Ray Bradbury. Der Lesethread

Es gibt 127 Antworten in diesem Thema, welches 13.281 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aeria.

  • Die erste Geschichte klingt ja sehr interessant obwohl ich nicht so der SciFi Fan bin. Bleibt mal im Hinterkopf

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Oh, dieser Thread macht mir gerade total Lust auf Bradbury! :herz:


    In den späten Siebzigern und frühen Achtzigern habe ich alles von ihm gelesen, das mir damals in deutscher Übersetzung in die Hände fiel: Die Marschroniken, Das Böse kommt auf leisen Sohlen, Löwenzahnwein, Die goldenen Äpfel der Sonne, Das Kind von Morgen, Fahrenheit 451, Der illustrierte Mann und vermutlich noch einiges, das mir gerade entfallen ist.


    Auf Englisch habe ich hier leider nur Something Wicked this Way Comes subben, aber morgen werde ich mir aus der Bibliothek diesen Sammelband besorgen:


    The Stories of Ray Bradbury 

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    Wir sind irre, also lesen wir!

  • The Twilight Greens, 2009


    Das ist eine kurze Erzählung über einen Golfer, der anderen - sehr merkwürdigen - Golfspielern begegnet. Ich dachte ja sofort an irgendwelche Aliens, aber nein, es handelt sich lediglich um ältere Herren, die Reißaus von zu Hause genommen haben, um in der Abenddämmerung Golf zu spielen.

    Die Geschichte an sich ist fast nichtssagend, doch Bradbury bleibt seinem schönen Erzählstil treu, daher kein kompletter Reinfall.


    The Murder, 2009


    Zwei Männer, ein Hausherr und sein Untermieter, schließen eine Wette ab. Der Hausherr, Mr Bentley, glaubt nicht, dass er je jemanden ermorden könnte. Der Untermieter, Mr Hill, ist anderer Meinung, er sagt, jeder sei unter Umständen dazu fähig. Sie wetten um ein paar Pennys, dass Mr Hill Recht behält.

    Natürlich hat Mr Bentley nicht die Absicht, jemanden umzubringen, doch seit dem Gespräch kommen ihm immer wieder Zweifel, bis er schließlich Mr Hill bittet, auszuziehen. Dieser weigert sich.

    Es kommt wie es kommen muss, am Ende steht Mr Bentley als Mörder da, auch wenn nicht klar wird, was genau passiert ist

    Diese Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialogen, die einen durch die Handlung flutschen lassen. Man kann Bentleys verwirrten Gedanken vielleicht nicht immer folgen, das ist ok. Ich glaube, Bradbury hatte viel Spaß beim Verfassen dieses Textes.


    When the Bough Breaks, 2009


    Ein Ehepaar rätselt im Schlafzimmer über ein Geräusch, das irgendwoher kommt. Es ist mitten in der Nacht. Das Geräusch klingt wie das Weinen eines kleinen Kindes. Die beiden haben aber keine Kinder, sie haben vor einiger Zeit sogar explizit besprochen, dass sie keinen Nachwuchs haben werden.

    Am Ende der Geschichte deutet der Autor an, dass sich das ändern wird.

    Der Text ist kaum vier Seiten lang und besteht aus Dialogen und einer Handvoll Beschreibungen. Wollte Bradbury eine unheimliche Kurzgeschichte schreiben? Das scheint ihm nicht gelungen zu sein, denn unheimlich ist hier gar nichts. Wohl aber etwas sehnsüchtig.


    We'll Always Have Paris, 2009


    Der Ich-Erzähler spaziert nachts durch Paris. Seine Frau ist im Hotelzimmer geblieben. Er begegnet einem jungen Mann, der ein merkwürdiges Interesse an ihm zeigt. Sie können sich nicht verständigen, denn der Ich-Erzähler spricht kein Französisch, der junge Mann kein Englisch. Aber der Erzähler folgt seinem neuen Bekannten zu einem Ort, an dem sie sich ganz zart berühren - und wieder auseinander gehen. Der Erzähler kehrt verwirrt und wie beschwipst ins Hotel zurück. Er freut sich auf die nächste Reise in diese Stadt.

    Wow, diese Geschichte hat was :blume:. Ein Hauch von Frühlingsgefühlen, Zufriedenheit und Glück, erlebt in der Stadt der Liebe.

    Bradbury mochte Paris, welche Begegnungen er dort wohl hatte?


    ***

    Aeria

  • Ma Perkins Comes To Stay, 2009


    Die erste Geschichte in dem Buch, in der etwas mysteriöses vor sich geht.


    Joe kommt nach Hause und findet dort eine ältere Dame vor, die sich Ma Perkins nennt. Seine Frau Annie erklärt ihm, dass sie Ma Perkins seit Jahren kennt, nämlich aus dem Radio. Joe glaubt erst an eine Einbildung, doch die schrullige Alte ist aus Fleisch und Blut. Nur, dass sie abends wieder im Radio verschwindet.

    Schon am nächsten Tag beginnt Joe Ma Perkins überall zu sehen und zu hören. Unter anderem taucht sie in seiner Firma auf, weil sie besser wisse, wie diese zu führen sei.


    Bin ich verrückt oder sind es die anderen? Diese Frage stell sich Joe, ohne dass er eine Antwort darauf findet. Er zieht einen Freund, der Psychiater ist, hinzu, doch dieser glaubt, Joe wolle ihn auf den Arm nehmen. Annie weigert sich, Ma Perkins der Wohnung zu verweisen. Schließlich wird Joe handgreiflich.


    So recht ist nicht klar, was hier passiert. Hat Joe Halluzinationen? Oder Annie? Oder ist Ma Perkins echt?


    Es ist der bisher längste Text im Buch, und, obwohl spannend, doch zu verwirrend. Allerdings nicht verwirrender als so manche andere Geschichte des Meisters.


    ***

    Aeria

  • "Doubles", 2009


    Bernard Trimble gerät immer außer sich, wenn er beim Tennisspiel gegen seine Frau verliert. Die beiden kommen sonst gut miteinander aus, nur beim Spielen (und Verlieren) geraten sie sich in die Haare.

    Dann kommen sie auf die Idee, zusammen gegen ein anderes Paar zu spielen und von da an sind die Wutanfälle vorbei.


    Über diese Erzählung lässt sich fast überhaupt nichts sagen, denn sie ist kaum 3 Seiten lang und es passiert wirklich wenig. Ich glaube, dass die Trimbles sich zusammenraufen, liegt nicht nur daran, dass sie nun als Team spielen, sondern dass sie den jeweils anderen mit einem Liebhaber/einer Geliebten gesehen haben.


    "Pater Caninus", 2009


    Ein Hospital, das von Mönchen geführt wird, wird immer wieder von einem Golden Retriever aufgesucht, der sich an die Betten der Kranken setzt. Die Patienten lieben den Hund und reden mit ihm. Fast sieht es so aus, als würde er ihnen die Beichte abnehmen. Natürlich sind einige Mönche davon nicht begeistert.


    Geschichten über Tiere gehen immer. Hier zeigt Bradbury, dass ein knuffiger schlauer Hund auch den miesepetrigsten Mönch zum Umdenken bringen kann. Eine ganz und gar putzige Geschichte, zum Einmal-Lesen.


    "Arrival and Departure", 2007


    Und hier kommt es, das Highlight des Buches (meiner Meinung nach).


    Mr. und Mrs. Alexander sind schon sehr alt, 72 und 70 Jahre alt. Sie haben das Haus seit zwei Jahren nicht mehr verlassen, denn immerzu war einer der beiden krank und wurde vom anderen gepflegt. Aber nun ist ein schöner sonniger Tag angebrochen, die alten Menschen fühlen sich gesund. Sie beschließen, in die Stadt zu gehen. Nachdem sie sich in einigen Läden ein paar schöne Dinge gegönnt haben und ihre Freunde wiedergesehen haben, kehren sie für ein paar Stunden nach Hause zurück. Abends wollen sie auf eine Veranstaltung gehen. Doch zuvor stellen sie fest, dass die neuen Schuhe etwas drücken, da wäre es doch toll, sie für eine Stunde auszuziehen und in die bequemen Hausschuhe zu schlüpfen. Die Krawatte sitzt auch zu eng, man könnte die ja für eine Stunde ablegen. Letztendlich sind Mr. und Mrs. Alexander wieder dort, wo sie angefangen haben, in ihrem Zuhause, in ihren abgetragenen Morgenmänteln. Als es an der Tür klingelt, tun sie so, als sei niemand daheim.


    Al-ler-liebst <3

    Kettlitz bezeichnet diese Erzählung als deprimierend, ich würde sie höchstens etwas wehmütig nennen. Die Dialoge zwischen John und Alma bringen einen zum Lächeln, die beiden sind sowas von auf einer Wellenlänge. Da kann man sich nur wünschen, mit 70 eine:n Partner:in zu haben, der:die eine:n so gut kennt wie die Alexanders einander kennen.


    Die Geschichte spielt in Green Town und es kommt ein Spaulding vor. Wem diese Namen nicht sagen, die sind aus "Löwenzahnwein".


    "Last Laughs", 2009


    Der Ich-Erzähler hat einen guten Freund, Andrew Vesalius. Dieser verschwindet plötzlich und niemand scheint zu wissen, was aus ihm geworden ist. Der Ich-Erzähler findet heraus, dass Vesalius in seinem eigenen Haus gefangen gehalten wird - von dem Sekretär. Er eilt zur Rettung.


    Äh. Ja. Was war das, bitte? Das war nicht Fisch noch Fleisch. Weder besonders spannend noch besonders amüsant. Die Erklärung, warum Vesalius denn nun von seinem Sekretär ans Bett gefesselt wurde - kann man akzeptieren. Oder zur nächsten Geschichte übergehen.


    "Pieta Summer", 2009


    Diese Kurzgeschichte könnte aus der gleichen Zeit stammen wie "Löwenzahnwein", denn sie ist sehr ähnlich geschrieben. Die Jahreszahlen neben den Geschichten sind eh nicht ganz ernst zu nehmen (behauptet Hardy Kettlitz).


    Es geht um zwei Brüder, die frühmorgens aufstehen, weil sie auf den Zirkus warten. Nachdem sie den ganzen Tag geholfen haben, den Zirkus aufzubauen (um am Ort des Geschehens zu sein), sehen sie sich begeistert die Vorstellungen an. Der Ich-Erzähler, 13 Jahre alt, ist nach der ganzen Aufregung so erschöpft, dass er buchstäblich im Gehen einschläft. Sein Vater trägt ihn den ganzen Weg nach Hause.


    Ich gebe zu, ich hatte feuchte Augen beim Lesen. Bradbury ist einfach ein Dichter, wenn es darum geht, Szenen aus der Kindheit zu beschreiben.

    <3

  • "Fly Away Home", 2009 (angeblich)


    Diese SF-Geschichte, die einzige im Buch, spielt auf dem Mars und könnte ohne weiteres zu den Mars-Chroniken gezählt werden. Sie ist genauso naiv wie jene berühmten Kurzgeschichten.


    Ein Schiff von der Erde landet auf dem Roten Planeten. Statt Entdeckerfreude stellt sich bei der Besatzung fast sofort eine tiefe Depression ein. Öder Planet, nichts los, was machen wir hier und wir wollen nach Hause, so in etwa tönt es aus allen Ecken.

    Dann kommt noch ein Schiff und bringt die Attrappe einer amerikanischen Kleinstadt mit, mit Barbier, Bar und hübschen jungen Frauen ( :rolleyes: ). Sofort schlägt die Stimmung um, jetzt fühlen sich alle wohl.


    Nur soviel: Hätte Bradbury diesen Text nie geschrieben, der Welt wäre nichts entgangen.


    "Un-pillow Talk", 2009


    Sie und er im Bett, danach. Sie bereuen den Sex, denn nun ist ihre Freundschaft dahin.

    Die beiden kennen sich schon mehrere Monate und fühlen sich sehr wohl miteinander, sie sind Freunde. Doch nun haben sie sich hinreißen lassen. Um die Freundschaft "wiederzubeleben" führen sie Gespräche über frühere Begegnungen, Bücher etc. und entfernen sich immer weiter in die Vergangenheit, weit weg von der Situation, in der sie sich jetzt befinden.

    Spoiler: So ganz klappt das nicht.


    Eine nette kleine Erzählung über eine zerstörte Freundschaft - oder den Beginn einer neuen Liebe? Sie ist weder herausragend noch unterirdisch schlecht; es ist wie ein kurzer Blick durch ein Schlüsselloch, wir sehen eine Situation und dann ist sie auch schon wieder vorbei.


    "Come Away with Me", 2009


    Das hier ist tatsächlich ein Text, der ziemlich ernst ist. Wie ist er bloß in diesem Band gelandet?


    Joseph Kirk kann nicht zusehen, wenn in seiner Nähe Unrecht geschieht. Eines Tages beobachtet er ein schwules Paar, bei dem ein Mann den anderen verbal ziemlich übel angeht. Kirk zerrt das Opfer, den jungen Mann namens Willy-Bob, praktisch in seinen Wagen und rettet ihn so vor dem aggressiven Liebhaber. Sie fahren durch die Stadt, reden. Willy-Bob kehrt letztendlich zu seinem Freund zurück, weil er ihn liebt und nicht ohne ihn leben kann. Er weiß, dass der Freund sich nicht ändern wird.


    Wenn ich ehrlich sein soll, eine Kurzgeschichte über häusliche Gewalt hätte ich von Bradbury nicht erwartet. Noch dazu eine, die so realistisch ist. Hut ab.


    ***

    Aeria

  • "Apple-core Baltimore", 2009


    Zwei Freunde besuchen das Grab eines dritten. Sie unterhalten sich über die Vergangenheit, und was locker beginnt, endet in der Erkenntnis, dass der Dritte kein Freund war, sondern - milde ausgedrückt - eine Plage. Er war ein Mobber der schlimmsten Sorte und machte seinem sogenannten besten Freund das Leben zur Hölle.


    Diese winzige Story hat mir ganz ausgezeichnet gefallen. Vor allem, weil man am Anfang nicht ahnt, wohin die Reise geht. Als dann langsam die Dinge aus der Schulzeit zur Sprache kommen, beginnt man zu verstehen. Einer der beiden Grabbesucher hat verzerrte Erinnerungen an seine Jahre mit dem "besten Freund", doch nun kommt einiges wieder hoch.

    Sehr fein!


    "The Reincarnate", 2005


    Auferstehung mal anders.

    Ein Mann, dessen Namen wir nicht erfahren, erwacht in seinem Grab. Er ist anders, der Körper fühlt sich seltsam an, aber seine Gefühle sind nach wie vor da, und er möchte zurück zu seiner Liebsten. Sein Besuch bei Kim gestaltet sich nicht ganz einfach (logo), denn sie hat ihn bereits vor einem halben Jahr beerdigt, um ihn getrauert, nun hat sie den Verlust akzeptiert und ist bereit für ein neues Leben. Auch er muss akzeptieren, dass ein Toter nicht an sein früheres Leben anknüpfen kann.


    Diese Erzählung ist in der zweiten Person Singular verfasst worden, was das Lesen zunächst schwierig macht. Man gewöhnt sich aber nach 2-3 Seiten daran. Die Geschichte ist etwas länger als der Durchschnitt in diesem Band, so dass nicht nur Zeit hat, sich an den Schreibstil zu gewöhnen, sondern auch an die Figur. Der Tote kann einem fast Leid tun, das kommt, glaube ich, auf die Stimmung beim Lesen an. Ist man gedrückter Stimmung, findet man die Geschichte sehr traurig, ist man gerade gut gelaunt, hofft man auf blutrünstige Zombies und ist enttäuscht, dass keine auftauchen 8o


    "Remembrance, Ohio", 2009


    Diese Geschichte habe ich schon beinahe wieder vergessen. Das Lesen ist schon ein paar Tage her, und sie hat mich nicht besonders beeindruckt.

    Es geht um Mann und Frau, die vor irgendjemanden auf der Flucht sind und in Erinnerungen an ihr früheres Zuhause schwelgen. Ich hatte den Eindruck, dass sie aus der Psychiatrie ausgebüxt und die Pfleger ihnen auf den Fersen sind. Vielleicht ging es auch um etwas anderes, bloß war es so unwichtig, dass es in meinem Kopf keine Spuren hinterlassen hat.

    Am Ende betreten sie ein Haus, aber dieses hat nur eine echt wirkende Fassade, dahinter ist nichts. Ein Filmset?


    Wer es gelesen hat - Hilfe! Klärt mich auf! :/

  • "If Paths Must Cross Again", 2009


    Ein Mann und eine Frau kommen ins Gespräch und stellen fest, dass sie in der gleichen Kleinstadt aufgewachsen sind. Sie erwähnen Orte, an denen sie sich aufgehalten haben, wie zum Beispiel in Mickys Diner, ohne sich je zu begegnen.

    Die Geschichte ist im Grunde ein einziges "Was wäre, wenn" und nicht weiter bemerkenswert.

    Überhaupt, die letzten Kurzgeschichten in diesem Band sind eher von der - ich will nicht das Wort öde benutzen - von der nicht-erinnerungswürdigen Sorte.


    "Miss Appletree And I", 2009


    Miss Appletree ist ein langjähriger Joke zwischen Nora und George. Wenn George etwas nicht passt, z. B. wenn ihm ein von Nora gekochtes Gericht nicht schmeckt, sagt er Sätze wie "Miss Appletree könnte das aber besser."

    Mit fünfzig wird George antriebslos und wirkt niedergeschlagen, und Nora ruft Miss Appletree auf den Plan.


    Wie ist der Schluss dieser Geschichte zu verstehen? Ist das eine Traumsequenz von George? Ist wirklich eine andere Frau aufgetaucht, die er für Miss Appletree hält?

    Wie auch schon bei einigen anderen Erzählungen frage ich mich, in welcher Stimmung Bradbury beim Schreiben wohl gewesen ist. Ungeduldig? Wollte er die Erzählung irgendwie beenden, sch..ß auf Klarheit? Oder ist es nur für mich unklar und für alle anderen Leser:innen ganz deutlich?


    "A Literary Encounter", 2009


    Marie (oder Mary?) und Charlie sind seit einem Jahr verheiratet, und Marie stellt fest, dass ihr Mann nicht mehr der ist, der er noch vor einem Jahr war. Er spricht anders, wirkt fremd. Sie hat die Ursache schnell gefunden: Charlie liest gern und viel und steigert sich so in die Bücher hinein, dass er ununterbrochen Sätze aus der jeweiligen Lektüre zitiert. Er übernimmt die Sprechweise der Figuren, ihre Manieren, was natürlich im wirklichen Leben nicht gut ankommt. Niemand redet schließlich so, wie es in den Büchern steht.

    Sie fragt ihn, was er zu Beginn ihre Beziehung gelesen habe, weil sie sich ja in sein damaliges Ich verliebt hatte. Als er sagt, es habe sich dabei um die Werke von William Saroyan gehandelt, bittet Marie ihn, künftig nur noch Saroyan zu lesen.


    Nett. Und schnell wieder vergessen.

    In meiner Ausgabe gibt es ein Nachwort des Übersetzers, Aram Oganyan. Ich habe es überflogen. Oganyan erzählt hier vom kurzen Briefwechsel zwischen ihm und Bradbury, und erwähnt ein paar Parallelen im Leben von Bradbury und Saroyan. William Saroyan war offenbar einer der Lieblingsautoren von Ray Bradbury. Ich vermute daher, dass "A Literary Encounter" eine Art Liebeserklärung sein soll. Das wertet die Erzählung natürlich etwas auf.


    "America (poem)", 2006


    Ein Gedicht, eine Seite lang. Hab ich nicht gelesen.

    8)


    Fazit des gesamten Bandes: Mit Ausnahme einiger Glanzstücke eher glanzlos.


    ***

    Aeria