Andy Weir - Der Astronaut / Project Hail Mary

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.045 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aeria.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    "Der Astronaut" von Andy Weir


    Handlung:


    Ein Mann erwacht aus dem Koma und weiß weder, wer er ist noch wo und wieso. Ganz langsam kommt die Erinnerung zurück: Ryland Grace befindet sich auf dem Raumschiff Hail Mary und dieses ist gerade im System Tau Ceti angekommen. Offenbar verliert die irdische Sonne immer weiter an Leuchtkraft, so dass das Leben auf der Erde seinem Ende entgegensieht. In Tau Ceti hoffen die Menschen eine Lösung zu finden.

    Ursprünglich gab es eine Crew aus drei Astronauten, die sich für diese Selbstmordmission ins All aufgemacht hatten. Jetzt ist Grace ganz allein. Oder genauer gesagt, er ist der einzige Mensch im fremden System. Etwas da draußen hat ihn bereits bemerkt.


    Meine Meinung:


    ICH KANN GAR NICHT SAGEN, WIE SEHR MIR DIESES BUCH GEFALLEN HAT!

    Das zählt aber nicht als Rezi, oder?

    :sonne:

    Ok, hier kommt die Begründung.


    Schon auf den ersten Seiten fing ich an vor Begeisterung zu quieken. Natürlich bin ich mit sehr hohen Erwartungen an "Der Astronaut" herangegangen. Immerhin hat Andy Weir eines meiner Lieblingsbücher ("Der Marsianer") geschrieben. In diesem Buch geht Weir noch einen Schritt weiter. Statt einen Menschen auf den Mars zu schicken, der zwar allein, aber doch im Laufe der Zeit Unterstützung von der Erde bekommt, ist in "Der Astronaut" jede Hilfe ausgeschlossen. Grace muss allein zurechtkommen, 11,9 Lichtjahre von zu Hause entfernt. Seine Crew ist tot, er steht unter Zeitdruck und ein Alien findet er auch noch. Oder es findet ihn.


    Die Grundatmosphäre ist gleich von Anfang an sehr düster: Die Erde stirbt. In geschätzt weniger als 20 Jahren wird die Hälfte der Menschen auf der Welt tot sein, verhungert. Die Regierungen der Welt tun sich zusammen und starten das gewaltigste Projekt der Geschichte. Ein Raumschiff, die Hail Mary, soll nach Tau Ceti fliegen, weil Tau Ceti im Vergleich zu allen anderen Sonnen der lokalen Gruppe nicht leuchtschwächer wird.

    Die Erfolge, die Schwierigkeiten und die Begegnungen, die sich bei dem Projekt ergeben, werden in Rückblenden erzählt, je mehr Erinnerungen bei Grace zurückkehren.

    Diese Erinnerungen sind zwar spannend, weil sie ein genaueres Bild des Ganzen liefern, aber natürlich will man in erster Linie wissen, wie es denn nun Grace ergeht. Hat das Alien ihn schon gefressen? Haben sie eine Kommunikation entwickelt? Wie unterscheidet sich das Alien von einem Menschen? Was steckt hinter der Immunität von Tau Ceti? Da dies genau der Grund ist, aus dem ich Science-Fiction lese, konnte ich die Rückblenden nicht schnell genug abhaken.


    Wie das so bei den Büchern von Weir ist, wirkt die Handlung sehr realistisch. Viel Ahnung von (Astro)Physik und Naturwissenschaften im Allgemeinen habe ich nicht, aber alles, was Weir schreibt, glaube ich ihm. Ich nehme an, dass die meisten technischen und wissenschaftlichen Details korrekt sind, wie sie es auch schon in den beiden ersten Büchern waren. Unter anderem sind das die Dinge, die seine Werke so faszinierend machen.

    Zu den anderen Dingen gehört der Humor. Grace ist keine Frohnatur, in der gegenwärtigen Situation schon gar nicht, aber er hat einen herrlichen trockenen Humor, der viele Szenen auflockert.


    Bei den Figuren hat Weir den Dreh nicht ganz so gut raus wie bei dem technischen Hintergrund. Wie auch schon Mark Watney ist auch Ryland Grace ein Mensch ohne Vergangenheit. Über ihn gibt es nur sehr wenige persönliche Infos. Das Bild der Figur ergibt sich aus den Handlungen, die sie durchführt, aus den Gedanken, die sie sich über ein Problem macht. Wenn wir schon bei den Vergleichen sind: Jazz Bashara aus "Artemis" hat wesentlich mehr Tiefgang.

    Hat mich diese mangelnde Dimension gestört? Nein. Das Buch ist eine Abenteuer- und Raumfahrergeschichte, die Figuren sind nur schmuckes Beiwerk.

    Aber das Alien, Rocky, ist ganz große Klasse. Die Überlegungen, die Weir zu diesem fremden Wesen angestellt hat, beeindrucken. Ich habe so meine Probleme mit zu menschlich handelnden Aliens, und an einigen - ganz wenigen! - Stellen hat mich auch bei Rocky in dieser Hinsicht etwas gepiekst. Trotzdem, Rocky ist toll. Ich will einen Rocky!


    Ich höre jetzt besser auf, sonst wird das eine unüberschaubare Lobhudelei. Nur soviel: Wow! Ganz viel wow!



    5ratten + :tipp:


    ***

    Aeria



    /edit:

    Nachtrag: Für einige Heiterkeit haben bei mir die Erwähnungen von Roskosmos gesorgt. Sicher war die russische Raumfahrtbehörde von Weir nicht als Witz gemeint, aber wenn man die gegenwärtige Situation bei Roskosmos kennt, ist das schon sehr schwarzer Humor.

    :sonne:

  • Sehr schöne Rezi, die große Erwartungen weckt. Habe "Der Marsianer" ebenfalls verschlungen, weshalb "Der Astronaut" schon länger auf meiner Wunschliste steht. Ich muss die Anschaffung auf jeden Fall vorverlegen!:D

    Aragorn: "Ihr habt schon gefrühstückt."

    Pippin: "Wir hatten das erste, ja. Aber was ist mit dem zweiten Frühstück?"

    Merry: "Ich glaube nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt."

    Pippin: "Und der Elf-Uhr-Imbiss? Mittagessen? Vier-Uhr-Tee? Abendessen, Nachtmahl? Das kennt er doch wohl, oder?"

    Merry: "Ich würde mich nicht darauf verlassen."

    Aus: "Der Herr der Ringe: Die Gefährten"

  • Hab das Buch auch regelrecht durchgesuchtet. Rezi kommt noch. Aber ja, totale Begeisterung auch auf meiner Seite, dieses Buch war einfach nur wahnsinnig befriedigend und die viele Wissenschaft einfach nur Hammergeil. Hach.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Nachtrag: was ich ja total geil fand - der Klappentext suggerierte ein typisches "Mann rettet im Alleingang die Erde" Szenario und was man dann bekam war einfach so gar nicht das oder zumindest nicht direkt sondern eher indirekt und so überhaupt nicht klischeehaft, wie man nach dem Klappentext meinen mag.

    ~~ noli timere messorem ~~

  • Vielen Dank für die Rezension und den Buchtipp! Ich kam gestern kurz ins Forum, um mir Inspiration zu holen und habe mir das Buch gleich auf meinen Kindle gezogen. Was soll ich sagen? Ich hab die halbe Nacht gelesen! :morgen:


    Liebe Grüße,

    Marypipe

  • So, gestern bin ich mit dem Buch fertig geworden. Ich fand es großartig und kann Aeria in allen Punkten beipflichten.


    5ratten

  • So, heute bin ich ebenfalls mit "Der Astronaut" fertig geworden und kann meinen Vorrednern und Vorrednerinnen nur beipflichten.

    Der Astronaut ist wunderbar nah an aktueller Wissenschaft, was die Situationen durch die dabei erfolgenden Erklärungen wesentlich glaubhafter wirken lässt, als wenn diese einfach nur so erzählt worden wären. Dies war auch schon bei "Der Marsianer" der Fall und hat auch dort wahnsinnig zur Glaubhaftigkeit, bzw. einer Art "Das könnte gut möglich sein"-Gefühl beigetragen. Dass man hier noch etwas weiter ausgeholt hat und jetzt auch mittels der Weltraumreisethematik etwas über Reisen mit Lichtgeschwindigkeit und deren Folgen erfährt, gefiel mir gut - so gut, dass ich als Mensch, der in der Schule Physik schnellstmöglich abgewählt hat, mich plötzlich nachts um 12 dabei wiederfand, wie ich etwas über die Lorentzkontraktion nachgelesen und versucht (versucht!) habe, es zu verstehen:D.

    Im Unterschied zum Marsianer hatte ich beim Lesen des Astronauts jedoch weit weniger das Gefühl einer ständig vorhandenen, tödlichen Bedrohung - die Hail Mary empfand ich als einen wesentlich sichereren Ort als die Marsstation, was einen in Anbetracht der möglichen Negativszenarien (Marsianer: Ein Mensch stirbt sofort durch Ersticken/Hunger etc. vs. Astronaut: Die gesamte Menschheit stirbt in einigen Jahrzenten) wundern lässt, wie schräg die Risikobewertung im menschlichen Gerhin abläuft und wie falsch die Gefährlichkeit von in der Zukunft liegenden Problemen eingeschätzt wird.

    Rocky mag ich ebenfalls sehr und die ganzen Überlegungen, wie man mit einer außerirdischen Spezies kommunizieren kann bzw. wie nach und nach Kommunikation aufgebaut wird, hat mich begeistert.

    Ohne zu spoilern, möchte ich noch sagen, dass ich das Ende wirklich toll fand^^.


    Schlussendlich vergebe ich 5 von 5 Xenonitratten:err:


    5ratten

    Aragorn: "Ihr habt schon gefrühstückt."

    Pippin: "Wir hatten das erste, ja. Aber was ist mit dem zweiten Frühstück?"

    Merry: "Ich glaube nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt."

    Pippin: "Und der Elf-Uhr-Imbiss? Mittagessen? Vier-Uhr-Tee? Abendessen, Nachtmahl? Das kennt er doch wohl, oder?"

    Merry: "Ich würde mich nicht darauf verlassen."

    Aus: "Der Herr der Ringe: Die Gefährten"

  • Klappentext:

    Als Ryland Grace erwacht, muss er feststellen, dass er ganz allein ist. Er ist anscheinend der einzige Überlebende einer Raumfahrtmission, Millionen Kilometer von zu Hause entfernt, auf einem Flug ins Tau-Ceti-Sternsystem. Aber was erwartet ihn dort? Und warum sind alle anderen Besatzungsmitglieder tot? Nach und nach dämmert es Grace, dass von seinem Überleben nicht nur die Mission, sondern die Zukunft der gesamten Erdbevölkerung abhängt.


    ***


    Meine Meinung:


    Keine zwei Seiten und ich hab mich schon im Sog der Geschichte befunden, konnte kaum aufhören zu lesen und hab das Buch an einem Wochenende durchgesuchtet. Wie bei vielen technik - und wissenschaftslastigen SF-Geschichten mangelt es wieder ein wenig an der Charakterausarbeitung, auch mit der Emotionalität ist es stellenweise nicht weit her, aber bei so vielen Details scheint das gern mal unterzugehen, das kenn ich schon aus dem Genre. Wenn die Story sonst gut ist kann ich inzwischen damit leben; soll aber auch nicht heißen, in diesem Buch gäbe es keine emotionalen Momente.


    Sehr interessant fand ich die Idee wovon die Erde bedroht ist und was zum Untergang der Menscheit führen wird. Aber das besondere Highlight war Rylands Treffen mit einer anderen Spezies und wie man sich diese vorzustellen hat. Es hat so viel Spaß gemacht mitzuerleben wie sich die beiden angenähert haben. Manches lief mir da ein wenig zu glatt, aber sei's drum, die beiden hatten schließlich Welten zu retten. Der trockene Humor der schon den "Marsianer" ausgezeichnet hat, blitzt auch hier immer mal wieder durch und es gibt einige so nicht zu erwartende Wendungen in der Geschichte, die die Spannung konstant aufrecht erhalten.


    Ich hatte ab einem bestimmtem Punkt ein wenig Angst wie wohl das Ende gestaltet sein würde, aber auch das hat Andy Weir hervorragend gelöst. Eine Verfilmung wäre toll, aber vor allem was "Rocky" anbelangt stell ich mir das auch nicht einfach vor.


    Für jeden der wenigstens ein bisschen was mit SF anfangen kann, eine absolute Leseempfehlung! :tipp:






    ***



    Achtung mein Kommentar an Aeria enthält einen echten Spoiler was die außerirdische Spezies anbelangt!


    Aeria

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    2 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Ich habe das Buch auch verschlungen, wie auch schon den „Marsianer“. Im direkten Vergleich finde ich den Astronauten noch ein Stück besser, origineller - die Idee geht noch einen Schritt weiter, erzeugt noch mehr Staunen und Spannung.


    Aber: im Grundaufbau sind beide Bücher schon sehr ähnlich, oder? Ein Mensch ist im Weltraum auf sich alleine gestellt, die Handlung pendelt in beiden Büchern immer wieder zwischen einer vermeintlichen Rettung und neuen Herausforderungen hin und her. Da bin ich gespannt, ob Weir sich im nächsten Buch von diesem Grundgedanken befreien kann und mit gleicher Spannung etwas „wirklich“ Neues schreiben kann.


    Seoman

  • Seoman

    Ja, da stimme ich Dir in allen Punkten zu. Ich hab "Artemis" noch nicht gelesen, scheint vom Grundgedanken her anders aufgebaut zu sein und ich bin jetzt auch neugierig darauf. Mein Sohn der schon alle drei Bücher gelesen hat und überhaupt sehr viel SF liest meinte dazu, "Artemis" wäre schon auch nicht schlecht, aber nicht so spannend wie der "Marsianer" und "Hail Mary" und wir waren uns einige, daß der aktuelle Band, genau wie Du auch schreibst, noch ein bisschen besser ist als das Debüt.

    Von "Artemis" werd ich mir demnächst aber selbst noch ein Bild machen.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    2 Mal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • "Artemis" weicht komplett von den anderen beiden Werken ab. Gemeinhin sicherlich das schwächste seiner Werke aber mir hat es trotzdem sehr gefallen.

    ~~ noli timere messorem ~~