Grady Hendrix - The Southern Book Club's Guide to Slaying Vampires/Southern Gothic: Das Grauen von Nebenan

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    Titel: The Southern Book Club's Guide to Slaying Vampires

    Autor: Grady Hendrix


    Allgemein:

    408 S., Quirk Books, 2020


    Zitat von Amazon

    Inhalt:

    Patricia Campbell ist unzufrieden. Ihr Mann ist ein Workaholic, ihre beiden süßen Kinder sind zu launischen Teenagern mutiert, und ihre pflegebedürftige Schwiegermutter braucht ständig Aufmerksamkeit. Ihr einziger Lichtblick ist der Buchclub, den sie mit ihren engsten Freundinnen gegründet hat: Hier kann sie ihre Leidenschaft für True Crime und Serienkiller voll und ganz ausleben.

    Eines Abends wird Patricia von ihrer dementen Nachbarin attackiert, und kurz darauf tritt deren Neffe, James Harris, in Patricias Leben. Der vielgereiste, belesene und unverschämt gutaussehende James weckt Gefühle in Patricia, die sie schon seit Jahren nicht mehr gespürt hat. Doch als im weniger wohlhabenden Viertel der Stadt immer mehr Kinder verschwinden, befürchtet Patricia, dass James mehr Ted Bundy als Brad Pitt ist. In Wahrheit ist James jedoch eine ganz andere Sorte Monster – und Patricia hat ihn schon längst in ihr Heim gelassen …



    Bisher:


    Allein der Originaltitel ist einfach der Oberknaller finde ich :err: daher hab ich dem Autor noch einmal eine Chance gegeben, obwohl ich "Horrorstör" nicht so gut fand.

    Alleine die Ausganssituation um einen Buchclub mit Fokus auf True Crime Bücher. Das konnte ich nicht ignorieren :lachen: Das Cover meiner Ausgabe finde ich auch super.


    Ich bin noch gar nicht soo weit damit gekommen, da es mein in Straßenbahn-Buch ist und ich momentan da ein paar Konzentrationsprobleme habe. Dadurch komme ich nicht so schnell voran, wie ich das gewohnt bin. Aber es macht bisher echt Spaß. Im Zeitraffer habe ich bereits erfahren, wie es zum Buchclub und vor allem zur Themenwahl kam. Das war sehr unterhaltsam und ich hatte so ein bisschen Desperate Housewifes Gefühle *g* Die Handlung spielt so Anfang der 90er und es ist schon spannend, wie sehr man sich an Smartphones und Co. gewöhnt hat. Es ist hi und da etwas irritierend, das keine Nachrichten hin und her geschickt werden. :lachen: Andererseits ist es jetzt auch nicht sooo wichtig für die Handlung. Im Prinzip hätte es sonst zu jeder Zeit spielen können bisher.

    Die Kapitelnamen orientieren sich auch an echten Buchtiteln, Filmen und Musik, alles mit Bezug zu Mordfällen und auch der Lektüre der Frauen. Z.B. lesen sie auch ein Buch über die Manson Morde.


    Ich bin gespannt, da ja im Titel schon anklingt, das es vermutlich um Vampire gehen könnte. Genau diese Mischung hat mich hat mich sehr neugierig gemacht. Das Vampire ja auch gefährlich für Menschen sind und im Grunde Serienmörder sind, fand ich mal einen Blickwinkel, der oft fehlt, wenn es um das Thema geht. Das wird ja in der Literatur insgesamt einen eher romantischen Blickwinkel eingeschlagen, selbst wenn die Vampire wie bei z.B. bei Anne Rice nicht so harmlos daherkommen.


    Auf deutsch erscheint das Buch übrigens im Mai unter dem Titel:
    Southern Gothic - Das Grauen von Nebenan

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  • Bisher ist es echt super unterhaltsam und exakt das, was ich mir auch davon versprochen hatte. Ein bisschen gruselige hi und da (aber wirklich nur ein klein bisschen). Gerade dieser Mix aus Vorstadtidylle, True Crime und einem möglichen Vampir in ihrer Mitte, das macht so viel Spaß.


    Mir gefällt vor allem auch, das sich der Roman auf nur einen Blickwinkel fokussiert. Das ist tatsächlich auch mal erfrischend, da ja momentan eher Romane mit vielen verschiedenen Perspektiven fast ein bisschen über Hand nehmen. Ich finde manchmal geht dann doch etwas von den Figuren verloren, weil jede davon nicht immer genug Platz bekommt. Da der Roman jetzt auch nicht sonderlich dick ist, würde es mich hier eher stören. So kann man sich ganz auf Patricia und ihr Leben einlassen. Hi und da hätte ich vielleicht gern ein paar Begegnungen mehr mit James gewünscht, weil ich finde das nicht so ganz gut rüberkommt, wie integriert James auf einmal in Patricias Leben ist. Klar es wird schon angerissen, aber an dem Punkt vielleicht etwas zu oberflächlich.

    Dafür wird das Bedrohliche der Ereignisse und die Steigerung der unmittelbaren Gefahren die Patricia zunächst nicht verknüpft hat, sehr schön beschrieben. Und das erzeugte dann auch den leichten Grusel, der mir hier so gut gefällt. Man fühlt sich ja in seiner unmittelbaren Umgebung im Normalfall fast schon automatisch sicher und plötzlich wird Patricias Leben aus dieser Sicherheit gerissen. Was mir auch gefällt ist, das die Strukturen der Gemeinschaft auch hinterfragt werden. Also alle gehen ja irgendwie davon aus, das aufgrund dessen, das ihre Nachbarn hier leben, niemand ein Verbrechen begehen würde. So jemand würde schließlich doch nicht zu ihnen ziehen... Und natürlich bezieht es sich nur auf die weißen Mitglieder. Auch der Rassismus trägt dazu bei, das jemand längere Zeit unbeobachtet seine Verbrechen begehen konnte, weil die Polizei nicht richtig ermittelt hat.


    Ein bisschen amüsant finde ich ja, das Patricia und ihre Freundinnen sich durch ihren Buchclub auch befähigt sehen, sich mit einem Kriminalfall zu beschäftigen. Vor allem durch die Beschäftigung mit Ted Bundy und der Lektüre von Ann Rules Buch über ihn, sorgt dafür, das sie sich befähigt sehen, sich als Hobbydetektive zu betätigen. Rule hatte eng mit Bundy zusammengearbeitet und das Buch dreht sich auch darum, das sie es lange nicht geahnt hatte. Ich hab mal geschaut, Rule hat auch danach noch weitere True Crime Bücher geschrieben.


    Aber keine Sorge, das Buch spielt auch mit der Vampirthematik und ich musste schon schmunzeln, weil Hendrix sich den klassischen Dracula Motiven bedient, die Bram Stoker in seinem Roman beschreibt. Es gefällt mir, wenn Easter Eggs verstreut werden, die man nicht unbedingt braucht um den Roman auch ohne Hintergrundwissen verstehen zu können, die aber allen Spaß bereiten können, die sich in der Hinsicht ein bisschen auskennen.

  • Hab mich vorhin erstmal aufgeregt :lachen: Vor allem weil Patricia eingeredet wird, das sie sich alles nur einbildet und das James total vertrauenswürdig ist.

    Das zeigt wie perfide James vorgeht - denn das ihm nicht zu trauen ist, merkt man von außen ziemlich schnell. Das macht es jetzt aber auch wieder spannend, weil man sich fragt ob Patricia es noch gelingen kann ihn zu entlarven.

  • Hi und da wurde es dann auch ein klein wenig gruselig, vor allem weil ich vergessen hatte das Licht an zu machen und es im Zimmer immer dunkler wurde. :lachen:


    Das letzte Drittel hat mir noch einmal richtig gut gefallen und ich bin ziemlich begeistert.

    Es war einfach so unterhaltsam und gleichzeitig streifte der Roman trotzdem auch Themen, die dem Ganzen Tiefe gaben. Vor allem wenn darum geht, wie Frauen oft behandelt werden, wenn man ihnen nicht glauben will oder dafür sorgen möchte, das ihnen niemand glaubt.

    Hendrix spielt dabei auch nicht nur mit dem Vampirmotiv, sondern verknüpft es mit vielem, was man über Psychopathie weiß. Ich fand diese Mischung ziemlich interessant, weil es ihm dadurch gelingt, tatsächlich ein Verständnis dafür zu bekommen, wie jemand dafür sorgen kann, das man ihm/ihr nicht misstraut, obwohl die Person dieses Vertrauen lieber nicht erhalten sollte.

    Patricia wird auch deshalb immer wieder nicht geglaubt, weil James es längst geschafft hat, sich in das Leben der Gemeinschaft zu drängen und auf der anderen Seite Frauen auch heute noch oft in bestimmten Situationen weniger geglaubt wird als Männern.


    Patricia als Hauptfigur mochte ich sehr, sie lässt sich nicht beirren und gibt nicht auf. Ich war am Ende sehr stolz auf sie. Besonders gefiel mir auch, das der Roman einfach mal realistische Frauenfreundschaften zeigt und vor allem Frauen, die sich nicht die Ganze Zeit anfeinden und nur über Männer sprechen.

    Der schöne Grusel kommt auch daher, dass die Geschichte in einem ganz normalen Vorort a la Desperate Housewives spielt, mit ganz normalen Frauen und ihren Familien.


    Des weiteren hat es mir einfach extrem gut gefallen, wie der Autor Anspielungen auf Bram Stokers Dracula in die Handlung mit eingebaut hat. Und auch die Verweise auf verschiedene Bücher, die der Buchclub liest, gefielen mir.

    Im Prinzip hatte der Roman wirklich einfach alles, was ich persönlich mag: Bücher, True Crime, tolle Frauenfreundschaften, Serienmörder und gefährliche Vampire.^^


    Von mir gibt es daher:

    5ratten ,

  • Das klingt echt super und rutscht höher auf meiner Wunschliste. Von meiner Lieblingsthemen-Liste wird inhaltlich so ziemlich alles abgehakt, wenn ich das hier so lese. ^^

    ~ The world is quiet here ~

  • Der Roman "Southern Gothic" von Grady Hendrix hat mir total gut gefallen, und das nicht nur, weil ich ein großer Vampirfan bin. Die Schilderungen des Umfelds von Patricia und ihren Mitstreiterinnen im Buchclub sind sehr gelungen und unterhaltsam, und das ohne abwertend zu sein - ich hatte immer wieder das Gefühl, dass der Autor hier ein gesellschaftliches Milieu beschreibt, dass er selbst gut kennt und dessen Tücken er gekonnt nutzt, um die Handlung des Romans voranzutreiben.

    Besonders Patricia als Hauptfigur ist ausgesprochen sympathisch, nicht nur in der Fürsorge für ihre Lieben (die sie schließlich sogar zum Äußersten treibt), sondern auch als hartnäckige Kämpferin gegen das Böse, gegen das sie alle Mittel einsetzt. Gerade die Tatsache, dass viele aus ihrer Umgebung, insbesondere ihr Mann, ihr nicht viel zutrauen, sie dann aber alle eines besseren belehrt, wird als glaubhafte Entwicklung geschildert. Und auch die anderen Frauen sind stärker, als es zunächst scheint - für diese Südstaatenladys scheint die Redewendung über die "Magnolien aus Stahl" wie gemacht zu sein. Oder wie Slick (eine der Protagonistinnen) es formuliert: "Nette Südstaatendamen. Ich will euch was sagen ... eine richtige Südstaatendame ist überhaupt nicht nett." (S. 444).

    Der Gegner, mit dem die Mitglieder des Buchclubs es zu tun bekommen, ist mit Freundlichkeit aber auch nicht zu besiegen, hier braucht es Mut und Entschlossenheit sowie ein Talent zur Täuschung - und nicht zuletzt eine Wildzerlegeanleitung sowie das entsprechende Werkzeug, die sich die Damen zur entscheidenden Verabredung mitbringen. Der Vampir tritt in einer modernisierten Form auf, die sehr überzeugend ist - zwar ist der eigentliche Akt des Blutsaugens verführerisch dargestellt, darüber hinaus verfügt er aber nicht über nennenswerte übernatürliche Kräfte: er manipuliert die Menschen um sich herum sehr gekonnt und schafft es dadurch, sich Vertrauen zu erschleichen und seine Tarnung zu perfektionieren. Das ist im Kontext dieses Romans für mich viel glaubwürdiger, als wenn sich der Autor stärker an klassischen Vampirfiguren orientiert hätte. Durch die verschiedenen Bezüge zu "Dracula" schafft er es aber trotzdem, sich vor dem Klassiker der Vampirliteratur zu verneigen.


    Für mich war der Roman sehr unterhaltsam, stellenweise auch gruselig (bei der Szene auf dem Dachboden musste ich mich einige Male schütteln) und ich kann ihn allen Vampirfans nur wärmstens empfehlen.


    5ratten