Rebecca Gable - Die Siedler von Catan

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 12.660 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Erendis.

  • Hallo



    [...]Normalerweise geht es immer um Geschichten, die sich in den englischen Königshäusern abspielen, aber hier ist es eine ganz andere Art von Gemeinschaft, eine, die sich erst bilden und bewähren muss und nicht so eingefahren ist wie bei Regenten und ihren jeweiligen Untertanen. Gerade deshalb gefallen mir Die Siedler so gut.


    Bei mir ist das irgendwie genau anders herum. Ich fand Die Siedler richtig langweilig und frage mich gerade wieso. Auch wenn das Buch aus der Reihe tanzt und eben kein historischer Roman ist vergleicht man es doch mit anderen Gablé-Büchern und da bin ich doch enttäuscht. Wie hier vorher schon geschrieben wurde bin auch ich nicht wirklich warm geworden mit den Hauptpersonen, aber mir scheint auch die Story etwas platter. Das ist nur mein persönlicher Eindruck, aber auf mich wirken ihre historischen Romane ausgefeilter, besser "konstruiert" und damit für mich deutlich spannender als Die Siedler.


    Seoman

  • Das ist nur mein persönlicher Eindruck, aber auf mich wirken ihre historischen Romane ausgefeilter, besser "konstruiert" und damit für mich deutlich spannender als Die Siedler.


    "Ausgefeilter" vielleicht deshalb, weil die historische Kulisse doch weiter reicht und mehr hergibt als eine Geschichte, die sich auf den relativ engen Raum einer Insel beschränkt? Mir gefiel bei den Siedlern der psychologische Blinkwinkel und das soziale Miteinander, das so ein enges Zusammenleben mit sich bringt. Ich mag solche robinsonartigen Geschichten.


  • "Ausgefeilter" vielleicht deshalb, weil die historische Kulisse doch weiter reicht und mehr hergibt als eine Geschichte, die sich auf den relativ engen Raum einer Insel beschränkt?


    Ich schwanke da gerade. Vielleicht gibt das Insel-Szenario wirklich weniger her, vielleicht kommt es mir aber auch nur weniger ausgefeilt vor, weil die Zivilisation der Siedler noch nicht allzu weit entwickelt ist bzw. selbst noch keine größere Geschichte hat. Es geht halt um eine Gruppe Menschen die auf einer Insel eine neue Zivilisation gründet, da gibt es eben nur wenig Bezüge zu älteren Generationen, nur wenig Bezüge zur Vergangenheit und eine sehr überschaubare Anzahl von Protagonisten. Also zurück zur Ausgangsfrage: ja, das Insel-Szenario gibt wohl einfach weniger her.


    Seoman

  • Kurz vorab wegen der Genre-Klärung. Ich war auch eben kurz verwirrt, als ich das Buch bei der Fantasy-Ecke gesehen habe, weil es für mich auch eher ein historischer Roman ist. Gablé hat ja versucht, die Wikiniger und ihre Gepflogenheiten relativ wie ihre Rechercheergebnisse wiederzugeben. Aber es stört mich jetzt auch nicht, es hier zu finden. Ist halt eine Ansichtssache. ;)


    Ich hab das Spiel vor allem wegen dem Brettspiel gelesen. Ich liebe das Spiel und ich mag den Spielemacher Klaus Teuber unglaublich gern. Deswegen hat mir die Illustration des ganzen Buches auch sehr gut gefallen und auch über die Zusammenarbeit von Gablé und Teuber mehr zu erfahren, fand ich sehr schön. Vor allem weil Teuber ja auch das Vorwort selbst geschrieben hat. Wirklich schön!
    Ansonsten hat das Buch jetzt nicht sooo viel vielleicht mit dem Spiel zu tun, aber es wäre auch sonst schwierig und auch überhaupt nicht spannend gewesen.


    Das Buch an sich hat mir auch wirklich gut gefallen. Ich musste mich ein wenig reinlesen, es hat mir zwar gefallen, aber gefesselt hat es mich dann erst, als sie Catan dann mal erreicht haben. Die Figuren sind schön und kontrastreich gezeichnet, die Entwicklungen nicht immer abzusehen, aber durchaus realistisch. Mit einem Ende, mit dem ich nicht gerechnet, aber zufrieden bin und einer schönen Karte im Innencover hat mir das Buch rundum gut gefallen.
    Es war mein erstes Buch von Gablé, von daher hatte ich auch keine hohen Erwartungen. ;)


    5ratten

  • Rebecca Gablé


    Die Siedler von Catan


    Die Bevölkerung von Elasund hat immer wieder unter Raubzügen zu leiden. Die feindlichen Turonländer stehlen Frauen, Vieh und Vorräte und töten Männer und Jungen. Der letzte Überfall fand kurz vor Wintereinbruch statt, und so steht den Elasundern ein Hungerwinter bevor, weil ihnen keine Zeit mehr bleibt, die gestohlenen Vorräte zu ersetzen. Es werden erste Stimmen laut, das karge Elasund zu verlassen und sich eine sicherere, bessere Heimat zu suchen. Olaf, der reichste und einflussreichste Mann von Elasund, hat auf einer seiner Seefahrten eine nur spärlich besiedelte Insel besucht, die zu erobern ihm geeignet scheint. Im Laufe des Hungerwinters kommen immer mehr Elasunder zu der Überzeugung, dass es richtig ist, alles auf eine Karte zu setzen und in See zu stechen.


    Die mehrwöchige Seereise ist voller Entbehrungen und Risiken, und nicht alle erreichen das Ziel.


    Candamir und Osmund, seit Kindesbeinen Ziehbrüder und beste Freunde, kommen in der neuen Heimat bettelarm an. Durch die optimalen Bedingungen des neuen Landes schaffen sie und auch alle anderen Siedler es in relativ kurzer Zeit, zu Wohlstand zu kommen. Aber wie schon im Brettspiel, so gibt es auch hier im Buch einen Räuber, der die Siedler immer wieder ausnimmt. Und dann kommt das verflixte 7. Jahr...


    Meine Meinung:
    Wie ich es von Gablé gewöhnt bin, ist auch dieser Roman wieder leicht und zügig lesbar. Allerdings kommt er nicht an die Waringham-Reihe ran. Das Buch hätte ruhig 100 bis 200 Seiten kürzer sein können. Außerdem sind mir die Hauptfiguren nicht ans Herz gewachsen, ihr Schicksal war mir mit einigen wenigen Ausnahmen ziemlich egal.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Bechdel-Test: :tse:


    PS: Für mich gehört der Roman in die Abteilung Historisches

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Inhalt:


    Die Bewohner des kargen und kalten Küstenortes Elasund im hohen Norden werden wieder einmal von ihren Feinden, den Turonländern heimgesucht. Wieder einmal werden Familienmitglieder getötet oder nach Turonland verschleppt, wieder einmal werden ihre Vorräte und ihr Vieh geraubt. Immer stärker wächst der Wunsch einiger der Elasunder, an einem besseren Ort neu zu beginnen. Allen voran die beiden Ziehbrüder Candamir und Osmund, die sich so sehr voneinander unterscheiden und sich doch so nahe stehen.
    Nach einem harten Winter beschließt der größte Teil der Dorfbewohner, sich auf den Weg auf die Insel Catan zu machen, die der heimliche Anführer der Reisegruppe, der reiche Kaufmann Olaf, einmal auf einer seiner zahlreichen Seefahrten gesehen haben will. Nach einer entbehrungsreichen und gefahrenvollen Reise erreichen sie tatsächlich die sagenumwobene Insel. Dort hoffen sie auf ein besseres, sorgloses Leben. Doch die Bewohner Elasunds brachten ihre eigenen zwischenmenschlichen Probleme mit auf Catan, so dass sie schließlich erkennen müssen, dass die größte Gefahr nicht von außen kam…


    Meine Meinung:


    Rebecca Gablé liefert hier einen hochspannenden Roman ab, der auf dem bekannten Spiel „Die Siedler von Catan“ basiert. Es sind sowohl historische Elemente in Form von Anleihen der Wikingervölker als auch phantastische Elemente enthalten. Die Geschichte wirkt aber jederzeit authentisch, so dass ich bei der Lektüre das Gefühl hatte, die Handlung könnte sich tatsächlich irgendwo irgendwann genauso zugetragen haben.


    Die größte Stärke des Romans liegt in der Zeichnung der Charaktere und deren Beziehungen zueinander. Da ist der ungestüme und aufbrausende, aber dennoch liebenswerte Candamir, der zwar eine Geliebte hat, sich aber dennoch nach einer richtigen Familie sehnt.
    Sein engster Freund ist Osmund, der viel zurückhaltender und sanfter ist und fast am Tod seiner geliebten Frau zerbricht. Einzig sein kleiner Sohn hält ihn am Leben und seine Sorge um ihn treibt ihn an. Die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren macht eine sehr interessante Wandlung durch, über die ich hier nicht mehr verraten will.


    Am besten gefiel mir Candamirs Sklave, der ehemalige Mönch Austin, der es aus seiner unterlegenen Position heraus doch immer wieder schafft, etwas zu bewegen und Candamir das eine oder andere Mal aus der Klemme hilft. Doch Austin ist Christ und gefährdet somit nach der Meinung einiger Bewohner Catans den alten Glauben, so dass er von einigen Leuten höchst misstrauisch beäugt wird.


    Die Geschichte hält noch viel mehr interessante Figuren bereit, von denen jeder versucht, seinen Platz in der neuen Umgebung zu finden und von denen jeder eine gewisse Entwicklung durchmacht, entweder zum Guten oder zum Schlechten – oder beides.


    Der Plot ist spannend und zuweilen vermochte ich das Buch kaum mehr aus der Hand zu legen. Die Autorin ist einfach eine meisterhafte Geschichtenerzählerin.
    Sie bedient sich einer bildhaften und lebendigen Sprache, was bei mir für ein sehr schönes Kopfkino sorgte und das Buch zu einem „Pageturner“ machte.


    Insgesamt war „Die Siedler von Catan“ für mich ein sehr schönes, spannendes Leseerlebnis, das nur ein paar kleinere Längen aufweist und seine größte Stärke in der Charakterzeichnung hat.


    4ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen