Bernardine Evaristo - Mädchen, Frau etc.

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    Amma kreiert ihr erstes großes eigenes Theaterstück, bei dem sie ihre Individualität als schwarze, lesbische Frau mit verarbeitet. Ausgehend davon stellt Evaristo ganz unterschiedliche und diverse Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt, die ihre individuelle Geschichte erzählen.


    Das Buch hat mich ein wenig überrollt. Es fing damit an, dass auf jegliche Art der Interpunktion verzichtet wird und so auch Groß- und Kleinschreibung weitesgehend außer Acht gelassen wird. Es hat einige Kapitel gedauert, bis ich mich an die vielen daraus resultierenden Absätze gewöhnt habe und die Zeichensetzung nicht mehr vermisst habe. Doch dadurch dass die Autorin eine Menge an Charakteren einbaut, die man ebenfalls erstmal sortieren muss, ist der Einstieg in das Buch alles andere als leicht. Ich persönlich hätte mir ein einfacheres Buch gewünscht. Aber das hat mit meinem (derzeitigen) Lesegeschmack zu tun. Auf der anderen Seite spielt die Autorin hier mit Stilmitteln, beherrscht ihre Kunst und zeigt dies. Das ist natürlich absolut wichtig, damit schwarze Autor*innen noch wichtiger genommen werden und viel mehr von ihnen publiziert wird.


    Neben dem Themenkomplex Rassismus geht die Autorin auch auf Themen wie Feminismus und Gender ein. Ebenfalls wichtige Themengebiete, auf die ich als Leserin brenne. Also insgesamt ein modernes Buch mit modernen Inhalten, das sich abhebt von dem Einheitsbrei, der sonst oft auf dem Buchmarkt zufinden ist. Eine echte Abwechslung und auch wenn der Einstieg schwerer ist, als ich mir das vorgestellt habe, würde ich das Buch jedem empfehlen. Egal, ob er es am Ende abbricht oder begeistert zu Ende liest. Auch die Bücherwelt braucht ein wenig frischen Wind wie diesen! ...


    Grundsätzlich werde ich aber immer für eine richtige Interpunktion sein. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Avila ()

  • Ich mag solche Zeichensetzungsexperimente auch nicht; ich finde, es schadet eher, als dass es nützt.


    Davon abgesehen klingt das Buch durchaus interessant. Ob es sich wohl besser als Hörbuch eignen würde, wo die fehlende Interpunktion nicht auffällt?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ob es sich wohl besser als Hörbuch eignen würde, wo die fehlende Interpunktion nicht auffällt?

    Interessante Frage. Da könnte was dran sein. Stellt sich nur die Frage, ob man das lesetechnisch umsetzen kann? Und was ich mir schwierig vorstelle, ist die Konzentration auf die vielen Charaktere. Ich bin beim Hörbuch hören meist unkonzentrierter. Ansonsten würde ich vorschlagen: Buch ausleihen und ausprobieren. :)

  • Das stimmt, bei komplexen Inhalten sind Hörbücher meistens weniger geeignet.


    Ich habe mal ein Podcastinterview mit der Autorin gehört, bei dem sie auch eines ihrer Gedichte vorgetragen hat, das fand ich durchaus ansprechend. Vielleicht gebe ich dem Buch ja doch mal eine Chance, trotz der Interpunktions-Thematik.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch ist eine Aneinanderreihung von Lebensgeschichten, die Figuren entstammen verschiedenen Generationen und sind größtenteils als nicht-weiße Frauen in England aufgewachsen. Es gibt Zusammenhänge zwischen ihnen, ich hätte mir eine Grafik mit einem Spinnennetz aus Verbindungen am Ende des Buches vorstellen können, allerdings tatsächlich auch erst am Ende und bitte auch erst dann anzuschauen, denn einige der Verbindungen sind nicht auf den ersten Blick offensichtlich und ich hatte Vergnügen daran, sie während des Lesens zu entdecken und mich mit jedem Kapitel auf ein neues Leben einzulassen und es gleichzeitig ins Gesamtbild einzupassen.


    Sprachlich ist das Verzichten auf Punkte zum Satzende auffallend, die daraus hervorgehende Absatzstruktur ist mir zu jedem Kapitelbeginn neu aufgefallen, bis ich mich wieder eingelesen habe. Es hat mich aber nicht so gestört, dass es mir das Buch besonders schwer oder gar unerträglich gemacht hätte.


    Evaristo zeichnet ein vielseitiges Bild nicht-männlicher Gesellschaftsmitglieder Englands und ihrer verschiedenen Positionen, interessant für alle, die Gender, LGBTQ und Co nicht für Quatsch halten. Es würde mich interessieren welchen Eindruck das Buch in 20 Jahren oder so auf seine Leser:innen machen wird.


    4ratten