Marie Benedict - Lady Churchill

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    Die Frau hinter dem erfolgreichen Mann

    Clementine Churchill hat das Weltgeschehen entscheidend geprägt, und blieb doch unbekannt. Marie Benedict hat ihr Leben eingehaucht. Niemand wusste etwas über die emanzipierte Frau an der Seite Winston Churchills. Die beiden fühlten sich sofort beim ersten Treffen zueinander hingezogen, denn beide hatten unzulängliche Mütter. Sie selbst haben fünf Kinder bekommen von denen eines im Kleinkindalter starb. Lady Churchill hat mit ihrem Mann Winston an dessen beispielloser Karriere gearbeitet. Sie nennen sich Cat und Pug, meistern politische Krisen und Clementine muss ihren Mann ab und zu vor wütenden Frauenrechtlerinnen retten. Clementine wird wegen ihres unweiblichen Charakters kritisiert, sie selbst stellt ihre mütterlichen Fähigkeiten in Frage, denn sie bringt mehr Leidenschaft für ihre Arbeit auf, als für die Erziehung ihrer Kinder. Sie hilft ihrem Mann an allen Fronten. Der Kampf gegen die Nazis und seine Rückkehr ins Unterhaus bilden das Gerüst dieses Romans. Hier steht mal wieder eine starke Frau hinter dem Mann und lenkt die Geschicke.


    Meine Meinung

    Die Autorin weiß ihre Leser zu fesseln, und durch den unkomplizierten Scheribstils, konnte ich das Buch auch - ohne Unterbrechung des Leseflusses durch Unklarheiten im Text, -sehr gut lesen. Ich war schnell in der Geschichte drinnen, freundete mich mit Clementine an. Es beginnt mit der Hochzeit der beiden am 12. September 1908. Zunächst gibt es dann auch noch ein paar Rückblenden, in welchen berichtet wird, wie die beiden sich kennen lernten und schließlich die Hochzeit. Das Buch beschreibt Winston Churchills Aufstieg, seine erzwungene Abkehr von der politischen Bühne und die Rückkehr zu derselben. Was mich ein bisschen enttäuscht hat ist, dass es doch ziemlich abrupt zum Ende des zweiten Weltkrieges endete. Denn Winston Churchills Karriere war da noch nicht zu Ende, und Clementines Einfluss auf ihn bestimmt auch noch nicht. Denn Winston Churchill war auch in den Fünfzigern noch einmal Premierminister von Großbritannien. Und das ist das Stück, das mir in diesem Buch fehlt. Außerdem hat Clementine ihn ja auch überlebt. Die Autorin hätte also ruhig über Clementines Einfluss auf ihn bis zu seinem Tod schreiben können. Ich finde, dass dies etwas ist, das definitiv fehlt. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, es war spannend und interessant, hat mich gefesselt und gut unterhalten. Doch wegen des, ich möchte sagen fehlenden Endes gibt es zwar eine Leseempfehlung, jedoch nur vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten


    4ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Jedem ist wohl Winston Leonard Spencer-Churchill ein Begriff, doch über seine Frau wissen wohl die Wenigsten etwas. Die Autorin Marie Benedict hat sich in dieser Romanbiografie mit der Frau des Staatsmannes beschäftigt. Clementine Churchill


    Clementine Hozier hatte keine einfache Kindheit und sie stammte wie Winston Churchill aus einer adligen Familie. Winston hatte politische Ambitionen und benötigte daher eine Ehefrau. Doch erst als er die Clementine kennenlernt, findet er eine Frau, die ihm nicht nur Ehefrau werden will, sondern auch in die gleiche Richtung denken. Clementine wird Mutter von fünf Kindern, um die sie sich aber wenig kümmert, das überlässt sie lieber den Nannies. Sie hat großen Einfluss auf ihren Mann und seine Politik und setzt sich engagiert für die Rechte von Frauen ein. Sie ist die starke Frau an Churchills Seite, die ihr eigenes Leben zurückstellt, aber dennoch ihren Einfluss geltend macht.


    Erzählt wird diese Geschichte aus der Perspektive von Clementine. Sie lässt sich gut und flüssig lesen, hat aber meiner Meinung nach einige Längen. Wir begleiten die Churchills von der Hochzeit bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.


    Winston Churchill ist kein einfacher Mann, aber Clementine ist ihm gewachsen und sie greift auch vermittelnd ein. In einer anderen Zeit wäre sie sicherlich ihren eigenen Weg zielstrebig gegangen und ich bin sicher, dass sie erfolgreich gewesen wäre. So aber blieb sie im Hintergrund. Auch wenn ich mich in sie hineinversetzen konnte, so war sie mir doch nicht besonders sympathisch.


    Am Ende hätte ich gerne gewusst, was denn nun Realität und was Fiktion ist.


    Ein interessantes Buch über eine besondere Frau.


    4ratten

  • Am Ende hätte ich gerne gewusst, was denn nun Realität und was Fiktion ist.

    Das schätze ich bei romanhaften Biographien auch immer sehr - ein (meistens) Nachwort, in dem die Grenzen der Recherche "aufgedröselt" werden.

  • Clementine ist mehr als aufgeregt vor ihrer Hochzeit mit dem jungen aufstrebenden Politiker Winston Churchill. Sie ist sich wohl bewusst, dass diese Eheschließung sie ins Rampenlicht rücken wird und nicht ganz sicher, wie es ihr damit gehen wird - aber als politisch interessierte und kluge Frau hofft sie auch, dass sich ihr dadurch Chancen bieten, für das zu kämpfen, was ihr besonders am Herzen liegt wie das Wahlrecht für Frauen und soziale Gerechtigkeit.


    Churchills politische Karriere ist zunächst ein ziemliches Auf und Ab, vor allem nach dem Desaster der Dardanellen-Offensive im Ersten Weltkrieg, die krachend gescheitert ist und viele britische Soldaten das Leben gekostet hat. Es steht in den Sternen, ob er überhaupt je wieder politisch auf die Füße kommen wird. Clementine selbst ist ständig hin- und hergerissen zwischen ihren Herzensanliegen und den Aufgaben, die zu erfüllen man von ihr erwartet. Sie ist keine dekorative Gattin, die Gäste empfängt, gute Manieren hat und ansonsten brav die Klappe hält. Als Mutter fühlt sie sich ständig unzulänglich und fürchtet, in der Rolle genauso miserabel zu sein wie ihre eigene Mutter, und sie balanciert häufig hart am Rande der Überforderung und des Zusammenbruchs.


    Auch das Verhältnis zu ihrem Mann ist ambivalent. Einerseits schätzt Churchill die Offenheit und den Esprit seiner Ehefrau, aber andererseits spielt er ihren Einfluss und ihre Rolle in der Öffentlichkeit gerne herunter, was die engagierte Clementine zutiefst kränkt.


    Mit dem 2. Weltkrieg beginnt dann die schwerste Zeit im Leben des Paares, jahrelanges Bangen und Hoffen und Clementines beständiger Einsatz für bessere Verhältnisse in den Luftschutzkellern und ähnliches.


    Während ihr US-Gegenstück, die beeindruckende Eleanor Roosevelt, heute noch in aller Munde ist, weiß man zumindest hierzulande über die Frau an Winston Churchills Seite doch eher wenig. Marie Benedict rückt sie hier zu Recht in den Fokus und lässt sie aus ihrem Leben zwischen der Hochzeit und dem Ende des 2. Weltkriegs berichten, aus einer Zeit, in der Frauen häufig das Recht, sich zu politischen und gesellschaftlichen Themen zu äußern, gänzlich abgesprochen wurde. Clementine hat sich dieses Recht genommen, wo sie konnte, und einiges bewegt. Ein wenig schade ist, dass es am Ende des Buches zwar ein kleines Nachwort und ein paar Quellenangaben gibt, aber keine Klarstellung, wo sich die Autorin Freiheiten genommen hat und was historisch wirklich belegt ist.


    Stilistisch kommt der Roman recht schlicht und geradlinig daher. Clementine erzählt ihre Lebensgeschichte in einzelnen Schlaglichtern, zwischen denen oft längere Zeitspannen liegen, was ein wenig abgehackt wirken kann - das hätte ich mir manchmal etwas fließender gewünscht. Und obwohl sie auch intimere Details preisgibt und von emotional bewegenden Momenten, schönen wie tragischen, spricht, blieb mir Lady Clementine doch bis zum Schluss ein wenig fern; in ihre Gefühlswelt bin ich nicht so gänzlich eingetaucht. Ich hätte auch gerne noch über die Churchills in der Nachkriegszeit gelesen; für mich brach das Buch relativ abrupt mit dem Kriegsende ab.


    Dennoch ist "Lady Churchill" interessante Lektüre mit spannenden Einblicken in das bewegte Leben einer Frau, über die ich viel zu wenig wusste, und lädt zum weiteren Recherchieren über die Gattin des wohl berühmtesten britischen Premiers des 20. Jahrhunderts ein.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Da ich mir den Tipp-Arm gebrochen habe, spare ich mir eine längere Rezi, die Vor-Autorinnen haben ja schon das Wesentliche gesagt.

    Mir hat der Roman nicht so gut gefallen.


    1. S.o. ist nicht einsichtig, wo die Grenze zwischen Fiktion und Realität ist. Ich finde auch, dass einige Gedanken über das Selbstwertgefühl und die Frauen- und Mutterrolle sehr aus unserer Zeit heraus und unter Missachtung des Oberschichtstatus Clementine in den Mund gelegt wurden. Und genau deshalb wäre es gut gewesen, wenn Benedict ihre Quellen besser offen gelegt und darauf verwiesen hätte, ob und wo sich solche Überlegungen z.B. in Clementines Briefen spiegeln.

    2. Nicht nur in diesem Zusammenhang empfinde ich es darüberhinaus als übergriffig, solch eine Romanbiografie über eine historische Person, die noch nicht so lange tot ist, als dass es nicht mehr lebende nahe Verwandte geben würde, in der Ich-Perspektive zu verfassen. Ein wenig mehr Distanz zum Sujet wäre da angesagt, besonders wenn man gar nicht weiß, ob die Gedankengänge tatsächlich zu dem über Clementine Bekannten passen.


    Also: Einiges über die Zeit gelernt, aber wohl gefühlt habe ich mich mit dem Buch nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Oh Mist, gute Besserung für den Arm!


    Mir hat es vermutlich besser gefallen als Dir, aber Deine Kritikpunkte kann ich nachvollziehen. Etwas mehr Einblick in die Quellenlage hätte ich auch gut gefunden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zwischen Winston und Clementine war es Liebe auf den ersten Blick, trotzdem verfällt sie an ihrem Hochzeitstag in Panik. War ihr damals schon klar, welche Rolle ihr zukünftiger Mann in der Weltgeschichte spielen würde? Oder sah sie voraus, welche Opfer sie würde bringen müssen?


    Von Anfang an hatte Winston Churchill hohe Ansprüche an Clementine: er erwartete, dass sie die Lücke zwischen ihrer unterschiedlichen Schulbildung schnellstmöglich schloss und über das Weltgeschehen so viel wusste wie er. Dazu sollte sie die Rolle als Ehefrau eines aufstrebenden Politikers perfekt ausfüllen. Auch wenn das Geld anfangs oft knapp war, mussten immer wieder Gäste bewirtet werden und Winstons Lieblingschampagner fließen.


    Was für andere Frauen wahrscheinlich zu viel würde, ist für Clementine ein Ansporn. Sie schafft es nicht nur, die Anforderungen ihres Mannes zu erfüllen, sondern sie findet auch ihren Platz in der politischen Welt und das nicht nur als Winstons Ehefrau.


    So, wie die Autorin diese Rolle beschreibt, hatte ich manchmal den Eindruck, als ob Clementine bei einigen Entwicklungen fast genauso viel Einfluss hatte wie ihr Mann. Das war mir stellenweise zu viel und war auch einer der Gründe, warum ich mich mit der Protagonistin nicht anfreunden konnte. Ein weiterer Grund war die Art, wie Clementine über ihre Kinder gesprochen hat. Mir kam es so vor ob ihnen die Kinder fast lästig waren und nicht so wichtig wie die Arbeit für und mit ihrem Mann. Das gibt sie auch zu, aber Bedauern darüber kann ich bei ihr nicht spüren.


    Clementine war für mich eine schwierige Protagonistin. Ich habe keinen Zugang zu ihr gefunden, für mich war sie zu kühl. Echte Wärme habe ich in ihrer Erzählung nicht gefunden, eher Stolz über ihre Rolle in der Geschichte. Für mich war das zu wenig.

    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.