester Chryses, was nun die Seuche zur Konsequenz hatte. Schließlich muss er nachgeben und auf Chrysëis verzichten, verlangt aber als Ersatz Brisëis, die Achilles bei einem Beutezug entführt hatte. Dies erweckt naturgemäß den Zorn des Achilles. Nach einem heftigen Streit, bei denen sich die beiden nichts schenken, zieht sich Achilles beleidigt vom Kampfgeschehen zurück. Er wird von nun an die Griechen nicht mehr in die Schlacht begleiten. Zusätzlich weint er sich im wahrsten Sinne des Wortes bei seiner Mutter Thetis aus. Er bittet die Meergöttin bei Zeus für ihn zu intervenieren und den Griechen fortan das Schlachtenglück zu verwehren. Diese Bitte wird von Zeus huldvoll gewährt.


    Bevor es zur nächsten großen Schlacht kommt, findet aber zuerst noch der Zweikampf von Menelaos und Paris (der auch Alexandros genannt wird) statt. Der Gewinner soll die schöne Helena behalten dürfen und der Krieg ein Ende haben. Als Meneloas Paris ernsthaft verletzt und zu töten droht, greift die Göttin Aphrodite zugunsten ihres Günstlings ein. Sie lässt eine Nebelwolke aufkommen, in der sie Paris in die Sicherheit der Gemächer der Helena trägt.

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Ach, das weckt Lektüreerinnerungen! Vielen Dank, dodo, dass du uns nochmal am Geschehen teilnehmen lässt. Und ich freue mich, dass du es auch so siehst, dass dieses Versepos einen echten Sog hat und auch Voss seine Übersetzung wohl ziemlich gut gemacht hat.

    Da ich in grauen Vorzeiten Germanistik studiert habe, sind mir recht viele Versepen vor meine Leseraugen gekommen. Aber an Homer und vielleicht noch das Nibelungenlied reicht an dramatischer Gestaltung kaum etwas anderes heran. Wenn andere sicherlich literarisch genauso wertvoll und von ihrer Aussage her tief sind, Homer konnte nebenher auch einiges, was heute eine gute Drehbuchautor*in auch beherrschen muss: Setting und ausgefeilter dramatischer Konflikt mit Verteilung der Aspekte auf charakterlich unterschiedlich angelegte Personen. Das ist z.B. gerade in der von dir geschilderten Szene mit Achilles zu sehen. Übrigens sprechen auch meiner Ansicht nach gerade diese durchgängigen Qualitäten in der Ilias und Odyssee für nur einen Autor.

  • Ilias steht noch auf meiner Leseliste und wenn man mich gefragt hätte, hätte ich gesagt dass ich die Odyssee erst letztes Jahr gelesen habe. Als ich nachgesehen habe, hat sich herausgestellt, dass die Lektüre schon drei Jahre her ist. So präsent ist sie also noch, auch wenn ich nicht uneingeschränkt begeistert war.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Homer konnte nebenher auch einiges, was heute eine gute Drehbuchautor*in auch beherrschen muss: Setting und ausgefeilter dramatischer Konflikt mit Verteilung der Aspekte auf charakterlich unterschiedlich angelegte Personen.

    Das empfinde ich genauso. Ob man es will oder nicht, man wird von Homer mitten ins Geschehen geworfen. Die Schlachtszenen beschreibt er sehr anschaulich. Es spritzt das Blut, das Gedärm fliegt durch die Gegend und die gängige Praxis der Leichenfledderei wird auch nicht verheimlicht. Dem Sieger gehören die Rüstung, die Pferde und der Streitwagen des Getöteten. Aber wehe, wenn er bei der Sicherung der Beute nicht aufpasst. Schnell kann ihm das Schicksal seines Opfers ereilen.


    Im vierten Gesang entscheidet sich in den Hallen des Olymp das Schicksal Trojas. Menelaos ging im Zweikampf mit Paris klar als Sieger hervor. Nun stellt sich die Frage, ob die Trojaner die vorher unter Eid geschlossene Vereinbarung ehren und Helena gemeinsam mit einer ordentlichen Reperaturzahlung heraus geben werden.


    Göttervater Zeus möchte die Stadt eigentlich nicht dem Untergang weihen. Er ist Priamos und seiner Feste zugetan und kann Heras Zerstörungswillen anfangs nicht viel abgewinnen. Doch seine Frau ist unerbittlich. Unterstützt von Athene, die seit der Apfelaffäre ebenfalls einen unstillbaren Groll gegen Paris und damit gegen die Stadt hegt, bekommt sie, damit endlich Ruhe herrscht, ihren Willen.


    Verführt von Athene bricht Pandaros, der Sohn des Lykaon, den Waffenstillstand und schießt einen Pfeil gegen Menelaos. Weil er von Athene geschützt wird, hat dieser nur eine Fleischwunde. Trotzdem gerät Agamemnon verständlicherweise deswegen so richtig in Rage und das große Schlachten beginnt. Um dem ganzen noch etwas mehr Würze zu verleihen, wirft Homer die Götter ebenfalls ins Getümmel. Athene und sogar Hera greifen immer wieder auf der Seite der Achaier hilfreich ins Geschehen ein, Apollon, Ares und Aphrodite unterstützen die Trojaner.


    In der Schlacht erweist sich der griechische Held Diomedes als wahrer Berserker. Obwohl ebenfalls von Pandaros schwer verletzt, kann ihm die Wunde dank Athenes Hilfe nichts anhaben. Pandaros selbst überlebt das Gemetzel nicht. Er wird von Diomedes getötet.

  • Die nächsten Gesänge konzentrieren sich auf Schlachtszenen, sowie Beratungen der beiden Seiten. Achilles schmollt noch immer in seinem Zelt, Agamemnons Friedensangebot hat er ausgeschlagen.


    Zeus indes gewährt dem trojanischen Prinzen Hektor mehrere Siege über die Griechen. Denn auch wenn er Hera die Zerstörung der Stadt zugesagt hat, vergisst er doch nicht sein Versprechen Thetis gegenüber.


    Die Ilias beziehungsweise ihre Übersetzung durch Voss gefällt mir noch immer. Nur an einem Wort habe ich zu knabbern. Was bedeutet gerenisch? Beim Greis Nestor heißt es immer wieder "der gerenische reisige Nestor". Reisig ist mir klar, aber bei gerenisch habe ich keine Ahnung. :confused:

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Nestor war der Herrscher von Pylos. Deswegen hätte ich gerenisch nicht als Herkunftsbezeichnung erkannt. Ich habe auch schon gegoogelt, aber wurde noch nicht fündig.

  • Es scheint eine geographische Bezeichnung zu sein:

    "The young Gerenian Nestor , König von Pylos und Sohn des Neleus , nach dem Bezirk Gerenia am messenischen Meerbusen , in dem er geboren sein sollte , bei Homer der Gerenische genannt . Ovid Met . VIII , 313 : primis etiamnum Nestor ..."

    In anderen Texten heisst es, "er sei in Gerenos abwesend gewesen", was wohl heissen soll, er sei während der Schlacht in Gerenos gewesen, und deshalb nicht wie die anderen gefallen. Mit etwas Geduld findet man solche Erklärungen, wenn man in google books den Ausdruck "gerenisch" eingibt (aber meist findet sich nur das Zitat ohne Erklärung).

  • Zeus indes gewährt dem trojanischen Prinzen Hektor mehrere Siege über die Grieben

    Warum kommt mir jetzt der Koch in der Muppet Show in den Sinn? ... ^^

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hektor tötet Patroklos im Kampf und raubt ihm die Rüstung. Danach entbrennt ein heftiger Kampf um die Leiche - die Trojaner wollen sie in die Stadt bringen, die Griechen zu den Schiffen.


    Als Achilleus von dem Tod seines Gefährten erfährt, brennen bei ihm die Sicherungen durch. Vergessen ist der Zorn auf Agamemnon, der ihm die Briseïs raubte, vergessen, dass er seine Mutter anflehte, Zeus möge den Griechen keinen Sieg mehr gewähren, bis seine Schmach getilgt ist. Er will nur noch Blut sehen und Hektor für Patroklos´Tod büßen lassen.


    In meinen Augen ist der "mutige Renner" Achilleus eine verwöhnte, minder intelligente Killermaschine. Das heldenhafte erschließt sich mir in seiner Person nicht wirklich. Zuerst sitzt er beleidigt in seinem Zelt, weil ihm sein Spielzeug weg genommen wurde. Agamemnons Verhalten war natürlich nicht in Ordnung, sondern ebenfalls eine eingeschnappte Reaktion darauf, dass der Rat der Griechen ihn gezwungen hatte, die eigene Bettsklavin zurück zu geben. Immerhin hörte er auf seine Berater, als nach Achilleus Rückzug sich das Schlachtenglück gewendet hatte. Er entschuldigte sich bei dem Peleionen und machte ihm ein großzügiges Friedensangebot. Der wiederum zog es vor, ob der ungerechten Behandlung weiter zu schmollen. Nachdem sein eigenes Verhalten nun dem Freund das Leben gekostet hat, ist natürlich wieder jeder andere Schuld, nur nicht seine eigenen Taten. Am liebsten würde ich ihm zurufen: "Werde erwachsen. Es ist Krieg, da sterben nun mal Menschen!"


    Homer versteht es einfach, mitreißend zu erzählen. Trotz der dauernden (manchmal auch zermürbenden) Schlachtenszenen schafft er es, sein Publikum in Bann zu halten und Emotionen zu wecken. Der Tod des Patroklos war mitreissend geschildert. Obwohl sein Schicksal vor der Szene bereits bekannt war, habe ich trotzdem mitgefiebert. Ich bin schon gespannt, ob Homer bei Hektors Ableben ebenfalls das Mitgefühl der Leser wecken wird.

  • Zwischen den vielen Schlachten und dem Gemetzel werden immer wieder Abschnitte, in denen die Götter am Handeln sind, eingeschoben. Sie spinnen im Olymp ihre Intrigen und greifen auf der einen oder anderen Seite ins Geschehen ein. Diese Szenen mag ich persönlich besonders gern, weil sie einerseits eine Erholung des ewigen Gemetzels sind und andererseits einen Einblick in die griechische Jenseitsvorstellung bieten. So sind die Götter zwar mächtig, aber gegen das Schicksal haben auch sie keine Handhabe.


    Bei Achilleus beispielsweise war bereits zu seiner Geburt festgelegt, dass er entweder nach einem langen erfüllten Leben alt in seinem Bett sterben und danach vergessen wird, oder dass sein Name ewig bestehen bleiben wird, er aber dafür in jungen Jahren vor den Mauern vor Troja fallen wird. Wofür sich der narzisstische Psychopath entschieden hat, ist ja hinlänglich bekannt.

  • Tatsächlich ist es eine meiner Lieblingsstellen in der Ilias wie der Kampf um die Leiche entbrennt und alles noch mehr eskaliert. ^^

    Achilleus ist echt unsympathisch in der Ilias. Ich bin da aber inzwischen von Madleine Miller's Interpretation besänftigt, da kommt er viel besser weg.

  • Tatsächlich ist es eine meiner Lieblingsstellen in der Ilias wie der Kampf um die Leiche entbrennt und alles noch mehr eskaliert. ^^

    Das war wirklich ein heftiges Gemetzel.


    Meine Lieblingsstelle ist bis jetzt eindeutig Hektors letzter Kampf und Tod. Homer fährt alle Geschütze auf. Die Emotionen aller Beteiligten waren greifbar. Priamos, der von der Mauer herab versucht, seinen Sohn zur Flucht in die Stadt zu bewegen, unterstützt von seiner Frau Hekabe, die ebenfalls kein Gehör findet. Hektor, der im allerletzten Moment von Angst übermannt wird und deswegen verzweifelt um die Stadt läuft, in der Hoffnung dem Unausweichlichen doch zu entkommen. Achilleus, der einzig aus kalter Wut besteht und nur noch ein Ziel hat, nämlich Hektor zu töten. Der zweiundzwanzigste Gesang war ziemlich mitreißend.


    Achilleus ist echt unsympathisch in der Ilias.

    Wobei er kein eindimensionaler Bösewicht ist: seine Trauer um Patroklos ist echt. Dass er nach dessen Tod völlig außer Kontrolle gerät, ist gut nachvollziehbar.


    Homer hat generell die handelnden Personen vielschichtig gezeichnet und sie nicht nur schwarz oder weiß gemalt. Das finde ich so faszinierend an der Erzählweise der Ilias - dass es Homer gelingt, die Leser nach fast 3000 Jahren noch immer zu fesseln, liegt sicher auch daran, dass er keine Schablonen geschaffen hat, sondern Menschen mit Stärken und Fehlern porträtiert.