Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon

Es gibt 65 Antworten in diesem Thema, welches 22.955 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lilli33.

  • Auch auf die Gefahr hin, dass ich in diesem Thread gebannt werde, hier meine Leseeindrücke:


    Dieses Buch habe ich nach nur 44 Seiten vor die Tür gesetzt. Auf den 44 Seiten passierten eine Reihe von Dingen, die ich einfach nicht unter meinen Hut bringen konnte. Und je länger ich das Buch ruhen ließ, um vielleicht doch nochmals anzufangen, umso mehr störten sie mich. Dazu kam der Eindruck von gähnender Langeweile. Ich wollte einfach nicht mehr und versuche hier, meine Irritationen zu erläutern.


    Raimund Gregorius ist ein waschechter Gelehrter: Minutiöser Tagesablauf, keine Abweichungen. Nichts, was mich stören würde. Dann begegnet er auf dem Weg zur Schule einer Frau auf einer Brücke, die er für eine Selbstmörderin hält. Er will sie vor dem vermeintlichen Tod bewahren. Statt irgendetwas zu sagen, schreibt sie ihm nach vollbrachter Tat eine Telefonnummer auf die Stirn, weil sie die Nummer nicht vergessen dürfe. Ach, man hätte sie sich ja auch selbst auf die Hand schreiben können! Das fällt ihr ein bisschen spät ein - zumal sich der fremde Mann ja einfach hätte umdrehen können und dann wäre die schöne Nummer ebenfalls weg gewesen. Die Szene war merkwürdig und ich fand die Frau nicht schlüssig. War es ein Sprungversuch? Falls ja, hätte ihr die Nummer nicht viel bedeutet und sie hätte erst einmal mit dem Misslingen gehadert. War es keiner, hätte sie sich deutlich ausdrücken können. Die Aktion mit der Telefonnummer wirkte auf mich wie eine theatralische Kunst-Performance.


    Gregorius ist so platt, dass er die Frau in die Schule mitnimmt - und sogar ins Klassenzimmer. Und schwupps fällt der Entschluss, dass man das ganze Leben plötzlich umkrempeln könnte, weil die Frau so schön das Wort português gesagt hat, als er sie nach ihrer Muttersprache gefragt hat. Er kauft sich ein portugiesisches Buch, obwohl er die Sprache gar nicht kann - und fängt an, mit Hilfe von Wörterbuch und Grammatiktafeln zu übersetzen. An dieser Stelle war schon ziemlich Schluss und die fehlerfreien, in Sinn und Ausdruck korrekten Übersetzungen eines philosophischen Textes, ausgeführt von einem totalen Sprachneuling, fand ich mehr als merkwürdig. Gregorius schreibt eine Art Abschiedbrief und setzt sich in den Zug. Ich dachte nur noch "Hä?".


    Das ist vielleicht in anderen Augen nicht viel, aber ich hatte kein Interesse, das Buch weiterzulesen. Ich nehme durchaus Konstruktionen in Kauf, damit "ein Buch was wird", aber hier hatte ich das Gefühl, ausschließlich über Konstruktionen für Philosophie zu stolpern.


    :flop:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()


  • Ich nehme durchaus Konstruktionen in Kauf, damit "ein Buch was wird", aber hier hatte ich das Gefühl, ausschließlich über Konstruktionen für Philosophie zu stolpern.


    Das ist richtig beobachtet - so geht es munter weiter. Und wenn man dafür grad keinen Kopf (oder keine Lust) hat, kommt schnell mal ein Verriss raus. Insofern: Schön zerfetzt, Bettina! :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Das ist richtig beobachtet - so geht es munter weiter. ...


    Echt? :schwitz:


    Viel zu zerfetzen gab es nach 44 Seiten nicht. Nicht einmal eine Handvoll von Dingen, aber die haben mir gereicht. Ich wurde ja durchaus ermuntert, Geduld zu haben. Damit hatte ich richtiggehend "zeilenweise" ein Problem. Aber vielleicht ist bei mir das absolute Gegenteil eingetreten von tinas Beobachtung:

    ... und wie so oft, war es, ohne beabsichtigt zu sein, das richtige Buch zur richtigen Zeit.


    Mit Philosophie und Lebenszweck kriegt man mich gar nicht, wenn's nicht einigermaßen verpackt ist. Darunter hat auch schon die Lektüre von Sergio Bambarén gelitten, während ich selbst in meinem jüngst gelesenen Krimi eine interessante Fragestellung über Sinn und Zweck von Technologie und den sozusagen moralisch sauberen Umgang damit entdeckt habe.


    ........................................
    P.S. Nochwas...
    Ich habe auch Gregorius den Aufbruch nicht abgenommen - kommt noch dazu. Er ist m.M. nach nicht der Typ, der von heute auf morgen alles fallen lassen kann. Einen wie Gregorius bekommt man nur über die ganz persönliche Schiene, damit er etwas überdenkt - so jedenfalls wird Gregorius in meinen Augen dargestellt. Viel zu sehr festgefahren. Nicht, dass er grundsätzlich nie was ändern würde. Aber mein Gefühl sagt mir, dass solche Spontanaktionen einen anderen Menschenschlag brauchen.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Hallo Bettina,


    ich kann deine Reaktion nachvollziehen, aber nicht verstehen. Aber darum geht es ja auch nicht, jeder muss dass immer für sich entscheiden. Für mich ist es ein wunderbares Buch. Rhythmus, Erzählstil und Inhalt harmonieren und ich habe es genossen, in die Geschichte(n) einzutauchen.


    Vielleicht bin ich zu naiv oder verträumt, aber ich habe Raimond bewundert - was hat er denn schon zu verlieren, wenn er diesen Schritt geht, außer sein eintöniges, etwas einsames Leben. Ich glaube auch nicht, dass es eine Entscheidung von jetzt auf gleich ist, die Begegnung mit der Portugiesin war nur der Anlass, im Laufe des Buches klingt die eine oder andere Erklärung mit. Der Mut seinem Leben eine Wendung zu geben, tut ihm gut. Und das Ende des Buches zeigt, das immer alles offen ist...


    Und doch kann ich nachvollziehen, dass es für dich nicht leicht war, dich darauf einzulassen. Scheinbar, so lese ich deine Worte zumindest, bist du gerade in einer realistischen (ein anderes Wort liegt mir auf der Zunge) Phase und hast nicht den Nerv für philosophisches "Geschwafel". Du wirkst entschieden, weißt genau was du willst und hast gerade keinen Zweifel an deinem Handeln. Das bewundere ich, denn genau diese Entschiedenheit fehlt mir manchmal und vllt. reagiere ich genau aus diesem Grund anders auf das Buch. Ich glaube wirklich für dich war es eben NICHT



    das richtige Buch zur richtigen Zeit.


    Ich finde es immer wieder erbauend, auch mal etwas negatives über ein Lieblingsbuch von mir zu hören, das bringt mich zum Nachdenken und zeigt andere Sichtweisen auf. Danke, dann so ist es noch spannender!


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Scheinbar, so lese ich deine Worte zumindest, bist du gerade in einer realistischen (ein anderes Wort liegt mir auf der Zunge) Phase und hast nicht den Nerv für philosophisches "Geschwafel". Du wirkst entschieden, weißt genau was du willst und hast gerade keinen Zweifel an deinem Handeln. Das bewundere ich, denn genau diese Entschiedenheit fehlt mir manchmal und vllt. reagiere ich genau aus diesem Grund anders auf das Buch. Ich glaube wirklich für dich war es eben NICHT


    Das mag ein Grund für meine Probleme mit dem Buch sein. Bei mir funktioniert es aktuell ganz salopp heruntergebrochen so: Es passt und was nicht passt, wird passend gemacht und wenn das nicht geht, brauche ich mich nicht über dieses "Es" aufregen. Wobei es durchaus Entscheidungen gibt, die Wochen dauern können. Man kann ja auch nicht jeden Tag gleich entscheidungsfreudig sein. Deine Beobachtung stimmt jedenfalls: "philosophisches Geschwafel" kann ich nicht ab. Ich mag es direkter - wenn schon Lebensratgeber, dann lieber in der Form 1. tue dieses, 2. tue das, 3. unterlasse jenes.


    Ich finde es immer wieder erbauend, auch mal etwas negatives über ein Lieblingsbuch von mir zu hören, das bringt mich zum Nachdenken und zeigt andere Sichtweisen auf. Danke, dann so ist es noch spannender!


    Geht mir auch so. Wobei ich für meine Rezis jedesmal hoffe, dass ich Gefallen oder Nichtgefallen so rüberbringen kann, dass man die Entscheidung nachvollziehen kann. Sonst bringt einem die ganze Aufdröselung nichts und man "sieht" nichts (wie Du es so schön gesagt hast).

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ich kann Bettina auch verstehen. Das Buch ist bei mir zwar nicht ganz durchgefallen, da ich gerade den Anfang eigentlich noch gut fand, aber es wird im Verlauf der Geschichte doch eher schlechter.
    Also sicherlich eine gute Entscheidung das Buch wegzulegen, wenn einem schon der Anfang nicht gefällt.
    Mir blieben bei dem Buch einfach zu viele Handlungsstränge offen liegen und die Geschichte ist einfach zu konstruiert und die Figuren handeln auch nicht logisch oder nachvollziehbar.
    Für mich war das Buch einfach nur die Verpackung und die Möglichkeit für den Autor seine, ach so schlauen, Lebensweisheiten unters Volk zu bringen :rollen:.
    Einfach zuviel belehrend philosophisches Geschwafel.
    Obwohl ich das Buch jetzt nicht wirklich schlecht bewerten würde, es ist für mich eben einfach nur durchschnittlich und ich frage mich wirklich wie es so viel Erfolg haben konnte. Sicherlich ein Buch für eine besondere Stimmung, eher für einen Leser dessen Leben sich eh in einer Umbruchphase befindet, oder einfach für Menschen die etwas mit Philosophie anfangen können, ich kanns eher nicht. :rollen:

  • Für mich war dieses Buch ein Kampf. Einerseits wollte ich es nach wenigen Kapiteln schon weglegen, andererseits war ich neugierig zu erfahren, worin der Zauber liegt, der die meisten Leser gefangen nimmt.


    Mit Gregorius konnte ich mich anfangs nicht recht anfreunden. Doch obwohl seine spontane Entscheidung für einen Menschen seines Schlages recht unwahrscheinlich ist, wurde er dadurch interessanter. Trotzdem war er für mich nicht die Hauptfigur, denn das war Prado. Auch wenn Gregorius durch die Geschichte führt, steht doch Prado immer im Mittelpunkt. Unterstrichen wird das durch die ständigen Auszüge aus seinem Buch, in dem er seine Gedanken auf philosophische Weise darstellt. Seine Erinnerungen, Erkenntnisse und persönliche Auslegung von Freundschaft, Liebe, Verantwortung usw. gefielen mir zum größten Teil und gaben oft Anlass zum Nachdenken, doch in zunehmenden Maße fand ich sie zu ausufernd. Gegen Philosophie in Büchern habe ich nichts einzuwenden, aber hier war es mir zu viel und zu theoretisch.


    Der ganzen Geschichte fehlte das gewisse Etwas, das mich am Ball hält. Zu viele Zufälle, Handlungsweisen, die ich nicht verstehen konnte, ein Gregorius, dessen Beweggründe mir fremd blieben und ein heimlicher Protagonist, der selbst nie in Erscheinung tritt, waren einfach nicht nach meinem Geschmack. Die Idee des Romans finde ich generell nicht schlecht, die Umsetzung hingegen schon.


    Ohne Prados philosophische Einsprengsel - die alleine eine lesenswerte Lektüre abgeben könnten - hätte ich das Buch spätestens auf Seite 50 weggelegt.


    1ratten


  • ... Ich mag es direkter - wenn schon Lebensratgeber, dann lieber in der Form 1. tue dieses, 2. tue das, 3. unterlasse jenes.



    Geht mir auch so. Wobei ich für meine Rezis jedesmal hoffe, dass ich Gefallen oder Nichtgefallen so rüberbringen kann, dass man die Entscheidung nachvollziehen kann. Sonst bringt einem die ganze Aufdröselung nichts und man "sieht" nichts (wie Du es so schön gesagt hast).


    So unterschiedlich ist das, mich "nerven" eher die Ratgeber, die mir sagen was ich tun soll, ich empfinde oft genug das mir reingeredet wird, da brauche ich nicht noch Bücher die das direkt tun...


    Also ich finde, du bringst deine Begründungen zu Bücher gut rüber, zumindest für mich. Hier z.B. habe ich gleich was geschrieben, obwohl meine Lektüre schon länger her ist und ich mir eine komplette Rezi nicht mehr zutraue. Aber der Thread (in Verbindung mit einem Hörbuchteil bei Radio Figaro) lassen mich überlegen, mir das Hörbuch zu leisten...


    Schönen Abend
    schokotimmi

  • Ich habe noch 130 Seiten von diesem Buch vor mir und ich weiß nicht, wie ich das noch schaffen soll. :schwitz:


    Im 2. Teil wars ja recht interessant und spannend aber jetzt zieht es sich grad dermaßen. Und so "kurz" vor dem Ende kann man doch auch nicht aufhören.. :titanic:

  • Ich habe auch in der Mitte des Buches aufgegeben weil es mir dann zu langatmig war und irgendwie fand ich es dann nicht mehr so prickelnd. Weiß nicht ob ich mich nochmals dran wage.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • @nostalgia: und? bist du fertig geworden?


    Ich bin auch der Meinung, dass es am Schluss etwas "zach" war - also sich gezogen hat, aber vom Plot her und vom Schreibstil war es wirklich wunderbar. Mir hat das Buch sehr gut gefallen!
    4ratten (ein Abzug wegen der langen Stellen)


    lg cori

  • Das ganze Buch war bis auf ein paar Stellen langweilig und fad.


    Ich dachte aber es MUSS noch was kommen und deswegen habe ich es nicht aus der Hand gelegt.


    Ich würde es nicht weiterempfehlen und bestimmt kein zweites mal lesen.


    2ratten

  • Heute stand ich sicherlich 20 Minuten vor dieser schönen, handlichen Ausgabe von "Nachtzug nach Lissabon".

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Erinnert mich etwas an die kleinen Fischerausgaben, hatte auch ein Lesebändchen.
    Jedenfalls stand ich nicht nur vor dem Buch, sondern habe ich auch reingelesen und das, was ich gelesen habe, fand ich toll. Allerdings hatte ich letztes Jahr "Nachtzug nach Lissabon" aus der Bücherei ausgeliehen und nach etwa 50 Seiten oder so abgebrochen...deswegen kämpfe ich gerade mit mir :breitgrins:
    Vielleicht war es letztes Jahr einfach die falsche Zeit :gruebel:


    Ich bin gerade noch etwas unentschlossen. Aber ich befürchte, sollte mir diese Ausgabe nochmal über den Weg laufen, werde ich sie vermutlich mitnehmen :redface:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Ich mochte das Buch irgendwie total gerne. Aber vielleicht braucht man länger als 50 Seiten. Oder ich hatte Glück und es hat zu meiner Stimmung gepasst. Mein Papa quält sich auch damit ab.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • So, ich habe es nun endlich auch geschafft das Buch zu beenden und ich bin froh, dass ich ein bisschen Druck hatte durch die Monatsrunde. :)
    Eigentlich möchte ich mich gar nicht mehr unbedingt wiederholen, da hier schon soviel gesagt wurde und ich mit Doris Meinung zu dem Buch eigentlich ziemlich übereinstimme. Schade fand ich es trotzdem, dass das Buch mich nicht so verzaubern konnte und ich leider viel zu oft Paralleln zu "Der Schatten des Windes" gezogen habe. Möglicherweise war das ein Fehler, aber ich wusste ja nicht, dass es quasi eine ähnliche Geschichte aufweist.
    Enttäuschend fand ich auch das Ende, irgendwie hat mich das nicht so erfüllt und für meine Verhältnisse blieb auch viel zu viel unaufgeklärt oder war einfach nicht schlüssig.
    Schade, aber vielleicht ist es auch einfach nicht meine Zeit für das Buch. ;)


    Von mir bekommt es


    1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Das sind ja wirklich sehr unterschiedliche Meinungen, da der Titel selbst mir sehr gefällt bin ich gespannt was ich davon halten werde *g* Mal schaun, die Bibliothek hat ja den Roman in ihrem Bestand, Zeit es einmal auszuleihen!

  • Schade, dass es hier so viele negative Stimmen zu dem Buch gibt. Ich habe es ja noch vor mir und befürchte jetzt fast, dass es mir auch nicht gefallen wird. Vielleicht sollte ich es mal auf eine Leseliste packen, dass es endlich an die Reihe kommt.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich finde das auch ziemlich schade. Meine Mutter hat das Buch auch gelesen und auch sie war nicht unbedingt begeistert davon. Nun muss ich mir gut überlegen, ob ich mir das Buch mal von ihr ausleihe oder ob ich es doch lieber bleiben lasse und mir eine etwaige Enttäuschung und die Lesezeit spare. Aber irgendwie machen mich die kontroversen Meinungen auch gerade neugierig. Mal sehen...

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Inzwischen habe ich das Buch gelesen und meine Befürchtung hat sich zum Glück als unbegründet herausgestellt.


    Raimund Gregorius hat getan, was wir uns alle in der ein oder anderen Situation mal wünschen. Er ist einfach gegangen, mitten im Unterricht, hat sein altes Leben hinter sich gelassen und ist nach Lissabon gereist. Dort wandelt er auf den Spuren eines geheimnisvollen Autors, der mit seinem Leben viele Menschen berührt hat. Gregorius findet immer mehr über diesen mysteriösen Prado heraus und findet mit jedem Schritt auch mehr zu sich selbst.


    "Nachtzug nach Lissabon" ist ein ruhiges, philosophisches Buch, das man sicher zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Stimmung lesen muss, um es genießen zu können. Pascal Mercier setzt mehr auf interessante Gedanken als auf eine spannende Handlung und hat damit genau meinen Geschmack getroffen. Auch wenn es manchmal nicht einfach war, den abstrakteren Ideen Prados zu folgen, so hat mich zumindest Gregorius doch immer wieder mitgerissen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, seine Reise zu begleiten.


    Man trifft viele interessante Personen in Lissabon, erfährt Geschichten aus ihrer Vergangenheit, ihre Verbindung zu Prado und erst durch diese ganzen Menschen entfaltet sich die komplexe Geschichte des geheimnisvollen Autors. Gregorius steht dabei selbst oft im Hintergrund, doch auch er macht sich Gedanken über sein Leben, seine Vergangenheit und man findet immer wieder Parallelen zwischen seinem Leben und dem des fiktiven Autors.


    Manche Dinge wirkten für mich etwas konstruiert und gingen manchmal zu schnell und leicht, doch bei so einem faszinierenden, vielschichtigen Buch kann ich da auch gerne mal ein Auge zudrücken. Ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen und mich inspiriert gefühlt, auch manchmal einfach aus dem eintönigen Alltag auszubrechen, wenn vielleicht auch nicht so umfassend, wie Gregorius es getan hat.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de