Alison Weir - Anna of Kleve: Queen of Secrets

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 582 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Alison Weir - Six Tudor Queen: Anna von Kleve


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:


    Der Titel verrät es ja eigentlich und die Genannte ist keine Unbekannte: Es geht um das Leben und die Liebe von Anna von Kleve, der vierten Frau und Königin Heinrichs des VIII. Erzählt wird von Beginn ihrer frühen Jugend bis zu ihrem Tode.

    Ich habe mich ganz besonders auf diesen Band gefreut, weil ich Anna ganz besonders interessant finde...am Ende ging sie doch mit den wenigsten Schäden (und mit dem Kopf auf den Schultern ;)) aus ihrer Ehe mit Heinrich heraus, profitierte sogar bis zu ihrem Tode davon.


    Meine Meinung:

    Mich hat dieses Buch sehr begeistert. Es ist mittlerweile fast zwei Wochen her, dass ich es beendet habe, aber es beschäftigt mich immer noch. Die Schriftstellerin hat sich wohl einiges an künstlerischer Freiheit erlaubt. So setzt sie das von Heinrich zitierte "weiche Fleisch" mit einer Teenieschwangerschaft um. Im Internet konnte ich nichts zu Anna und ihrem Liebesleben finden, es erfolgte lediglich immer wieder der Hinweis, dass sie Heinrichs Frau war...ob sie aber wirklich keine Liebe in ihrem Leben hatte? Immerhin war die Ehe nur kurz und Anna noch jung, als sie wieder allein stehend war. Mir gefällt daher die Annahme der Autorin sehr gut.

    Im Gegensatz zu den Vorbänden spielt Heinrich am Gesamtumfang gemessen nicht die größte Rolle in der Erzählung, die Person Anna steht ganz klar im Mittelpunkt. Heinrich war nur eine Episode in ihrem Leben, nicht ihr ganzes Leben wie bei Katharina oder Anne Boleyn. Durch ihre kluge Haltung und Vorgehensweise hatte sie bis zum Henrys Tod ein gutes Verhältnis zu ihm und profitierte wohl auch von seinem schlechten Gewissen angesichts der Trennung...sie erhielt von ihm Geld und er unterhielt mehrere ihrer Wohnsitze. In der Serie kommt das ja auch ganz gut raus und mit meinem Abstand betrachtet hatte sie die beste Position von allen: eine kurze Zeit mit dem zunehmend siechen, alten Mann (der wohl auch noch unter Impotenz litt), dafür hatte sie lebenslang ausgesorgt und war weitest gehend frei.


    Wie auch die Vorbände hat mich Anna von Kleve absolut in ihren Bann gezogen und ich freue mich schon sehr auf die Erzählungen über die letzten beiden Königinnen.


    5ratten

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Ich schließe mich der Meinung komplett an.

    Auf den vierten Teil war ich sehr gespannt - über die ersten drei Frauen Heinrichs wusste ich definitiv mehr als über die letzten drei, jetzt begann also der für mich "neuere" Part.

    Anna, die Frau, die Heinrich wegen eines Bildes ausgesucht hat, auf dem sie besser aussah als in der Realität - dabei hat ihre Geschichte so viel mehr zu bieten.

    Ihre Zeit mit Heinrich nimmt nur einen kleinen Teil ein, stellt aber die Weichen für ihr restliches Leben, da sie nach der Trennung in England bleibt und weiterhin als Mitglied der Königsfamilie vor allem finanziell abgesichert ist.


    Die vielen Fragezeichen und Leerstellen in Annas Biographie hat Alison Weir schön und stimmig aufgefüllt.

    Ich mochte sowohl die Geschichte um ihre Schwangerschaft und ihre Liebe zu Otto als auch die regelmäßigen Auseinandersetzungen in England mit ihren Gegnern, z.B. wenn es darum ging, wer wann für wie lange in welchem Schloss wohnen darf und welche Bäume fällt.

    Das hat Anna als kluge Frau gezeigt, die aus der aufgezwungenen und gescheiterten Ehe mit Heinrich das Beste für sich selbst heraus holte.


    Die Reihe bleibt definitiv eine Empfehlung!

    Ich habe meiner Mutter gerade Band 1 besorgt und ich freue mich schon auf die beiden letzten Katharinas. Band 5 liegt schon bereit, ich will nur noch etwas warten, damit die Zeit bis zum Erscheinen von Band 6 als Taschenbuch nicht zu lange dauert.

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Alison Weir - Six Tudor Queens: Anna of Kleve“ zu „Alison Weir - Anna of Kleve: Queen of Secrets“ geändert.
  • Anna ist eine der Töchter des Herzogs von Kleve und führt ein ruhiges, von Frömmigkeit und Pflichtbewusstsein geprägtes Leben unter der Führung ihrer strenggläubigen Mutter. Das Aufregendste in ihrem jungen Leben war ein kurzes, leidenschaftliches Entflammen für ihren Cousin Otho, was aber schlimme Folgen nach sich zog und dazu führte, dass die Liaison unterbunden wurde und Anna sich nicht mehr getraut hat, etwas anderes sein zu wollen als eine züchtige junge Dame.


    Dass ausgerechnet sie, unauffällig und wenig gebildet und Tochter eines Provinzherrschers, als neue Gattin für den englischen König in Frage kommen könnte, nachdem seine Frau im Kindbett gestorben ist, hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt, doch die Verbindung zwischen England und Kleve ist politisch opportun als Gegengewicht zu den anderen Großmächten der Zeit, Frankreich und Spanien. Also segelt Anna Ende 1540 zum ersten Mal in ihrem Leben über den Ärmelkanal und wird in eine Welt hineingeworfen, die so völlig anders ist als alles, was sie bisher kannte, angefangen von der höfischen Mode, die Anna geradezu skandalös erscheint. Sie kann sich kaum verständigen, kennt niemanden außer ihrem eigenen kleinen Tross, der aus Kleve mitgekommen ist, und auch ihr Gatte ist ganz anders als das ansehnliche Mannsbild, das sie auf einem Porträt gezeigt bekam, ein übergewichtiger Typ mittleren Alters, launisch und reizbar und schwer einzuschätzen. Und sie lebt in ständiger Angst, dass am intrigengeschwängerten Hof ihr tiefstes Geheimnis ans Licht kommen könnte.


    Wie es mit der Ehe weitergeht, ist hinlänglich bekannt, aber warum und unter welchen Umständen sie schon nach wenigen Monaten endete und vor allem, wie es danach mit Anna weitergegangen ist, kommt in vielen Büchern und sonstigen Auseinandersetzungen mit der Tudorzeit zu kurz. In diesem Buch hingegen liegt das Augenmerk komplett auf ihr, von der schicksalhaften Begegnung mit Otho von Wylich im Alter von 15 Jahren bis zu ihrem Tod verfolgen wir ihren Lebensweg zwischen Kleve und London. Die Zeit ist geprägt von vielen Umbrüchen und Auseinandersetzungen, von Reformation und Gegenreformation und vielen Extremen und Unsicherheiten, das spürt auch Anna permanent und man hat das Gefühl, dass sie nach ihrer Eheschließung mit Heini 8 nie wieder so ganz zur Ruhe kommen kann.


    Mir hat das Porträt von Heinrichs glückloser 4. Ehefrau sehr gut gefallen, in dem sie einmal nicht auf die unansehnliche Deutsche reduziert wird, die Heinrich nicht hübsch genug war und darum wieder fortgeschickt wurde. Alison Weir füllt die Lücken zwischen den geschichtlich belegten Fakten plausibel auf (und erklärt im Nachwort auch, warum sie bestimmte erzählerische Entscheidungen getroffen hat). Sie verleiht Anna Persönlichkeit und Kontur und lässt uns beim Lesen mitfühlen, ohne darüber den Aspekt der historischen Korrektheit aus den Augen zu verlieren. Wie immer gibt es ein umfangreiches Personenverzeichnis und eine Übersicht der historischen Ereignisse, so dass man zwischendurch auch mal etwas nachschlagen kann.


    Auch Teil 4 ist also eine sehr gelungene Synthese aus Fakt und Fiktion und ich freue mich auf die restlichen Bände.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen