Matt Cain - Das geheime Leben des Albert Entwistle

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  • Matt Cain - Das geheime Leben des Albert Entwistle


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    Broschiert: 432 Seiten

    Verlag: Ullstein Paperback (30. August 2021)

    ISBN-13: 978-3864931956

    Originaltitel: The Secret Life of Albert Entwistle

    Übersetzung: Marie Rahn

    Preis: 14,99 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Nette Story


    Inhalt:

    Seit fast fünfzig Jahren arbeitet Albert Entwistle als Briefträger in der Kleinstadt Toddington - und geht dabei allen Menschen so gut wie möglich aus dem Weg. Seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren lebt er allein mit seiner Katze. Als diese auch noch stirbt und Albert kurz vor der Zwangspensionierung steht, überdenkt er sein Leben und beschließt, es zu ändern. Er offenbart sich einigen Leuten und findet so endlich Freunde, mit deren Hilfe er schließlich nach seiner Jugendliebe George sucht.


    Meine Meinung:

    Leider konnte mich Matt Cain mit seiner Geschichte über einen soziophoben, alternden Homosexuellen nicht abholen. Aus dem Thema hätte man ein tolles, spannendes Buch machen können, doch bei Matt Cain ist nur ein seichter Wohlfühlroman herausgekommen. Innerhalb von nur drei Monaten entwickelt sich Albert unglaublich, um nicht zu sagen, unglaubwürdig schnell. Er hilft so vielen Menschen - und sie ihm. Und das alles gelingt ohne große Probleme.


    Dabei war mir Albert sehr sympathisch, ebenso wie die meisten anderen Charaktere, und ich gönnte ihm seine Erfolge von Herzen. Andererseits kam ich ihm nicht besonders nah, obwohl ich seine Gefühle und Handlungsweisen gut nachvollziehen konnte. Ich konnte mich einfach mit dem Schreibstil nicht wirklich anfreunden. Der Autor erzählt und erzählt, aber er zeigt nicht, wie es in Alberts Innerem aussieht. Zudem ist die Sprache extrem simpel, die Sätze sehr kurz und einfach gestrickt.


    Die Dramatik der Geschichte spielt sich in der Vergangenheit ab. Daher gefielen mir die Rückblicke in Alberts Jugend am besten. Diese Teile wirken authentisch und lebendig.


    Fazit:

    Ein netter Roman mit Wohlfühlcharakter, der für meinen Geschmack aber viel zu wenig Tiefgang hatte und auch mit seinem einfachen Schreibstil nicht wirklich punkten kann.


    ★★★☆☆

  • Trotz magischer Anziehungskraft (Cover, ich mag Briefkästen und englische ganz besonders... :love:) konnte mich die LP gar nicht überzeugen. Drum hab' ich's lieber gelassen, was wohl nach Deiner Rezi zu schließen, die richtige Entscheidung war :winken:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Trotz magischer Anziehungskraft (Cover, ich mag Briefkästen und englische ganz besonders... :love:) konnte mich die LP gar nicht überzeugen. Drum hab' ich's lieber gelassen, was wohl nach Deiner Rezi zu schließen, die richtige Entscheidung war :winken:

    Ich habe mich auf Cover und Kurzbeschreibung verlassen und die LP gar nicht gelesen. Sonst hätte ich es wohl auch gleich gelassen. ;)

  • ja, die Kurzbeschreibungen..... manchmal verraten sie viel zu viel, manchesmal versprechen sie viel zu viel... :schulterzuck:Ich steh' ja sehr auf "Buchrückentexte" (ausser den darunter befindlichen "Lobhudeleien" :breitgrins:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ein Wunder?


    Albert Entwistle arbeitet als Postbote in Toddington und lebt sehr zurückgezogen. Seine nächste Vertraute ist seine Katze Gracie, seine Arbeitskollegen meidet er und fühlt sich alleine am wohlsten. Als bekannt wird, dass der 64-jährige Albert in drei Monaten seinen Ruhestand antreten muss, bricht für ihn die Welt zusammen. Das Einzige, das ihm im Leben soziale Interaktion beschert, wird ihm weggenommen. Da lernt Albert die junge und alleinerziehende Mutter Nicole kennen und durch sie fasst er den Mut, sich den Menschen zu öffnen und sich auf die Suche seiner einzigen grossen Liebe zu machen. 50 Jahre lang hat Albert George nicht mehr gesehen, die Erinnerungen an ihn und ihre Liebe sind für Albert traumatisch.


    Mit der Charakterisierung der Figur Albert bin ich nicht richtig warm geworden. Albert ist zu Beginn gehemmt, schüchtern und scheut jeden Kontakt zu seinen Arbeitskollegen. Das Ganze grenzt schon fast an eine Sozialphobie. Nach 100 Seiten ist Albert plötzlich nicht wiederzuerkennen.

    Ein Wunder!

    Er plaudert mit seinen Kunden, findet in der jungen, alleinerziehenden Mutter Nicole eine gute Freundin und führt tiefschürfende Gespräche mit seinen Kollegen bei der Arbeit. An einem Fest tanzt er sogar öffentlich. Das ging mir einfach zu glatt und reibungslos. Zu Beginn hatte mich Albert überzeugt. Er lebt zurückgezogen mit seiner Katze, die Arbeit bedeutet ihm alles, darin lebt er völlig auf. Sehr schnell spürt man, dass er in der Vergangenheit einen großen Verlust erlitten hat. Dieser Verlust ist nicht nur seine einstige große Liebe, sondern war auch der Moment, in dem er sich für die weiteren 50 Lebensjahre völlig verschlossen hat.

    Albert hat immer geschwiegen, nicht gewagt sich gegen die damals gängigen Normen zu wehren und zu seiner Liebe zu stehen. Sehr traurig, unfassbar traurig hat mich das gemacht. Vor allem, da bewiesen ist, dass vor 40, 50 oder mehr Jahren es viele Männer wie Albert gab, die an ihren gleichgeschlechtlichen Gefühlen zerbrochen sind. Die ihre große Liebe verleugnen mussten, wegen ihres Rufes, dem Ansehen der Familie und wegen kleinkariertem Denken.


    Was tragisch beginnt und 50 Jahre lang ein tiefes Loch in Alberts Herzen reißt, endet mit Hoffnung für die Zukunft, in der Menschen so sein dürfen, wie sie sind. In der er sich nicht mehr verstellen muss und an die Liebe glauben darf.


    Matt Cain hat es hervorragend verstanden die vor 50 Jahren herrschenden Moralvorstellungen in die Geschichte einzuweben. Kaum zu glauben, wie Männer sich verstecken mussten, ausgegrenzt, ja sogar eingesperrt wurden, weil sie es gewagt haben gleichgeschlechtliche Gefühle zu fühlen oder zu leben.

    In den Rückblicken in Alberts Kinder und Jugendzeit erfährt man 1-1, wie ein Junge sich fühlt, wenn er nicht der damaligen Norm entsprach. Weit weniger zentral wurde auch ab und zu Rassismus, dies in der Figur von Nicole und ihrem Freund Jamie, eingeflochten. Damit trifft der Autor auch den Nerv der heutigen Zeit, sind doch die Themen Homophobie und Rassismus leider immer noch aktuell.


    4ratten

  • Innerhalb von nur drei Monaten entwickelt sicDas ist auch mein grösster Kritikpunkt!h Albert unglaublich, um nicht zu sagen, unglaubwürdig schnell.

    Das ist auch mein grösster Kritikpunkt!

  • Coming Out von Albert

    Albert ist ein Postbote, der nicht nur kurz vor der Pensionierung steht sondern auch kaum soziale Kontakte hat. Als dann seine geliebte Katze stirbt, ist dies eine Art Weckruf, nicht nur sein bisheriges Leben zu überdenken sondern auch auf den Prüfstand zu stellen und komplett zu ändern. Albert beginnt nicht nur sich seinen Mitmenschen zuzuwenden und Freundschaften zu schließen, sondern sich auch zu Outen. So ganz nebenbei begeht er sein Coming Out und beginnt so sein neues Leben. Und begibt sich auf die Such nach seiner großen Jugendliebe Georg.



    Der Autor schafft es mit einem feinfühligen Schreibstil, den Leser für das Thema Coming Out von Homosexuellen zu sensibilisieren. Allerdings muss ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass sich der Schreibstil im vorderen Teil des Buches wesentlich besser ließt als der zweite Teil des Buches. Ich denke dies könnte aber auch mit der Themenverschiebung von der Persönlichkeitsentwicklung von Albert zur Romanze zusammenhängen.



    Die Handlung lässt sich grob in zwei Handlungsstränge gliedern. Am Anfang geht es hauptsächlich um die Persönlichkeitsentwicklung von Albert und die Wandlung die er durchmacht. Und dieser Teil hat sich für mich wesentlich besser gelesen als der Rest des Buches. Im Zweiten Teil steht das die Romanze von Albert und seiner alten Jugendliebe im Vordergrund. Leider schwächelt der Roman hier und es kommt vermehrt zu Längen, was das Lesen etwas mühselig werden lässt.



    Die Hauptfigur Albert ist einfach der Sympathieträger dieses Romans. Nimmt man ihn anfangs als mürrischen, zurückgezogenen und einsamen alten Herren kennen. Man erfährt auch warum er so geworden ist. Als Leser hat man Mitleid mit ihm, weil er sein Leben fast verschenkt hat. Aber als er dann nach sein Coming Out endlich anfängt zu leben und sich den Menschen wieder zuzuwenden, ist es ganz anderer Albert den man da kennenlernt. Er ist mitfühlend, sympathisch, engagiert sich für seine Mitmenschen und fängt endlich an zu leben. Ich habe Albert ganz fest in mein Herz geschlossen.



    Fazit: Ein wirklich sehr schönes Buch über ein Coming Out und die positiven Folgen, die es für Albert mit sich bring. Bis auf wenige Längen ließt sich das Buch wunderbar. Den Hauptprotagonisten Albert schließt man sehr schnell in sein Herz und leidet und fiebert mit ihm mit. Von mir gibt es ein klare Leseempfehlung.4ratten

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