Heidi Rehn - Die letzte Schuld

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    Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Taschenbuch; 1. Edition (15. November 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Taschenbuch ‏ : ‎ 364 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3746637082

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3746637082


    Inhaltsangabe:


    München, 1946. In einer Siedlung am Nordrand der Stadt wird die Leiche einer Frau gefunden. Am Tatort begegnet Mordermittler Emil Graf ausgerechnet der jungen Reporterin Billa Löwenfeld, die mit ihrer neuen Reportage Licht ins Dunkel der Verbrechen der Nationalsozialisten bringen will. Im Zuge ihrer Recherchen macht sie den ehemaligen Blockwart der Siedlung ausfindig. Nur widerwillig räumt er ein, dass seine Frau spurlos verschwunden ist. Billa und Emil suchen nach weiteren Hinweisen und kommen einem Geheimnis auf die Spur, das sie bis in die Keller des Hauses der Kunst – Hitlers vormaligen „Kunsttempel“ – führt...


    Autoreninfo:


    Heidi Rehn, geboren 1966, studierte Germanistik und Geschichte in München. Seit vielen Jahren schreibt sie hauptberuflich. In München bietet sie literarische Spaziergänge „Auf den Spuren von …“ zu den Themen ihrer Romane an, bei denen das fiktive Geschehen eindrucksvoll mit der Historie verbunden wird. Im Aufbau Taschenbuch ist von ihr der Roman „Die Tochter des Zauberers – Erika Mann und ihre Flucht ins Leben“ sowie „Das doppelte Gesicht“, der Auftakt der Krimireihe um Emil Graf und Billa Löwenfeld erschienen. Mehr zur Autorin unter http://www.heidi-rehn.de


    Meine Meinung:


    Titel: Kunst oder Krempel?


    Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band der Emil Graf Reihe. Man kann diesen auf jeden Fall auch ohne Vorkenntnis des ersten Teils lesen, würde aber definitiv etwas verpassen.


    In der Geschichte wandeln wir wieder in München von 1946. Dieses Mal wird eine Frauenleiche gefunden, die Rätsel aufgibt. Während der Mann der Toten vor Schreck über die Nachricht zusammenzuckt, registrieren deren Kinder das Ableben der Mutter eher nüchtern. Emil kommt dies sehr komisch vor und beginnt zu ermitteln. Was steckt bloß dahinter?


    Heidi Rehn gelingt es das zerstörte München sehr bildlich darzustellen. Man hat beim Lesen das Gefühl durch die zerstörten Häuserschluchten selbst zu gehen.


    Wir treffen auf alte Bekannte, nämlich nicht nur auf Emil, sondern auch auf die liebenswerte Billa, ihre Kollegin Lydia und seinen großen Bruder Fritz. Das Wiedersehen hat mir gefallen, vor allem wie sich das zwischen Emil und Billa weiterentwickelt, ohne dabei irgendwie kitschig zu werden.


    Fritz ist zudem auch mal ein Charakter, an dem man sich emotional reiben kann, da er mit seinem Auftreten und seiner Art alles andere als liebenswert ist und dennoch bewundert man ihn.


    Ich mag den Mix aus Aufklärung des Falls und der Lebensgeschichten der Protagonisten sehr gern. Man spürt wie sich die Figuren entwickeln und der zu lösende Fall ist fesselnd.


    Da ich keinerlei Kenntnis über München habe, tappte ich ungemein lange im Dunkeln, eh mir die Erleuchtung kam worum es im zu ermittelnden Fall eigentlich geht. Das fand ich etwas schade, da ich sonst eher zu der Kategorie Leser zähle, die gern mit grübeln und analysieren wollen. Das ist aber lediglich meinem fehlenden Allgemeinwissen zu der Stadt geschuldet und hat nichts mit der Qualität der Geschichte zu tun.


    Die Autorin packt viele spannende Themen in den Roman, wie das Verhalten der Besatzer, Homosexualität und zeigt sehr deutlich wie enorm die Klassenunterschiede auch nach dem Krieg immer noch sind. Nur wer Beziehungen hat, der kommt weiter im Leben.


    Der Kriminalroman hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir mehr über München vermittelt und mich in eine spannende Zeit entführt, die nun mal zu unserer Geschichte gehört.


    Fazit: Gerade perfekt für die kalten Wintertage sich jetzt wegzuträumen und sich auch mal herrlich zu gruseln. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.


    Bewertung: 4ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Billa und Emil


    Die Reporterin Billa Löwenfeld ist mit ihrer Kollegin unterwegs, um für ihre neue Reportage zu recherchierten, als sie unverhofft dem Mordermittler Emil Graf begegnet. Eine junge Frau wurde tot aufgefunden. Warum musste sie sterben? Eigentlich will Billa zu einer ganz anderen Geschichte ihre Fragen stellen, aber irgendwie bekommt sie bei ihren Fragen auch die Antworten zu diesem Leichenfund. Unwillkürlich führt dies dazu, dass sie Emil Graf wieder näher kommt, als sie eigentlich wollte. Ihre Ermittlungen führen Billa unwillkürlich zu dem ehemaligen Blockwart der Siedlung am Nordrand der Stadt München. Erst so nach und nach gesteht dieser, dass seine Frau verschwunden ist und wie ist das Haus der Kunst mit diesem Fall verbunden? Für Billa und Emil beginnt eine spannende Suche nach den Antworten.


    Die Reporterin Billa Löwenfeld hat ihre Arbeit in München wieder aufgenommen und schon wieder trifft sie auf Emil Graf, der einen schweren Fall zu knacken hat. Auch wenn die beiden diesmal mehr oder weniger jeder für sich allein ermittelt, treffen sie doch auch wieder zusammen. Heidi Rehn erzählt eine spannende Geschichte in der Nachkriegszeit in München.


    Im Jahr 1946 sind die Auswirkungen des Krieges noch deutlich zu spüren. Die Entnazifizierung ist in vollem Gange und beschäftigt die Bevölkerung. Auch für Billa ist dies Thema allgegenwärtig. Der Tod der Frau wirft nochmals ein anders Licht auf die Szenerie und führt die Reporterin in die Welt der Kunst und damit auch in die Welt von Schmuggel und Schwarzmarkt. Vor allem der Handel mit Kunst scheint regelrecht zu blühen.


    Ausgerechnet in dem Haus der Kunst scheinen alle Fäden zusammenzulaufen. Geschickt hat es die Autorin verstanden, ihre Spuren so zu legen, dass sie nicht zu offensichtlich erscheinen. Billa und Emil ermitteln sozusagen in alle Richtungen. Gleichzeitig bekommt man einen Eindruck davon, wie das Leben damals in München gewesen ist. Die Menschen leiden unter den Nachwirkungen des Krieges, die Angst vor Repressalien von Seiten der Sieger ist groß, zudem kommt der Hunger dazu. Hunger nach Lebensmittel, aber auch Hunger nach dem Leben. Auch wenn Billa zu den Menschen gehört, die scheinbar alles haben, treibt auch sie einiges um. Mir hat gut gefallen, wie Heidi Rehn es verstanden hat, diesen Kriminalfall mit dem historischen Hintergrund dieser Zeit zu verbinden.


    Die Gefühle der Protagonisten hat sie dabei für mich glaubhaft in Szene gesetzt. Emil, der immer noch damit kämpft, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, ihnen plagen nach wie vor die Selbstvorwürfe, als Mitläufer nicht genügend Widerstand geleistet zu haben. Billa, die auf der Suche nach Antworten aus ihrer Vergangenheit ist und dabei auch auf alte Bekannte trifft. Beiden gemeinsam scheint es zu sein, dass sie eine Zukunft irgendwie noch nicht zulassen wollen. Und nicht zuletzt die Bevölkerung selbst, die ihren täglichen Kampf ums Überleben immer noch ausfechten muss. Hunger, Schmuggel und Hoffnungslosigkeit scheinen immer greifbar zu sein. Und doch zeigt auch der Werdegang gerade von Emil, dass es auch weitergehen wird.


    Fazit:


    Auch der zweite Band um Emil Graf und Billa Löwenfeld hat mir wieder gut gefallen. Ich mag diese Mischung aus historischem Roman und Krimi. Heidi Rehn versteht es, die Zeit lebendig werden zu lassen und gleichzeitig auch einen kritischen Blick auf diese Jahre zu gewähren. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden Charakteren weitergehen wird und hoffe auf einen nächsten gemeinsamen Fall.


    4ratten

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Heidi Rehn - Die letzte Schuld: Ein Fall für Emil Graf (Band 2)“ zu „Heidi Rehn - Die letzte Schuld“ geändert.
  • Die junge, bei der US-Army akkreditierten Reporterin Billa Löwenfeld recherchiert in einer Stadtrandsiedlung von München in Sachen Nazi-Verbrechen. Dann wird eine Tote aufgefunden. Es handelt sich um Gundl, die Ehefrau des ehemaligen Blockwarts der Siedlung. Am Tatort trifft Billa auch den Mordermittler Emil Graf wieder. Beide wollen herausfinden, was geschehen ist. Dabei führen auch Spuren ins Haus der Kunst.


    Dieser Roman ist der zweite Teil der Krimi-Reihe um Emil Graf. Ich habe den Vorgängerband „Das doppelte Gesicht noch nicht gelesen. Obwohl es Hinweise auf die Vorgeschichte gibt und nicht unbedingt etwas fehlt, ist es doch wohl sinnvoll, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen.


    Ich habe bereits eine ganze Reihe Roman von heidi Rehn gelesen und mag ihren wundervollen Schreibstil. Die Gegebenheiten in der Nachkriegszeit sind gut dargestellt. Während in der Innenstadt noch eine Trümmerlandschaft vorherrscht, ist am nördlichen Stadtrand nicht viel von den Kriegsauswirkungen zu sehen. Wenn es da nicht die Schlangen vor der Ausgabestelle der Lebensmittelkarten gäbe, könnte man den Krieg fast vergessen. Doch dass man nun zuvor erst einen Fragebogen mit 131 Fragen zur jüngsten Vergangenheit ausfüllen muss, um Bezugsscheine zu erhalten, sorgt für Aufregung.


    Bei den Ermittlungen gibt es Hinweise auf gefälschte Leumundszeugnisse, Kunstwerke aus mysteriösen Quellen und natürlich dem Mord. Doch welche Rolle spielen dabei der ehemalige Blockwart Ignaz und seine Frau Gundl und Korbinian, der Freund von Ignaz?


    Die Charaktere sind gut und vielschichtig dargestellt. Emil Graf wird von Joe Simon unter die Fittiche genommen und unterstützt. Dabei hat Emil wegen der Vergangenheit Schuldgefühle, die er einfach nicht ablegen kann. Er geht bei den Ermittlungen ganz andere Wege als Billa, die mit kleinen Geschenken manche Leute zum Reden bringt. Nachdem sie einige Unstimmigkeiten ausgeräumt haben, tauschen sie sich immer wieder aus. Welche Interessen verfolgt aber Fritz Graf, der Bruder von Emil, der des Öfteren bei Billa auftaucht? Aber auch Lieutenant Bob Macintosh ist ziemlich umtriebig.


    Ich war mir die ganze Zeit über nicht sicher, wohin die Ermittlungen führen würden, doch am Ende löst sich alles schlüssig auf.


    Mir hat dieser spannende Kriminalroman vor historischem Hintergrund sehr gut gefallen.


    5ratten