Astrid Ruppert - Wilde Jahre
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Inhalt:
Es geht weiter mit den interessanten Frauen der Familie Winter. Wir überspringen quasi eine Generation und lernen Lisettes Enkelin Paula kennen. Sie wird in den 50-ern geboren und wächst in einem sehr bürgerlichen, starren Umfeld auf. Ihr Weg scheint vorgegeben. Sie soll die Hauswirtschaftsschule besuchen, einen Mann kennen lernen, der den Hof der Familie weiter führt und eine tüchtige Hausfrau mit einer großen Kinderschar werden.
Doch Paula hat ganz andere Ideen, sie interessiert sich für Musik, findet Hauswirtschaft langweilig und vorgezeichnete Wege sowieso. Ob sie es schafft, ihren Traum zu leben und auszubrechen?
Meine Meinung:
Vorab: Ich bin noch nicht fertig, habe bis jetzt die Hälfte gelesen. Wie auch der Vorgänger zieht mich dieses Buch in seinen Bann, auch wenn ich die behandelte Zeit als lange nicht so spannend empfinde wie die in der Lisette groß wurde. Die Autorin versteht es einfach, Atmosphären einzufangen.
Ganz ruhig und unaufgeregt.
Man fühlt förmlich das Schweigen im Hause, wenn Paula versucht, die Rolle oder Haltung ihrer Familie während des Dritten Reichs zu erkunden. Es ist ein eisiges und gleichzeitig betroffenes Schweigen und lässt vermuten, wie es sich so angefühlt hat im Nachkriegsdeutschland. Denn dass es nicht nur Mitläufer oder Opfer gab, sondern auch Täter und glühend Begeisterte konnte man sich auch damals schon an den fünf Fingern abzählen.
Das Unbehagen, wenn der Nachbar namens Levi das Haus verlässt und eine eintätowierte Nummer auf seinem Arm sichtbar ist. Das Ignorieren der Ausschwitz-Prozesse. Es muss sich sehr eng angefühlt haben.
Auch die Rolle der Frau in dieser Zeit wird deutlich. Vom Korsett befreit waren die Frauen dann doch gar nicht freier. Die Antibabypille nur erhältlich für einen kleinen Kreis und bevor man sie verschrieben bekommen hat durfte man sehr unangemessene Fragen zum eigenen Sexualleben beantworten. Daraus resultierend Abtreibungen, bei denen viele Frauen schwer verletzt wurden oder sogar starben. Von den Narben auf der Seele gar nicht zu sprechen.
Ich bin nun also sehr gespannt, wie es denn mit Paula weiter geht - und auf welche Gedankenreise mich die Autorin noch so mit nimmt.
"Wer war diese junge Frau, bevor sie meine Mutter wurde?" - eine Frage, über die nachzudenken sich vielleicht jeder eingeladen fühlen sollte.