Daphne Du Maurier - Rebecca

Es gibt 75 Antworten in diesem Thema, welches 19.788 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.


  • Da war sofort so ein ungutes Gefühl da, dass sich da irgendetwas zusammenbraut und die Ich-Erzähler in etwas ziemlich Übles hinein stolpert.


    Das fehlte mir eben. Vielleicht bin ich auch einfach zu abgebrüht mittlerweile. :breitgrins:


    Übrigens, meine Aussage über die Protagonistin muss ich wohl korrigeren: Ich habe mich mal ein wenig umgehört, was diese Unterwürfigkeits-Darstellung angeht. Natürlich hatte ich nicht bedacht, dass das damals offenbar durchaus normal war und viele Frauen so "funktioniert" haben. Da hatte man natürlich völlig andere gesellschaftliche Vorstellungen und Werte als heute. Vielleicht passt das auch einfach zu wenig in mein emanzipiertes Weltbild, als dass ich da einen Zugang finden könnte. :zwinker:

  • Das fehlte mir eben. Vielleicht bin ich auch einfach zu abgebrüht mittlerweile. :breitgrins:


    Übrigens, meine Aussage über die Protagonistin muss ich wohl korrigeren: Ich habe mich mal ein wenig umgehört, was diese Unterwürfigkeits-Darstellung angeht. Natürlich hatte ich nicht bedacht, dass das damals offenbar durchaus normal war und viele Frauen so "funktioniert" haben. Da hatte man natürlich völlig andere gesellschaftliche Vorstellungen und Werte als heute. Vielleicht passt das auch einfach zu wenig in mein emanzipiertes Weltbild, als dass ich da einen Zugang finden könnte. :zwinker:


    Ich habe das Buch als Teenager gelesen. Damals hat es mich wirklich gepackt, aber seitdem habe ich es nie wieder in der Hand gehabt, von daher könnte es gut sein, dass es mich jetzt auch nicht mehr packen würde... Guter Punkt!


    Und das mit dem Frauenbild stimmt auch. Sie ist schon extrem unterwürfig und passt wirklich gar nicht in unsere heutige Zeit. Ich überlege gerade wirklich, ob ich das Buch nicht nochmal lesen sollte, um zu testen, wie es jetzt auf mich wirken würde. :gruebel:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

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    Daphne du Maurer - Rebecca
    Klappentext:
    In Monte Carlo lernt eine junge, schüchterne Frau den kultivierten und älteren Witwer Maxim de Winter kennen. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und schiebt seine Anfälle von Schwermut auf den Tod seiner Frau Rebecca, die bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist. Als er ihr binnen einer Woche einen Heiratsantrag macht, ist sie überrascht - aber überglücklich. Nach rauschenden Flitterwochen kehrt das Paar auf de Winters Herrensitz Manderley in Cornwall zurück. Während er sich wieder um die Verwaltung des Anwesens kümmert, scheint seine Liebe nachzulassen. Und die neue Mrs de Winter muss feststellen, dass ihre Vorgängerin noch im ganzen Haus auf unheimliche Weise gegenwärtig ist. Der Verzweiflung nahe, kommt sie hinter das dunkle Geheimnis von Manderley - und das ihres Mannes.


    Anmerkung zum Text: sie müssen sich länger als eine Woche gekannt haben, war doch die Dame, deren Gesellschafterin die Ich-Erzählerin war, mindestens zwei Wochen erkrankt. In dieser Zeit hat sich die Beziehung zu de Winter entwickelt.
    Außerdem würde ich die Flitterwochen nicht als "rauschend" bezeichnen - der Ausdruck hat etwas von Partyleben und das passt ganz und gar nicht. :zwinker:

    Ich war mir nicht sicher, ob ich das Buch jemals gelesen hab, aber die Hitchcock Verfilmung liebe ich, habe aber auch sie seit viele Jahren schon nicht mehr gesehen.


    Für mich gehört der erste Satz des Buches in die Reihe der "besten ersten Sätze":
    Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley."

    Mittlerweile bin ich mit dem ersten Viertel durch und denke, ich habe das Buch tatsächlich nie gelesen. Aber es fesselt mich genauso, wie es der Film getan hat.
    Die Charaktere sind so wunderbar beschrieben - ich sehe die Menschen geradezu vor mir stehen. Besonders in die Ich-Erzählerin kann ich mich besonders gut reinversetzen, war ich doch mit Anfang Zwanzig ähnlich schüchtern und unsicher.


    Wie ist es, wenn man in ein Haus kommt, indem die Vorgängerin noch so präsent ist? Ich würde mit Sicherheit ein offenes Gespräch führen wollen - Schüchternheit hin oder her.
    Auch würde ich aus dem sog Morgenzimmer die persönlichen Dinge der Vorgängerin entfernen lassen. Die haben dort nichts mehr zu suchen.
    Obwohl mir Maxim de Winter nicht unsympathisch ist, verurteile ich sehr, dass er seine junge Frau so ins offene Messer laufen lässt. Besonders ins offene Messer einer Mrs Danvers.

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    Einmal editiert, zuletzt von Kandida ()

  • Mich hat das Buch gepackt. Auch wenn ich manches Schweigen in der Ehe der de Winters merkwürdig finde - hätten sie mehr miteinander geredet, es wären weniger Missverständnisse entstanden, aber das Buch wäre auch nur halb so spannend. :zwinker:


    Das verückte ist, ich kenne eine Person in meinem Bekanntenkreis, die haargenau in das Psychogramm (kann man das sagen?) der Rebecca de Winter passt. Eine Person mit viel Charme, kann jeden um den Finger wickeln, hat aber zwei Seiten. Nett zu denen, die sie braucht, lässt eiskalt fallen, wen sie nicht mehr braucht. Es kann jeder glücklich sein, der von dieser Person als "neutral" betrachtet wird. Es ist geradezu unheimlich, wie ich Parallelen ziehen kann....

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  • Daphne du Maurier -Rebecca

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    Viel Neues kann ich über dieses Buch nicht mehr schreiben.
    Ich bin nicht sicher, ob ich es schon mal gelesen habe, wenn ja, ist es viele, viele Jahre her. Es hatte mich sofort in seinen Bann gezogen und ich habe es in wenigen Tagen gelesen - ich bin nicht unbedingt ein Schnellleser.


    Nur so viel: ich liebe dieses Buch. Es hat für mich alles, was ein spannendes Buch haben sollte. Ein Thriller ist es jedoch nicht.
    Die Ich-Erzählerin, Mrs de Winter- manchmal hätte ich sie schütteln können. Dennoch, zum Ende hin scheint sie wirklich gereift zu sein. Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht, ein Ende, wie es sich die zweite Mrs de Winter vorgestellt hätte - ein gemütliches Landleben mit Kindern auf Manderley. Aber das ist meine romantische Ader. :breitgrins:
    Aber eigentlich ist es perfekt, so wie es ist. Alles fügt sich, es kann gar nicht anders sein.

    Mrs Danvers erinnerte mich übrigens an O'Brien aus Downton Abbey. Und nachdem mir das bewusst wurde, konnte die Danvers für mich auch wirklich nicht mehr anders aussehen. :zwinker:


    Von mir bekommt dieses wunderbare Buch glatte
    5ratten

    🐌

  • Ich habe Rebecca kürzlich beendet und mir hat der Roman grundsätzlich sehr gut gefallen, gerade den Stil von Daphne du Maurier fand ich sehr zeitlos und flüssig zu lesen. Letzteres ist für mich nicht unbedingt ein Kritierium für ein gutes Buch, aber ich beschwere mich auch nicht darüber.


    Was mir aber durchaus schwer gefallen ist: die Protagonistin und ihr Verhalten. Mir ist bewusst, dass sie auch als Sinnbild für ihre Zeit steht und aufzeigt, wie Ehefrauen ihre Rolle lebten. Aber gleichzeitig ist es natürlich auch so, dass mir diese Weltsicht schon sehr fremd ist und ich mehr als einmal Schwierigkeiten mit der Passivität der Protagonistin hatte. Wobei sie am Ende dann doch etwas aus ihrer Starre erwacht und durchaus aktiv wird, das fand ich dann durchaus wieder modern. Vielleicht zeigt das auch, wie sich das damalige Frauenbild langsam verändert hat, was natürlich durch den zweiten Weltkrieg jäh gestoppt wurde, sich aber danach und in den 60ern in den bekannten Entwicklungen fortsetzte.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • tári ich kann deine Schwierigkeiten gut verstehen. Ich habe Rebecca schon lange nicht mehr gelesen und damals ist mir das nicht so stark aufgefallen. Würde ich das Buch heute nochmal lesen, wäre das wahrscheinlich anders.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Vielleicht zeigt das auch, wie sich das damalige Frauenbild langsam verändert hat, was natürlich durch den zweiten Weltkrieg jäh gestoppt wurde, sich aber danach und in den 60ern in den bekannten Entwicklungen fortsetzte.

    Hat sich aber nicht gerade im Zweiten Weltkrieg das Frauenbild verändert? Frauen taten nun Dinge, die vorher unmöglich waren. Dieses Stopp, finde ich, trat erst nach dem Krieg wieder auf, wo Frau wieder zurück sollte an den Herd.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Anne ich bin keine Expertin, aber das Frauenbild der Nazis war das der Mutter, die möglichst viele Kinder bekommen soll und die dem Mann in allem unterstellt ist. Und damit man möglichst viele Kinder bekommen kann, sollte man besser nicht berufstätig sein.

    Erst als durch den Krieg in der Aufrechterhaltung der Kriegsindustrie immer mehr Männer fehlten, waren es - auch - die Frauen, die etwa in der Rüstungsindustrie gearbeitet haben oder als KZ-Aufseherinnen. Das war aber auch keine emanzipatorische oder gar selbstbestimmte Entwicklung, sondern eine, die schlichtweg dem Krieg galt. Die Nazis haben ihre Ideologie verändert und den Frauen erlaubt, zu arbeiten um die Männer zu vertreten. Vertretung ist ja etwas temporäres.


    Ich habe aber auch mal wo gelesen, dass die absoluten Zahlen zeigen, dass das Bild der Frau, die am Fließband Munition herstellt, nicht haltbar ist, da viel weniger Frauen tatsächlich eine Beschäftigung aufgenommen haben, als das manchmal dargestellt wird. Ähnlich dem Mythos um die Trümmerfrauen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Das ist die spezifisch Deutsche Entwicklung. Das Frauen Bild in Amerika und England zb ist da schon ein andres das stãrker aufgebrochen wurde, auch weil hier Frauen teilweise anders ins Kriegsgeschehen eingebunden waren. Hier kann man aber nach dem 2 WK auch einen Bruch beobachten. Rebecca spielt nicht in der deutschen Gesellschaft und hat auch keine Autorin die sich mit dieser auskennen würde. Deshalb kann man hier den Vergleich auch nur in diesem Kontext ziehen.

  • HoldenCaulfield danke für die Erklärung!

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Meine Meinung

    tári ich kann deine Schwierigkeiten gut verstehen. Ich habe Rebecca schon lange nicht mehr gelesen und damals ist mir das nicht so stark aufgefallen. Würde ich das Buch heute nochmal lesen, wäre das wahrscheinlich anders.

    So war es auch. Die Unsicherheit der Protagonistin fand ich manchmal schwer zu ertragen. Mich hat auch irritiert, dass sie so wenig Unterstützung von Maxim bekommen hat, gerade was den Umgang mit den Dienstboten angeht. Da hat er sie ziemlich ins kalte Wasser geworfen. Auch die Szene, in der sie vor Mrs. Danvers zugeben muss, dass sie die kleine Statue zerbrochen hat, fand ich gerade aus diesem Grund schlimm. Da fand ich, dass Maxim sie fast schon vorgeführt hat. Vielleicht war das seine Art, ihr ein wenig Selbstbewußtsein beizubringen, aber damit ist er gescheitert und hat sie noch mehr verunsichert.


    Trotzdem hat mir Rebecca auch bei dieser Lektüre gut gefallen. Allerdings habe ich gemerkt, dass ich den Film schon so oft gesehen habe, dass ich ständig die Gesichter der Protagonisten und die Stimme der Erzählerin im Kopf hatte.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kirsten

    Ich höre das Buch ja gerade und mir geht es ähnlich. Ich finde vor allem das Maxim sie oft eher wie seine kleine Schwester behandelt und nicht als sei sie seine Ehefrau. Vor allem das er so gar kein Gespür dafür hat, das seine Frau sich wirklich nicht wohl fühlt. Geschweige denn das er mit ihr über das wirklich wichtige, nämlich Rebecca, auch mal spricht. Sie weiß ja nicht mal, wie sein Tagesablauf ist... Fragt dann aber sie, ob sie Gefährten sind... :autsch: Er lässt sie ständig alleine und alle behandeln sie wie ein Kind. Sie kommt mir oft vor als sei sie 14 und nicht Anfang 20...

    Die Lesung ist aber wirklich großartig und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das jemand besser machen würde. Jens Wawrczeck ist ein sehr guter Sprecher.

  • Was mir auch immer mehr auffällt, ist wie toxisch die Ehe ist. Sie macht sich eh selbst permanent schlecht und niemand erkennt an, wie schwierig ihr Situation eigentlich ist. Dieses Schweigen von allen Seiten ist unerträglich. Niemand versucht ihr mal alles zu erklären. Ich finde Maxim immer unsympathischer. Vieles von dem was passiert ist meiner Meinung eigentlich seine Schuld, weil er lieber schweigt, statt mit seiner eigenen Frau über alles zu sprechen. Ich finde er benutzt sie, um sich selbst besser zu fühlen statt das Ganze wirklich auf zu arbeiten. Und langsam fällt ihm auf, das er damit einen Fehler gemacht hat. Aber statt dann einen Richtungswechsel zu vollziehen, lässt er seine Frau ins offene Messer laufen.

    Ich hab am Wochenende mit meiner Mama über den Roman gesprochen, weil ich die Lesung so grandios finde und sie sieht das auch so. Maxim ist total passiv und erwartet viel zu viel von seiner Frau. Er sieht gar nicht, das nicht die neue Situation das Problem ist, sondern sein Verhalten.


    Ich bin mir aber auch durchaus sicher, das die Autorin auch nicht beschreiben wollte, das Maxim ach so toll ist. Ich finde man kann ihren Roman auch als Kritik an genau dieser Scheinheiligkeit lesen.

  • Ich bin mir aber auch durchaus sicher, das die Autorin auch nicht beschreiben wollte, das Maxim ach so toll ist.

    Da hast du recht. Auf den ersten Blick ist er sicherlich beeindruckend. Aber schon bei der ersten Begegnung ist er unhöflich und arrogant, auch wenn er sich später dafür fast entschuldigt (ich finde, er sagt nie wirklich, dass er einen Fehler gemacht hat). Dieses Verhalten zieht sich durch die gesamte Erzählung, auch wenn er immer wieder seine Vergangenheit als Erklärung heranzieht. Wer will, kann also durchaus sehen, wie Maxim wirklich ist.

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