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"Der Astronaut" von Andy Weir
Handlung:
Ein Mann erwacht aus dem Koma und weiß weder, wer er ist noch wo und wieso. Ganz langsam kommt die Erinnerung zurück: Ryland Grace befindet sich auf dem Raumschiff Hail Mary und dieses ist gerade im System Tau Ceti angekommen. Offenbar verliert die irdische Sonne immer weiter an Leuchtkraft, so dass das Leben auf der Erde seinem Ende entgegensieht. In Tau Ceti hoffen die Menschen eine Lösung zu finden.
Ursprünglich gab es eine Crew aus drei Astronauten, die sich für diese Selbstmordmission ins All aufgemacht hatten. Jetzt ist Grace ganz allein. Oder genauer gesagt, er ist der einzige Mensch im fremden System. Etwas da draußen hat ihn bereits bemerkt.
Meine Meinung:
ICH KANN GAR NICHT SAGEN, WIE SEHR MIR DIESES BUCH GEFALLEN HAT!
Das zählt aber nicht als Rezi, oder?
Ok, hier kommt die Begründung.
Schon auf den ersten Seiten fing ich an vor Begeisterung zu quieken. Natürlich bin ich mit sehr hohen Erwartungen an "Der Astronaut" herangegangen. Immerhin hat Andy Weir eines meiner Lieblingsbücher ("Der Marsianer") geschrieben. In diesem Buch geht Weir noch einen Schritt weiter. Statt einen Menschen auf den Mars zu schicken, der zwar allein, aber doch im Laufe der Zeit Unterstützung von der Erde bekommt, ist in "Der Astronaut" jede Hilfe ausgeschlossen. Grace muss allein zurechtkommen, 11,9 Lichtjahre von zu Hause entfernt. Seine Crew ist tot, er steht unter Zeitdruck und ein Alien findet er auch noch. Oder es findet ihn.
Die Grundatmosphäre ist gleich von Anfang an sehr düster: Die Erde stirbt. In geschätzt weniger als 20 Jahren wird die Hälfte der Menschen auf der Welt tot sein, verhungert. Die Regierungen der Welt tun sich zusammen und starten das gewaltigste Projekt der Geschichte. Ein Raumschiff, die Hail Mary, soll nach Tau Ceti fliegen, weil Tau Ceti im Vergleich zu allen anderen Sonnen der lokalen Gruppe nicht leuchtschwächer wird.
Die Erfolge, die Schwierigkeiten und die Begegnungen, die sich bei dem Projekt ergeben, werden in Rückblenden erzählt, je mehr Erinnerungen bei Grace zurückkehren.
Diese Erinnerungen sind zwar spannend, weil sie ein genaueres Bild des Ganzen liefern, aber natürlich will man in erster Linie wissen, wie es denn nun Grace ergeht. Hat das Alien ihn schon gefressen? Haben sie eine Kommunikation entwickelt? Wie unterscheidet sich das Alien von einem Menschen? Was steckt hinter der Immunität von Tau Ceti? Da dies genau der Grund ist, aus dem ich Science-Fiction lese, konnte ich die Rückblenden nicht schnell genug abhaken.
Wie das so bei den Büchern von Weir ist, wirkt die Handlung sehr realistisch. Viel Ahnung von (Astro)Physik und Naturwissenschaften im Allgemeinen habe ich nicht, aber alles, was Weir schreibt, glaube ich ihm. Ich nehme an, dass die meisten technischen und wissenschaftlichen Details korrekt sind, wie sie es auch schon in den beiden ersten Büchern waren. Unter anderem sind das die Dinge, die seine Werke so faszinierend machen.
Zu den anderen Dingen gehört der Humor. Grace ist keine Frohnatur, in der gegenwärtigen Situation schon gar nicht, aber er hat einen herrlichen trockenen Humor, der viele Szenen auflockert.
Bei den Figuren hat Weir den Dreh nicht ganz so gut raus wie bei dem technischen Hintergrund. Wie auch schon Mark Watney ist auch Ryland Grace ein Mensch ohne Vergangenheit. Über ihn gibt es nur sehr wenige persönliche Infos. Das Bild der Figur ergibt sich aus den Handlungen, die sie durchführt, aus den Gedanken, die sie sich über ein Problem macht. Wenn wir schon bei den Vergleichen sind: Jazz Bashara aus "Artemis" hat wesentlich mehr Tiefgang.
Hat mich diese mangelnde Dimension gestört? Nein. Das Buch ist eine Abenteuer- und Raumfahrergeschichte, die Figuren sind nur schmuckes Beiwerk.
Aber das Alien, Rocky, ist ganz große Klasse. Die Überlegungen, die Weir zu diesem fremden Wesen angestellt hat, beeindrucken. Ich habe so meine Probleme mit zu menschlich handelnden Aliens, und an einigen - ganz wenigen! - Stellen hat mich auch bei Rocky in dieser Hinsicht etwas gepiekst. Trotzdem, Rocky ist toll. Ich will einen Rocky!
Ich höre jetzt besser auf, sonst wird das eine unüberschaubare Lobhudelei. Nur soviel: Wow! Ganz viel wow!
+
***
Aeria
/edit:
Nachtrag: Für einige Heiterkeit haben bei mir die Erwähnungen von Roskosmos gesorgt. Sicher war die russische Raumfahrtbehörde von Weir nicht als Witz gemeint, aber wenn man die gegenwärtige Situation bei Roskosmos kennt, ist das schon sehr schwarzer Humor.