Anja Jonuleit - Das letzte Bild

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 646 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Vandam.

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    Wer war der Mörder?

    Die Schriftstellerin Eva stößt zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung. Ihr Leben gerät dadurch plötzlich aus den Fugen, denn diese Frau sieht ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich. Die Frau ist im November 1970 in Bergen, Norwegen ermordet worden und es wurde nie aufgedeckt, wer sie war. Eva konfrontiert ihre Mutter mit diesem Bild und merkt, dass sie auf ein Familiengeheimnis gestoßen ist. Sie weiß, sie muss dem auf den Grund gehen. In Norwegen führt sie die Reise in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel.



    Meine Meinung

    Am Anfang wollte ich nicht so recht warm mit den Protagonisten in dem Buch werden. Doch irgendwann wurde es dann spannend und ich begriff, worum es ging. Eva wandelt auf den Spuren ihrer Tante Margarete (in Norwegen) die wiederum auf den Spuren ihrer Mutter Resi wandelte. Was sie so alles über ihre Mutter erfuhr war für Margarete irgendwie schon schockierend, aber das muss der Leser selbst lesen. Ab dem Zeitpunkt, wo es dann spannend wurde, kam ich auch richtig in die Geschichte rein. Margarete tat mir leid, denn eine solche Suche (nach Mutter und Schwester) kostet Geld, und woher nehmen? Auch Eva tat mir leid, musste sie doch einiges Verstörende über ihre Oma erfahren. Der Schluss ist etwas überraschend, damit hatte ich nicht gerechnet. Denn wer war nun der Mörder von Margarete? Darauf wäre ich nicht gekommen. Anja Jonuleit hat hier eifrig Recherche betrieben, denn die Isdal-Frau (im Buch Margarete) gab es wirklich. Nur hat sie ihr eben eine Geschichte angedichtet, denn die tatsächliche Israel-Frau wurde nie identifiziert. Einiges in dem Buch gab es tatsächlich, siehe die Informationen nach dem Nachwort der Autorin. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, habe ich doch auch hier wieder Neues erfahren. Zwar hatte ich die Bezeichnungen schon mal gehört, aber dass es sie auch in Norwegen gab, das wusste ich nicht. Und so kann ich das Buch sehr gerne weiterempfehlen und vergebe die volle Bewertungszahl.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Meine Meinung:


    Vor einigen Jahren habe ich die Romane von Anja Jonuleit total verschlungen, doch dann etwas aus den Augen verloren. Ich bin froh, das ich hier nun zurück zu ihr gefunden habe.


    Durch das sehr informative Nachwort habe ich noch das ein oder andere neue über den Fall gelesen, der mir schon vorher bekannt war. Tatsächlich war dieser auch der Grund für mein Interesse an "Das letzte Bild"

    Deshalb war ich zugebener Maßen auch etwas skeptisch. Es ist immer so eine Sache, einen Fall selbst weiter zu spinnen. Natürlich ist es dann letztendlich ein Roman, aber für mich spukte der echte Fall schon auch im Kopf herum. Vermutlich hat man da einen Vorteil, weil man sich dann anders auf die Geschichte einlassen kann.

    Ich habe schon immer überlegt, wie plausibel die Handlung im Zuge des Hintergrunds ist. Manches fand ich daher zugebener Maßen etwas überzogen. Gleichzeitig war die Handlung innerhalb des Buches schon auch logisch. Die historischen Hintergründe haben mich persönlich dabei genauso interessiert, wie Evas Recherchen in der Gegenwart. Ich mochte Eva als Figur auch mit am liebsten. Sie war mir einfach sympathisch, außerdem konnte ich mich mit ihr am meisten identifizieren. Das ist nicht unbedingt ein wichtiges Kriterium für mich, ein Buch gut zu finden, aber in diesem Fall hat es auf jedenfall den eh schon positiven Eindruck unterstützt..

    Ansonsten fand ich auch die historischen Hintergründe total interessant, da mir diese Zusammenhänge zum Teil nicht bekannt waren.

    Für mich auf jedenfall eine sehr lohnende Lektüre. Jonuleit werde ich sicher nicht so schnell wieder aus den Augen verlieren.^^


    4ratten

  • Wie kann es sein, dass das Bild einer getöteten unbekannten Frau ihrer Mutter so ähnlich ist? Als die Autorin Eva Berghoff dieses Bild in der Zeitung entdeckt, weiß sie gleich, dass sie der Sache auf den Grund gehen muss.


    Anja Jonuleit nimmt den Fall der Isdal-Frau, die 1970 gefunden wurde und deren Identität und Todesumstände bis heute nicht geklärt sind, als Grundlage für ihren Roman. Der Schreibstil ist etwas emotionslos, lässt sich aber gut und flüssig lesen. Die Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. So können wir Evas Recherche mitverfolgen und gleichzeitig miterleben, wie es der kleinen Margarete ergangen ist.


    Es gibt Menschen, die haben zu Kriegszeiten so viel Schreckliches erlebt, dass sie nicht mehr zurückschauen wollen und schon gar nicht über Vergangenes reden wollen. Auch Evas Mutter blockt da ab. Doch Eva lässt sich nach dem Blick auf das Bild der unbekannten Frau nicht aufhalten. Sie will erfahren, wieso es diese frappierende Ähnlichkeit gibt. Dann erfährt sie, dass ihre Mutter eine Zwillingsschwester hatte, die im Krieg verloren ging. Eva reist nach Norwegen. Auch wenn es Menschen gibt, die ihre unrühmliche Vergangenheit vergessen wollen und Nachforschungen als Bedrohung betrachten, so kommt doch nach und das Familiengeheimnis ans Licht.


    Es ist eine spannende und bewegende Geschichte, die zeigt, dass die Vergangenheit auch Folgen für die nachkommenden Generationen hat.


    5ratten

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Das Geheimnis einer Familie...


    Ehrlich gesagt habe ich aufgrund der Optik zum Buch gegriffen und weil ich schon viel Positives über die Schreibe der Autorin gehört habe. Ich konnte doch nicht im Ansatz ahnen, was ich hier geboten bekomme...


    In der Geschichte geht es um die geschiedene Eva, die beim Bäckereieinkauf in der Zeitung ein Foto sieht, dass ihrer Mutter und ihr sehr ähnlich sieht. Wie kann das sein? Als sie ihre Mutter darauf anspricht und diese dicht macht, ist Evas Ergeiz geweckt und sie will dem Geheimnis auf die Spur kommen. Kann sie es lüften?


    Der Roman ist in drei Handlungsstränge untergliedert, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben. In der Gegenwart begleitet man Eva und Laurin (getrennt von einander), in der Vergangenheit Marguerite. Und während ich normalerweise die Vergangenheit oft spannender finde, so muss ich sagen, dass alle drei Stränge sehr spannend und mysteriös sind.


    Gut gefallen hat mir, dass Eva eine Figur mit Ecken und Kanten ist und kein "Eitel- Sonnenschein"- Leben führt, sondern geschieden und alleinerziehend ist. So konnte ich mich deutlich besser mit ihr identifizieren, weil sie schon einiges durch hat im Leben.


    Der Schreibstil Jonuleits ist fesselnd ohne zu überfordern. Man kann sehr gut in die Welt der Figuren abtauchen. Gut fand ich zudem, dass die Schriftart immer mal anders ist, so dass man direkt weiß bei welcher Figur man gerade ist.


    Das Schicksal von Marguerite hat mich doch sehr berührt, weil sie viel durchmacht und dennoch nicht ihr Ziel erreicht hat. Tragisch, aber so ist das Leben manchmal.


    Besonders überrascht hat mich, dass ein Nachbarort Erwähnung findet aufgrund seiner Geschichte. Zudem mochte ich, dass der Roman auf einen echten Fall basiert und nicht nur Familiengeschichte, sondern auch spannender Krimi ist, was ich so nicht erwartet hatte.


    Das gelüftete Geheimnis empfand ich als besonders. Es wird alles schlüssig aufgelöst und ist zu jeder Zeit nachvollziehbar.


    Am Ende des Buches gibt es noch diverse Fakten und Infos zum echten Fall, was ich spannend fand, denn mir war dieser bislang gänzlich unbekannt.


    Fazit: Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Von mir daher eine klare Leseempfehlung. Klasse!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

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    Anja Jonuleit: Das letzte Bild. Roman, München 2021, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN ‎978-3-423-28281-9, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 472 Seiten, Format: 15 x 3,6 x 21,6 cm, Buch: EUR 22,00 (D), EUR 22,70 (A), Kindle: EUR 16,99, auch als Hörbuch erhältlich.


    Der Fall der Isdal-Frau, der diesem Roman zugrunde liegt, ist wohl eines der größten Rätsel der norwegischen Kriminalgeschichte. Bis heute ranken sich die verschiedensten Theorien um die Unbekannte, die im November 1970 in einem einsamen Tal bei Bergen tot aufgefunden wurde, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wer war die Frau? Warum reiste sie allein durch Norwegen, unter Verwendung von acht verschiedenen Identitäten, die sich allesamt als falsch herausstellten?“ (Aus dem Pressetext des Verlags)


    Ja, ich kannte den 50 Jahre alten Fall der Isdal-Frau und habe schon allerhand Dokumentarisches und Fiktionales zu diesem Thema konsumiert. Nun hat mich interessiert, wie Anja Jonuleit, von der ich mehrere Bücher gelesen habe, diese Geschichte interpretiert. Und sie kommt auf ein paar plausibel klingende Erklärungen.


    Ein Phantombild in der Zeitung

    Darum geht’s in dem Roman: Sachbuchautorin Eva Berghoff, Mitte 40, rümpft normalerweise die Nase über die Tageszeitung, die beim Bäcker zum Verkauf ausliegt. Doch an einem Montagmorgen nimmt sie ein Exemplar mit, weil nämlich das Phantombild auf der Titelseite genauso aussieht wie sie. Es zeigt die Rekonstruktion des Gesichts einer vor 50 Jahren im norwegischen Isdal aufgefundenen und bis dato unbekannten Toten. Jetzt gibt es Hinweise darauf, dass die Frau aus Deutschland stammt.


    Warum sich dafür heute noch jemand interessiert? Weil das Leben der Isdal-Frau ebenso rätselhaft war wie ihr Ableben. Jahrelang war sie rastlos durch Europa gereist und hatte dabei verschiedene Aliasnamen verwendet. Sie hinterließ mysteriöse Aufzeichnungen und niemand hat je herausgefunden, wer sie war und welche Pläne sie verfolgte. Eine Spionin? Eine Kriminelle? Theorien gab es viele.


    Ist die Tote Evas Tante?

    Eva Berghoff, unsere Romanheldin, vermutet, dass die Isdal-Frau mit ihr verwandt ist. Eine so starke Ähnlichkeit mit ihr und ihrer Mutter in jungen Jahren kann einfach kein Zufall sein! Familiengeheimnisse gibt’s in ihrer Sippe genügend. Eine verschollene und verschwiegene Angehörige würde Eva nicht wundern.


    Nun, das lässt sich schnell klären. Eva meldet sich mit ihrer Vermutung bei der Polizei und nach einem DNS-Test ist klar, dass die Isdal-Frau tatsächlich Margarete Gruber ist.


    Das könnte das Ende der Geschichte sein, wenn Eva Berghoff nicht ausgerechnet Sachbücher über das Dritte Reich schreiben würde. Sie fragt sich jetzt, warum ihre Familie nie nach Margarete gesucht hat, wie deren Leben verlaufen ist und warum sie in einer entlegenen Gegend Norwegens ein gewaltsames Ende fand. An die damalige Theorie vom Suizid glaubt heute nämlich kein Mensch mehr. Und was hat eigentlich die Mutter der Zwillinge – ihre Großmutter Resi, über die kaum je gesprochen wurde – während des Krieges in verschiedenen europäischen Ländern gemacht?


    Eva recherchiert in Norwegen

    Eva lässt alles stehen und liegen und reist, auch wenn ihre Familie das nicht versteht, zu Recherchezwecken nach Norwegen. Hilfe erhält sie dort von einem Polizisten, einer cleveren Übersetzerin und – zunächst widerwillig – von einem Historiker, der sich fragen muss, was seine Eltern all die Jahre über den Fall wussten.


    Einen Teil der Antworten kennen wir Leser:innen bereits, denn die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Eva und von Margarete erzählt.


    Margarete sucht ihre Familie

    Margarete wächst unter dem Namen Marguerite Laurent in Frankreich auf.

    Und sie ist besessen von dem Gedanken, eines Tages ihre Herkunftsfamilie wiederzufinden. In Deutschland und Belgien sind ihre Nachforschungen erfolglos geblieben. Vielleicht hat sie auch nicht die richtigen Fragen gestellt.



    Aufgescheucht!

    Margarete ist kontaktfreudig, einfallsreich und hartnäckig - aber leider, bei aller Abgebrühtheit, in manchen Belangen erstaunlich naiv. Nicht alle Menschen, die sie im Zuge ihrer Nachforschungen ausfragt, sind begeistert davon, dass jetzt auf einmal eine Ausländerin daherkommt und ans Licht zerrt, was sie vor Jahrzehnten getan oder unterlassen haben. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf ...


    Trotz der beiden Zeitebenen weiß man als Leser:in stets, an welcher Stelle des Zeitstrahls man sich gerade befindet. Evas Handlungsstrang wird in der Vergangenheitsform erzählt, Margaretes im Präsens. Außerdem sind die beiden Teile in einer jeweils anderen Schrift gesetzt, wenngleich der Unterschied recht subtil ist.


    Sachinformationen im Anhang

    Im ausführlichen Anhang gibt es eine Menge Sachinformationen über den realen Fall der Isdal-Frau, und man denkt, ja, so ähnlich, wie Anja Jonuleit das beschreibt, könnte es durchaus gewesen sein. Die volle Wahrheit wird man wohl nie herausfinden. Aber als Roman ist die sorgfältig recherchierte Geschichte schlüssig und spannend. Nur mit Margaretes unzähligen Kontakten, denen Eva 50 Jahre später nachspürt, bin ich manchmal ins Schleudern gekommen: Wer war das jetzt? Was hatte er/sie mit Margarete zu tun? Und was war seine/ihre Agenda? Bis ich Professor Laurin Abrahamsen, der ja schon auf Seite 14 auftaucht, richtig in die Geschichte einsortiert hatte, hat es peinlich lange gedauert!


    Wahrscheinlich hat die Autorin ohnehin alles weggelassen, gekürzt und verkürzt, was nur ging. Doch eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, hat eben eine gewisse Komplexität. Das ist jetzt aber kein K.O.-Kriterium. Mir hat der Roman gut gefallen.


    Die Autorin

    Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie nahe Friedrichshafen.